wenn kein Dauphin käme, zur Crone gelan- gen. Dieser Betrug fällt gar zu sehr in die Sinne, und ich glaube, daß niemand dem Hrn. Prof. Philippi eine so eiserne Stirn zutrauen werde.
VI. Glaube ich nicht, daß der Hr. Prof. Philippi zu Vertheidigung des Ausdruckes von verschmachtenden Augen so unnütze, läppische Dinge würde vorgebracht haben. Z. E. Ein Bürger in Hamburg oder Lübeck, wo man keine Landes-Mutter habe, könne nicht wissen, wie nahe einem Sächsischen Pa- trioten der Verlust seiner Landes-Mutter ge- he. Dieses heisset nichts gesagt, und wird nicht eher gelten, als bis man wahrscheinlich macht, daß der Hr. von Bockshorn, wenn er sagt, er könne die Verschmachtung der Augen nicht begreifen, dadurch zu verstehen geben wolle, er könne nicht begreifen, wie es möglich sey, daß man über den Tod einer Landesmutter so viel Betrübniß empfinde. Jch bin versichert, daß der Hr. Prof. Philippi dieses nicht glaubt, sondern wohl siehet, daß der Verfasser des Briontes nur bloß das Wort: verschmach- tend, an diesem Orte tadeln will, und vermuth- lich in der Einbildung stehet, die Verschmach- tung sey eine Würckung des Durstes und nicht der Traurigkeit. Er kan also nicht so ausgeschweifet haben, als der Spötter, der die Kappen gemacht hat, es uns einbilden will: aber dieser hat, um sich zu verbergen, und seines Vortheils wegen abermal die Gelegenheit er-
grifen,
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(o)
wenn kein Dauphin kaͤme, zur Crone gelan- gen. Dieſer Betrug faͤllt gar zu ſehr in die Sinne, und ich glaube, daß niemand dem Hrn. Prof. Philippi eine ſo eiſerne Stirn zutrauen werde.
VI. Glaube ich nicht, daß der Hr. Prof. Philippi zu Vertheidigung des Ausdruckes von verſchmachtenden Augen ſo unnuͤtze, laͤppiſche Dinge wuͤrde vorgebracht haben. Z. E. Ein Buͤrger in Hamburg oder Luͤbeck, wo man keine Landes-Mutter habe, koͤnne nicht wiſſen, wie nahe einem Saͤchſiſchen Pa- trioten der Verluſt ſeiner Landes-Mutter ge- he. Dieſes heiſſet nichts geſagt, und wird nicht eher gelten, als bis man wahrſcheinlich macht, daß der Hr. von Bockshorn, wenn er ſagt, er koͤnne die Verſchmachtung der Augen nicht begreifen, dadurch zu verſtehen geben wolle, er koͤnne nicht begreifen, wie es moͤglich ſey, daß man uͤber den Tod einer Landesmutter ſo viel Betruͤbniß empfinde. Jch bin verſichert, daß der Hr. Prof. Philippi dieſes nicht glaubt, ſondern wohl ſiehet, daß der Verfaſſer des Briontes nur bloß das Wort: verſchmach- tend, an dieſem Orte tadeln will, und vermuth- lich in der Einbildung ſtehet, die Verſchmach- tung ſey eine Wuͤrckung des Durſtes und nicht der Traurigkeit. Er kan alſo nicht ſo ausgeſchweifet haben, als der Spoͤtter, der die Kappen gemacht hat, es uns einbilden will: aber dieſer hat, um ſich zu verbergen, und ſeines Vortheils wegen abermal die Gelegenheit er-
grifen,
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(o)
wenn kein Dauphin kaͤme, zur Crone gelan-
gen. Dieſer Betrug faͤllt gar zu ſehr in die
Sinne, und ich glaube, daß niemand dem Hrn.
Prof. Philippi eine ſo eiſerne Stirn zutrauen
werde.
VI. Glaube ich nicht, daß der Hr. Prof.
Philippi zu Vertheidigung des Ausdruckes
von verſchmachtenden Augen ſo unnuͤtze,
laͤppiſche Dinge wuͤrde vorgebracht haben.
Z. E. Ein Buͤrger in Hamburg oder Luͤbeck,
wo man keine Landes-Mutter habe, koͤnne
nicht wiſſen, wie nahe einem Saͤchſiſchen Pa-
trioten der Verluſt ſeiner Landes-Mutter ge-
he. Dieſes heiſſet nichts geſagt, und wird
nicht eher gelten, als bis man wahrſcheinlich
macht, daß der Hr. von Bockshorn, wenn er
ſagt, er koͤnne die Verſchmachtung der Augen
nicht begreifen, dadurch zu verſtehen geben
wolle, er koͤnne nicht begreifen, wie es moͤglich
ſey, daß man uͤber den Tod einer Landesmutter
ſo viel Betruͤbniß empfinde. Jch bin verſichert,
daß der Hr. Prof. Philippi dieſes nicht glaubt,
ſondern wohl ſiehet, daß der Verfaſſer des
Briontes nur bloß das Wort: verſchmach-
tend, an dieſem Orte tadeln will, und vermuth-
lich in der Einbildung ſtehet, die Verſchmach-
tung ſey eine Wuͤrckung des Durſtes und
nicht der Traurigkeit. Er kan alſo nicht ſo
ausgeſchweifet haben, als der Spoͤtter, der die
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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