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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Uranus.
daß wir, indem wir die Bewohner Merkurs durchaus für Genies
erklären, die von Jupiter und Saturn aus demselben Grunde für
Dummköpfe erklären müßten, was ihm denn doch wieder leid thut,
da diese Leute, bei ihren vielen Monden, eine so schöne Gelegenheit
zu astronomischer Bildung haben, daher er denn auch die ganze Sache
lieber auf sich selbst beruhen lassen will. Dadurch von weiteren Versu-
chen dieser Art abgehalten, wagt er es auch nicht, uns seine Mei-
nungen von den Bewohnern der anderen Planeten mitzutheilen,
sondern er beschränkt sich bloß auf die Klimate und Jahreszeiten
derselben und auf den Anblick des Himmels, dessen Verschiedenhei-
ten er für die einzelnen Standpunkte der Beobachter aufzählt.

§. 124. (Kircher's Meinung von den Bewohnern der Planeten.)
Nicht so vorsichtig benahm sich Kircher in seinem bekannten Iter
ecstaticum.
Dieser Jesuit fingirt eine Reise, die er an der
Hand eines Genius, von Planeten zu Planeten, gemacht hat,
und erzählt uns, was ihm daselbst zu Gesichte gekommen seyn
soll. Seine Phantasie scheint lebhaft genug, aber nicht gehörig
geregelt, noch durch hinlängliche Kenntnisse unterstützt gewesen zu
seyn. Dabei setzt dieser alte Gegner des Copernicus voraus,
daß sämmtliche Planeten unbewohnt seyen, und daß man auf
ihnen nicht einmal Pflanzen und Bäume finde, wodurch er sich
selbst alle Mittel zu artigen Erfindungen, um die es sich hier
allein handelte, abgeschnitten hat. Den Einwurf, daß bei dieser
Voraussetzung die Planeten ganz unnütz sind und eben so gut völlig
weg bleiben könnten, widerlegt er dadurch, daß er beweist, sie
seyen alle der Erde und zwar der astrologischen Einflüsse wegen
da, die sie auf die Erde ausüben. Diesem gemäß fand er auf der
Venus alles gar lieblich und schön, wie es dem Wohnsitze der
Liebesgöttin ziemt; ein sanftes Rosenlicht war über den ganzen
Planeten ausgegossen, Wohlgerüche dufteten rings umher, Zephire
säuselten in das Gemurmel der Bäche und ringsum glänzte alles
von Gold und Edelsteinen. Auf dem Jupiter fand er die Luft
äußerst rein und gesund, das Wasser spiegelhell und die Erde selbst
wie Silber glänzend. Wie konnte er auch anders, da, nach der
Lehre der Astrologen, der Einfluß dieser beiden Planeten auf die
Menschen durchaus nur der glücklichste ist, und da die von ihnen

Uranus.
daß wir, indem wir die Bewohner Merkurs durchaus für Genies
erklären, die von Jupiter und Saturn aus demſelben Grunde für
Dummköpfe erklären müßten, was ihm denn doch wieder leid thut,
da dieſe Leute, bei ihren vielen Monden, eine ſo ſchöne Gelegenheit
zu aſtronomiſcher Bildung haben, daher er denn auch die ganze Sache
lieber auf ſich ſelbſt beruhen laſſen will. Dadurch von weiteren Verſu-
chen dieſer Art abgehalten, wagt er es auch nicht, uns ſeine Mei-
nungen von den Bewohnern der anderen Planeten mitzutheilen,
ſondern er beſchränkt ſich bloß auf die Klimate und Jahreszeiten
derſelben und auf den Anblick des Himmels, deſſen Verſchiedenhei-
ten er für die einzelnen Standpunkte der Beobachter aufzählt.

