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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Doppelsterne.
Sterne des Himmels, eine eigene fortschreitende Bewegung im
Raume haben, und daß sie, dieser Bewegung ungeachtet, nicht
aufhören doppelt zu bleiben daß also diese Sternpaare ihren gro-
ßen Weg im Weltraume wie zwei eng verbundene Wanderer ge-
meinschaftlich zurücklegen. Der merkwürdigste unter diesen Zwil-
lingssternen ist der oben erwähnte Doppelstern 61 im Schwan.
Man findet ihn am Himmel zwischen den beiden größeren, aber
einfachen Sternen n und t dieses Sternbildes beinahe in der Mitte
derselben oder in der Rectascension 21h 0' und Poldistanz 52° 3'.
Dieser Stern hat eine sehr große eigene Bewegung, nämlich in
100 Jahren durch 503" in Rectascension und durch 339" in Decli-
nation. Sie sind alle beide nahe von der sechsten Größe und
ihre Distanz beträgt nahe 15 Secunden. Aus den angeführten
zwei Bewegungen dieses Doppelsterns folgt, daß er sich, während
einem Jahrhundert, in der Richtung seiner Bahn durch 607 Se-
cunden bewegt. Dieser Stern hat also seit Chr. G. über drei
Grade, d. h. über sechs Monddurchmesser am Himmel zurückgelegt,
ohne von seinem Begleiter auch nur einen Augenblick verlassen
worden zu seyn.

Wenn aber eine so große, gemeinschaftliche Bewegung der
beiden Sterne eines Doppelgestirns schon so deutlich für ihr in-
neres Zusammengehören spricht, so wird dafür durch eine andere
Bewegung, die man an ihnen bemerkt hat, diese Vermuthung zu
einer nicht weiter zu bezweifelnden Gewißheit erhoben. Man hat
nämlich schon bei sehr vielen dieser Sternenpaare eine Bewegung
des einen um den anderen dieser Sterne bemerkt. Der Be-
gleiter beschreibt um seinen Centralstern, als um einen Mittelpunkt,
eine kreisförmige oder elliptische Bahn, ganz eben so, wie die
Planeten um die Sonne, oder die Satelliten um ihre Hauptplane-
ten Bahnen beschreiben.

Wenn man nämlich bei diesen Doppelsternen die Distanz D
derselben, und den Positionswinkel P zu zwei oder mehr verschie-
denen Zeiten beobachtet, so findet man, daß sich diese Größen re-
regelmäßig ändern, und daß der Winkel P insbesondere schon in
wenig Jahren beträchtlich zu- oder abgenommen hat, woraus folgt,
daß sich der eine dieser Sterne um den andern bewegen muß.


Doppelſterne.
Sterne des Himmels, eine eigene fortſchreitende Bewegung im
Raume haben, und daß ſie, dieſer Bewegung ungeachtet, nicht
aufhören doppelt zu bleiben daß alſo dieſe Sternpaare ihren gro-
ßen Weg im Weltraume wie zwei eng verbundene Wanderer ge-
meinſchaftlich zurücklegen. Der merkwürdigſte unter dieſen Zwil-
lingsſternen iſt der oben erwähnte Doppelſtern 61 im Schwan.
Man findet ihn am Himmel zwiſchen den beiden größeren, aber
einfachen Sternen ν und τ dieſes Sternbildes beinahe in der Mitte
derſelben oder in der Rectaſcenſion 21h 0′ und Poldiſtanz 52° 3′.
Dieſer Stern hat eine ſehr große eigene Bewegung, nämlich in
100 Jahren durch 503″ in Rectaſcenſion und durch 339″ in Decli-
nation. Sie ſind alle beide nahe von der ſechsten Größe und
ihre Diſtanz beträgt nahe 15 Secunden. Aus den angeführten
zwei Bewegungen dieſes Doppelſterns folgt, daß er ſich, während
einem Jahrhundert, in der Richtung ſeiner Bahn durch 607 Se-
cunden bewegt. Dieſer Stern hat alſo ſeit Chr. G. über drei
Grade, d. h. über ſechs Monddurchmeſſer am Himmel zurückgelegt,
ohne von ſeinem Begleiter auch nur einen Augenblick verlaſſen
worden zu ſeyn.

