Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Umsetzung der Gebilde. welche den Proteinverbindungen durchaus unähnlich sind, eineihrer Zusammensetzung entsprechende Verwendung finden, so werden wir daraus schließen dürfen, daß ein anderes, dem Protein ebenfalls unähnliches, aber einem Bestandtheil des Thierkörpers ähnliches Product des Pflanzenlebens in dem Organismus des Thieres eine ähnliche Verwendung findet, wie das Product, welches durch die vitale Thätig- keit seiner Organe ursprünglich ebenfalls aus einer Pflanzen- substanz erzeugt worden ist. Die Zeit ist noch nicht lange vorübergegangen, wo man 94. Es wäre völlig zwecklos, diesen Schlüssen eine Umſetzung der Gebilde. welche den Proteinverbindungen durchaus unähnlich ſind, eineihrer Zuſammenſetzung entſprechende Verwendung finden, ſo werden wir daraus ſchließen dürfen, daß ein anderes, dem Protein ebenfalls unähnliches, aber einem Beſtandtheil des Thierkörpers ähnliches Product des Pflanzenlebens in dem Organismus des Thieres eine ähnliche Verwendung findet, wie das Product, welches durch die vitale Thätig- keit ſeiner Organe urſprünglich ebenfalls aus einer Pflanzen- ſubſtanz erzeugt worden iſt. Die Zeit iſt noch nicht lange vorübergegangen, wo man 94. Es wäre völlig zwecklos, dieſen Schlüſſen eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0215" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Umſetzung der Gebilde</hi>.</fw><lb/> welche den Proteinverbindungen durchaus unähnlich ſind, eine<lb/> ihrer Zuſammenſetzung entſprechende Verwendung finden,<lb/> ſo werden wir daraus ſchließen dürfen, daß ein anderes,<lb/> dem Protein ebenfalls unähnliches, aber einem Beſtandtheil<lb/> des Thierkörpers ähnliches Product des Pflanzenlebens in<lb/> dem Organismus des Thieres eine ähnliche Verwendung<lb/> findet, wie das Product, welches durch die vitale Thätig-<lb/> keit ſeiner Organe urſprünglich ebenfalls aus einer Pflanzen-<lb/> ſubſtanz erzeugt worden iſt.</p><lb/> <p>Die Zeit iſt noch nicht lange vorübergegangen, wo man<lb/> über die Urſache der verſchiedenartigen Wirkungen des Opiums<lb/> nicht die allergeringſte Vorſtellung hatte, wo die Wirkung<lb/> der Chinarinde in ein unbegreifliches Dunkel gehüllt ſchien.<lb/> Jetzt, wo man weiß, daß ſie kriſtalliſirbaren, chemiſchen Ver-<lb/> bindungen angehört, welche in ihrer Zuſammenſetzung ebenſo<lb/> verſchieden ſind, wie ſie in ihrer Wirkung auf den Organis-<lb/> mus von einander abweichen, jetzt alſo, wo man die Stoffe<lb/> kennt, denen die arzneiliche oder giftige Wirkung zukommt,<lb/> kann nur der Unverſtand ihren Antheil an dem Lebenspro-<lb/> ceß für unerforſchbar halten; ſie deshalb, wie Manche ge-<lb/> than haben, für unerforſchbar erklären, weil ſie in kleinen<lb/> Gaben wirken, iſt eben ſo ungereimt, wie wenn man die<lb/> Schärfe eines Raſirmeſſers beurtheilen wollte nach ſeinem<lb/> Gewichte.</p><lb/> <p>94. Es wäre völlig zwecklos, dieſen Schlüſſen eine<lb/> größere Ausdehnung zu geben, ſie verdienen, ſo hypothe-<lb/> tiſch ſie ſich auch darſtellen mögen, nur in ſo fern Beachtung,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0215]
Umſetzung der Gebilde.
welche den Proteinverbindungen durchaus unähnlich ſind, eine
ihrer Zuſammenſetzung entſprechende Verwendung finden,
ſo werden wir daraus ſchließen dürfen, daß ein anderes,
dem Protein ebenfalls unähnliches, aber einem Beſtandtheil
des Thierkörpers ähnliches Product des Pflanzenlebens in
dem Organismus des Thieres eine ähnliche Verwendung
findet, wie das Product, welches durch die vitale Thätig-
keit ſeiner Organe urſprünglich ebenfalls aus einer Pflanzen-
ſubſtanz erzeugt worden iſt.
Die Zeit iſt noch nicht lange vorübergegangen, wo man
über die Urſache der verſchiedenartigen Wirkungen des Opiums
nicht die allergeringſte Vorſtellung hatte, wo die Wirkung
der Chinarinde in ein unbegreifliches Dunkel gehüllt ſchien.
Jetzt, wo man weiß, daß ſie kriſtalliſirbaren, chemiſchen Ver-
bindungen angehört, welche in ihrer Zuſammenſetzung ebenſo
verſchieden ſind, wie ſie in ihrer Wirkung auf den Organis-
mus von einander abweichen, jetzt alſo, wo man die Stoffe
kennt, denen die arzneiliche oder giftige Wirkung zukommt,
kann nur der Unverſtand ihren Antheil an dem Lebenspro-
ceß für unerforſchbar halten; ſie deshalb, wie Manche ge-
than haben, für unerforſchbar erklären, weil ſie in kleinen
Gaben wirken, iſt eben ſo ungereimt, wie wenn man die
Schärfe eines Raſirmeſſers beurtheilen wollte nach ſeinem
Gewichte.
94. Es wäre völlig zwecklos, dieſen Schlüſſen eine
größere Ausdehnung zu geben, ſie verdienen, ſo hypothe-
tiſch ſie ſich auch darſtellen mögen, nur in ſo fern Beachtung,
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