Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.wieder das Pabstuhm. König zu machen/ mit der Bedingung/ daß der Adriatische Kö-nig des Pabsts ewiger Vasall seyn/ und ihn wieder alle Feinde schützen solle; theils aus politischen interesse, theils aus vanität/ ein neu Königreich gestisstet zu haben. Das Diploma davon ist in Leibnitii Codice Jur. Gen. Tomo I. p. 241. zu finden. So hat Sixtus V. in seinem letzten Willen verordnet/ daß die 10. Millionen/ so er hinterlassen/ möchten angewendet werden/ ein Reich unter den Römischen Stuhl zu bringen. Heist das: Mein Reich ist nicht von dieser Welt? 6. Was vor ein abscheulich Leben Alexander VI. sein Sohn Caesar Borgia, und Tochter Lucretia geführet/ ist wohl bekannt genung/ aber am glaubwürdigsten hat es Jo. Burchar- dus, einer von seinen Ministern/ beschrieben/ dessen Diarium der Herr Leibniz A. 1696. ediret hat. Da findet sich nebst seiner Blutschande/ schändlichen Betrügereyen und Mordthaten/ sein heimlich Bündniß mit dem Türckischen Snltan/ u. andre schreck- liche Boßheiten/ so daß man nach Burchardi Bericht damahls öffentlich geschrieben/ er sey der Antichrist. War das nicht ein erbärmlicher Zustand des vermeinten Kirchen-Haupts? 7. Der Pabst Marcellus II. gestunde öffentlich/ er sehe nicht/ wie ein Pabst könne seelig werden/ welches der berühmte Do- minicaner Natalis Alexander im 16. Sec. seiner Selectorum mit grossen Buchstaben drucken lassen. Habemus reum con- fitentem; soll der der Haupt-Anführer zur Seeligkeit seyn/ der selbst nicht seelig werden kan? 8. Das Concilium zu Trident, welches das fallende Pabst- thum stützen solte/ hat wohl dessen gantz fleischlichen Grund und arge Räncke recht entdecket. Man sehe was der Päbstler P. Svavis oder Sarpius davon bekennet/ was in des Varillas Histo- ria Caroli IX. in A. de Vargas Brieffen/ ja so gar von des Con- cilii Vertheidiger dem Cardinal Pallavicino dißfalls selbst be- kennet worden. Gehet es/ wenn der Kern der Römischen Kir- chen beysammen ist/ also zu/ wie muß es sonst stehen? 9. Man weiß wohl/ wie schwehr die Päbste an die- X x 3
wieder das Pabſtuhm. Koͤnig zu machen/ mit der Bedingung/ daß der Adriatiſche Koͤ-nig des Pabſts ewiger Vaſall ſeyn/ und ihn wieder alle Feinde ſchuͤtzen ſolle; theils aus politiſchen intereſſe, theils aus vanitaͤt/ ein neu Koͤnigreich geſtiſſtet zu haben. Das Diploma davon iſt in Leibnitii Codice Jur. Gen. Tomo I. p. 241. zu finden. So hat Sixtus V. in ſeinem letzten Willen verordnet/ daß die 10. Millionen/ ſo er hinterlaſſen/ moͤchten angewendet werden/ ein Reich unter den Roͤmiſchen Stuhl zu bringen. Heiſt das: Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt? 6. Was vor ein abſcheulich Leben Alexander VI. ſein Sohn Cæſar Borgia, und Tochter Lucretia gefuͤhret/ iſt wohl bekannt genung/ aber am glaubwuͤrdigſten hat es Jo. Burchar- dus, einer von ſeinen Miniſtern/ beſchrieben/ deſſen Diarium der Herr Leibniz A. 1696. ediret hat. Da findet ſich nebſt ſeiner Blutſchande/ ſchaͤndlichen Betruͤgereyen und Mordthaten/ ſein heimlich Buͤndniß mit dem Tuͤrckiſchen Snltan/ u. andre ſchreck- liche Boßheiten/ ſo daß man nach Burchardi Bericht damahls oͤffentlich geſchrieben/ er ſey der Antichriſt. War das nicht ein erbaͤrmlicher Zuſtand des vermeinten Kirchen-Haupts? 7. Der Pabſt Marcellus II. geſtunde oͤffentlich/ er ſehe nicht/ wie ein Pabſt koͤnne ſeelig werden/ welches der beruͤhmte Do- minicaner Natalis Alexander im 16. Sec. ſeiner Selectorum mit groſſen Buchſtaben drucken laſſen. Habemus reum con- fitentem; ſoll der der Haupt-Anfuͤhrer zur Seeligkeit ſeyn/ der ſelbſt nicht ſeelig werden kan? 8. Das Concilium zu Trident, welches das fallende Pabſt- thum ſtuͤtzen ſolte/ hat wohl deſſen gantz fleiſchlichen Grund und arge Raͤncke recht entdecket. Man ſehe was der Paͤbſtler P. Svavis oder Sarpius davon bekennet/ was in des Varillas Hiſto- ria Caroli IX. in A. de Vargas Brieffen/ ja ſo gar von des Con- cilii Vertheidiger dem Cardinal Pallavicino dißfalls ſelbſt be- kennet worden. Gehet es/ wenn der Kern der Roͤmiſchen Kir- chen beyſammen iſt/ alſo zu/ wie muß es ſonſt ſtehen? 