Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Kometen. Perihelium erreichte. Dieß war die Zeit, wo Elisabeth in Englandund Heinrich IV in Frankreich ihre Völker groß und glücklich zu machen suchten und wo Kepler das große Gesetzbuch des Himmels entdeckte. Die damalige Erscheinung des Kometen hat viel Aehnliches mit derjenigen, die im Jahre 1835 statt haben wird, daher viel- leicht auch die scheinbare Größe, die Gestalt und der Glanz in beiden Epochen sich gleich seyn möchten. Im Jahre 1607 trat er am 26. October in sein Perihel; seine kleinste Entfernung von der Erde war fünf Millionen Meilen; er durchlief den untern Theil des großen Bären, ging durch die Mitte des Bootes, durchzog dann das Sternbild der Schlange und verschwand im Fuße des Bootes. Im Jahre 1835 aber wird er sein Perihel um die Mitte Novembers erreichen, der Erde sich bis auf vier Millionen Meilen nähern und die Sternbilder des großen Bären und des Bootes durchlaufen und in der Schlange verschwinden. Es ist daher wahrscheinlich, daß er sich im Jahre 1835 nahe eben so zeigen wird, wie man ihn i. J. 1607 gesehen hat. Die besten Beobach- tungen jener Erscheinung sind von Kepler, Longomontar, und von den Engländern Harriot und Torporley. Nach Keplers Bericht hatte der Komet gegen Ende des Septembers 1607 noch einen sehr schwachen und kaum bemerkbaren Schweif, indem der Kopf desselben einem nicht ganz runden Ballen von der Größe Jupiters glich, dessen Licht aber schwach und blaß, wie das des Mondes war, wenn er im Halbschatten der Erde steht. Einige Tage später wurde sein Schweif bemerkbarer, doch war er ab- wechselnd kurz und plötzlich wieder sehr lang, ähnlich den Streifen in der Luft, die man oft bei der Sonne bemerkt, wenn sie, wie der gemeine Mann sagt, Wasser zieht. Gegen das Ende der Er- scheinung wurde der Kopf immer kleiner und der Schweif ver- schwand wieder einige Zeit vor dem Kopfe. Schon einige Jahre vorher hatten Tycho Brahe und Möstlin Kometen. Perihelium erreichte. Dieß war die Zeit, wo Eliſabeth in Englandund Heinrich IV in Frankreich ihre Völker groß und glücklich zu machen ſuchten und wo Kepler das große Geſetzbuch des Himmels entdeckte. Die damalige Erſcheinung des Kometen hat viel Aehnliches mit derjenigen, die im Jahre 1835 ſtatt haben wird, daher viel- leicht auch die ſcheinbare Größe, die Geſtalt und der Glanz in beiden Epochen ſich gleich ſeyn möchten. Im Jahre 1607 trat er am 26. October in ſein Perihel; ſeine kleinſte Entfernung von der Erde war fünf Millionen Meilen; er durchlief den untern Theil des großen Bären, ging durch die Mitte des Bootes, durchzog dann das Sternbild der Schlange und verſchwand im Fuße des Bootes. Im Jahre 1835 aber wird er ſein Perihel um die Mitte Novembers erreichen, der Erde ſich bis auf vier Millionen Meilen nähern und die Sternbilder des großen Bären und des Bootes durchlaufen und in der Schlange verſchwinden. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß er ſich im Jahre 1835 nahe eben ſo zeigen wird, wie man ihn i. J. 1607 geſehen hat. Die beſten Beobach- tungen jener Erſcheinung ſind von Kepler, Longomontar, und von den Engländern Harriot und Torporley. Nach Keplers Bericht hatte der Komet gegen Ende des Septembers 1607 noch einen ſehr ſchwachen und kaum bemerkbaren Schweif, indem der Kopf deſſelben einem nicht ganz runden Ballen von der Größe Jupiters glich, deſſen Licht aber ſchwach und blaß, wie das des Mondes war, wenn er im Halbſchatten der Erde ſteht. Einige Tage ſpäter wurde ſein Schweif bemerkbarer, doch war er ab- wechſelnd kurz und plötzlich wieder ſehr lang, ähnlich den Streifen in der Luft, die man oft bei der Sonne bemerkt, wenn ſie, wie der gemeine Mann ſagt, Waſſer zieht. Gegen das Ende der Er- ſcheinung wurde der Kopf immer kleiner und der Schweif ver- ſchwand wieder einige Zeit vor dem Kopfe. Schon einige Jahre vorher hatten Tycho Brahe und Möſtlin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0271" n="261"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/> Perihelium erreichte. 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Kometen.
Perihelium erreichte. Dieß war die Zeit, wo Eliſabeth in England
und Heinrich IV in Frankreich ihre Völker groß und glücklich zu
machen ſuchten und wo Kepler das große Geſetzbuch des Himmels
entdeckte. Die damalige Erſcheinung des Kometen hat viel Aehnliches
mit derjenigen, die im Jahre 1835 ſtatt haben wird, daher viel-
leicht auch die ſcheinbare Größe, die Geſtalt und der Glanz in
beiden Epochen ſich gleich ſeyn möchten. Im Jahre 1607 trat er
am 26. October in ſein Perihel; ſeine kleinſte Entfernung von der
Erde war fünf Millionen Meilen; er durchlief den untern Theil
des großen Bären, ging durch die Mitte des Bootes, durchzog
dann das Sternbild der Schlange und verſchwand im Fuße des
Bootes. Im Jahre 1835 aber wird er ſein Perihel um die Mitte
Novembers erreichen, der Erde ſich bis auf vier Millionen Meilen
nähern und die Sternbilder des großen Bären und des Bootes
durchlaufen und in der Schlange verſchwinden. Es iſt daher
wahrſcheinlich, daß er ſich im Jahre 1835 nahe eben ſo zeigen
wird, wie man ihn i. J. 1607 geſehen hat. Die beſten Beobach-
tungen jener Erſcheinung ſind von Kepler, Longomontar, und
von den Engländern Harriot und Torporley. Nach Keplers
Bericht hatte der Komet gegen Ende des Septembers 1607 noch
einen ſehr ſchwachen und kaum bemerkbaren Schweif, indem der
Kopf deſſelben einem nicht ganz runden Ballen von der Größe
Jupiters glich, deſſen Licht aber ſchwach und blaß, wie das des
Mondes war, wenn er im Halbſchatten der Erde ſteht. Einige
Tage ſpäter wurde ſein Schweif bemerkbarer, doch war er ab-
wechſelnd kurz und plötzlich wieder ſehr lang, ähnlich den Streifen
in der Luft, die man oft bei der Sonne bemerkt, wenn ſie, wie
der gemeine Mann ſagt, Waſſer zieht. Gegen das Ende der Er-
ſcheinung wurde der Kopf immer kleiner und der Schweif ver-
ſchwand wieder einige Zeit vor dem Kopfe.
Schon einige Jahre vorher hatten Tycho Brahe und Möſtlin
die Behauptung aufgeſtellt, daß die Kometen nicht Meteore ſeyen,
die ſich bloß in unſerer Atmoſphäre erzeugen, ſondern daß ſie als
eigene Himmelskörper betrachtet werden ſollen, die ſich in Kreiſen
um die Sonne bewegen. Die gegenwärtige Erſcheinung brachte
Kepler auf die Idee, daß die Bahnen der Kometen gerade
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