Wenn aber eine ſo große, gemeinſchaftliche Bewegung der
beiden Sterne eines Doppelgeſtirns ſchon ſo deutlich für ihr in-
neres Zuſammengehören ſpricht, ſo wird dafür durch eine andere
Bewegung, die man an ihnen bemerkt hat, dieſe Vermuthung zu
einer nicht weiter zu bezweifelnden Gewißheit erhoben. Man hat
nämlich ſchon bei ſehr vielen dieſer Sternenpaare eine Bewegung
des einen um den anderen dieſer Sterne bemerkt. Der Be-
gleiter beſchreibt um ſeinen Centralſtern, als um einen Mittelpunkt,
eine kreisförmige oder elliptiſche Bahn, ganz eben ſo, wie die
Planeten um die Sonne, oder die Satelliten um ihre Hauptplane-
ten Bahnen beſchreiben.

Wenn man nämlich bei dieſen Doppelſternen die Diſtanz Δ
derſelben, und den Poſitionswinkel Π zu zwei oder mehr verſchie-
denen Zeiten beobachtet, ſo findet man, daß ſich dieſe Größen re-
regelmäßig ändern, und daß der Winkel Π insbeſondere ſchon in
wenig Jahren beträchtlich zu- oder abgenommen hat, woraus folgt,
daß ſich der eine dieſer Sterne um den andern bewegen muß.


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[325/0335] Doppelſterne. Sterne des Himmels, eine eigene fortſchreitende Bewegung im Raume haben, und daß ſie, dieſer Bewegung ungeachtet, nicht aufhören doppelt zu bleiben daß alſo dieſe Sternpaare ihren gro- ßen Weg im Weltraume wie zwei eng verbundene Wanderer ge- meinſchaftlich zurücklegen. Der merkwürdigſte unter dieſen Zwil- lingsſternen iſt der oben erwähnte Doppelſtern 61 im Schwan. Man findet ihn am Himmel zwiſchen den beiden größeren, aber einfachen Sternen ν und τ dieſes Sternbildes beinahe in der Mitte derſelben oder in der Rectaſcenſion 21h 0′ und Poldiſtanz 52° 3′. Dieſer Stern hat eine ſehr große eigene Bewegung, nämlich in 100 Jahren durch 503″ in Rectaſcenſion und durch 339″ in Decli- nation. Sie ſind alle beide nahe von der ſechsten Größe und ihre Diſtanz beträgt nahe 15 Secunden. Aus den angeführten zwei Bewegungen dieſes Doppelſterns folgt, daß er ſich, während einem Jahrhundert, in der Richtung ſeiner Bahn durch 607 Se- cunden bewegt. Dieſer Stern hat alſo ſeit Chr. G. über drei Grade, d. h. über ſechs Monddurchmeſſer am Himmel zurückgelegt, ohne von ſeinem Begleiter auch nur einen Augenblick verlaſſen worden zu ſeyn. Wenn aber eine ſo große, gemeinſchaftliche Bewegung der beiden Sterne eines Doppelgeſtirns ſchon ſo deutlich für ihr in- neres Zuſammengehören ſpricht, ſo wird dafür durch eine andere Bewegung, die man an ihnen bemerkt hat, dieſe Vermuthung zu einer nicht weiter zu bezweifelnden Gewißheit erhoben. Man hat nämlich ſchon bei ſehr vielen dieſer Sternenpaare eine Bewegung des einen um den anderen dieſer Sterne bemerkt. Der Be- gleiter beſchreibt um ſeinen Centralſtern, als um einen Mittelpunkt, eine kreisförmige oder elliptiſche Bahn, ganz eben ſo, wie die Planeten um die Sonne, oder die Satelliten um ihre Hauptplane- ten Bahnen beſchreiben. Wenn man nämlich bei dieſen Doppelſternen die Diſtanz Δ derſelben, und den Poſitionswinkel Π zu zwei oder mehr verſchie- denen Zeiten beobachtet, ſo findet man, daß ſich dieſe Größen re- regelmäßig ändern, und daß der Winkel Π insbeſondere ſchon in wenig Jahren beträchtlich zu- oder abgenommen hat, woraus folgt, daß ſich der eine dieſer Sterne um den andern bewegen muß.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/335>, abgerufen am 21.11.2024.