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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Cultur.
des Feldbaues, und wenn man nach den Ursachen dieser Ab-
weichung frägt, so erhält man die Antwort, sie hängen von
Umständen ab (Les circonstances font les assolemens), es
giebt keine Antwort, in der sich die Unwissenheit offenbarer aus-
spricht, denn Niemand hat sich bis jetzt damit abgegeben, diese
Umstände zu erforschen.

Fragt man nach der Wirkungsweise des Düngers, so er-
hält man von den geistreichsten Männern die Antwort, sie sei
durch den Schleier der Isis verhüllt *). Man erwäge nur,
was dieß eigentlich heißt; es will nichts anders sagen, als
daß die Excremente von Thieren und Menschen ein unbegreif-
liches Etwas enthalten, was den Pflanzen zur Nahrung, zur
Vermehrung ihrer Masse dient, und diese Meinung wird ge-
faßt, ohne daß man je versucht hat, die erforschbaren Bestand-
theile des Düngers aufzusuchen, oder sich überhaupt damit be-
kannt zu machen.

Neben gleichen allgemeinen Bedingungen des Wachsthums
aller Vegetabilien, der Feuchtigkeit, des Lichtes, der Wärme
und der Bestandtheile der Atmosphäre, giebt es besondere,
welche auf die Entwickelung einzelner Familien einen ausge-
zeichneten Einfluß ausüben. Diese besonderen Bedingungen lie-
gen im Boden, oder sie werden ihnen gegeben in der Form von
Stoffen, die man mit dem allgemeinen Namen Dünger bezeichnet.

*) von Schwerz in seiner praktischen Anleitung zum Ackerbau. 1828.
Stuttgart bei Cotta, sagt vom Dünger: " " O des verwickelten gordi-
schen Knotens, den die scharfsinnigsten algebraischen Formeln wohl nimmer
lösen, selbst die pfropfenzieherförmigen Atome des Cartesius nicht zu Tage
fördern werden! Es ist nicht gut, sagt Plato, die Aufsuchung der
Dinge zu weit zu treiben. Die Naturwissenschaften finden ihre Gren-
zen, über die hinaus Isis Schleier das Geheimniß deckt, oder kann
Jemand uns das Wesen von Kraft, Leben und Bewegung enthüllen?"
(Dritter Theil. Seite 33.)

Die Cultur.
des Feldbaues, und wenn man nach den Urſachen dieſer Ab-
weichung frägt, ſo erhält man die Antwort, ſie hängen von
Umſtänden ab (Les circonstances font les assolemens), es
giebt keine Antwort, in der ſich die Unwiſſenheit offenbarer aus-
ſpricht, denn Niemand hat ſich bis jetzt damit abgegeben, dieſe
Umſtände zu erforſchen.

Fragt man nach der Wirkungsweiſe des Düngers, ſo er-
hält man von den geiſtreichſten Männern die Antwort, ſie ſei
durch den Schleier der Iſis verhüllt *). Man erwäge nur,
was dieß eigentlich heißt; es will nichts anders ſagen, als
daß die Excremente von Thieren und Menſchen ein unbegreif-
liches Etwas enthalten, was den Pflanzen zur Nahrung, zur
Vermehrung ihrer Maſſe dient, und dieſe Meinung wird ge-
faßt, ohne daß man je verſucht hat, die erforſchbaren Beſtand-
theile des Düngers aufzuſuchen, oder ſich überhaupt damit be-
kannt zu machen.

Neben gleichen allgemeinen Bedingungen des Wachsthums
aller Vegetabilien, der Feuchtigkeit, des Lichtes, der Wärme
und der Beſtandtheile der Atmoſphäre, giebt es beſondere,
welche auf die Entwickelung einzelner Familien einen ausge-
zeichneten Einfluß ausüben. Dieſe beſonderen Bedingungen lie-
gen im Boden, oder ſie werden ihnen gegeben in der Form von
Stoffen, die man mit dem allgemeinen Namen Dünger bezeichnet.

*) von Schwerz in ſeiner praktiſchen Anleitung zum Ackerbau. 1828.
Stuttgart bei Cotta, ſagt vom Dünger: » » O des verwickelten gordi-
ſchen Knotens, den die ſcharfſinnigſten algebraiſchen Formeln wohl nimmer
löſen, ſelbſt die pfropfenzieherförmigen Atome des Carteſius nicht zu Tage
fördern werden! Es iſt nicht gut, ſagt Plato, die Aufſuchung der
Dinge zu weit zu treiben. Die Naturwiſſenſchaften finden ihre Gren-
zen, über die hinaus Iſis Schleier das Geheimniß deckt, oder kann
Jemand uns das Weſen von Kraft, Leben und Bewegung enthüllen?«
(Dritter Theil. Seite 33.)
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[125/0143] Die Cultur. des Feldbaues, und wenn man nach den Urſachen dieſer Ab- weichung frägt, ſo erhält man die Antwort, ſie hängen von Umſtänden ab (Les circonstances font les assolemens), es giebt keine Antwort, in der ſich die Unwiſſenheit offenbarer aus- ſpricht, denn Niemand hat ſich bis jetzt damit abgegeben, dieſe Umſtände zu erforſchen. Fragt man nach der Wirkungsweiſe des Düngers, ſo er- hält man von den geiſtreichſten Männern die Antwort, ſie ſei durch den Schleier der Iſis verhüllt *). Man erwäge nur, was dieß eigentlich heißt; es will nichts anders ſagen, als daß die Excremente von Thieren und Menſchen ein unbegreif- liches Etwas enthalten, was den Pflanzen zur Nahrung, zur Vermehrung ihrer Maſſe dient, und dieſe Meinung wird ge- faßt, ohne daß man je verſucht hat, die erforſchbaren Beſtand- theile des Düngers aufzuſuchen, oder ſich überhaupt damit be- kannt zu machen. Neben gleichen allgemeinen Bedingungen des Wachsthums aller Vegetabilien, der Feuchtigkeit, des Lichtes, der Wärme und der Beſtandtheile der Atmoſphäre, giebt es beſondere, welche auf die Entwickelung einzelner Familien einen ausge- zeichneten Einfluß ausüben. Dieſe beſonderen Bedingungen lie- gen im Boden, oder ſie werden ihnen gegeben in der Form von Stoffen, die man mit dem allgemeinen Namen Dünger bezeichnet. *) von Schwerz in ſeiner praktiſchen Anleitung zum Ackerbau. 1828. Stuttgart bei Cotta, ſagt vom Dünger: » » O des verwickelten gordi- ſchen Knotens, den die ſcharfſinnigſten algebraiſchen Formeln wohl nimmer löſen, ſelbſt die pfropfenzieherförmigen Atome des Carteſius nicht zu Tage fördern werden! Es iſt nicht gut, ſagt Plato, die Aufſuchung der Dinge zu weit zu treiben. Die Naturwiſſenſchaften finden ihre Gren- zen, über die hinaus Iſis Schleier das Geheimniß deckt, oder kann Jemand uns das Weſen von Kraft, Leben und Bewegung enthüllen?« (Dritter Theil. Seite 33.)

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/143>, abgerufen am 21.11.2024.