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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Intriguen.
Gerharden/ Bischoffen zu Florenz, welcher der Mathilde wohl
anbefohlen war/ unter dem Nahmen Nicolai II. zur Päbstlichen
Würde brachte; welchen Hildebrand also beherrschete/ daß er
des Pabsts Herr schertzweise genennet ward. Nach ihm ward
Anshelm/ Bischoff von Lucca, durch gedachten Hildebrand un-
ter dem Nahmen Alexandri II. zum Pabstuhm erhoben. Käy-
ser Heinrich III. hielte davor/ es sey hohe Zeit über sein Recht
zu halten/ ließ demnach Cadaloum, Bischoffen zu Parma, durch
die ihm noch anhangende Praelaren zum Pabst unter dem Nah-
men Honorii II. wehlen/ welchen der Käyserliche Stadthalter
in Jtalien/ Guibertus Corrigia, mit gewaffneter Hand zu Rom
einführen muste; Hildebrand und sein Pabst wiedersetzten sich
mit der Mathilde Völckern/ da denn ein grosses Blutbad in
Rom entstund. Endlich brachte doch Hildebrand den Gegen-
Pabst selbst dahin/ daß er abtratt/ und behaubtete in der That
die Päbstliche Macht/ zu welcher Alexander II. nur den Nah-
men hergab.

Nunmehr hielte Hildebrand davor/ es sey Zeit/ vor sich selbst
zu sorgen/ da er die Römische Kirche von des Käysers Macht
befreyet hatte. Er brachte es also dahin/ daß er An. 1072. un-
geacht der Käyserlichen Gegen-Protestation selbst Pabst wur-
de/ und hernach durch excommunication und andre Mittel ge-
dachten Käyser so qvählete/ daß er nicht nur eine gar schimpffliche
Abbitte bey ihm thun/ sondern auch der Päbstlichen Macht sich
gutes Theils unterwerffen muste; Er erlangte von seiner ver-
trauten Mathilde viele herrliche Güter vor den Römischen
Stuhl/ und brachte es dahin/ daß auch nach seinem Todt Deside-
rius,
der Abt von Monte Cassino, der sich Victorem III. nen-
nete/ und der Bischoff von Ostia und Abt zu Clugny, Otto/ der
hernach den Nahmen Utbani II. annahm/ zur Päbstlichen
Dignität kamen. Jndessen hatte Käyser Henricus III. seinen
vorigen Stadthalter in Jtalien Guibertum, der nunmehr
Ertzbischoff zu Ravenna war/ zum Pabst geordnet/ der sich Cle-
mentem III.
nennete/ und wieder obgedachte Päbste seine

Par-
N

Intriguen.
Gerharden/ Biſchoffen zu Florenz, welcher der Mathilde wohl
anbefohlen war/ unter dem Nahmen Nicolai II. zur Paͤbſtlichen
Wuͤrde brachte; welchen Hildebrand alſo beherrſchete/ daß er
des Pabſts Herr ſchertzweiſe genennet ward. Nach ihm ward
Anshelm/ Biſchoff von Lucca, durch gedachten Hildebrand un-
ter dem Nahmen Alexandri II. zum Pabſtuhm erhoben. Kaͤy-
ſer Heinrich III. hielte davor/ es ſey hohe Zeit uͤber ſein Recht
zu halten/ ließ demnach Cadaloum, Biſchoffen zu Parma, durch
die ihm noch anhangende Prælaren zum Pabſt unter dem Nah-
men Honorii II. wehlen/ welchen der Kaͤyſerliche Stadthalter
in Jtalien/ Guibertus Corrigia, mit gewaffneter Hand zu Rom
einfuͤhren muſte; Hildebrand und ſein Pabſt wiederſetzten ſich
mit der Mathilde Voͤlckern/ da denn ein groſſes Blutbad in
Rom entſtund. Endlich brachte doch Hildebrand den Gegen-
Pabſt ſelbſt dahin/ daß er abtratt/ und behaubtete in der That
die Paͤbſtliche Macht/ zu welcher Alexander II. nur den Nah-
men hergab.

Nunmehr hielte Hildebrand davor/ es ſey Zeit/ vor ſich ſelbſt
zu ſorgen/ da er die Roͤmiſche Kirche von des Kaͤyſers Macht
befreyet hatte. Er brachte es alſo dahin/ daß er An. 1072. un-
geacht der Kaͤyſerlichen Gegen-Proteſtation ſelbſt Pabſt wur-
de/ und hernach durch excommunication und andre Mittel ge-
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Abbitte bey ihm thun/ ſondern auch der Paͤbſtlichen Macht ſich
gutes Theils unterwerffen muſte; Er erlangte von ſeiner ver-
trauten Mathilde viele herrliche Guͤter vor den Roͤmiſchen
Stuhl/ und brachte es dahin/ daß auch nach ſeinem Todt Deſide-
rius,
der Abt von Monte Casſino, der ſich Victorem III. nen-
nete/ und der Biſchoff von Oſtia und Abt zu Clugny, Otto/ der
hernach den Nahmen Utbani II. annahm/ zur Paͤbſtlichen
Dignitaͤt kamen. Jndeſſen hatte Kaͤyſer Henricus III. ſeinen
vorigen Stadthalter in Jtalien Guibertum, der nunmehr
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[97/0107] Intriguen. Gerharden/ Biſchoffen zu Florenz, welcher der Mathilde wohl anbefohlen war/ unter dem Nahmen Nicolai II. zur Paͤbſtlichen Wuͤrde brachte; welchen Hildebrand alſo beherrſchete/ daß er des Pabſts Herr ſchertzweiſe genennet ward. Nach ihm ward Anshelm/ Biſchoff von Lucca, durch gedachten Hildebrand un- ter dem Nahmen Alexandri II. zum Pabſtuhm erhoben. Kaͤy- ſer Heinrich III. hielte davor/ es ſey hohe Zeit uͤber ſein Recht zu halten/ ließ demnach Cadaloum, Biſchoffen zu Parma, durch die ihm noch anhangende Prælaren zum Pabſt unter dem Nah- men Honorii II. wehlen/ welchen der Kaͤyſerliche Stadthalter in Jtalien/ Guibertus Corrigia, mit gewaffneter Hand zu Rom einfuͤhren muſte; Hildebrand und ſein Pabſt wiederſetzten ſich mit der Mathilde Voͤlckern/ da denn ein groſſes Blutbad in Rom entſtund. Endlich brachte doch Hildebrand den Gegen- Pabſt ſelbſt dahin/ daß er abtratt/ und behaubtete in der That die Paͤbſtliche Macht/ zu welcher Alexander II. nur den Nah- men hergab. Nunmehr hielte Hildebrand davor/ es ſey Zeit/ vor ſich ſelbſt zu ſorgen/ da er die Roͤmiſche Kirche von des Kaͤyſers Macht befreyet hatte. Er brachte es alſo dahin/ daß er An. 1072. un- geacht der Kaͤyſerlichen Gegen-Proteſtation ſelbſt Pabſt wur- de/ und hernach durch excommunication und andre Mittel ge- dachten Kaͤyſer ſo qvaͤhlete/ daß er nicht nur eine gar ſchimpffliche Abbitte bey ihm thun/ ſondern auch der Paͤbſtlichen Macht ſich gutes Theils unterwerffen muſte; Er erlangte von ſeiner ver- trauten Mathilde viele herrliche Guͤter vor den Roͤmiſchen Stuhl/ und brachte es dahin/ daß auch nach ſeinem Todt Deſide- rius, der Abt von Monte Casſino, der ſich Victorem III. nen- nete/ und der Biſchoff von Oſtia und Abt zu Clugny, Otto/ der hernach den Nahmen Utbani II. annahm/ zur Paͤbſtlichen Dignitaͤt kamen. Jndeſſen hatte Kaͤyſer Henricus III. ſeinen vorigen Stadthalter in Jtalien Guibertum, der nunmehr Ertzbiſchoff zu Ravenna war/ zum Pabſt geordnet/ der ſich Cle- mentem III. nennete/ und wieder obgedachte Paͤbſte ſeine Par- N

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/107>, abgerufen am 08.05.2024.