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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Parallaxen u. Entfernungen d. Gestirne von d. Erde.
Zweck durch ein festgemauertes Fernrohr von 36 Fuß Focallänge
zu erreichen, aber die dann angestellten Beobachtungen waren zu
unvollkommen, um durch sie eine Beantwortung der Frage zu
erwarten. Flamstead beobachtete um das Jahr 1690 an seinem
sechsfüßigen Mauerquadranten in Greenwich durch längere Zeit
den Polarstern und wollte daraus eine nicht unbeträchtliche Pa-
rallaxe dieses Sterns gefunden haben. Allein der berühmte Do-
menico Cassini
zeigte, daß die von Flamstead bemerkten Verän-
derungen des Sterns mit denjenigen nicht übereinstimmen, welche
aus einer richtigen Theorie der Parallaxe folgen, und daß sie da-
her aus ganz anderen Ursachen abgeleitet werden müssen. Der
Däne Römer, dem die praktische Astronomie so viel verdankt,
zeigte zuerst, daß die beobachteten Rectascensionen der Sterne zu
jenem Zwecke viel geschickter sind, als die von Flamstead an-
gewendeten Zenithdistanzen. Er verfolgte selbst diesen Gegenstand
durch achtzehn Jahre. Man muß es bedauern, daß er bei der
Redaction dieser Beobachtungen durch den Tod überrascht wurde.
Uebrigens fand er die Summe der Parallaxen der beiden Sterne
Sirius und Wega zwischen 30 und 45 Secunden, also viel zu
groß gegen die Resultate, welche neuere Beobachtungen dieser
Sterne gegeben haben. Auch der berühmte Astronom Bradley,
Flamstead'
s Nachfolger in Greenwich, verfolgte diesen Gegen-
stand durch viele Jahre mit großem Eifer, fand aber dadurch statt
der Parallaxe, die er suchte, zwei andere merkwürdige Bewe-
gungen der Fixsterne, von denen wir später sprechen werden. Die
Parallaxe selbst erklärte er, seinen Beobachtungen zu Folge, für
unmerklich.

In unseren Zeiten beschäftigten sich vorzüglich Piazzi und Ca-
landrelli
mit der Beantwortung dieser Frage. Piazzi in Palermo
wählte wieder die Beobachtungen der Zenithdistanzen. Er fand
die Parallaxe der Capella und mehrerer anderer Fixsterne der er-
sten Größe sehr nahe gleich Null, die des Sirius aber wollte er
vier Secunden groß gefunden haben. Die Beobachtungen anderer
Astronomen stimmen damit nicht überein. Auch ist der letzte
Stern zu Untersuchungen dieser Art nicht geeignet, da er für alle
Sternwarten Europa's in einer zu geringen Höhe durch den Me-
ridian geht. Endlich scheint es, als ob die Veränderungen, welche

Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
Zweck durch ein feſtgemauertes Fernrohr von 36 Fuß Focallänge
zu erreichen, aber die dann angeſtellten Beobachtungen waren zu
unvollkommen, um durch ſie eine Beantwortung der Frage zu
erwarten. Flamstead beobachtete um das Jahr 1690 an ſeinem
ſechsfüßigen Mauerquadranten in Greenwich durch längere Zeit
den Polarſtern und wollte daraus eine nicht unbeträchtliche Pa-
rallaxe dieſes Sterns gefunden haben. Allein der berühmte Do-
menico Cassini
zeigte, daß die von Flamstead bemerkten Verän-
derungen des Sterns mit denjenigen nicht übereinſtimmen, welche
aus einer richtigen Theorie der Parallaxe folgen, und daß ſie da-
her aus ganz anderen Urſachen abgeleitet werden müſſen. Der
Däne Römer, dem die praktiſche Aſtronomie ſo viel verdankt,
zeigte zuerſt, daß die beobachteten Rectaſcenſionen der Sterne zu
jenem Zwecke viel geſchickter ſind, als die von Flamstead an-
gewendeten Zenithdiſtanzen. Er verfolgte ſelbſt dieſen Gegenſtand
durch achtzehn Jahre. Man muß es bedauern, daß er bei der
Redaction dieſer Beobachtungen durch den Tod überraſcht wurde.
Uebrigens fand er die Summe der Parallaxen der beiden Sterne
Sirius und Wega zwiſchen 30 und 45 Secunden, alſo viel zu
groß gegen die Reſultate, welche neuere Beobachtungen dieſer
Sterne gegeben haben. Auch der berühmte Aſtronom Bradley,
Flamstead’
s Nachfolger in Greenwich, verfolgte dieſen Gegen-
ſtand durch viele Jahre mit großem Eifer, fand aber dadurch ſtatt
der Parallaxe, die er ſuchte, zwei andere merkwürdige Bewe-
gungen der Fixſterne, von denen wir ſpäter ſprechen werden. Die
Parallaxe ſelbſt erklärte er, ſeinen Beobachtungen zu Folge, für
unmerklich.

