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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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Dettelsau. Vielleicht gefällt dir alles mit einander. Die Hospitäler sind Dettelsau's Ostende, und weiter geht es vielleicht nicht, aber es ist ja genug, wenn es in freudiger Kraft bis hieher gegangen ist. Es hat wahrlich Mühe genug gekostet, bis es nur hieher kam. Oben habe ich gesagt, von der Pfarrkirche bis zu dem Gottesacker der Diaconissen sei es ein weiter Weg und doch ist es nur eine kleine Strecke, auf der sich viel und mancherlei Werke entwickeln, Werke, nicht zur Seligkeit gewirkt oder gemeint, wohl aber zum Preis des Einzigen, der uns Allen zum ewigen Heile gelebt hat und gestorben ist.

Jetzt sind gerade fünf Jahre vorüber und die Schwestern von Dettelsau haben in den 137 Ortschaften des Distrikts zehn mühevolle Gänge und Sammlungen vollendet. Da haben sie Familie auf Familie um irgend eine Gabe für die Distriktskranken angesprochen und dabei den Kindern Bilder, den Alten Tractate gereicht mit süßen und zum Evangelium lockenden Worten. Wie viele wohlhabende und reiche Bauern haben sie dafür abgeschnauzt, mit Hunden gehetzt, mit Schimpfworten fortgeschickt und nicht begriffen, daß sie gar nichts gewollt haben, als eine vertragsmäßige Gabe für die Distriktskranken sammeln und die armen Leidenden freundlich anmahnen, ihre Gaben in kranken Tagen in Dettelsau aus den Händen der Liebe wieder heim zu holen. Wie manche junge zarte Magd des Herrn hat in Geduld bei jedem Wetter die weiten Wege gemacht, und hat unter dem Spott und Hohn von allerlei Menschen die Liebe des Erlösers gegen die Kranken gepriesen. Wie manche ist selber darüber voll Weh und Krankheit geworden, ohne Klage, aber wie manche hat auch bei ihren Sammlungen den Segen der Armen und Kranken bekommen, die mit Thränen der Sehnsucht sich für ihr Leiden und Sterben nichts Beßeres zu wünschen gewußt haben, als

Dettelsau. Vielleicht gefällt dir alles mit einander. Die Hospitäler sind Dettelsau’s Ostende, und weiter geht es vielleicht nicht, aber es ist ja genug, wenn es in freudiger Kraft bis hieher gegangen ist. Es hat wahrlich Mühe genug gekostet, bis es nur hieher kam. Oben habe ich gesagt, von der Pfarrkirche bis zu dem Gottesacker der Diaconissen sei es ein weiter Weg und doch ist es nur eine kleine Strecke, auf der sich viel und mancherlei Werke entwickeln, Werke, nicht zur Seligkeit gewirkt oder gemeint, wohl aber zum Preis des Einzigen, der uns Allen zum ewigen Heile gelebt hat und gestorben ist.

Jetzt sind gerade fünf Jahre vorüber und die Schwestern von Dettelsau haben in den 137 Ortschaften des Distrikts zehn mühevolle Gänge und Sammlungen vollendet. Da haben sie Familie auf Familie um irgend eine Gabe für die Distriktskranken angesprochen und dabei den Kindern Bilder, den Alten Tractate gereicht mit süßen und zum Evangelium lockenden Worten. Wie viele wohlhabende und reiche Bauern haben sie dafür abgeschnauzt, mit Hunden gehetzt, mit Schimpfworten fortgeschickt und nicht begriffen, daß sie gar nichts gewollt haben, als eine vertragsmäßige Gabe für die Distriktskranken sammeln und die armen Leidenden freundlich anmahnen, ihre Gaben in kranken Tagen in Dettelsau aus den Händen der Liebe wieder heim zu holen. Wie manche junge zarte Magd des Herrn hat in Geduld bei jedem Wetter die weiten Wege gemacht, und hat unter dem Spott und Hohn von allerlei Menschen die Liebe des Erlösers gegen die Kranken gepriesen. Wie manche ist selber darüber voll Weh und Krankheit geworden, ohne Klage, aber wie manche hat auch bei ihren Sammlungen den Segen der Armen und Kranken bekommen, die mit Thränen der Sehnsucht sich für ihr Leiden und Sterben nichts Beßeres zu wünschen gewußt haben, als

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[116/0116] Dettelsau. Vielleicht gefällt dir alles mit einander. Die Hospitäler sind Dettelsau’s Ostende, und weiter geht es vielleicht nicht, aber es ist ja genug, wenn es in freudiger Kraft bis hieher gegangen ist. Es hat wahrlich Mühe genug gekostet, bis es nur hieher kam. Oben habe ich gesagt, von der Pfarrkirche bis zu dem Gottesacker der Diaconissen sei es ein weiter Weg und doch ist es nur eine kleine Strecke, auf der sich viel und mancherlei Werke entwickeln, Werke, nicht zur Seligkeit gewirkt oder gemeint, wohl aber zum Preis des Einzigen, der uns Allen zum ewigen Heile gelebt hat und gestorben ist. Jetzt sind gerade fünf Jahre vorüber und die Schwestern von Dettelsau haben in den 137 Ortschaften des Distrikts zehn mühevolle Gänge und Sammlungen vollendet. Da haben sie Familie auf Familie um irgend eine Gabe für die Distriktskranken angesprochen und dabei den Kindern Bilder, den Alten Tractate gereicht mit süßen und zum Evangelium lockenden Worten. Wie viele wohlhabende und reiche Bauern haben sie dafür abgeschnauzt, mit Hunden gehetzt, mit Schimpfworten fortgeschickt und nicht begriffen, daß sie gar nichts gewollt haben, als eine vertragsmäßige Gabe für die Distriktskranken sammeln und die armen Leidenden freundlich anmahnen, ihre Gaben in kranken Tagen in Dettelsau aus den Händen der Liebe wieder heim zu holen. Wie manche junge zarte Magd des Herrn hat in Geduld bei jedem Wetter die weiten Wege gemacht, und hat unter dem Spott und Hohn von allerlei Menschen die Liebe des Erlösers gegen die Kranken gepriesen. Wie manche ist selber darüber voll Weh und Krankheit geworden, ohne Klage, aber wie manche hat auch bei ihren Sammlungen den Segen der Armen und Kranken bekommen, die mit Thränen der Sehnsucht sich für ihr Leiden und Sterben nichts Beßeres zu wünschen gewußt haben, als

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/116>, abgerufen am 21.11.2024.