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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Der chemische Proceß der
mehr Stickstoff wie Morphin 41); Caffein 42) und Theobromin 43),
die stickstoffreichsten Pflanzenstoffe, die man kennt, sind nicht
giftig.

86. Ein stickstoffhaltiger Körper, der durch seine Elemente
auf die Bildung oder die Qualität eines Secretes eine Wir-
kung äußert, muß in Beziehung auf seinen chemischen Cha-
racter die Rolle übernehmen können, welche die stickstoff-
haltigen Producte des Thierkörpers in der Bildung der
Galle spielen, die Rolle also eines Productes des Le-
bensprocesses. Ein stickstofffreies Arzneimittel, insofern seine
Wirkung sich in den Secreten äußert, muß in dem Thier-
körper dieselbe Rolle spielen können, die wir den stickstoff-
freien Nahrungsstoffen zugeschrieben haben.

Wenn wir uns also denken, daß die Elemente der Hip-
pur- oder Harnsäure von den Trägern der Lebensthätigkeit
stammen, daß sie als Producte ihrer Umsetzung den Charac-
ter des Lebens, aber keineswegs die Fähigkeit verlieren, Ver-
änderungen durch den eingeathmeten Sauerstoff oder durch
die Einwirkung der Secretionsapparate zu erleiden, so läßt
sich kaum ein Zweifel hegen, daß Stickstoffverbindungen ähn-
licher Art, Producte des Lebensprocesses der Pflanzen, in
den Thierkörper gebracht, wenn sie sich zu gleichen Zwecken
eignen, ganz auf die nämliche Weise von dem Thierorganis-
mus verwendet werden können, wie die stickstoffhaltigen Pro-
ducte der Metamorphosen der Thiergebilde selbst; und wenn
Hippur- oder Harnsäure oder eins ihrer Elemente Antheil
z. B. zu nehmen vermögen an der Bildung und Erzeugung

Der chemiſche Proceß der
mehr Stickſtoff wie Morphin 41); Caffein 42) und Theobromin 43),
die ſtickſtoffreichſten Pflanzenſtoffe, die man kennt, ſind nicht
giftig.

86. Ein ſtickſtoffhaltiger Körper, der durch ſeine Elemente
auf die Bildung oder die Qualität eines Secretes eine Wir-
kung äußert, muß in Beziehung auf ſeinen chemiſchen Cha-
racter die Rolle übernehmen können, welche die ſtickſtoff-
haltigen Producte des Thierkörpers in der Bildung der
Galle ſpielen, die Rolle alſo eines Productes des Le-
bensproceſſes. Ein ſtickſtofffreies Arzneimittel, inſofern ſeine
Wirkung ſich in den Secreten äußert, muß in dem Thier-
körper dieſelbe Rolle ſpielen können, die wir den ſtickſtoff-
freien Nahrungsſtoffen zugeſchrieben haben.

Wenn wir uns alſo denken, daß die Elemente der Hip-
pur- oder Harnſäure von den Trägern der Lebensthätigkeit
ſtammen, daß ſie als Producte ihrer Umſetzung den Charac-
ter des Lebens, aber keineswegs die Fähigkeit verlieren, Ver-
änderungen durch den eingeathmeten Sauerſtoff oder durch
die Einwirkung der Secretionsapparate zu erleiden, ſo läßt
ſich kaum ein Zweifel hegen, daß Stickſtoffverbindungen ähn-
licher Art, Producte des Lebensproceſſes der Pflanzen, in
den Thierkörper gebracht, wenn ſie ſich zu gleichen Zwecken
eignen, ganz auf die nämliche Weiſe von dem Thierorganis-
mus verwendet werden können, wie die ſtickſtoffhaltigen Pro-
ducte der Metamorphoſen der Thiergebilde ſelbſt; und wenn
Hippur- oder Harnſäure oder eins ihrer Elemente Antheil
z. B. zu nehmen vermögen an der Bildung und Erzeugung

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[182/0206] Der chemiſche Proceß der mehr Stickſtoff wie Morphin 41); Caffein 42) und Theobromin 43), die ſtickſtoffreichſten Pflanzenſtoffe, die man kennt, ſind nicht giftig. 86. Ein ſtickſtoffhaltiger Körper, der durch ſeine Elemente auf die Bildung oder die Qualität eines Secretes eine Wir- kung äußert, muß in Beziehung auf ſeinen chemiſchen Cha- racter die Rolle übernehmen können, welche die ſtickſtoff- haltigen Producte des Thierkörpers in der Bildung der Galle ſpielen, die Rolle alſo eines Productes des Le- bensproceſſes. Ein ſtickſtofffreies Arzneimittel, inſofern ſeine Wirkung ſich in den Secreten äußert, muß in dem Thier- körper dieſelbe Rolle ſpielen können, die wir den ſtickſtoff- freien Nahrungsſtoffen zugeſchrieben haben. Wenn wir uns alſo denken, daß die Elemente der Hip- pur- oder Harnſäure von den Trägern der Lebensthätigkeit ſtammen, daß ſie als Producte ihrer Umſetzung den Charac- ter des Lebens, aber keineswegs die Fähigkeit verlieren, Ver- änderungen durch den eingeathmeten Sauerſtoff oder durch die Einwirkung der Secretionsapparate zu erleiden, ſo läßt ſich kaum ein Zweifel hegen, daß Stickſtoffverbindungen ähn- licher Art, Producte des Lebensproceſſes der Pflanzen, in den Thierkörper gebracht, wenn ſie ſich zu gleichen Zwecken eignen, ganz auf die nämliche Weiſe von dem Thierorganis- mus verwendet werden können, wie die ſtickſtoffhaltigen Pro- ducte der Metamorphoſen der Thiergebilde ſelbſt; und wenn Hippur- oder Harnſäure oder eins ihrer Elemente Antheil z. B. zu nehmen vermögen an der Bildung und Erzeugung

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/206>, abgerufen am 21.11.2024.