Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Uranus. lich 4 die mittlere Entfernung Merkurs von der Sonne, so würde,jener Reihe zu Folge, die Entfernung des erstern über Uranus hinaus liegenden Planeten 3 mal 128 und 4 oder 388 seyn. Da nun die wahre mittlere Distanz Merkurs nahe acht Millionen Meilen beträgt, so würde die Distanz dieses neuen Planeten we- nigstens 776 Millionen Meilen, also nahe doppelt so groß, als die Distanz des Uranus seyn. Wir werden aber in einem der nächstfolgenden Kapitel zwei merkwürdige Kometen kennen lernen, die beide ihre Aphelien (I. S. 273) über der Uranusbahn, aber doch noch weit diesseits der Bahn jenes vermeinten neuen Planeten liegen haben, und von welchen der eine eine sehr starke Neigung seiner Bahn gegen die Ecliptik hat, während der andere sogar mit einer rückläufigen Bewegung, d. h. von Ost gen West, seine Bahn be- schreibt. In dem eilften Kapitel des dritten Theiles dieser Schrift werden wir sehen, daß alle älteren Planeten ohne Ausnahme, so wie auch ihre Monde, eine rechtläufige Bewegung, von West nach Ost, und überdieß eine im Allgemeinen nur geringe Neigung ihrer Bahnen gegen die Ecliptik haben. Es ist äußerst unwahr- scheinlich, daß diese Uebereinstimmung der Neigungen und der Richtungen der Bewegung bei allen Planeten das bloße Werk des Zufalls ist, und wir werden finden, daß dieselbe Ursache, welche diese Harmonie hervorgebracht hat, schon zu der Zeit der Entste- hung dieser Planeten thätig gewesen seyn, und daß endlich die Wirkungssphäre derselben sich bis zu den äußersten Gränzen un- seres Planetensystems ausgedehnt haben muß. Diese Ursache mag nun in einer anfänglich sehr erweiterten Sonnenatmosphäre oder in irgend einem andern uns unbekannten Agens bestanden haben, so folgt doch immer daraus, daß innerhalb dieser Wirkungssphäre keine Bahnen entstehen oder fortdauern konnten, die von jener erwähnten Uebereinstimmung aller Planeten eine Ausnahme ma- chen, deren Bahnen also entweder sehr stark gegen die Ecliptik geneigt sind, oder mit einer retrograden Bewegung zurück gelegt werden; dieß ist aber der Fall mit jenen beiden Kometen. Da nun aber diese zwei Kometen zur Zeit ihres größten Abstands von der Sonne, wie gesagt, zwischen der Bahn des Uranus und des vermeinten noch entfernten Planeten stehen, so ist es sehr wahr- Uranus. lich 4 die mittlere Entfernung Merkurs von der Sonne, ſo würde,jener Reihe zu Folge, die Entfernung des erſtern über Uranus hinaus liegenden Planeten 3 mal 128 und 4 oder 388 ſeyn. Da nun die wahre mittlere Diſtanz Merkurs nahe acht Millionen Meilen beträgt, ſo würde die Diſtanz dieſes neuen Planeten we- nigſtens 776 Millionen Meilen, alſo nahe doppelt ſo groß, als die Diſtanz des Uranus ſeyn. Wir werden aber in einem der nächſtfolgenden Kapitel zwei merkwürdige Kometen kennen lernen, die beide ihre Aphelien (I. S. 273) über der Uranusbahn, aber doch noch weit dieſſeits der Bahn jenes vermeinten neuen Planeten liegen haben, und von welchen der eine eine ſehr ſtarke Neigung ſeiner Bahn gegen die Ecliptik hat, während der andere ſogar mit einer rückläufigen Bewegung, d. h. von Oſt gen Weſt, ſeine Bahn be- ſchreibt. In dem eilften Kapitel des dritten Theiles dieſer Schrift werden wir ſehen, daß alle älteren Planeten ohne Ausnahme, ſo wie auch ihre Monde, eine rechtläufige Bewegung, von Weſt nach Oſt, und überdieß eine im Allgemeinen nur geringe Neigung ihrer Bahnen gegen die Ecliptik haben. Es iſt äußerſt unwahr- ſcheinlich, daß dieſe Uebereinſtimmung der Neigungen und der Richtungen der Bewegung bei allen Planeten das bloße Werk des Zufalls iſt, und wir werden finden, daß dieſelbe Urſache, welche dieſe Harmonie hervorgebracht hat, ſchon zu der Zeit der Entſte- hung dieſer Planeten thätig geweſen