Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. 193. Schweren. Weil Ja nicht mehr ist Ja/ so soll das Teuffel holen Dem Glauben/ der sonst liegt/ verhelffen auff die Sohlen. 194. Verdacht. Mancher/ der nichts weiß zu rathen/ weiß doch viel Verdacht zu machen; (Sachen. Weiß sonst/ daß er klug mag scheinen/ nicht zu helffen seinen 195. Drey Facultäten. Juristen/ Aertzte/ Prediger/ sind alle drey beflissen Die Leute zu purgiren wol/ än Seckel/ Leib/ Gewissen. 196. Jhrzen. Jsts deutscher Art gemäß/ mit Worten so zu spielen? Wir heissen Einen/ Jhr/ vnd reden wie mit vielen. 197. Die Mode. Die Mode, wil nach jhren Sinnen auch gantz deß Leibes Glie- der zwingen: Kein beßrer Rath: Das Kinder zeugen ist nur Frantzosen zu- verdingen. 198. Höfligkeit. Leichtlich ist es zuverrichten/ daß man Bley vnd Silber scheid: Schwerlich ist zu vnterscheiden/ Höfligkeit von Eitelkeit. 199. Die letzte Zeit. MEin Gott/ die letzte Welt wie kindtsch wird sie doch! Rühmt jhre Lapperey für alle Weißheit hoch; Wer Sinn vnd Witz noch hat/ ist trefflich übel dran/ Daß er nicht bey der Welt auch mite kindeln kan! 200. Ver-
Zu-Gabe. 193. Schweren. Weil Ja nicht mehr iſt Ja/ ſo ſoll das Teuffel holen Dem Glauben/ der ſonſt liegt/ verhelffen auff die Sohlen. 194. Verdacht. Mancher/ der nichts weiß zu rathen/ weiß doch viel Verdacht zu machen; (Sachen. Weiß ſonſt/ daß er klug mag ſcheinen/ nicht zu helffen ſeinen 195. Drey Facultäten. Juriſten/ Aertzte/ Prediger/ ſind alle drey befliſſen Die Leute zu purgiren wol/ aͤn Seckel/ Leib/ Gewiſſen. 196. Jhrzen. Jſts deutſcher Art gemaͤß/ mit Worten ſo zu ſpielen? Wir heiſſen Einen/ Jhr/ vnd reden wie mit vielen. 197. Die Mode. Die Mode, wil nach jhren Sinnen auch gantz deß Leibes Glie- der zwingen: Kein beßrer Rath: Das Kinder zeugen iſt nur Frantzoſen zu- verdingen. 198. Hoͤfligkeit. Leichtlich iſt es zuverrichten/ daß man Bley vnd Silber ſcheid: Schwerlich iſt zu vnterſcheiden/ Hoͤfligkeit von Eitelkeit. 199. Die letzte Zeit. MEin Gott/ die letzte Welt wie kindtſch wird ſie doch! Ruͤhmt jhre Lapperey fuͤr alle Weißheit hoch; Wer Sinn vnd Witz noch hat/ iſt trefflich uͤbel dran/ Daß er nicht bey der Welt auch mite kindeln kan! 200. Ver-
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Zu-Gabe.
193.
Schweren.
Weil Ja nicht mehr iſt Ja/ ſo ſoll das Teuffel holen
Dem Glauben/ der ſonſt liegt/ verhelffen auff die Sohlen.
194.
Verdacht.
Mancher/ der nichts weiß zu rathen/ weiß doch viel Verdacht
zu machen; (Sachen.
Weiß ſonſt/ daß er klug mag ſcheinen/ nicht zu helffen ſeinen
195.
Drey Facultäten.
Juriſten/ Aertzte/ Prediger/ ſind alle drey befliſſen
Die Leute zu purgiren wol/ aͤn Seckel/ Leib/ Gewiſſen.
196.
Jhrzen.
Jſts deutſcher Art gemaͤß/ mit Worten ſo zu ſpielen?
Wir heiſſen Einen/ Jhr/ vnd reden wie mit vielen.
197.
Die Mode.
Die Mode, wil nach jhren Sinnen auch gantz deß Leibes Glie-
der zwingen:
Kein beßrer Rath: Das Kinder zeugen iſt nur Frantzoſen zu-
verdingen.
198.
Hoͤfligkeit.
Leichtlich iſt es zuverrichten/ daß man Bley vnd Silber ſcheid:
Schwerlich iſt zu vnterſcheiden/ Hoͤfligkeit von Eitelkeit.
199.
Die letzte Zeit.
MEin Gott/ die letzte Welt wie kindtſch wird ſie doch!
Ruͤhmt jhre Lapperey fuͤr alle Weißheit hoch;
Wer Sinn vnd Witz noch hat/ iſt trefflich uͤbel dran/
Daß er nicht bey der Welt auch mite kindeln kan!
200. Ver-
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