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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Histor. medii aevi.
Spanien und hernach an Franckreich kommen/ jene zu einem
Herzogthum erwachsen/ beyde aber der Oberherrschafft des
Käysers nicht entnommen/ sondern vielmehr die Burgundischen
Resten zu einem neuen Reichs-Circul gemacht worden sind.

Und eben dieses ist von dem so genannten Arelatischen Reich
zu urtheilen/ so aus dem Burgundischen und Provinzischen zu-
sammen gesetzt ist. Die Käyser haben es vom 11ten Sec. her
besessen/ durch Vicarios, dergleichen Bertholdus II. Zaringen-
sis
gewesen/ regieret/ so hat es auch Carolus IV. wie man doch
vorgibt/ im geringsten nicht an die Krohn Franckreich qua do-
minium eminens cedir
et/ sondern es wird in so weit noch je-
tzo durch den Arelatischen Ertz-Cantzlar conserviret.

Das grosse Jtalische Reich haben die Ottones als eine
Pertinenz des Römischen Käyserthums auffgerichtet und dar-
zu sonderlich das Lombardische geschlagen; Dieses richtete
der Langobarde Alboinus im 6. Sec. auff/ es gieng aber mit
Desiderio unter/ und ward von Carolo M. erobert/ welcher das
Exarchat, und was er sonst erstriten/ darzu that/ und von der Zeit
ward es das Jtalische Reich genennet/ zum Unterschied könnte
man sagen/ das kleine. Solches hatte die älteste Carolinische
Linie biß auf Ludovicum II. von welcher Zeit die Lombarder
(wie in der Histor. des R. H. R. erzehlet worden) einen König
nach den andern über sich machten. Otto I. nahm es ein/ und
setzte nebst seinen Söhnen das Neapolitanische darzu/ womit
endlich gantz Jtalien zusammen kam. Dieses Reich haben nun die
Käyser/ so viel die höchste Obermacht betrift/ ungeacht aller
machinationen der Päbste beständig erhalten/ und zeugen solches
durch den noch währenden Erz-Cantzlar von Jtalien an/ inglei-
chen durch die Vicarios, welche sie offt dahin gesetzt; wie denn
allda noch sehr viel Käyserl. immediate Lehen ohne die Affter-
Lehen sich finden. Rudolphus I. hat auch in Jtalien nichts an-
ders als die Freyheit die Unter-Obrigkeit/ welche sonsten die
Käyser setzten/ zu wehlen/ und dergleichen verkauft/ welches des
Herrn Schurzfleischii Dissert. de Regno Italiae genugsam er-
wiesen.

Das

Hiſtor. medii ævi.
Spanien und hernach an Franckreich kommen/ jene zu einem
Herzogthum erwachſen/ beyde aber der Oberherrſchafft des
Kaͤyſers nicht entnommen/ ſondern vielmehr die Burgundiſchen
Reſten zu einem neuen Reichs-Circul gemacht worden ſind.

Und eben dieſes iſt von dem ſo genannten Arelatiſchen Reich
zu urtheilen/ ſo aus dem Burgundiſchen und Provinziſchen zu-
ſammen geſetzt iſt. Die Kaͤyſer haben es vom 11ten Sec. her
beſeſſen/ durch Vicarios, dergleichen Bertholdus II. Zaringen-
ſis
geweſen/ regieret/ ſo hat es auch Carolus IV. wie man doch
vorgibt/ im geringſten nicht an die Krohn Franckreich qua do-
minium eminens cedir
et/ ſondern es wird in ſo weit noch je-
tzo durch den Arelatiſchen Ertz-Cantzlar conſerviret.