In unſeren Zeiten beſchäftigten ſich vorzüglich Piazzi und Ca-
landrelli
mit der Beantwortung dieſer Frage. Piazzi in Palermo
wählte wieder die Beobachtungen der Zenithdiſtanzen. Er fand
die Parallaxe der Capella und mehrerer anderer Fixſterne der er-
ſten Größe ſehr nahe gleich Null, die des Sirius aber wollte er
vier Secunden groß gefunden haben. Die Beobachtungen anderer
Aſtronomen ſtimmen damit nicht überein. Auch iſt der letzte
Stern zu Unterſuchungen dieſer Art nicht geeignet, da er für alle
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ridian geht. Endlich ſcheint es, als ob die Veränderungen, welche

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[169/0181] Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde. Zweck durch ein feſtgemauertes Fernrohr von 36 Fuß Focallänge zu erreichen, aber die dann angeſtellten Beobachtungen waren zu unvollkommen, um durch ſie eine Beantwortung der Frage zu erwarten. Flamstead beobachtete um das Jahr 1690 an ſeinem ſechsfüßigen Mauerquadranten in Greenwich durch längere Zeit den Polarſtern und wollte daraus eine nicht unbeträchtliche Pa- rallaxe dieſes Sterns gefunden haben. Allein der berühmte Do- menico Cassini zeigte, daß die von Flamstead bemerkten Verän- derungen des Sterns mit denjenigen nicht übereinſtimmen, welche aus einer richtigen Theorie der Parallaxe folgen, und daß ſie da- her aus ganz anderen Urſachen abgeleitet werden müſſen. Der Däne Römer, dem die praktiſche Aſtronomie ſo viel verdankt, zeigte zuerſt, daß die beobachteten Rectaſcenſionen der Sterne zu jenem Zwecke viel geſchickter ſind, als die von Flamstead an- gewendeten Zenithdiſtanzen. Er verfolgte ſelbſt dieſen Gegenſtand durch achtzehn Jahre. Man muß es bedauern, daß er bei der Redaction dieſer Beobachtungen durch den Tod überraſcht wurde. Uebrigens fand er die Summe der Parallaxen der beiden Sterne Sirius und Wega zwiſchen 30 und 45 Secunden, alſo viel zu groß gegen die Reſultate, welche neuere Beobachtungen dieſer Sterne gegeben haben. Auch der berühmte Aſtronom Bradley, Flamstead’s Nachfolger in Greenwich, verfolgte dieſen Gegen- ſtand durch viele Jahre mit großem Eifer, fand aber dadurch ſtatt der Parallaxe, die er ſuchte, zwei andere merkwürdige Bewe- gungen der Fixſterne, von denen wir ſpäter ſprechen werden. Die Parallaxe ſelbſt erklärte er, ſeinen Beobachtungen zu Folge, für unmerklich. In unſeren Zeiten beſchäftigten ſich vorzüglich Piazzi und Ca- landrelli mit der Beantwortung dieſer Frage. Piazzi in Palermo wählte wieder die Beobachtungen der Zenithdiſtanzen. Er fand die Parallaxe der Capella und mehrerer anderer Fixſterne der er- ſten Größe ſehr nahe gleich Null, die des Sirius aber wollte er vier Secunden groß gefunden haben. Die Beobachtungen anderer Aſtronomen ſtimmen damit nicht überein. Auch iſt der letzte Stern zu Unterſuchungen dieſer Art nicht geeignet, da er für alle Sternwarten Europa’s in einer zu geringen Höhe durch den Me- ridian geht. Endlich ſcheint es, als ob die Veränderungen, welche

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/181>, abgerufen am 24.11.2024.