bend einzurichten. Aber lasst uns die Grün- de hören, warum er so dencken soll. Die all- gemeine Gewohnheit, die Bücher mit blenden- den Titeln zu zieren, kan unmöglich diese Thor- heit rechtfertigen: Weil vieles gebräuchlich, und doch unrecht ist. Dieses weiß der Herr Prof. Philippi unstreitig; Und man will uns doch glauben machen, daß er unbescheiden genug sey, von seinen Lesern zu verlangen, seine Prahlerey vor keine Prahlerey zu halten, weil das Prahlen mode ist. Das ist, deucht mich, etwas zu plump. Besser lässt es sich noch hö- ren, wenn man in den Kappen sagt: Es sey kein Selbst-Lob, wenn ein Scribent die Ab- sicht seiner Abhandlung auf dem Titel aus drü- cke. Aber auch in diesen Worten steckt eine Sophisterey, die so mercklich ist, daß ich nim- mer glauben kan, daß der Hr. Prof. Philippi fähig sey, sich derselben zu seiner Rechtfertigung zu bedienen. Der Hr. Prof. Philippi weiß gar zu wohl, daß es nicht einerley ist, die Ab- sicht seiner Abhandlung schlechtweg aus zudrü- cken, oder von seiner Schrift auf dem Titel sol- che Dinge zusagen, aus welchen folget, daß sie ohne Fehler, und die vortreflichste in ihrem Geschlechte sey. Man kan also mit Fug zweiseln, ob der Herr Prof. Philippi sich, wie in den Kappen geschiehet, auf diejenige würde beru- fen haben, die ihre Bücher, gründliche Erläu- terungen, und vernünftige Gedancken betiteln. Das Lob, so in diesen Titeln steckt, ist so gar groß nicht, daß man es sich nicht selbst ohne
Prah-
(o)
bend einzurichten. Aber laſſt uns die Gruͤn- de hoͤren, warum er ſo dencken ſoll. Die all- gemeine Gewohnheit, die Buͤcher mit blenden- den Titeln zu zieren, kan unmoͤglich dieſe Thor- heit rechtfertigen: Weil vieles gebraͤuchlich, und doch unrecht iſt. Dieſes weiß der Herr Prof. Philippi unſtreitig; Und man will uns doch glauben machen, daß er unbeſcheiden genug ſey, von ſeinen Leſern zu verlangen, ſeine Prahlerey vor keine Prahlerey zu halten, weil das Prahlen mode iſt. Das iſt, deucht mich, etwas zu plump. Beſſer laͤſſt es ſich noch hoͤ- ren, wenn man in den Kappen ſagt: Es ſey kein Selbſt-Lob, wenn ein Scribent die Ab- ſicht ſeiner Abhandlung auf dem Titel aus druͤ- cke. Aber auch in dieſen Worten ſteckt eine Sophiſterey, die ſo mercklich iſt, daß ich nim- mer glauben kan, daß der Hr. Prof. Philippi faͤhig ſey, ſich derſelben zu ſeiner Rechtfertigung zu bedienen. Der Hr. Prof. Philippi weiß gar zu wohl, daß es nicht einerley iſt, die Ab- ſicht ſeiner Abhandlung ſchlechtweg aus zudruͤ- cken, oder von ſeiner Schrift auf dem Titel ſol- che Dinge zuſagen, aus welchen folget, daß ſie ohne Fehler, und die vortreflichſte in ihrem Geſchlechte ſey. Man kan alſo mit Fug zweiſeln, ob der Herr Prof. Philippi ſich, wie in den Kappen geſchiehet, auf diejenige wuͤrde beru- fen haben, die ihre Buͤcher, gruͤndliche Erlaͤu- terungen, und vernuͤnftige Gedancken betiteln. Das Lob, ſo in dieſen Titeln ſteckt, iſt ſo gar groß nicht, daß man es ſich nicht ſelbſt ohne
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bend einzurichten. Aber laſſt uns die Gruͤn-
de hoͤren, warum er ſo dencken ſoll. Die all-
gemeine Gewohnheit, die Buͤcher mit blenden-
den Titeln zu zieren, kan unmoͤglich dieſe Thor-
heit rechtfertigen: Weil vieles gebraͤuchlich,
und doch unrecht iſt. Dieſes weiß der Herr
Prof. Philippi unſtreitig; Und man will
uns doch glauben machen, daß er unbeſcheiden
genug ſey, von ſeinen Leſern zu verlangen, ſeine
Prahlerey vor keine Prahlerey zu halten, weil
das Prahlen mode iſt. Das iſt, deucht mich,
etwas zu plump. Beſſer laͤſſt es ſich noch hoͤ-
ren, wenn man in den Kappen ſagt: Es ſey
kein Selbſt-Lob, wenn ein Scribent die Ab-
ſicht ſeiner Abhandlung auf dem Titel aus druͤ-
cke. Aber auch in dieſen Worten ſteckt eine
Sophiſterey, die ſo mercklich iſt, daß ich nim-
mer glauben kan, daß der Hr. Prof. Philippi
faͤhig ſey, ſich derſelben zu ſeiner Rechtfertigung
zu bedienen. Der Hr. Prof. Philippi weiß
gar zu wohl, daß es nicht einerley iſt, die Ab-
ſicht ſeiner Abhandlung ſchlechtweg aus zudruͤ-
cken, oder von ſeiner Schrift auf dem Titel ſol-
che Dinge zuſagen, aus welchen folget, daß ſie
ohne Fehler, und die vortreflichſte in ihrem
Geſchlechte ſey. Man kan alſo mit Fug zweiſeln,
ob der Herr Prof. Philippi ſich, wie in den
Kappen geſchiehet, auf diejenige wuͤrde beru-
fen haben, die ihre Buͤcher, gruͤndliche Erlaͤu-
terungen, und vernuͤnftige Gedancken betiteln.
Das Lob, ſo in dieſen Titeln ſteckt, iſt ſo gar
groß nicht, daß man es ſich nicht ſelbſt ohne
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/394>, abgerufen am 31.10.2024.
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