Das groſſe Jtaliſche Reich haben die Ottones als eine
Pertinenz des Roͤmiſchen Kaͤyſerthums auffgerichtet und dar-
zu ſonderlich das Lombardiſche geſchlagen; Dieſes richtete
der Langobarde Alboinus im 6. Sec. auff/ es gieng aber mit
Deſiderio unter/ und ward von Carolo M. erobert/ welcher das
Exarchat, und was er ſonſt erſtriten/ darzu that/ und von der Zeit
ward es das Jtaliſche Reich genennet/ zum Unterſchied koͤnnte
man ſagen/ das kleine. Solches hatte die aͤlteſte Caroliniſche
Linie biß auf Ludovicum II. von welcher Zeit die Lombarder
(wie in der Hiſtor. des R. H. R. erzehlet worden) einen Koͤnig
nach den andern uͤber ſich machten. Otto I. nahm es ein/ und
ſetzte nebſt ſeinen Soͤhnen das Neapolitaniſche darzu/ womit
endlich gantz Jtalien zuſam̃en kam. Dieſes Reich haben nun die
Kaͤyſer/ ſo viel die hoͤchſte Obermacht betrift/ ungeacht aller
machinationen der Paͤbſte beſtaͤndig erhalten/ und zeugen ſolches
durch den noch waͤhrenden Erz-Cantzlar von Jtalien an/ inglei-
chen durch die Vicarios, welche ſie offt dahin geſetzt; wie denn
allda noch ſehr viel Kaͤyſerl. immediate Lehen ohne die Affter-
Lehen ſich finden. Rudolphus I. hat auch in Jtalien nichts an-
ders als die Freyheit die Unter-Obrigkeit/ welche ſonſten die
Kaͤyſer ſetzten/ zu wehlen/ und dergleichen verkauft/ welches des
Herrn Schurzfleiſchii Diſſert. de Regno Italiæ genugſam er-
wieſen.

Das
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[311/0329] Hiſtor. medii ævi. Spanien und hernach an Franckreich kommen/ jene zu einem Herzogthum erwachſen/ beyde aber der Oberherrſchafft des Kaͤyſers nicht entnommen/ ſondern vielmehr die Burgundiſchen Reſten zu einem neuen Reichs-Circul gemacht worden ſind. Und eben dieſes iſt von dem ſo genannten Arelatiſchen Reich zu urtheilen/ ſo aus dem Burgundiſchen und Provinziſchen zu- ſammen geſetzt iſt. Die Kaͤyſer haben es vom 11ten Sec. her beſeſſen/ durch Vicarios, dergleichen Bertholdus II. Zaringen- ſis geweſen/ regieret/ ſo hat es auch Carolus IV. wie man doch vorgibt/ im geringſten nicht an die Krohn Franckreich qua do- minium eminens cediret/ ſondern es wird in ſo weit noch je- tzo durch den Arelatiſchen Ertz-Cantzlar conſerviret. Das groſſe Jtaliſche Reich haben die Ottones als eine Pertinenz des Roͤmiſchen Kaͤyſerthums auffgerichtet und dar- zu ſonderlich das Lombardiſche geſchlagen; Dieſes richtete der Langobarde Alboinus im 6. Sec. auff/ es gieng aber mit Deſiderio unter/ und ward von Carolo M. erobert/ welcher das Exarchat, und was er ſonſt erſtriten/ darzu that/ und von der Zeit ward es das Jtaliſche Reich genennet/ zum Unterſchied koͤnnte man ſagen/ das kleine. Solches hatte die aͤlteſte Caroliniſche Linie biß auf Ludovicum II. von welcher Zeit die Lombarder (wie in der Hiſtor. des R. H. R. erzehlet worden) einen Koͤnig nach den andern uͤber ſich machten. Otto I. nahm es ein/ und ſetzte nebſt ſeinen Soͤhnen das Neapolitaniſche darzu/ womit endlich gantz Jtalien zuſam̃en kam. Dieſes Reich haben nun die Kaͤyſer/ ſo viel die hoͤchſte Obermacht betrift/ ungeacht aller machinationen der Paͤbſte beſtaͤndig erhalten/ und zeugen ſolches durch den noch waͤhrenden Erz-Cantzlar von Jtalien an/ inglei- chen durch die Vicarios, welche ſie offt dahin geſetzt; wie denn allda noch ſehr viel Kaͤyſerl. immediate Lehen ohne die Affter- Lehen ſich finden. Rudolphus I. hat auch in Jtalien nichts an- ders als die Freyheit die Unter-Obrigkeit/ welche ſonſten die Kaͤyſer ſetzten/ zu wehlen/ und dergleichen verkauft/ welches des Herrn Schurzfleiſchii Diſſert. de Regno Italiæ genugſam er- wieſen. Das

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/329>, abgerufen am 19.05.2024.