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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Doppelsterne.
eben der Hauptvorzug eines jeden guten Fernrohrs besteht, so
werden die Doppelsterne ein ganz vorzügliches Mittel seyn, das
Daseyn oder den Mangel dieses Vorzugs zu beweisen. Es ist
bereits oben gesagt worden, daß die Fixsterne alle, in guten Fern-
röhren, nur als eben so viele untheilbare Punkte, ohne allen
merklichen Durchmesser erscheinen. Zwar sieht man sie öfter als
Scheibchen von beträchtlicher Dimension, die nicht einmal immer
ganz rund und noch überdieß mit Strahlen versehen sind. Aber
eben diese Erscheinungen sind nur eben so viele Fehler des Fern-
rohres, von welchen aber auch ein Theil in der Aberration des
Auges liegen mag. Ein gesundes Auge soll durch ein vollkommen
gebautes Fernrohr alle Sterne, auch die hellsten, als reine Punkte
zeigen, und überhaupt alle von jedem einzelnen Punkte eines
Gegenstandes kommende Strahlen, nach der Brechung derselben,
genau wieder in einen einzigen scharfen Punkt vereinigen. Die
Doppelsterne sind solche Gegenstände, die nur aus zwei Punkten
bestehen, die überdieß hellglänzend auf dem dunklen Hintergrunde
des Himmels stehen und daher ganz besonders geeignet sind, zu
entscheiden, ob diese beiden Punkte sich auch in ihrem Bilde, in
dem Fernrohre, wieder genau als solche zeigen. Wenn die beiden
Sterne sehr hell und z. B. beide wenigstens zu der I. bis V.
Größe gehören, und wenn sie überdieß sehr nahe bei einander
stehen, wie Castor, g Jungfrau, x großer Bär, so wird eine sehr
große Reinheit des Bildes nöthig seyn, um diese zwei hellen
Punkte auf ihrem dunklen Grunde scharf abgesondert und in ihren
nächsten Gränzen nicht verwaschen oder in einander laufend zu
sehen, und im Gegentheile, wenn beide Sterne oder auch nur der
eine derselben sehr klein ist, so wird eine große raumdurchdringende
Kraft des Fernrohrs, wie sie Herschel zu nennen pflegte, erforderlich
seyn, um so feine und lichtschwache Punkte, selbst wenn sie einzeln
am Himmel stünden, überhaupt noch sehen zu können, so daß also
durch die Doppelsterne sowohl die Kraft, als auch die Richtigkeit
der Construction des Fernrohrs sehr vortheilhaft und sicher unter-
sucht werden kann, und daß man dadurch gleichsam ein bestimmtes
Maaß erhält, nach welchem man diese Instrumente unter sich
vergleichen kann.


Doppelſterne.
eben der Hauptvorzug eines jeden guten Fernrohrs beſteht, ſo
werden die Doppelſterne ein ganz vorzügliches Mittel ſeyn, das
Daſeyn oder den Mangel dieſes Vorzugs zu beweiſen. Es iſt
bereits oben geſagt worden, daß die Fixſterne alle, in guten Fern-
röhren, nur als eben ſo viele untheilbare Punkte, ohne allen
merklichen Durchmeſſer erſcheinen. Zwar ſieht man ſie öfter als
Scheibchen von beträchtlicher Dimenſion, die nicht einmal immer
ganz rund und noch überdieß mit Strahlen verſehen ſind. Aber
eben dieſe Erſcheinungen ſind nur eben ſo viele Fehler des Fern-
rohres, von welchen aber auch ein Theil in der Aberration des
Auges liegen mag. Ein geſundes Auge ſoll durch ein vollkommen
gebautes Fernrohr alle Sterne, auch die hellſten, als reine Punkte
zeigen, und überhaupt alle von jedem einzelnen Punkte eines
Gegenſtandes kommende Strahlen, nach der Brechung derſelben,
genau wieder in einen einzigen ſcharfen Punkt vereinigen. Die
Doppelſterne ſind ſolche Gegenſtände, die nur aus zwei Punkten
beſtehen, die überdieß hellglänzend auf dem dunklen Hintergrunde
des Himmels ſtehen und daher ganz beſonders geeignet ſind, zu
entſcheiden, ob dieſe beiden Punkte ſich auch in ihrem Bilde, in
dem Fernrohre, wieder genau als ſolche zeigen. Wenn die beiden
Sterne ſehr hell und z. B. beide wenigſtens zu der I. bis V.
