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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
wenn Er sagt: Die vollkommene Erkänntniß des
Guten, Bösen, und des Göttlichen Willens sey die
Regel gewesen, nach welcher die ersten Menschen ihr
Thun und Lassen eingerichtet.

Was er von den göttlichen Ofenbahrungen hinzu-
setzet, das fällt von sich selbst weg. Denn was soll
GOtt einer Creatur ofenbahren, die alles weiß, was
sie wissen soll, und bey nahe eben so klug ist, als er selbst?

Der Hr. Prof. Manzel handelt (§. 50. 51.)
von der Nahrung des ersten Menschen. Jch finde da-
bey nichts anzumercken, weil ich schon oben von dieser
Sache so wohl, als von dem Paradiß, oder von der
terra omnia in superlatiuo producente, wie der Hr.
Manzel redet, Ew. Hochwohlgeb. meine Meinung
gesagt habe.

Vor die Kleidung des ersten Menschen darf der
Hr. Prof. nicht sorgen, wie er (§. 52.) thut. Unsere
Haut ist geschickt genug, Hitze und Kälte zu ertragen.
Auch nach dem Fall behelfen sich gantze Völcker oh-
ne Kleider. Es wäre also nichts besonders, wenn es
der erste Mensch auch gethan hätte (27)

Von dem Tode des ersten Menschen, von wel-
chem der Hr. Manzel (§ 53. 54.) handelt, ist nicht
nöthig, viel zu sagen. Es versteht sich, daß der erste
Mensch hat sterben müssen, wie wir. Die Vernunft
hält den Tod nicht vor der Sünden Sold; sondern
vor eine nothwendige Folge unserer Beschafenheit:
ohne desfalls den Geistlichen ein Compliment zu
machen.

Jch gehe demnach weiter, und bitte Ew. Hoch-

wohlgeb.
(27) S. les Essais de Montaigne Lib. II. Ch. 12.
A a a 2

(o)
wenn Er ſagt: Die vollkommene Erkaͤnntniß des
Guten, Boͤſen, und des Goͤttlichen Willens ſey die
Regel geweſen, nach welcher die erſten Menſchen ihr
Thun und Laſſen eingerichtet.

Was er von den goͤttlichen Ofenbahrungen hinzu-
ſetzet, das faͤllt von ſich ſelbſt weg. Denn was ſoll
GOtt einer Creatur ofenbahren, die alles weiß, was
ſie wiſſen ſoll, uñ bey nahe eben ſo klug iſt, als er ſelbſt?

Der Hr. Prof. Manzel handelt (§. 50. 51.)
von der Nahrung des erſten Menſchen. Jch finde da-
bey nichts anzumercken, weil ich ſchon oben von dieſer
Sache ſo wohl, als von dem Paradiß, oder von der
terra omnia in ſuperlatiuo producente, wie der Hr.
Manzel redet, Ew. Hochwohlgeb. meine Meinung
geſagt habe.

Vor die Kleidung des erſten Menſchen darf der
Hr. Prof. nicht ſorgen, wie er (§. 52.) thut. Unſere
Haut iſt geſchickt genug, Hitze und Kaͤlte zu ertragen.
Auch nach dem Fall behelfen ſich gantze Voͤlcker oh-
ne Kleider. Es waͤre alſo nichts beſonders, wenn es
der erſte Menſch auch gethan haͤtte (27)

Von dem Tode des erſten Menſchen, von wel-
chem der Hr. Manzel (§ 53. 54.) handelt, iſt nicht
noͤthig, viel zu ſagen. Es verſteht ſich, daß der erſte
Menſch hat ſterben muͤſſen, wie wir. Die Vernunft
haͤlt den Tod nicht vor der Suͤnden Sold; ſondern
vor eine nothwendige Folge unſerer Beſchafenheit:
ohne desfalls den Geiſtlichen ein Compliment zu
machen.

Jch gehe demnach weiter, und bitte Ew. Hoch-

wohlgeb.
(27) S. les Eſſais de Montaigne Lib. II. Ch. 12.
A a a 2
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[739/0831] (o) wenn Er ſagt: Die vollkommene Erkaͤnntniß des Guten, Boͤſen, und des Goͤttlichen Willens ſey die Regel geweſen, nach welcher die erſten Menſchen ihr Thun und Laſſen eingerichtet. Was er von den goͤttlichen Ofenbahrungen hinzu- ſetzet, das faͤllt von ſich ſelbſt weg. Denn was ſoll GOtt einer Creatur ofenbahren, die alles weiß, was ſie wiſſen ſoll, uñ bey nahe eben ſo klug iſt, als er ſelbſt? Der Hr. Prof. Manzel handelt (§. 50. 51.) von der Nahrung des erſten Menſchen. Jch finde da- bey nichts anzumercken, weil ich ſchon oben von dieſer Sache ſo wohl, als von dem Paradiß, oder von der terra omnia in ſuperlatiuo producente, wie der Hr. Manzel redet, Ew. Hochwohlgeb. meine Meinung geſagt habe. Vor die Kleidung des erſten Menſchen darf der Hr. Prof. nicht ſorgen, wie er (§. 52.) thut. Unſere Haut iſt geſchickt genug, Hitze und Kaͤlte zu ertragen. Auch nach dem Fall behelfen ſich gantze Voͤlcker oh- ne Kleider. Es waͤre alſo nichts beſonders, wenn es der erſte Menſch auch gethan haͤtte (27) Von dem Tode des erſten Menſchen, von wel- chem der Hr. Manzel (§ 53. 54.) handelt, iſt nicht noͤthig, viel zu ſagen. Es verſteht ſich, daß der erſte Menſch hat ſterben muͤſſen, wie wir. Die Vernunft haͤlt den Tod nicht vor der Suͤnden Sold; ſondern vor eine nothwendige Folge unſerer Beſchafenheit: ohne desfalls den Geiſtlichen ein Compliment zu machen. Jch gehe demnach weiter, und bitte Ew. Hoch- wohlgeb. (27) S. les Eſſais de Montaigne Lib. II. Ch. 12. A a a 2

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/831>, abgerufen am 21.11.2024.