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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Notae über die Historie
wie Goldastus und Mabillon de re Diplom. Tab. 32. angemer-
cket haben. Wie denn insonderheit Ekkehardus in vita Not-
keri
ihn sehr offt also tituliret/ ja Carolus Crassus solches in sei-
nen Siegeln selbst gethan haben; daher ihn auch einige neue Histo-
rici
mit Carolo M. confundiren/ wie Tenzelius in den Mo-
natl. Unterredungen A. 1693. p. 996. sehr wohl bemercket.

Pag. 7. So erbärmlich stund es umb das Carolinische
Geschlecht.
) Die Klagen von dem baldigen Verfall dieses gros-
sen Haußes sind bey denen Historicis gemein. Man kan sehen
Reginonem und die Annales Metenses ad A. 880.

Pag. 8. Die Käyser solten die Oberherrschafft über
Rom haben.
] Es ist ein wichtiger und intricater Punct/ ob
die Käyser von Carolo M. an die Oberherrschafft über Rom be-
sessen? Denn vor ihm ists gewiß/ daß solche bald bey den Go-
thischen Königen/ bald bey den Constantinopol. Käyser gewesen/
wie denn diese bekanntlich einen Gouverneur daselbst gehal-
ten. Carolus M. hat unstreitig große Macht daselbst gehabt;
Man muß aber hier zuförderst unterscheiden das Patriciat und die
Käyserliche Superiorität. Jenes war die würckliche Beherr-
schung der Stadt/ denn Carolus M. wurde von dem gantzen Rö-
mischen Volck/ da er noch nicht Käyser war/ salva Superiorita-
te
der Constantinop. Käyser zum Patricio gemacht/ worzu er
hernach als Käyser auch die Superiorität bekam. Nun ist zwar
das Patriciat hernach gefallen/ und haben die folgenden Bür-
gemeister zu Rom/ hernach die Päbste dessen Rechte an sich ge-
zogen: Die Superiorität aber ist biß auff unsre Zeit/ ungeacht
aller Attentaten bey den Käysern/ zum wenigsten radicaliter,
erhalten/ und durch bekannte Actus von Ludovico Pio, Ar-
nolpho,
den Ottonibus, Friderico und Carolo V. exerciret
worden. Sonderlich sind noch Müntzen von Carolo M. Lu-
dovico Pio
und Lothario I. mit dem Wort Roma vorhanden/
so zu Rom geschlagen/ aus welchen Le Blanc in einem besondern
Tractat die Sache affirmative decidiret hat; Die Päbste a-
ber haben sehr langsam angefangen Müntzen zu schlagen/ da

schon

Notæ uͤber die Hiſtorie
wie Goldaſtus und Mabillon de re Diplom. Tab. 32. angemer-
cket haben. Wie denn inſonderheit Ekkehardus in vita Not-
keri
ihn ſehr offt alſo tituliret/ ja Carolus Craſſus ſolches in ſei-
nẽ Siegeln ſelbſt gethan haben; daher ihn auch einige neue Hiſto-
rici
mit Carolo M. confundiren/ wie Tenzelius in den Mo-
natl. Unterredungen A. 1693. p. 996. ſehr wohl bemercket.

Pag. 7. So erbaͤrmlich ſtund es umb das Caroliniſche
Geſchlecht.
) Die Klagen von dem baldigen Verfall dieſes groſ-
ſen Haußes ſind bey denen Hiſtoricis gemein. Man kan ſehen
Reginonem und die Annales Metenſes ad A. 880.