Größe gehören, und wenn ſie überdieß ſehr nahe bei einander
ſtehen, wie Caſtor, γ Jungfrau, ξ großer Bär, ſo wird eine ſehr
große Reinheit des Bildes nöthig ſeyn, um dieſe zwei hellen
Punkte auf ihrem dunklen Grunde ſcharf abgeſondert und in ihren
nächſten Gränzen nicht verwaſchen oder in einander laufend zu
ſehen, und im Gegentheile, wenn beide Sterne oder auch nur der
eine derſelben ſehr klein iſt, ſo wird eine große raumdurchdringende
Kraft des Fernrohrs, wie ſie Herſchel zu nennen pflegte, erforderlich
ſeyn, um ſo feine und lichtſchwache Punkte, ſelbſt wenn ſie einzeln
am Himmel ſtünden, überhaupt noch ſehen zu können, ſo daß alſo
durch die Doppelſterne ſowohl die Kraft, als auch die Richtigkeit
der Conſtruction des Fernrohrs ſehr vortheilhaft und ſicher unter-
ſucht werden kann, und daß man dadurch gleichſam ein beſtimmtes
Maaß erhält, nach welchem man dieſe Inſtrumente unter ſich
vergleichen kann.


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[345/0355] Doppelſterne. eben der Hauptvorzug eines jeden guten Fernrohrs beſteht, ſo werden die Doppelſterne ein ganz vorzügliches Mittel ſeyn, das Daſeyn oder den Mangel dieſes Vorzugs zu beweiſen. Es iſt bereits oben geſagt worden, daß die Fixſterne alle, in guten Fern- röhren, nur als eben ſo viele untheilbare Punkte, ohne allen merklichen Durchmeſſer erſcheinen. Zwar ſieht man ſie öfter als Scheibchen von beträchtlicher Dimenſion, die nicht einmal immer ganz rund und noch überdieß mit Strahlen verſehen ſind. Aber eben dieſe Erſcheinungen ſind nur eben ſo viele Fehler des Fern- rohres, von welchen aber auch ein Theil in der Aberration des Auges liegen mag. Ein geſundes Auge ſoll durch ein vollkommen gebautes Fernrohr alle Sterne, auch die hellſten, als reine Punkte zeigen, und überhaupt alle von jedem einzelnen Punkte eines Gegenſtandes kommende Strahlen, nach der Brechung derſelben, genau wieder in einen einzigen ſcharfen Punkt vereinigen. Die Doppelſterne ſind ſolche Gegenſtände, die nur aus zwei Punkten beſtehen, die überdieß hellglänzend auf dem dunklen Hintergrunde des Himmels ſtehen und daher ganz beſonders geeignet ſind, zu entſcheiden, ob dieſe beiden Punkte ſich auch in ihrem Bilde, in dem Fernrohre, wieder genau als ſolche zeigen. Wenn die beiden Sterne ſehr hell und z. B. beide wenigſtens zu der I. bis V. Größe gehören, und wenn ſie überdieß ſehr nahe bei einander ſtehen, wie Caſtor, γ Jungfrau, ξ großer Bär, ſo wird eine ſehr große Reinheit des Bildes nöthig ſeyn, um dieſe zwei hellen Punkte auf ihrem dunklen Grunde ſcharf abgeſondert und in ihren nächſten Gränzen nicht verwaſchen oder in einander laufend zu ſehen, und im Gegentheile, wenn beide Sterne oder auch nur der eine derſelben ſehr klein iſt, ſo wird eine große raumdurchdringende Kraft des Fernrohrs, wie ſie Herſchel zu nennen pflegte, erforderlich ſeyn, um ſo feine und lichtſchwache Punkte, ſelbſt wenn ſie einzeln am Himmel ſtünden, überhaupt noch ſehen zu können, ſo daß alſo durch die Doppelſterne ſowohl die Kraft, als auch die Richtigkeit der Conſtruction des Fernrohrs ſehr vortheilhaft und ſicher unter- ſucht werden kann, und daß man dadurch gleichſam ein beſtimmtes Maaß erhält, nach welchem man dieſe Inſtrumente unter ſich vergleichen kann.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/355>, abgerufen am 21.11.2024.