ſeyn, und daß endlich die Wirkungsſphäre derſelben ſich bis zu den äußerſten Gränzen un- ſeres Planetenſyſtems ausgedehnt haben muß. Dieſe Urſache mag nun in einer anfänglich ſehr erweiterten Sonnenatmoſphäre oder in irgend einem andern uns unbekannten Agens beſtanden haben, ſo folgt doch immer daraus, daß innerhalb dieſer Wirkungsſphäre keine Bahnen entſtehen oder fortdauern konnten, die von jener erwähnten Uebereinſtimmung aller Planeten eine Ausnahme ma- chen, deren Bahnen alſo entweder ſehr ſtark gegen die Ecliptik geneigt ſind, oder mit einer retrograden Bewegung zurück gelegt werden; dieß iſt aber der Fall mit jenen beiden Kometen. Da nun aber dieſe zwei Kometen zur Zeit ihres größten Abſtands von der Sonne, wie geſagt, zwiſchen der Bahn des Uranus und des vermeinten noch entfernten Planeten ſtehen, ſo iſt es ſehr wahr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0182" n="172"/><fw place="top" type="header">Uranus.</fw><lb/> lich 4 die mittlere Entfernung Merkurs von der Sonne, ſo würde,<lb/> jener Reihe zu Folge, die Entfernung des erſtern über Uranus<lb/> hinaus liegenden Planeten 3 mal 128 und 4 oder 388 ſeyn. Da<lb/> nun die wahre mittlere Diſtanz Merkurs nahe acht Millionen<lb/> Meilen beträgt, ſo würde die Diſtanz dieſes neuen Planeten we-<lb/> nigſtens 776 Millionen Meilen, alſo nahe doppelt ſo groß, als<lb/> die Diſtanz des Uranus ſeyn. 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Uranus.
lich 4 die mittlere Entfernung Merkurs von der Sonne, ſo würde,
jener Reihe zu Folge, die Entfernung des erſtern über Uranus
hinaus liegenden Planeten 3 mal 128 und 4 oder 388 ſeyn. Da
nun die wahre mittlere Diſtanz Merkurs nahe acht Millionen
Meilen beträgt, ſo würde die Diſtanz dieſes neuen Planeten we-
nigſtens 776 Millionen Meilen, alſo nahe doppelt ſo groß, als
die Diſtanz des Uranus ſeyn. Wir werden aber in einem der
nächſtfolgenden Kapitel zwei merkwürdige Kometen kennen lernen,
die beide ihre Aphelien (I. S. 273) über der Uranusbahn, aber doch
noch weit dieſſeits der Bahn jenes vermeinten neuen Planeten liegen
haben, und von welchen der eine eine ſehr ſtarke Neigung ſeiner
Bahn gegen die Ecliptik hat, während der andere ſogar mit einer
rückläufigen Bewegung, d. h. von Oſt gen Weſt, ſeine Bahn be-
ſchreibt. In dem eilften Kapitel des dritten Theiles dieſer Schrift
werden wir ſehen, daß alle älteren Planeten ohne Ausnahme,
ſo wie auch ihre Monde, eine rechtläufige Bewegung, von Weſt
nach Oſt, und überdieß eine im Allgemeinen nur geringe Neigung
ihrer Bahnen gegen die Ecliptik haben. Es iſt äußerſt unwahr-
ſcheinlich, daß dieſe Uebereinſtimmung der Neigungen und der
Richtungen der Bewegung bei allen Planeten das bloße Werk des
Zufalls iſt, und wir werden finden, daß dieſelbe Urſache, welche
dieſe Harmonie hervorgebracht hat, ſchon zu der Zeit der Entſte-
hung dieſer Planeten thätig geweſen ſeyn, und daß endlich die
Wirkungsſphäre derſelben ſich bis zu den äußerſten Gränzen un-
ſeres Planetenſyſtems ausgedehnt haben muß. Dieſe Urſache mag
nun in einer anfänglich ſehr erweiterten Sonnenatmoſphäre oder
in irgend einem andern uns unbekannten Agens beſtanden haben,
ſo folgt doch immer daraus, daß innerhalb dieſer Wirkungsſphäre
keine Bahnen entſtehen oder fortdauern konnten, die von jener
erwähnten Uebereinſtimmung aller Planeten eine Ausnahme ma-
chen, deren Bahnen alſo entweder ſehr ſtark gegen die Ecliptik
geneigt ſind, oder mit einer retrograden Bewegung zurück gelegt
werden; dieß iſt aber der Fall mit jenen beiden Kometen. Da
nun aber dieſe zwei Kometen zur Zeit ihres größten Abſtands von
der Sonne, wie geſagt, zwiſchen der Bahn des Uranus und des
vermeinten noch entfernten Planeten ſtehen, ſo iſt es ſehr wahr-
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