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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
ligiös verschrieen zu werden. Milichius, einer der angesehensten
Schriftsteller des sechszehnten Jahrhunderts, war einer der Vor-
kämpfer in der Vertheidigung der alten Meinung von den Kometen,
und nachdem er seine Gegner durch sehr seichte Gründe, wie er
glaubte, wiederlegt hatte, stellt er selbst die Behauptung auf, daß
die Kometen eine Art von Zwittergattung unter den Weltkörpern
wären, indem sie aus den Conjunctionen der Planeten unter sich,
oder aus den Sonnen- und Monds-Finsternissen entstehen. Auf
diese Weise galt ihm der gegenwärtige Komet für ein Product der Con-
junction des Saturn mit Mars und Merkur im Sternbilde des Stiers.
-- Nicht so dachte der bereits oben erwähnte Lubieniecius. Zwar
betrachtete er die Kometen nicht aus einem eigentlich astronomischen
Standpunkte, aber er bemühte sich wenigstens die Hindernisse
wegzuräumen, welche einer solchen Betrachtung bisher im Wege
gestanden waren, und vor allem dem Vorurtheile und dem Aber-
glauben zu steuern, der, so lange er herrschte, keine bessere Erkennt-
niß aufkommen ließ. So viel er kann, benützt er eifrig jede
Gelegenheit, zu zeigen, daß die Erscheinungen der Kometen eben
so oft von freudigen, als von traurigen Ereignissen begleitet sind,
und daß sie daher mit diesen Ereignissen selbst in keinem weitern
Zusammenhange stehen. Bald fanden sich auch andere Männer,
die es wagten, gegen die allgemeine Meinung aufzutreten und
dem bisher so ungerechter Weise verläumdeten Kometen das Wort
zu reden. So sagt der bekannte Grynäus: "Ich kann mich nicht
"genug über die Kühnheit und Unwissenheit einiger Menschen ver-
"wundern, die sich nicht scheuen, aus der Erscheinung der Kometen
"ohne allen Grund Mißwachs oder sonst ein anderes Unglück vor-
"her zu sagen." Und Thomas Erastus schrieb in der Mitte des
16ten Jahrhunderts die für jene Zeit sehr treffenden Worte:
"Wollte Gott, daß die Kriege keine andere Urfache hätten, als
"die durch die Wirkung der Kometen aufgereizte Galle der Macht-
"haber. Ein einziger geschickter Arzt könnte dann mit einer
"kleinen Dosis Rhabarber oder Rosensyrup das Glück eines ganzen
"Landes erhalten."

§. 171. (Dritte Erscheinung.) Das drittemal erschien
unser Komet i. J. 1607, wo er gegen das Ende Oktobers sein

Kometen.
ligiös verſchrieen zu werden. Milichius, einer der angeſehenſten
Schriftſteller des ſechszehnten Jahrhunderts, war einer der Vor-
kämpfer in der Vertheidigung der alten Meinung von den Kometen,
und nachdem er ſeine Gegner durch ſehr ſeichte Gründe, wie er
glaubte, wiederlegt hatte, ſtellt er ſelbſt die Behauptung auf, daß
die Kometen eine Art von Zwittergattung unter den Weltkörpern
wären, indem ſie aus den Conjunctionen der Planeten unter ſich,
oder aus den Sonnen- und Monds-Finſterniſſen entſtehen. Auf
dieſe Weiſe galt ihm der gegenwärtige Komet für ein Product der Con-
junction des Saturn mit Mars und Merkur im Sternbilde des Stiers.
— Nicht ſo dachte der bereits oben erwähnte Lubieniecius. Zwar
betrachtete er die Kometen nicht aus einem eigentlich aſtronomiſchen
Standpunkte, aber er bemühte ſich wenigſtens die Hinderniſſe
wegzuräumen, welche einer ſolchen Betrachtung bisher im Wege
geſtanden waren, und vor allem dem Vorurtheile und dem Aber-
glauben zu ſteuern, der, ſo lange er herrſchte, keine beſſere Erkennt-
niß aufkommen ließ. So viel er kann, benützt er eifrig jede
Gelegenheit, zu zeigen, daß die Erſcheinungen der Kometen eben
ſo oft von freudigen, als von traurigen Ereigniſſen begleitet ſind,
und daß ſie daher mit dieſen Ereigniſſen ſelbſt in keinem weitern
Zuſammenhange ſtehen. Bald fanden ſich auch andere Männer,
die es wagten, gegen die allgemeine Meinung aufzutreten und
dem bisher ſo ungerechter Weiſe verläumdeten Kometen das Wort
zu reden. So ſagt der bekannte Grynäus: „Ich kann mich nicht
„genug über die Kühnheit und Unwiſſenheit einiger Menſchen ver-
„wundern, die ſich nicht ſcheuen, aus der Erſcheinung der Kometen
„ohne allen Grund Mißwachs oder ſonſt ein anderes Unglück vor-
„her zu ſagen.“ Und Thomas Eraſtus ſchrieb in der Mitte des
16ten Jahrhunderts die für jene Zeit ſehr treffenden Worte:
„Wollte Gott, daß die Kriege keine andere Urfache hätten, als
„die durch die Wirkung der Kometen aufgereizte Galle der Macht-
„haber. Ein einziger geſchickter Arzt könnte dann mit einer
„kleinen Doſis Rhabarber oder Roſenſyrup das Glück eines ganzen
„Landes erhalten.“

