119 Meilen, wo dann das Volum der beiden Ringe das unserer Erde 27 mal übertreffen würde.
Daß dieser Ring, so wie die Kugel Saturns, ein dunkler Körper ist, der sein Licht nur von der Sonne erhält, folgt schon daraus, daß man oft genug den Schatten deutlich sieht, den Saturn auf seinen Ring und den auch der Ring auf den Körper des Saturn wirft. Auch die Farbe des Saturn ist von der des Rings verschieden. Herschel fand jenen gelblich und diesen lebhaft weißlich gefärbt. Der Raum bm zwischen der Oberfläche des Sa- turn und der innern Seite des innern Rings ist ohne Zweifel ein leerer Raum, durch den man den Hintergrund des Himmels erblickt. In Smith's Optik wird erzählt, daß Clarke in England einen Fixstern in diesem leeren Raum durchblicken sah, die ein- zige Beobachtung dieser Art, so viel uns bekannt ist, die aber wohl leicht mehrere finden würde, wenn man den Saturn zu die- ser Absicht in sternreichen Gegenden des Himmels eifriger verfol- gen wollte, als bisher geschehen seyn mag.
§. 109. (Neigung und Knoten des Rings.) Dieser Ring hat, nach Bessels neuesten Bestimmungen, gegenwärtig eine Neigung von 28 Graden gegen die Ecliptik, und die Länge seines aufsteigenden Knotens in der Ecliptik beträgt 167 Grade. Wegen dieser Nei- gung erscheint der in der That kreisförmige Ring, aus der Sonne sowohl, als auch aus der Erde gesehen, immer nur in der Ge- stalt einer Ellipse und zwar einer veränderlichen Ellipse, deren constante große Halbaxe, in der mittlern Entfernung Saturns, gleich 20",047, deren veränderliche kleine Halbaxe aber höchstens gleich 9",55 seyn und öfters sogar bis auf eine ganz verschwindende Größe abnehmen kann, wo dann der Ring als eine gerade Linie erscheint, oder auch ganz unsichtbar wird. Die erwähnte Figur stellt Saturn mit seinem Ringe in der größtmöglichen scheinbaren Oeffnung des letztern dar.
§. 110. (Ursachen der Verschwindungen des Rings.) Dieses Verschwinden des Rings ist für die Theorie desselben von der größten Wichtigkeit, weil sich daraus die Lage der Ebene dieses Rings mit großer Schärfe bestimmen läßt. Wir wollen daher auch die Ursache und die nähern Umstände dieser Verschwindungen
Saturn und ſein Ring.
119 Meilen, wo dann das Volum der beiden Ringe das unſerer Erde 27 mal übertreffen würde.
Daß dieſer Ring, ſo wie die Kugel Saturns, ein dunkler Körper iſt, der ſein Licht nur von der Sonne erhält, folgt ſchon daraus, daß man oft genug den Schatten deutlich ſieht, den Saturn auf ſeinen Ring und den auch der Ring auf den Körper des Saturn wirft. Auch die Farbe des Saturn iſt von der des Rings verſchieden. Herſchel fand jenen gelblich und dieſen lebhaft weißlich gefärbt. Der Raum bm zwiſchen der Oberfläche des Sa- turn und der innern Seite des innern Rings iſt ohne Zweifel ein leerer Raum, durch den man den Hintergrund des Himmels erblickt. In Smith’s Optik wird erzählt, daß Clarke in England einen Fixſtern in dieſem leeren Raum durchblicken ſah, die ein- zige Beobachtung dieſer Art, ſo viel uns bekannt iſt, die aber wohl leicht mehrere finden würde, wenn man den Saturn zu die- ſer Abſicht in ſternreichen Gegenden des Himmels eifriger verfol- gen wollte, als bisher geſchehen ſeyn mag.
