Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Umsetzung der Gebilde.
terien zerlegt. Durch Zusatz von Essigsäure scheidet sich aus
diesen Auflösungen ein gelatinöser, halb durchscheinender Nie-
derschlag ab, welcher einerlei Beschaffenheit und Zusammen-
setzung zeigt, von welcher der genannten drei Thiersubstanzen
derselbe auch dargestellt werden mag.

Mulder, dem wir die Entdeckung dieses Körpers verdan-
ken, fand durch genaue und sorgfältig ausgeführte Analysen,
daß diese Substanz die nämlichen organischen Elemente, und
zwar in demselben relativen Verhältnisse enthält, wie die Thier-
stoffe, aus denen sie erhalten worden war, in der Art also,
daß, wenn man von Albumin, Fibrin und Casein die Aschen-
bestandtheile, den Schwefel und Phosphor, den sie enthalten,
abzieht, und den Rest der Bestandtheile auf 100 Theile be-
rechnet, man zu den nämlichen Zahlenverhältnissen, zu denen
die Analyse des durch Kali erhaltenen Zersetzungsproduktes
führt, gelangt 23).

Von diesem Gesichtspunkte aus lassen sich die Hauptbe-
standtheile des Blutes und der stickstoffhaltigen Nahrungsstoffe
der Thiermilch als Verbindungen von phosphorsauren und
andern Salzen, von Phosphor und Schwefel, mit einem aus
Stickstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehenden
Körper betrachten, in welchem das relative Verhältniß dieser
Elemente nicht wechselt, und dieser Körper läßt sich als An-
fangs- und Ausgangspunkt der ganzen Reihe der übrigen Thier-
gebilde ansehen, eben weil sie alle aus dem Blute erzeugt
werden.

Diese Betrachtungsweise veranlaßte Mulder, dem erwähn-

Umſetzung der Gebilde.
terien zerlegt. Durch Zuſatz von Eſſigſäure ſcheidet ſich aus
dieſen Auflöſungen ein gelatinöſer, halb durchſcheinender Nie-
derſchlag ab, welcher einerlei Beſchaffenheit und Zuſammen-
ſetzung zeigt, von welcher der genannten drei Thierſubſtanzen
derſelbe auch dargeſtellt werden mag.

Mulder, dem wir die Entdeckung dieſes Körpers verdan-
ken, fand durch genaue und ſorgfältig ausgeführte Analyſen,
daß dieſe Subſtanz die nämlichen organiſchen Elemente, und
zwar in demſelben relativen Verhältniſſe enthält, wie die Thier-
ſtoffe, aus denen ſie erhalten worden war, in der Art alſo,
daß, wenn man von Albumin, Fibrin und Caſein die Aſchen-
beſtandtheile, den Schwefel und Phosphor, den ſie enthalten,
abzieht, und den Reſt der Beſtandtheile auf 100 Theile be-
rechnet, man zu den nämlichen Zahlenverhältniſſen, zu denen
die Analyſe des durch Kali erhaltenen Zerſetzungsproduktes
führt, gelangt 23).

Von dieſem Geſichtspunkte aus laſſen ſich die Hauptbe-
ſtandtheile des Blutes und der ſtickſtoffhaltigen Nahrungsſtoffe
der Thiermilch als Verbindungen von phosphorſauren und
andern Salzen, von Phosphor und Schwefel, mit einem aus
Stickſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff beſtehenden
Körper betrachten, in welchem das relative Verhältniß dieſer
Elemente nicht wechſelt, und dieſer Körper läßt ſich als An-
fangs- und Ausgangspunkt der ganzen Reihe der übrigen Thier-
gebilde anſehen, eben weil ſie alle aus dem Blute erzeugt
werden.