§. 124. (Kircher’s Meinung von den Bewohnern der Planeten.)
Nicht ſo vorſichtig benahm ſich Kircher in ſeinem bekannten Iter
ecstaticum.
Dieſer Jeſuit fingirt eine Reiſe, die er an der
Hand eines Genius, von Planeten zu Planeten, gemacht hat,
und erzählt uns, was ihm daſelbſt zu Geſichte gekommen ſeyn
ſoll. Seine Phantaſie ſcheint lebhaft genug, aber nicht gehörig
geregelt, noch durch hinlängliche Kenntniſſe unterſtützt geweſen zu
ſeyn. Dabei ſetzt dieſer alte Gegner des Copernicus voraus,
daß ſämmtliche Planeten unbewohnt ſeyen, und daß man auf
ihnen nicht einmal Pflanzen und Bäume finde, wodurch er ſich
ſelbſt alle Mittel zu artigen Erfindungen, um die es ſich hier
allein handelte, abgeſchnitten hat. Den Einwurf, daß bei dieſer
Vorausſetzung die Planeten ganz unnütz ſind und eben ſo gut völlig
weg bleiben könnten, widerlegt er dadurch, daß er beweist, ſie
ſeyen alle der Erde und zwar der aſtrologiſchen Einflüſſe wegen
da, die ſie auf die Erde ausüben. Dieſem gemäß fand er auf der
Venus alles gar lieblich und ſchön, wie es dem Wohnſitze der
Liebesgöttin ziemt; ein ſanftes Roſenlicht war über den ganzen
Planeten ausgegoſſen, Wohlgerüche dufteten rings umher, Zephire
ſäuſelten in das Gemurmel der Bäche und ringsum glänzte alles
von Gold und Edelſteinen. Auf dem Jupiter fand er die Luft
äußerſt rein und geſund, das Waſſer ſpiegelhell und die Erde ſelbſt
wie Silber glänzend. Wie konnte er auch anders, da, nach der
Lehre der Aſtrologen, der Einfluß dieſer beiden Planeten auf die
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[166/0176] Uranus. daß wir, indem wir die Bewohner Merkurs durchaus für Genies erklären, die von Jupiter und Saturn aus demſelben Grunde für Dummköpfe erklären müßten, was ihm denn doch wieder leid thut, da dieſe Leute, bei ihren vielen Monden, eine ſo ſchöne Gelegenheit zu aſtronomiſcher Bildung haben, daher er denn auch die ganze Sache lieber auf ſich ſelbſt beruhen laſſen will. Dadurch von weiteren Verſu- chen dieſer Art abgehalten, wagt er es auch nicht, uns ſeine Mei- nungen von den Bewohnern der anderen Planeten mitzutheilen, ſondern er beſchränkt ſich bloß auf die Klimate und Jahreszeiten derſelben und auf den Anblick des Himmels, deſſen Verſchiedenhei- ten er für die einzelnen Standpunkte der Beobachter aufzählt. §. 124. (Kircher’s Meinung von den Bewohnern der Planeten.) Nicht ſo vorſichtig benahm ſich Kircher in ſeinem bekannten Iter ecstaticum. Dieſer Jeſuit fingirt eine Reiſe, die er an der Hand eines Genius, von Planeten zu Planeten, gemacht hat, und erzählt uns, was ihm daſelbſt zu Geſichte gekommen ſeyn ſoll. Seine Phantaſie ſcheint lebhaft genug, aber nicht gehörig geregelt, noch durch hinlängliche Kenntniſſe unterſtützt geweſen zu ſeyn. Dabei ſetzt dieſer alte Gegner des Copernicus voraus, daß ſämmtliche Planeten unbewohnt ſeyen, und daß man auf ihnen nicht einmal Pflanzen und Bäume finde, wodurch er ſich ſelbſt alle Mittel zu artigen Erfindungen, um die es ſich hier allein handelte, abgeſchnitten hat. Den Einwurf, daß bei dieſer Vorausſetzung die Planeten ganz unnütz ſind und eben ſo gut völlig weg bleiben könnten, widerlegt er dadurch, daß er beweist, ſie ſeyen alle der Erde und zwar der aſtrologiſchen Einflüſſe wegen da, die ſie auf die Erde ausüben. Dieſem gemäß fand er auf der Venus alles gar lieblich und ſchön, wie es dem Wohnſitze der Liebesgöttin ziemt; ein ſanftes Roſenlicht war über den ganzen Planeten ausgegoſſen, Wohlgerüche dufteten rings umher, Zephire ſäuſelten in das Gemurmel der Bäche und ringsum glänzte alles von Gold und Edelſteinen. Auf dem Jupiter fand er die Luft äußerſt rein und geſund, das Waſſer ſpiegelhell und die Erde ſelbſt wie Silber glänzend. Wie konnte er auch anders, da, nach der Lehre der Aſtrologen, der Einfluß dieſer beiden Planeten auf die Menſchen durchaus nur der glücklichſte iſt, und da die von ihnen

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/176>, abgerufen am 21.11.2024.