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unſer Komet i. J. 1607, wo er gegen das Ende Oktobers ſein

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[260/0270] Kometen. ligiös verſchrieen zu werden. Milichius, einer der angeſehenſten Schriftſteller des ſechszehnten Jahrhunderts, war einer der Vor- kämpfer in der Vertheidigung der alten Meinung von den Kometen, und nachdem er ſeine Gegner durch ſehr ſeichte Gründe, wie er glaubte, wiederlegt hatte, ſtellt er ſelbſt die Behauptung auf, daß die Kometen eine Art von Zwittergattung unter den Weltkörpern wären, indem ſie aus den Conjunctionen der Planeten unter ſich, oder aus den Sonnen- und Monds-Finſterniſſen entſtehen. Auf dieſe Weiſe galt ihm der gegenwärtige Komet für ein Product der Con- junction des Saturn mit Mars und Merkur im Sternbilde des Stiers. — Nicht ſo dachte der bereits oben erwähnte Lubieniecius. Zwar betrachtete er die Kometen nicht aus einem eigentlich aſtronomiſchen Standpunkte, aber er bemühte ſich wenigſtens die Hinderniſſe wegzuräumen, welche einer ſolchen Betrachtung bisher im Wege geſtanden waren, und vor allem dem Vorurtheile und dem Aber- glauben zu ſteuern, der, ſo lange er herrſchte, keine beſſere Erkennt- niß aufkommen ließ. So viel er kann, benützt er eifrig jede Gelegenheit, zu zeigen, daß die Erſcheinungen der Kometen eben ſo oft von freudigen, als von traurigen Ereigniſſen begleitet ſind, und daß ſie daher mit dieſen Ereigniſſen ſelbſt in keinem weitern Zuſammenhange ſtehen. Bald fanden ſich auch andere Männer, die es wagten, gegen die allgemeine Meinung aufzutreten und dem bisher ſo ungerechter Weiſe verläumdeten Kometen das Wort zu reden. So ſagt der bekannte Grynäus: „Ich kann mich nicht „genug über die Kühnheit und Unwiſſenheit einiger Menſchen ver- „wundern, die ſich nicht ſcheuen, aus der Erſcheinung der Kometen „ohne allen Grund Mißwachs oder ſonſt ein anderes Unglück vor- „her zu ſagen.“ Und Thomas Eraſtus ſchrieb in der Mitte des 16ten Jahrhunderts die für jene Zeit ſehr treffenden Worte: „Wollte Gott, daß die Kriege keine andere Urfache hätten, als „die durch die Wirkung der Kometen aufgereizte Galle der Macht- „haber. Ein einziger geſchickter Arzt könnte dann mit einer „kleinen Doſis Rhabarber oder Roſenſyrup das Glück eines ganzen „Landes erhalten.“ §. 171. (Dritte Erſcheinung.) Das drittemal erſchien unſer Komet i. J. 1607, wo er gegen das Ende Oktobers ſein

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/270>, abgerufen am 21.11.2024.