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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römische
man nur einen verschmitzteren Pabst/ als die bißherigen gewesen.
Hildebrand hatte hierzu Geschicklichkeit genung/ und ob er gleich
damahls in dem Kloster Clugny in Franckreich stack/ so war
er doch durch seine Fähigkeit und Kühnheit bey denen damahli-
gen finstern Zeiten schon bekannt genung. Er nahm sich
die Freyheit/ da Bruno nach Rom reissete/ redete ihn zu Besan-
son
an/ und brachte diesen Mann/ dessen Verstand nicht der fä-
higste war/ dahin/ daß er es vor sündlich hielte/ von dem Käyser
die Päbstliche Würde anzunehmen; sondern mit Hildebranden
sich gar demüthig nach Rom machte/ und der Clerisey die Wahl
überließ/ die ihn/ durch Hildebrands Künste beredet/ endlich selbst
unter dem Nahmen Leonis IX. erwehlte. Hier ward nun der
Mönch Hildebrand alsobald Cardinal/ und regierte des Pabsts
Hertz/ nebst der Kirche. Jedoch fand er noch allzuviel Hinder-
nißen seines Vorhabens/ und muste also geschehen lassen/ daß
der Käyser nach Leonis Todt Gebharden/ den Bischoff zu Eich-
städt/ unter dem Nahmen Victoris II. einsetzte. Aber nach
dessen Todt zeigten sich Hildebrands Räncke öffentlich. Er hat-
te sich insonderheit auffs äusserste insinuiret bey der berühmten
Mathildis, und ihrer Mutter/ Beatrice, so damahls die mäch-
tigsten Damen in Jtalien waren/ und Florenz, Ferrara, Man-
tua, Parma,
ja fast die Helffte von Jtalien besassen. Mit derer
Beyhülffe brachte er den Cardinal Friedrichen/ Gottfrieds/
Hertzogs zu Lothringen/ der Mathilde Gemahls/ Bruder mit
dem Nahmen Stephani IX. zum Pabstuhm/ welcher Hilde-
branden in allen folgte/ und die Deutschen Käyser schon zu pla-
gen anfing. Hildebrand ließ sich nun zu einer Gesandschafft
in Deutschland brauchen/ da er die Praelaten wieder den Käyser
recht in Lermen brachte. Jn dessen Abwesenheit brach die Tu-
sculani
sche Rotte zum letztern mahl wieder vor/ und machte/
nach Stephani Ableiben/ Johannem/ Bischoffen zu Velitri,
aus ihrer familie durch Geschencke und viele Räncke zum Pabst/
wobey Gregorius, Graff von Tusculo das meiste that; Hil-
debrand aber kam eylend wieder/ und setzte alles daran/ biß er

Ger-

Roͤmiſche
man nur einen verſchmitzteren Pabſt/ als die bißherigen geweſen.
Hildebrand hatte hierzu Geſchicklichkeit genung/ und ob er gleich
damahls in dem Kloſter Clugny in Franckreich ſtack/ ſo war
er doch durch ſeine Faͤhigkeit und Kuͤhnheit bey denen damahli-
gen finſtern Zeiten ſchon bekannt genung. Er nahm ſich
die Freyheit/ da Bruno nach Rom reiſſete/ redete ihn zu Beſan-
ſon
an/ und brachte dieſen Mann/ deſſen Verſtand nicht der faͤ-
higſte war/ dahin/ daß er es vor ſuͤndlich hielte/ von dem Kaͤyſer
die Paͤbſtliche Wuͤrde anzunehmen; ſondern mit Hildebranden
ſich gar demuͤthig nach Rom machte/ und der Cleriſey die Wahl
uͤberließ/ die ihn/ durch Hildebrands Kuͤnſte beredet/ endlich ſelbſt
unter dem Nahmen Leonis IX. erwehlte. Hier ward nun der
Moͤnch Hildebrand alſobald Cardinal/ und regierte des Pabſts
Hertz/ nebſt der Kirche. Jedoch fand er noch allzuviel Hinder-
nißen ſeines Vorhabens/ und muſte alſo geſchehen laſſen/ daß
der Kaͤyſer nach Leonis Todt Gebharden/ den Biſchoff zu Eich-