9. Man weiß wohl/ wie ſchwehr die Paͤbſte an die- X x 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0367" n="349"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wieder das Pabſtuhm.</hi></fw><lb/> Koͤnig zu machen/ mit der Bedingung/ daß der Adriatiſche Koͤ-<lb/> nig des Pabſts ewiger <hi rendition="#aq">Vaſall</hi> ſeyn/ und ihn wieder alle Feinde<lb/> ſchuͤtzen ſolle; theils aus politiſchen <hi rendition="#aq">intereſſe,</hi> theils aus <hi rendition="#aq">vanit</hi>aͤt/<lb/> ein neu Koͤnigreich geſtiſſtet zu haben. Das <hi rendition="#aq">Diploma</hi> davon<lb/> iſt in <hi rendition="#aq">Leibnitii Codice Jur. Gen. Tomo I. p.</hi> 241. zu finden.<lb/> So hat <hi rendition="#aq">Sixtus V.</hi> in ſeinem letzten Willen verordnet/ daß die 10.<lb/> Millionen/ ſo er hinterlaſſen/ moͤchten angewendet werden/ ein<lb/> Reich unter den Roͤmiſchen Stuhl zu bringen. Heiſt das:<lb/> Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt?</item><lb/> <item>6. Was vor ein abſcheulich Leben <hi rendition="#aq">Alexander VI.</hi> ſein<lb/> Sohn <hi rendition="#aq">Cæſar Borgia,</hi> und Tochter <hi rendition="#aq">Lucretia</hi> gefuͤhret/ iſt wohl<lb/> bekannt genung/ aber am glaubwuͤrdigſten hat es <hi rendition="#aq">Jo. Burchar-<lb/> dus,</hi> einer von ſeinen <hi rendition="#aq">Miniſt</hi>ern/ beſchrieben/ deſſen <hi rendition="#aq">Diarium</hi> der<lb/> Herr Leibniz A. 1696. <hi rendition="#aq">edir</hi>et hat. Da findet ſich nebſt ſeiner<lb/> Blutſchande/ ſchaͤndlichen Betruͤgereyen und Mordthaten/ ſein<lb/> heimlich Buͤndniß mit dem Tuͤrckiſchen Snltan/ u. andre ſchreck-<lb/> liche Boßheiten/ ſo daß man nach <hi rendition="#aq">Burchardi</hi> Bericht damahls<lb/> oͤffentlich geſchrieben/ er ſey der Antichriſt. War das nicht<lb/> ein erbaͤrmlicher Zuſtand des vermeinten Kirchen-Haupts?</item><lb/> <item>7. Der Pabſt <hi rendition="#aq">Marcellus II.</hi> geſtunde oͤffentlich/ er ſehe nicht/<lb/> wie ein Pabſt koͤnne ſeelig werden/ welches der beruͤhmte <hi rendition="#aq">Do-<lb/> minicaner Natalis Alexander</hi> im 16. <hi rendition="#aq">Sec.</hi> ſeiner <hi rendition="#aq">Selectorum</hi><lb/> mit groſſen Buchſtaben drucken laſſen. <hi rendition="#aq">Habemus reum con-<lb/> fitentem;</hi> ſoll der der Haupt-Anfuͤhrer zur Seeligkeit ſeyn/ der<lb/> ſelbſt nicht ſeelig werden kan?</item><lb/> <item>8. Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi>oncilium</hi> zu <hi rendition="#aq">Trident,</hi> welches das fallende Pabſt-<lb/> thum ſtuͤtzen ſolte/ hat wohl deſſen gantz fleiſchlichen Grund und<lb/> arge Raͤncke recht entdecket. Man ſehe was der Paͤbſtler <hi rendition="#aq">P.<lb/> Svavis</hi> oder <hi rendition="#aq">Sarpius</hi> davon bekennet/ was in des <hi rendition="#aq">Varillas Hiſto-<lb/> ria Caroli IX. in A. de Vargas</hi> Brieffen/ ja ſo gar von des <hi rendition="#aq">Con-<lb/> cilii</hi> Vertheidiger dem Cardinal <hi rendition="#aq">Pallavicino</hi> dißfalls ſelbſt be-<lb/> kennet worden. Gehet es/ wenn der Kern der Roͤmiſchen Kir-<lb/> chen beyſammen iſt/ alſo zu/ wie muß es ſonſt ſtehen?</item><lb/> <item>9. Man weiß wohl/ wie ſchwehr die Paͤbſte an<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X x 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [349/0367]
wieder das Pabſtuhm.
