Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Umsetzung der Gebilde. mittel in zwei Klassen, in stickstoffhaltige und in stickstofffreie.Vor allen ausgezeichnet durch ihre medizinischen Wirkungen auf den Organismus sind die stickstoffhaltigen Pflanzenstoffe, de- ren Zusammensetzung von den eigentlichen, stickstoffhaltigen Nahrungsstoffen, welche der Organismus der Pflanze eben- falls erzeugt, abweicht. Die Arzneiwirkungen dieser Materien sind außerordent- Bis auf drei Verbindungen, bringen alle diese Materien Kein stickstofffreies Arzneimittel übt in gleichen Gaben 85. Die arzneiliche oder giftige Wirkung der stickstoffhalti- Das Solanin 38), das Picrotoxin 39), welche die geringste *) Diese Betrachtung oder Vergleichung hat zu einer neuen und ge-
naueren Untersuchung des Picrotoxins geführt und Herr Francis hat einen bis jetzt übersehenen Stickstoffgehalt darin unzweifelhaft darge- than und seine Menge bestimmt. Umſetzung der Gebilde. mittel in zwei Klaſſen, in ſtickſtoffhaltige und in ſtickſtofffreie.Vor allen ausgezeichnet durch ihre mediziniſchen Wirkungen auf den Organismus ſind die ſtickſtoffhaltigen Pflanzenſtoffe, de- ren Zuſammenſetzung von den eigentlichen, ſtickſtoffhaltigen Nahrungsſtoffen, welche der Organismus der Pflanze eben- falls erzeugt, abweicht. Die Arzneiwirkungen dieſer Materien ſind außerordent- Bis auf drei Verbindungen, bringen alle dieſe Materien Kein ſtickſtofffreies Arzneimittel übt in gleichen Gaben 85. Die arzneiliche oder giftige Wirkung der ſtickſtoffhalti- Das Solanin 38), das Picrotoxin 39), welche die geringſte *) Dieſe Betrachtung oder Vergleichung hat zu einer neuen und ge-
naueren Unterſuchung des Picrotoxins geführt und Herr Francis hat einen bis jetzt überſehenen Stickſtoffgehalt darin unzweifelhaft darge- than und ſeine Menge beſtimmt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0205" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Umſetzung der Gebilde</hi>.</fw><lb/> mittel in zwei Klaſſen, in ſtickſtoffhaltige und in ſtickſtofffreie.<lb/> Vor allen ausgezeichnet durch ihre mediziniſchen Wirkungen auf<lb/> den Organismus ſind die ſtickſtoffhaltigen Pflanzenſtoffe, de-<lb/> ren Zuſammenſetzung von den eigentlichen, ſtickſtoffhaltigen<lb/> Nahrungsſtoffen, welche der Organismus der Pflanze eben-<lb/> falls erzeugt, abweicht.</p><lb/> <p>Die Arzneiwirkungen dieſer Materien ſind außerordent-<lb/> lich verſchieden; von der mildeſten Form der Wirkung der<lb/> Aloe bis zum furchtbarſten Gifte, dem Strychnin, beobach-<lb/> ten wir Unterſchiede der mannigfaltigſten Art.</p><lb/> <p>Bis auf drei Verbindungen, bringen alle dieſe Materien<lb/> im geſunden Organismus Krankheitszuſtände hervor und<lb/> wirken in gewiſſen Gaben giftig, die meiſten beſitzen den<lb/> chemiſchen Character der Baſen.</p><lb/> <p>Kein ſtickſtofffreies Arzneimittel übt in gleichen Gaben<lb/> eine giftige Wirkung aus <note place="foot" n="*)">Dieſe Betrachtung oder Vergleichung hat zu einer neuen und ge-<lb/> naueren Unterſuchung des Picrotoxins geführt und Herr <hi rendition="#g">Francis</hi> hat<lb/> einen bis jetzt überſehenen Stickſtoffgehalt darin unzweifelhaft darge-<lb/> than und ſeine Menge beſtimmt.</note>.</p><lb/> <p>85. Die arzneiliche oder giftige Wirkung der ſtickſtoffhalti-<lb/> gen Pflanzenſtoffe ſteht mit ihrer Zuſammenſetzung in einer<lb/> beſtimmten Beziehung, ſie kann nicht unabhängig von ihrem<lb/> Stickſtoffgehalte gedacht werden, allein ſie ſteht keineswegs<lb/> in directem Zuſammenhang mit dieſem Stickſtoffgehalte.</p><lb/> <p>Das Solanin <hi rendition="#sup">38</hi>), das Picrotoxin <hi rendition="#sup">39</hi>), welche die geringſte<lb/> Stickſtoffmenge enthalten, ſind ſtarke Gifte, Chinin <hi rendition="#sup">40</hi>) enthält<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0205]
Umſetzung der Gebilde.
mittel in zwei Klaſſen, in ſtickſtoffhaltige und in ſtickſtofffreie.
Vor allen ausgezeichnet durch ihre mediziniſchen Wirkungen auf
den Organismus ſind die ſtickſtoffhaltigen Pflanzenſtoffe, de-
ren Zuſammenſetzung von den eigentlichen, ſtickſtoffhaltigen
Nahrungsſtoffen, welche der Organismus der Pflanze eben-
falls erzeugt, abweicht.
Die Arzneiwirkungen dieſer Materien ſind außerordent-
lich verſchieden; von der mildeſten Form der Wirkung der
Aloe bis zum furchtbarſten Gifte, dem Strychnin, beobach-
ten wir Unterſchiede der mannigfaltigſten Art.
Bis auf drei Verbindungen, bringen alle dieſe Materien
im geſunden Organismus Krankheitszuſtände hervor und
wirken in gewiſſen Gaben giftig, die meiſten beſitzen den
chemiſchen Character der Baſen.
Kein ſtickſtofffreies Arzneimittel übt in gleichen Gaben
eine giftige Wirkung aus *).
85. Die arzneiliche oder giftige Wirkung der ſtickſtoffhalti-
gen Pflanzenſtoffe ſteht mit ihrer Zuſammenſetzung in einer
beſtimmten Beziehung, ſie kann nicht unabhängig von ihrem
Stickſtoffgehalte gedacht werden, allein ſie ſteht keineswegs
in directem Zuſammenhang mit dieſem Stickſtoffgehalte.
Das Solanin 38), das Picrotoxin 39), welche die geringſte
Stickſtoffmenge enthalten, ſind ſtarke Gifte, Chinin 40) enthält
*) Dieſe Betrachtung oder Vergleichung hat zu einer neuen und ge-
naueren Unterſuchung des Picrotoxins geführt und Herr Francis hat
einen bis jetzt überſehenen Stickſtoffgehalt darin unzweifelhaft darge-
than und ſeine Menge beſtimmt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |