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Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693].

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Leuten an die Kleider gehangen/ und denen/ die barfuß ge-
wesen/ die Beine gezwicket. Das andere aber hat sich auf
die Wiesen gegen Neuhoffen gelagert. Gegen 12. Uhren
sind sie wieder aufgebrochen/ und haben sich zwischen Sü-
den und Westen/ in hiesige Inspection, in die Fürstl. Aem-
ter Roda und Leuchtenburg gewendet.

§. 29. Man hat Anfangs gemeinet/ als käme noch
ein ander Heer von Bürgel herüber/ und zwar auf Schlö-
ben zu/ allwo sie gegen 3. Uhr selbiges Tages auch in ent-
setzlicher Menge erschienen. Es ist aber sint dem Nach-
richt eingelauffen/ daß damahl zu Bürgel noch keine gewe-
sen. Hingegen wollen andere observiret haben/ daß die-
ses Heer oben her von Roda und Gernewitz kommen/ und
sich theils in derselben Gegend gelagert/ theils sich weiter
ausgebreitet. Allem Ansehen nach sind noch andere
Heere gewesen/ welche sie zur Neustadt nicht inne worden.
Wie denn schon ümb 12. Uhr eines zu Taudendorff erschie-
nen/ und von dannen fortgetrieben worden.

§. 30. Der Flug ins Rödische ist so starck gewesen/
daß es über dem Holtze bey Tröbnitz und Geißenhain/ als
eine schwarze Wolcke geschwebet/ und einem grossen Rau-
che nicht ungleich geschienen. Daher die Post nach Ro-
da kommen/ als sey Feuer im Walde/ darüber auch mit al-
len Glocken gestürmet/ das Volck beruffen/ und in den
Wald in der Meusebacher Revier/ allda zu leschen/ com-
mandi
ret worden. Selbigen Tages haben sich die Heu-
schrecken in ermeldten Aemtern hin und wieder gelagert/
sonderlich aber in Thälern um Ottendorff und Eineborn;
Jngleichen in dem Kirchspiel Schlöben/ Greben und
Drackendorff/ da das Lager fast an Lobeda gereichet/ wei-
ter ümb Schieblau/ Oelcknitz/ Jägersdorff/ Bockedra/

Un-

Leuten an die Kleider gehangen/ und denen/ die barfuß ge-
weſen/ die Beine gezwicket. Das andere aber hat ſich auf
die Wieſen gegen Neuhoffen gelagert. Gegen 12. Uhren
ſind ſie wieder aufgebrochen/ und haben ſich zwiſchen Suͤ-
den und Weſten/ in hieſige Inſpection, in die Fuͤrſtl. Aem-
ter Roda und Leuchtenburg gewendet.

§. 29. Man hat Anfangs gemeinet/ als kaͤme noch
ein ander Heer von Buͤrgel heruͤber/ und zwar auf Schloͤ-
ben zu/ allwo ſie gegen 3. Uhr ſelbiges Tages auch in ent-
ſetzlicher Menge erſchienen. Es iſt aber ſint dem Nach-
richt eingelauffen/ daß damahl zu Buͤrgel noch keine gewe-
ſen. Hingegen wollen andere obſerviret haben/ daß die-
ſes Heer oben her von Roda und Gernewitz kommen/ und
ſich theils in derſelben Gegend gelagert/ theils ſich weiter
ausgebreitet. Allem Anſehen nach ſind noch andere
Heere geweſen/ welche ſie zur Neuſtadt nicht inne worden.
Wie denn ſchon uͤmb 12. Uhr eines zu Taudendorff erſchie-
nen/ und von dannen fortgetrieben worden.

§. 30. Der Flug ins Roͤdiſche iſt ſo ſtarck geweſen/
daß es uͤber dem Holtze bey Troͤbnitz und Geißenhain/ als
eine ſchwarze Wolcke geſchwebet/ und einem groſſen Rau-
che nicht ungleich geſchienen. Daher die Poſt nach Ro-
da kommen/ als ſey Feuer im Walde/ daruͤber auch mit al-
len Glocken geſtuͤrmet/ das Volck beruffen/ und in den
Wald in der Meuſebacher Revier/ allda zu leſchen/ com-
mandi
ret worden. Selbigen Tages haben ſich die Heu-
ſchrecken in ermeldten Aemtern hin und wieder gelagert/
ſonderlich aber in Thaͤlern um Ottendorff und Eineborn;
Jngleichen in dem Kirchſpiel Schloͤben/ Greben und
Drackendorff/ da das Lager faſt an Lobeda gereichet/ wei-
ter uͤmb Schieblau/ Oelcknitz/ Jaͤgersdorff/ Bockedra/

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[18/0020] Leuten an die Kleider gehangen/ und denen/ die barfuß ge- weſen/ die Beine gezwicket. Das andere aber hat ſich auf die Wieſen gegen Neuhoffen gelagert. Gegen 12. Uhren ſind ſie wieder aufgebrochen/ und haben ſich zwiſchen Suͤ- den und Weſten/ in hieſige Inſpection, in die Fuͤrſtl. Aem- ter Roda und Leuchtenburg gewendet. §. 29. Man hat Anfangs gemeinet/ als kaͤme noch ein ander Heer von Buͤrgel heruͤber/ und zwar auf Schloͤ- ben zu/ allwo ſie gegen 3. Uhr ſelbiges Tages auch in ent- ſetzlicher Menge erſchienen. Es iſt aber ſint dem Nach- richt eingelauffen/ daß damahl zu Buͤrgel noch keine gewe- ſen. Hingegen wollen andere obſerviret haben/ daß die- ſes Heer oben her von Roda und Gernewitz kommen/ und ſich theils in derſelben Gegend gelagert/ theils ſich weiter ausgebreitet. Allem Anſehen nach ſind noch andere Heere geweſen/ welche ſie zur Neuſtadt nicht inne worden. Wie denn ſchon uͤmb 12. Uhr eines zu Taudendorff erſchie- nen/ und von dannen fortgetrieben worden. §. 30. Der Flug ins Roͤdiſche iſt ſo ſtarck geweſen/ daß es uͤber dem Holtze bey Troͤbnitz und Geißenhain/ als eine ſchwarze Wolcke geſchwebet/ und einem groſſen Rau- che nicht ungleich geſchienen. Daher die Poſt nach Ro- da kommen/ als ſey Feuer im Walde/ daruͤber auch mit al- len Glocken geſtuͤrmet/ das Volck beruffen/ und in den Wald in der Meuſebacher Revier/ allda zu leſchen/ com- mandiret worden. Selbigen Tages haben ſich die Heu- ſchrecken in ermeldten Aemtern hin und wieder gelagert/ ſonderlich aber in Thaͤlern um Ottendorff und Eineborn; Jngleichen in dem Kirchſpiel Schloͤben/ Greben und Drackendorff/ da das Lager faſt an Lobeda gereichet/ wei- ter uͤmb Schieblau/ Oelcknitz/ Jaͤgersdorff/ Bockedra/ Un-

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Zitationshilfe: Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/20>, abgerufen am 21.11.2024.