Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

im Thierorganismus.
cesse keinen Antheil nehmen, kann es keinem Zweifel unter-
liegen, daß sie in dem Respirationsproceß eine Rolle über-
nehmen.

Die Eisenverbindung in den Blutkörperchen verhält sich
wie eine Sauerstoffverbindung, denn durch Schwefelwasser-
stoff wird sie ganz auf dieselbe Weise zerlegt, wie die Eisen-
oxyde oder die ihnen ähnlichen Eisenverbindungen. Durch
verdünnte Mineralsäuren läßt sich aus frischem oder getrockne-
tem Blutroth Eisenoxyd, bei gewöhnlicher Temperatur ausziehen.

Das Verhalten der Eisenverbindungen giebt vielleicht
Aufschluß über die Rolle, welche das Eisen in dem Respira-
tionsprocesse spielt; kein einziges Metall kann in Beziehung
auf merkwürdige Eigenschaften mit den Eisenverbindungen
verglichen werden.

Die Eisenoxydulverbindungen besitzen das Vermögen an-
deren Sauerstoffverbindungen Sauerstoff zu entziehen; die Ei-
senoxydverbindungen geben Sauerstoff unter anderen Bedin-
gungen mit der allergrößten Leichtigkeit wieder ab.

Eisenoxydhydrat in Berührung mit schwefelfreien organi-
schen Materien verwandelt sich in kohlensaures Eisenoxydul.

Kohlensaures Eisenoxydul in Berührung mit Wasser und
Sauerstoff wird zersetzt, alle Kohlensäure, die es enthält,
entweicht; durch Aufnahme von Sauerstoff verwandelt es sich
in Eisenoxydhydrat, was durch reducirende Materien wieder
zurückführbar ist in eine Eisenoxydulverbindung.

Aber nicht bloß die Sauerstoffverbindungen des Eisens,
sondern auch die Cyanverbindungen zeigen ein ähnliches Ver-

18*

im Thierorganismus.
ceſſe keinen Antheil nehmen, kann es keinem Zweifel unter-
liegen, daß ſie in dem Reſpirationsproceß eine Rolle über-
nehmen.

Die Eiſenverbindung in den Blutkörperchen verhält ſich
wie eine Sauerſtoffverbindung, denn durch Schwefelwaſſer-
ſtoff wird ſie ganz auf dieſelbe Weiſe zerlegt, wie die Eiſen-
oxyde oder die ihnen ähnlichen Eiſenverbindungen. Durch
verdünnte Mineralſäuren läßt ſich aus friſchem oder getrockne-
tem Blutroth Eiſenoxyd, bei gewöhnlicher Temperatur ausziehen.

Das Verhalten der Eiſenverbindungen giebt vielleicht
Aufſchluß über die Rolle, welche das Eiſen in dem Reſpira-
tionsproceſſe ſpielt; kein einziges Metall kann in Beziehung
auf merkwürdige Eigenſchaften mit den Eiſenverbindungen
verglichen werden.

Die Eiſenoxydulverbindungen beſitzen das Vermögen an-
deren Sauerſtoffverbindungen Sauerſtoff zu entziehen; die Ei-
ſenoxydverbindungen geben Sauerſtoff unter anderen Bedin-
gungen mit der allergrößten Leichtigkeit wieder ab.

Eiſenoxydhydrat in Berührung mit ſchwefelfreien organi-
ſchen Materien verwandelt ſich in kohlenſaures Eiſenoxydul.

Kohlenſaures Eiſenoxydul in Berührung mit Waſſer und
Sauerſtoff wird zerſetzt, alle Kohlenſäure, die es enthält,
entweicht; durch Aufnahme von Sauerſtoff verwandelt es ſich
in Eiſenoxydhydrat, was durch reducirende Materien wieder
zurückführbar iſt in eine Eiſenoxydulverbindung.

Aber nicht bloß die Sauerſtoffverbindungen des Eiſens,
ſondern auch die Cyanverbindungen zeigen ein ähnliches Ver-

