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Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847.

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reisen, sollten sie es auch da sein und erkennen, daß da, wo des Herrn Name nicht gepredigt ist, jeder Gläubige zum Prediger werden soll von Gottes wegen. Wir wollen nicht einmal sehr darauf dringen, daß man reisen sollte, um die Heiden aufzusuchen und sie zu erleuchten: in unsrer Zeit ist ohnehin Reisen etwas viel leichteres, als ehedem und wenn nur alle diejenigen, welche aus andern Gründen, als aus Gehorsam gegen das Gebot des Herrn reisen, thäten was sie sollen, wie ganz anders würde es stehen. Bald ist kein Land mehr, wohin der Europäer, der Americaner nicht dränge, kein Volk mehr, welches nicht um des Handels willen aufgesucht würde. Ist's denn von Christi Gliedern zu viel verlangt, daß der Herr, ihr Haupt, in allen Landen, unter allen Völkern von ihnen gepriesen werden soll, Er, durch den sie andere Völker so weit überragen? Kann denn der Kaufmann, der Gelehrte, der Seefahrer und Schiffsmann, der Krieger, - können diejenigen, welche irdischen Berufes willen die Inseln des Oceans und die fernsten Küsten betreten, so gar ihres Berufes vergessen, aller Creatur zu predigen? Sie kommen zu aller Creatur auf Erden, sie sehen, was für ein Elend unter denen ist, die Christum nicht kennen, die besseren unter ihnen seufzen, daß in den Landen, wo sie verweilen, keine Diener des Evangeliums sind und es fällt ihnen gar nicht ein, daß sie das Elend in der Nähe schauen, um es nach Kräften selbst zu mildern. Ach, wenn alle die, welche unter den Heiden leben, thäten, was sie könnten, um den Heiden das Evangelium bekannt zu machen, es würde bald anders werden und die gerechte Klage, daß nicht genug zum Heile der Heiden geschehe, würde verstummen. Was wird der Herr, der zu allen Sein letztes Wort gesprochen hat, einst zu denen sagen, die eine Heidenseele, eine Creatur ohne die Predigt des Evangeliums gelassen haben, da sie doch hätten irgendwie predigen können! Wie wird der Herr dermaleins

reisen, sollten sie es auch da sein und erkennen, daß da, wo des Herrn Name nicht gepredigt ist, jeder Gläubige zum Prediger werden soll von Gottes wegen. Wir wollen nicht einmal sehr darauf dringen, daß man reisen sollte, um die Heiden aufzusuchen und sie zu erleuchten: in unsrer Zeit ist ohnehin Reisen etwas viel leichteres, als ehedem und wenn nur alle diejenigen, welche aus andern Gründen, als aus Gehorsam gegen das Gebot des Herrn reisen, thäten was sie sollen, wie ganz anders würde es stehen. Bald ist kein Land mehr, wohin der Europäer, der Americaner nicht dränge, kein Volk mehr, welches nicht um des Handels willen aufgesucht würde. Ist’s denn von Christi Gliedern zu viel verlangt, daß der Herr, ihr Haupt, in allen Landen, unter allen Völkern von ihnen gepriesen werden soll, Er, durch den sie andere Völker so weit überragen? Kann denn der Kaufmann, der Gelehrte, der Seefahrer und Schiffsmann, der Krieger, – können diejenigen, welche irdischen Berufes willen die Inseln des Oceans und die fernsten Küsten betreten, so gar ihres Berufes vergessen, aller Creatur zu predigen? Sie kommen zu aller Creatur auf Erden, sie sehen, was für ein Elend unter denen ist, die Christum nicht kennen, die besseren unter ihnen seufzen, daß in den Landen, wo sie verweilen, keine Diener des Evangeliums sind und es fällt ihnen gar nicht ein, daß sie das Elend in der Nähe schauen, um es nach Kräften selbst zu mildern. Ach, wenn alle die, welche unter den Heiden leben, thäten, was sie könnten, um den Heiden das Evangelium bekannt zu machen, es würde bald anders werden und die gerechte Klage, daß nicht genug zum Heile der Heiden geschehe, würde verstummen. Was wird der Herr, der zu allen Sein letztes Wort gesprochen hat, einst zu denen sagen, die eine Heidenseele, eine Creatur ohne die Predigt des Evangeliums gelassen haben, da sie doch hätten irgendwie predigen können! Wie wird der Herr dermaleins

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[18/0018] reisen, sollten sie es auch da sein und erkennen, daß da, wo des Herrn Name nicht gepredigt ist, jeder Gläubige zum Prediger werden soll von Gottes wegen. Wir wollen nicht einmal sehr darauf dringen, daß man reisen sollte, um die Heiden aufzusuchen und sie zu erleuchten: in unsrer Zeit ist ohnehin Reisen etwas viel leichteres, als ehedem und wenn nur alle diejenigen, welche aus andern Gründen, als aus Gehorsam gegen das Gebot des Herrn reisen, thäten was sie sollen, wie ganz anders würde es stehen. Bald ist kein Land mehr, wohin der Europäer, der Americaner nicht dränge, kein Volk mehr, welches nicht um des Handels willen aufgesucht würde. Ist’s denn von Christi Gliedern zu viel verlangt, daß der Herr, ihr Haupt, in allen Landen, unter allen Völkern von ihnen gepriesen werden soll, Er, durch den sie andere Völker so weit überragen? Kann denn der Kaufmann, der Gelehrte, der Seefahrer und Schiffsmann, der Krieger, – können diejenigen, welche irdischen Berufes willen die Inseln des Oceans und die fernsten Küsten betreten, so gar ihres Berufes vergessen, aller Creatur zu predigen? Sie kommen zu aller Creatur auf Erden, sie sehen, was für ein Elend unter denen ist, die Christum nicht kennen, die besseren unter ihnen seufzen, daß in den Landen, wo sie verweilen, keine Diener des Evangeliums sind und es fällt ihnen gar nicht ein, daß sie das Elend in der Nähe schauen, um es nach Kräften selbst zu mildern. Ach, wenn alle die, welche unter den Heiden leben, thäten, was sie könnten, um den Heiden das Evangelium bekannt zu machen, es würde bald anders werden und die gerechte Klage, daß nicht genug zum Heile der Heiden geschehe, würde verstummen. Was wird der Herr, der zu allen Sein letztes Wort gesprochen hat, einst zu denen sagen, die eine Heidenseele, eine Creatur ohne die Predigt des Evangeliums gelassen haben, da sie doch hätten irgendwie predigen können! Wie wird der Herr dermaleins

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_evangelium_1847/18>, abgerufen am 21.11.2024.