§. 109. (Neigung und Knoten des Rings.) Dieſer Ring hat, nach Beſſels neueſten Beſtimmungen, gegenwärtig eine Neigung von 28 Graden gegen die Ecliptik, und die Länge ſeines aufſteigenden Knotens in der Ecliptik beträgt 167 Grade. Wegen dieſer Nei- gung erſcheint der in der That kreisförmige Ring, aus der Sonne ſowohl, als auch aus der Erde geſehen, immer nur in der Ge- ſtalt einer Ellipſe und zwar einer veränderlichen Ellipſe, deren conſtante große Halbaxe, in der mittlern Entfernung Saturns, gleich 20″,047, deren veränderliche kleine Halbaxe aber höchſtens gleich 9″,55 ſeyn und öfters ſogar bis auf eine ganz verſchwindende Größe abnehmen kann, wo dann der Ring als eine gerade Linie erſcheint, oder auch ganz unſichtbar wird. Die erwähnte Figur ſtellt Saturn mit ſeinem Ringe in der größtmöglichen ſcheinbaren Oeffnung des letztern dar.
§. 110. (Urſachen der Verſchwindungen des Rings.) Dieſes Verſchwinden des Rings iſt für die Theorie deſſelben von der größten Wichtigkeit, weil ſich daraus die Lage der Ebene dieſes Rings mit großer Schärfe beſtimmen läßt. Wir wollen daher auch die Urſache und die nähern Umſtände dieſer Verſchwindungen
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Saturn und ſein Ring.
119 Meilen, wo dann das Volum der beiden Ringe das unſerer
Erde 27 mal übertreffen würde.
Daß dieſer Ring, ſo wie die Kugel Saturns, ein dunkler
Körper iſt, der ſein Licht nur von der Sonne erhält, folgt ſchon
daraus, daß man oft genug den Schatten deutlich ſieht, den
Saturn auf ſeinen Ring und den auch der Ring auf den Körper
des Saturn wirft. Auch die Farbe des Saturn iſt von der des
Rings verſchieden. Herſchel fand jenen gelblich und dieſen lebhaft
weißlich gefärbt. Der Raum bm zwiſchen der Oberfläche des Sa-
turn und der innern Seite des innern Rings iſt ohne Zweifel
ein leerer Raum, durch den man den Hintergrund des Himmels
erblickt. In Smith’s Optik wird erzählt, daß Clarke in England
einen Fixſtern in dieſem leeren Raum durchblicken ſah, die ein-
zige Beobachtung dieſer Art, ſo viel uns bekannt iſt, die aber
wohl leicht mehrere finden würde, wenn man den Saturn zu die-
ſer Abſicht in ſternreichen Gegenden des Himmels eifriger verfol-
gen wollte, als bisher geſchehen ſeyn mag.
§. 109. (Neigung und Knoten des Rings.) Dieſer Ring hat,
nach Beſſels neueſten Beſtimmungen, gegenwärtig eine Neigung von
28 Graden gegen die Ecliptik, und die Länge ſeines aufſteigenden
Knotens in der Ecliptik beträgt 167 Grade. Wegen dieſer Nei-
gung erſcheint der in der That kreisförmige Ring, aus der Sonne
ſowohl, als auch aus der Erde geſehen, immer nur in der Ge-
ſtalt einer Ellipſe und zwar einer veränderlichen Ellipſe, deren
conſtante große Halbaxe, in der mittlern Entfernung Saturns,
gleich 20″,047, deren veränderliche kleine Halbaxe aber höchſtens
gleich 9″,55 ſeyn und öfters ſogar bis auf eine ganz verſchwindende
Größe abnehmen kann, wo dann der Ring als eine gerade Linie
erſcheint, oder auch ganz unſichtbar wird. Die erwähnte Figur ſtellt
Saturn mit ſeinem Ringe in der größtmöglichen ſcheinbaren Oeffnung
des letztern dar.
§. 110. (Urſachen der Verſchwindungen des Rings.) Dieſes
Verſchwinden des Rings iſt für die Theorie deſſelben von der
größten Wichtigkeit, weil ſich daraus die Lage der Ebene dieſes
Rings mit großer Schärfe beſtimmen läßt. Wir wollen daher
auch die Urſache und die nähern Umſtände dieſer Verſchwindungen
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/153>, abgerufen am 21.11.2024.
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