18*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0299" n="275"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">im Thierorganismus</hi>.</fw><lb/>
ce&#x017F;&#x017F;e keinen Antheil nehmen, kann es keinem Zweifel unter-<lb/>
liegen, daß &#x017F;ie in dem Re&#x017F;pirationsproceß eine Rolle über-<lb/>
nehmen.</p><lb/>
            <p>Die Ei&#x017F;enverbindung in den Blutkörperchen verhält &#x017F;ich<lb/>
wie eine Sauer&#x017F;toffverbindung, denn durch Schwefelwa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;toff wird &#x017F;ie ganz auf die&#x017F;elbe Wei&#x017F;e zerlegt, wie die Ei&#x017F;en-<lb/>
oxyde oder die ihnen ähnlichen Ei&#x017F;enverbindungen. Durch<lb/>
verdünnte Mineral&#x017F;äuren läßt &#x017F;ich aus fri&#x017F;chem oder getrockne-<lb/>
tem Blutroth Ei&#x017F;enoxyd, bei gewöhnlicher Temperatur ausziehen.</p><lb/>
            <p>Das Verhalten der Ei&#x017F;enverbindungen giebt vielleicht<lb/>
Auf&#x017F;chluß über die Rolle, welche das Ei&#x017F;en in dem Re&#x017F;pira-<lb/>
tionsproce&#x017F;&#x017F;e &#x017F;pielt; kein einziges Metall kann in Beziehung<lb/>
auf merkwürdige Eigen&#x017F;chaften mit den Ei&#x017F;enverbindungen<lb/>
verglichen werden.</p><lb/>
            <p>Die Ei&#x017F;enoxydulverbindungen be&#x017F;itzen das Vermögen an-<lb/>
deren Sauer&#x017F;toffverbindungen Sauer&#x017F;toff zu entziehen; die Ei-<lb/>
&#x017F;enoxydverbindungen geben Sauer&#x017F;toff unter anderen Bedin-<lb/>
gungen mit der allergrößten Leichtigkeit wieder ab.</p><lb/>
            <p>Ei&#x017F;enoxydhydrat in Berührung mit &#x017F;chwefelfreien organi-<lb/>
&#x017F;chen Materien verwandelt &#x017F;ich in kohlen&#x017F;aures Ei&#x017F;enoxydul.</p><lb/>
            <p>Kohlen&#x017F;aures Ei&#x017F;enoxydul in Berührung mit Wa&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
Sauer&#x017F;toff wird zer&#x017F;etzt, alle Kohlen&#x017F;äure, die es enthält,<lb/>
entweicht; durch Aufnahme von Sauer&#x017F;toff verwandelt es &#x017F;ich<lb/>
in Ei&#x017F;enoxydhydrat, was durch reducirende Materien wieder<lb/>
zurückführbar i&#x017F;t in eine Ei&#x017F;enoxydulverbindung.</p><lb/>
            <p>Aber nicht bloß die Sauer&#x017F;toffverbindungen des Ei&#x017F;ens,<lb/>
&#x017F;ondern auch die Cyanverbindungen zeigen ein ähnliches Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">18*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0299] im Thierorganismus. ceſſe keinen Antheil nehmen, kann es keinem Zweifel unter- liegen, daß ſie in dem Reſpirationsproceß eine Rolle über- nehmen. Die Eiſenverbindung in den Blutkörperchen verhält ſich wie eine Sauerſtoffverbindung, denn durch Schwefelwaſſer- ſtoff wird ſie ganz auf dieſelbe Weiſe zerlegt, wie die Eiſen- oxyde oder die ihnen ähnlichen Eiſenverbindungen. Durch verdünnte Mineralſäuren läßt ſich aus friſchem oder getrockne- tem Blutroth Eiſenoxyd, bei gewöhnlicher Temperatur ausziehen. Das Verhalten der Eiſenverbindungen giebt vielleicht Aufſchluß über die Rolle, welche das Eiſen in dem Reſpira- tionsproceſſe ſpielt; kein einziges Metall kann in Beziehung auf merkwürdige Eigenſchaften mit den Eiſenverbindungen verglichen werden. Die Eiſenoxydulverbindungen beſitzen das Vermögen an- deren Sauerſtoffverbindungen Sauerſtoff zu entziehen; die Ei- ſenoxydverbindungen geben Sauerſtoff unter anderen Bedin- gungen mit der allergrößten Leichtigkeit wieder ab. Eiſenoxydhydrat in Berührung mit ſchwefelfreien organi- ſchen Materien verwandelt ſich in kohlenſaures Eiſenoxydul. Kohlenſaures Eiſenoxydul in Berührung mit Waſſer und Sauerſtoff wird zerſetzt, alle Kohlenſäure, die es enthält, entweicht; durch Aufnahme von Sauerſtoff verwandelt es ſich in Eiſenoxydhydrat, was durch reducirende Materien wieder zurückführbar iſt in eine Eiſenoxydulverbindung. Aber nicht bloß die Sauerſtoffverbindungen des Eiſens, ſondern auch die Cyanverbindungen zeigen ein ähnliches Ver- 18*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/299
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/299>, abgerufen am 17.05.2024.