Pag. 8. Die Kaͤyſer ſolten die Oberherrſchafft uͤber
Rom haben.
] Es iſt ein wichtiger und intricater Punct/ ob
die Kaͤyſer von Carolo M. an die Oberherrſchafft uͤber Rom be-
ſeſſen? Denn vor ihm iſts gewiß/ daß ſolche bald bey den Go-
thiſchen Koͤnigen/ bald bey den Conſtantinopol. Kaͤyſer geweſen/
wie denn dieſe bekanntlich einen Gouverneur daſelbſt gehal-
ten. Carolus M. hat unſtreitig große Macht daſelbſt gehabt;
Man muß aber hier zufoͤrderſt unterſcheiden das Patriciat und die
Kaͤyſerliche Superioritaͤt. Jenes war die wuͤrckliche Beherr-
ſchung der Stadt/ denn Carolus M. wurde von dem gantzen Roͤ-
miſchen Volck/ da er noch nicht Kaͤyſer war/ ſalva Superiorita-
te
der Conſtantinop. Kaͤyſer zum Patricio gemacht/ worzu er
hernach als Kaͤyſer auch die Superioritaͤt bekam. Nun iſt zwar
das Patriciat hernach gefallen/ und haben die folgenden Buͤr-
gemeiſter zu Rom/ hernach die Paͤbſte deſſen Rechte an ſich ge-
zogen: Die Superioritaͤt aber iſt biß auff unſre Zeit/ ungeacht
aller Attentaten bey den Kaͤyſern/ zum wenigſten radicaliter,
erhalten/ und durch bekannte Actus von Ludovico Pio, Ar-
nolpho,
den Ottonibus, Friderico und Carolo V. exerciret
worden. Sonderlich ſind noch Muͤntzen von Carolo M. Lu-
dovico Pio
und Lothario I. mit dem Wort Roma vorhanden/
ſo zu Rom geſchlagen/ aus welchen Le Blanc in einem beſondern
Tractat die Sache affirmative decidiret hat; Die Paͤbſte a-
ber haben ſehr langſam angefangen Muͤntzen zu ſchlagen/ da

ſchon
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[330/0348] Notæ uͤber die Hiſtorie wie Goldaſtus und Mabillon de re Diplom. Tab. 32. angemer- cket haben. Wie denn inſonderheit Ekkehardus in vita Not- keri ihn ſehr offt alſo tituliret/ ja Carolus Craſſus ſolches in ſei- nẽ Siegeln ſelbſt gethan haben; daher ihn auch einige neue Hiſto- rici mit Carolo M. confundiren/ wie Tenzelius in den Mo- natl. Unterredungen A. 1693. p. 996. ſehr wohl bemercket. Pag. 7. So erbaͤrmlich ſtund es umb das Caroliniſche Geſchlecht.) Die Klagen von dem baldigen Verfall dieſes groſ- ſen Haußes ſind bey denen Hiſtoricis gemein. Man kan ſehen Reginonem und die Annales Metenſes ad A. 880. Pag. 8. Die Kaͤyſer ſolten die Oberherrſchafft uͤber Rom haben.] Es iſt ein wichtiger und intricater Punct/ ob die Kaͤyſer von Carolo M. an die Oberherrſchafft uͤber Rom be- ſeſſen? Denn vor ihm iſts gewiß/ daß ſolche bald bey den Go- thiſchen Koͤnigen/ bald bey den Conſtantinopol. Kaͤyſer geweſen/ wie denn dieſe bekanntlich einen Gouverneur daſelbſt gehal- ten. Carolus M. hat unſtreitig große Macht daſelbſt gehabt; Man muß aber hier zufoͤrderſt unterſcheiden das Patriciat und die Kaͤyſerliche Superioritaͤt. Jenes war die wuͤrckliche Beherr- ſchung der Stadt/ denn Carolus M. wurde von dem gantzen Roͤ- miſchen Volck/ da er noch nicht Kaͤyſer war/ ſalva Superiorita- te der Conſtantinop. Kaͤyſer zum Patricio gemacht/ worzu er hernach als Kaͤyſer auch die Superioritaͤt bekam. Nun iſt zwar das Patriciat hernach gefallen/ und haben die folgenden Buͤr- gemeiſter zu Rom/ hernach die Paͤbſte deſſen Rechte an ſich ge- zogen: Die Superioritaͤt aber iſt biß auff unſre Zeit/ ungeacht aller Attentaten bey den Kaͤyſern/ zum wenigſten radicaliter, erhalten/ und durch bekannte Actus von Ludovico Pio, Ar- nolpho, den Ottonibus, Friderico und Carolo V. exerciret worden. Sonderlich ſind noch Muͤntzen von Carolo M. Lu- dovico Pio und Lothario I. mit dem Wort Roma vorhanden/ ſo zu Rom geſchlagen/ aus welchen Le Blanc in einem beſondern Tractat die Sache affirmative decidiret hat; Die Paͤbſte a- ber haben ſehr langſam angefangen Muͤntzen zu ſchlagen/ da ſchon

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/348>, abgerufen am 24.11.2024.