ſtaͤdt/ unter dem Nahmen Victoris II. einſetzte. Aber nach
deſſen Todt zeigten ſich Hildebrands Raͤncke oͤffentlich. Er hat-
te ſich inſonderheit auffs aͤuſſerſte inſinuiret bey der beruͤhmten
Mathildis, und ihrer Mutter/ Beatrice, ſo damahls die maͤch-
tigſten Damen in Jtalien waren/ und Florenz, Ferrara, Man-
tua, Parma,
ja faſt die Helffte von Jtalien beſaſſen. Mit derer
Beyhuͤlffe brachte er den Cardinal Friedrichen/ Gottfrieds/
Hertzogs zu Lothringen/ der Mathilde Gemahls/ Bruder mit
dem Nahmen Stephani IX. zum Pabſtuhm/ welcher Hilde-
branden in allen folgte/ und die Deutſchen Kaͤyſer ſchon zu pla-
gen anfing. Hildebrand ließ ſich nun zu einer Geſandſchafft
in Deutſchland brauchen/ da er die Prælaten wieder den Kaͤyſer
recht in Lermen brachte. Jn deſſen Abweſenheit brach die Tu-
ſculani
ſche Rotte zum letztern mahl wieder vor/ und machte/
nach Stephani Ableiben/ Johannem/ Biſchoffen zu Velitri,
aus ihrer familie durch Geſchencke und viele Raͤncke zum Pabſt/
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[96/0106] Roͤmiſche man nur einen verſchmitzteren Pabſt/ als die bißherigen geweſen. Hildebrand hatte hierzu Geſchicklichkeit genung/ und ob er gleich damahls in dem Kloſter Clugny in Franckreich ſtack/ ſo war er doch durch ſeine Faͤhigkeit und Kuͤhnheit bey denen damahli- gen finſtern Zeiten ſchon bekannt genung. Er nahm ſich die Freyheit/ da Bruno nach Rom reiſſete/ redete ihn zu Beſan- ſon an/ und brachte dieſen Mann/ deſſen Verſtand nicht der faͤ- higſte war/ dahin/ daß er es vor ſuͤndlich hielte/ von dem Kaͤyſer die Paͤbſtliche Wuͤrde anzunehmen; ſondern mit Hildebranden ſich gar demuͤthig nach Rom machte/ und der Cleriſey die Wahl uͤberließ/ die ihn/ durch Hildebrands Kuͤnſte beredet/ endlich ſelbſt unter dem Nahmen Leonis IX. erwehlte. Hier ward nun der Moͤnch Hildebrand alſobald Cardinal/ und regierte des Pabſts Hertz/ nebſt der Kirche. Jedoch fand er noch allzuviel Hinder- nißen ſeines Vorhabens/ und muſte alſo geſchehen laſſen/ daß der Kaͤyſer nach Leonis Todt Gebharden/ den Biſchoff zu Eich- ſtaͤdt/ unter dem Nahmen Victoris II. einſetzte. Aber nach deſſen Todt zeigten ſich Hildebrands Raͤncke oͤffentlich. Er hat- te ſich inſonderheit auffs aͤuſſerſte inſinuiret bey der beruͤhmten Mathildis, und ihrer Mutter/ Beatrice, ſo damahls die maͤch- tigſten Damen in Jtalien waren/ und Florenz, Ferrara, Man- tua, Parma, ja faſt die Helffte von Jtalien beſaſſen. Mit derer Beyhuͤlffe brachte er den Cardinal Friedrichen/ Gottfrieds/ Hertzogs zu Lothringen/ der Mathilde Gemahls/ Bruder mit dem Nahmen Stephani IX. zum Pabſtuhm/ welcher Hilde- branden in allen folgte/ und die Deutſchen Kaͤyſer ſchon zu pla- gen anfing. Hildebrand ließ ſich nun zu einer Geſandſchafft in Deutſchland brauchen/ da er die Prælaten wieder den Kaͤyſer recht in Lermen brachte. Jn deſſen Abweſenheit brach die Tu- ſculaniſche Rotte zum letztern mahl wieder vor/ und machte/ nach Stephani Ableiben/ Johannem/ Biſchoffen zu Velitri, aus ihrer familie durch Geſchencke und viele Raͤncke zum Pabſt/ wobey Gregorius, Graff von Tuſculo das meiſte that; Hil- debrand aber kam eylend wieder/ und ſetzte alles daran/ biß er Ger-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/106>, abgerufen am 24.11.2024.