Koͤnig zu machen/ mit der Bedingung/ daß der Adriatiſche Koͤ-
nig des Pabſts ewiger Vaſall ſeyn/ und ihn wieder alle Feinde
ſchuͤtzen ſolle; theils aus politiſchen intereſſe, theils aus vanitaͤt/
ein neu Koͤnigreich geſtiſſtet zu haben. Das Diploma davon
iſt in Leibnitii Codice Jur. Gen. Tomo I. p. 241. zu finden.
So hat Sixtus V. in ſeinem letzten Willen verordnet/ daß die 10.
Millionen/ ſo er hinterlaſſen/ moͤchten angewendet werden/ ein
Reich unter den Roͤmiſchen Stuhl zu bringen. Heiſt das:
Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt?
6. Was vor ein abſcheulich Leben Alexander VI. ſein
Sohn Cæſar Borgia, und Tochter Lucretia gefuͤhret/ iſt wohl
bekannt genung/ aber am glaubwuͤrdigſten hat es Jo. Burchar-
dus, einer von ſeinen Miniſtern/ beſchrieben/ deſſen Diarium der
Herr Leibniz A. 1696. ediret hat. Da findet ſich nebſt ſeiner
Blutſchande/ ſchaͤndlichen Betruͤgereyen und Mordthaten/ ſein
heimlich Buͤndniß mit dem Tuͤrckiſchen Snltan/ u. andre ſchreck-
liche Boßheiten/ ſo daß man nach Burchardi Bericht damahls
oͤffentlich geſchrieben/ er ſey der Antichriſt. War das nicht
ein erbaͤrmlicher Zuſtand des vermeinten Kirchen-Haupts?
7. Der Pabſt Marcellus II. geſtunde oͤffentlich/ er ſehe nicht/
wie ein Pabſt koͤnne ſeelig werden/ welches der beruͤhmte Do-
minicaner Natalis Alexander im 16. Sec. ſeiner Selectorum
mit groſſen Buchſtaben drucken laſſen. Habemus reum con-
fitentem; ſoll der der Haupt-Anfuͤhrer zur Seeligkeit ſeyn/ der
ſelbſt nicht ſeelig werden kan?
8. Das Concilium zu Trident, welches das fallende Pabſt-
thum ſtuͤtzen ſolte/ hat wohl deſſen gantz fleiſchlichen Grund und
arge Raͤncke recht entdecket. Man ſehe was der Paͤbſtler P.
Svavis oder Sarpius davon bekennet/ was in des Varillas Hiſto-
ria Caroli IX. in A. de Vargas Brieffen/ ja ſo gar von des Con-
cilii Vertheidiger dem Cardinal Pallavicino dißfalls ſelbſt be-
kennet worden. Gehet es/ wenn der Kern der Roͤmiſchen Kir-
chen beyſammen iſt/ alſo zu/ wie muß es ſonſt ſtehen?
9. Man weiß wohl/ wie ſchwehr die Paͤbſte an
die-
X x 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/367 |
Zitationshilfe: | Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/367>, abgerufen am 16.02.2025. |