Dieſe Betrachtungsweiſe veranlaßte Mulder, dem erwähn-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="107"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Um&#x017F;etzung der Gebilde.</hi></fw><lb/>
terien zerlegt. Durch Zu&#x017F;atz von E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;äure &#x017F;cheidet &#x017F;ich aus<lb/>
die&#x017F;en Auflö&#x017F;ungen ein gelatinö&#x017F;er, halb durch&#x017F;cheinender Nie-<lb/>
der&#x017F;chlag ab, welcher einerlei Be&#x017F;chaffenheit und Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzung zeigt, von welcher der genannten drei Thier&#x017F;ub&#x017F;tanzen<lb/>
der&#x017F;elbe auch darge&#x017F;tellt werden mag.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Mulder</hi>, dem wir die Entdeckung die&#x017F;es Körpers verdan-<lb/>
ken, fand durch genaue und &#x017F;orgfältig ausgeführte Analy&#x017F;en,<lb/>
daß die&#x017F;e Sub&#x017F;tanz die nämlichen organi&#x017F;chen Elemente, und<lb/>
zwar in dem&#x017F;elben relativen Verhältni&#x017F;&#x017F;e enthält, wie die Thier-<lb/>
&#x017F;toffe, aus denen &#x017F;ie erhalten worden war, in der Art al&#x017F;o,<lb/>
daß, wenn man von Albumin, Fibrin und Ca&#x017F;ein die A&#x017F;chen-<lb/>
be&#x017F;tandtheile, den Schwefel und Phosphor, den &#x017F;ie enthalten,<lb/>
abzieht, und den Re&#x017F;t der Be&#x017F;tandtheile auf 100 Theile be-<lb/>
rechnet, man zu den nämlichen Zahlenverhältni&#x017F;&#x017F;en, zu denen<lb/>
die Analy&#x017F;e des durch Kali erhaltenen Zer&#x017F;etzungsproduktes<lb/>
führt, gelangt <hi rendition="#sup">23</hi>).</p><lb/>
          <p>Von die&#x017F;em Ge&#x017F;ichtspunkte aus la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die Hauptbe-<lb/>
&#x017F;tandtheile des Blutes und der &#x017F;tick&#x017F;toffhaltigen Nahrungs&#x017F;toffe<lb/>
der Thiermilch als Verbindungen von phosphor&#x017F;auren und<lb/>
andern Salzen, von Phosphor und Schwefel, mit einem aus<lb/>
Stick&#x017F;toff, Kohlen&#x017F;toff, Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff und Sauer&#x017F;toff be&#x017F;tehenden<lb/>
Körper betrachten, in welchem das relative Verhältniß die&#x017F;er<lb/>
Elemente nicht wech&#x017F;elt, und die&#x017F;er Körper läßt &#x017F;ich als An-<lb/>
fangs- und Ausgangspunkt der ganzen Reihe der übrigen Thier-<lb/>
gebilde an&#x017F;ehen, eben weil &#x017F;ie alle aus dem Blute erzeugt<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Betrachtungswei&#x017F;e veranlaßte <hi rendition="#g">Mulder</hi>, dem erwähn-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0131] Umſetzung der Gebilde. terien zerlegt. Durch Zuſatz von Eſſigſäure ſcheidet ſich aus dieſen Auflöſungen ein gelatinöſer, halb durchſcheinender Nie- derſchlag ab, welcher einerlei Beſchaffenheit und Zuſammen- ſetzung zeigt, von welcher der genannten drei Thierſubſtanzen derſelbe auch dargeſtellt werden mag. Mulder, dem wir die Entdeckung dieſes Körpers verdan- ken, fand durch genaue und ſorgfältig ausgeführte Analyſen, daß dieſe Subſtanz die nämlichen organiſchen Elemente, und zwar in demſelben relativen Verhältniſſe enthält, wie die Thier- ſtoffe, aus denen ſie erhalten worden war, in der Art alſo, daß, wenn man von Albumin, Fibrin und Caſein die Aſchen- beſtandtheile, den Schwefel und Phosphor, den ſie enthalten, abzieht, und den Reſt der Beſtandtheile auf 100 Theile be- rechnet, man zu den nämlichen Zahlenverhältniſſen, zu denen die Analyſe des durch Kali erhaltenen Zerſetzungsproduktes führt, gelangt 23). Von dieſem Geſichtspunkte aus laſſen ſich die Hauptbe- ſtandtheile des Blutes und der ſtickſtoffhaltigen Nahrungsſtoffe der Thiermilch als Verbindungen von phosphorſauren und andern Salzen, von Phosphor und Schwefel, mit einem aus Stickſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff beſtehenden Körper betrachten, in welchem das relative Verhältniß dieſer Elemente nicht wechſelt, und dieſer Körper läßt ſich als An- fangs- und Ausgangspunkt der ganzen Reihe der übrigen Thier- gebilde anſehen, eben weil ſie alle aus dem Blute erzeugt werden. Dieſe Betrachtungsweiſe veranlaßte Mulder, dem erwähn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/131
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/131>, abgerufen am 24.11.2024.