Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite
CLEOPATRA.
Da/ wi kein zweifel ist/ des grossen Caesars Geist/
Der aus der Sterbligkeit dich zu den Gottern reist/
Jn deiner Seele steckt/ da heiligs Angedencken/
370.Den heiß-ergrimmten Feind kan auf Erbarmnüs lencken;
Da sein geküßtes Bild hier ihm sein Hertze bricht/
Ach! so beschimpff' Angust uns wider Würde nicht.
Zwar Caesars Sige sind den Sternen eingeschrieben:
Daß aber er di/ di vom Reiche war vertrieben/
375.Mit eigenem Verlust hat auf den Thron gesetzt/
Durch unser Feinde Blutt hat Land und Meer genätzt/
Dis hat ihn in di zahl der Götter einverleibet.
Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet/
Di zwar der Keiser itzt in seinen Händen hat/
380.So mehrt August itzt auch der grossen Götter Rath.
Groß-mächtger Julius! kan ich mit Thrän und küssen/
Di ich auf dis dein Bild andächtig lasse flüssen/
Entsteinern Hertz und Geist/ des mächtigsten August/
So schaft auch nach der Gruft uns dein Gedächtnüs Lust/
385.So sol/ so lange man Cleopatren wird nennen/
Jn tausend Tempeln dir Oel/ Weyrauch/ Ambra brennen.
August. Bestürtzte Königin/ si minder ihren Schmertz.
Es hat kein Julier/ kein solch erbittert Hertz:
Daß er auf Fürstlich Blutt was knechtisches verübe.
390.Jhr sol kein Leid geschehn. Das Merckmal unser Libe/
Hat mein Thyraeus ihr vorlängst schon zugebracht;
Und Proculej entdeckt/ wi wir so hoch bedacht/
Auf ihre Wolfahrt sein. Reich/ Zepter/ Freiheit/ Leben
Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben.
395.
Cleop. Wir opfern alles dir dem grossen Keiser dar.
Wir schweren Treu und Pflicht auf Jsis Bund-Altar/
Man gibt di Schlüssel hin zu Ptolomaeus Schätzen:
Ja! was Eleopatra/ sich nicht wagt beizusetzen.
August. Es steht Cleopatren zu wagen alles frei.
400.
Cleopat. Ach! daß des Keisers Bild des Hertzens Redner
sei!
Sol
CLEOPATRA.
Da/ wi kein zweifel iſt/ des groſſen Cæſars Geiſt/
Der aus der Sterbligkeit dich zu den Gottern reiſt/
Jn deiner Seele ſteckt/ da heiligs Angedencken/
370.Den heiß-ergrim̃ten Feind kan auf Erbarmnuͤs lencken;
Da ſein gekuͤßtes Bild hier ihm ſein Hertze bricht/
Ach! ſo beſchimpff’ Anguſt uns wider Wuͤrde nicht.
Zwar Cæſars Sige ſind den Sternen eingeſchrieben:
Daß aber er di/ di vom Reiche war vertrieben/
375.Mit eigenem Verluſt hat auf den Thron geſetzt/
Durch unſer Feinde Blutt hat Land und Meer genaͤtzt/
Dis hat ihn in di zahl der Goͤtter einverleibet.
Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet/
Di zwar der Keiſer itzt in ſeinen Haͤnden hat/
380.So mehrt Auguſt itzt auch der groſſen Goͤtter Rath.
Groß-maͤchtger Julius! kan ich mit Thraͤn und kuͤſſen/
Di ich auf dis dein Bild andaͤchtig laſſe fluͤſſen/
Entſteinern Hertz und Geiſt/ des maͤchtigſten Auguſt/
So ſchaft auch nach der Gruft uns dein Gedaͤchtnuͤs Luſt/
385.So ſol/ ſo lange man Cleopatren wird nennen/
Jn tauſend Tempeln dir Oel/ Weyrauch/ Ambra brennen.
Auguſt. Beſtuͤrtzte Koͤnigin/ ſi minder ihren Schmertz.
Es hat kein Julier/ kein ſolch erbittert Hertz:
Daß er auf Fuͤrſtlich Blutt was knechtiſches veruͤbe.
390.Jhr ſol kein Leid geſchehn. Das Merckmal unſer Libe/
Hat mein Thyræus ihr vorlaͤngſt ſchon zugebracht;
Und Proculej entdeckt/ wi wir ſo hoch bedacht/
Auf ihre Wolfahrt ſein. Reich/ Zepter/ Freiheit/ Leben
Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben.
395.
Cleop. Wir opfern alles dir dem groſſen Keiſer dar.
Wir ſchweren Treu und Pflicht auf Jſis Bund-Altar/
Man gibt di Schluͤſſel hin zu Ptolomæus Schaͤtzen:
Ja! was Eleopatra/ ſich nicht wagt beizuſetzen.
Auguſt. Es ſteht Cleopatren zu wagen alles frei.
400.
Cleopat. Ach! daß des Keiſers Bild des Hertzens Redner
ſei!
Sol
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CLE">
          <p><pb facs="#f0110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLEOPATRA.</hi></hi></fw><lb/>
Da/ wi kein zweifel i&#x017F;t/ des gro&#x017F;&#x017F;en Cæ&#x017F;ars Gei&#x017F;t/<lb/>
Der aus der Sterbligkeit dich zu den Gottern rei&#x017F;t/<lb/>
Jn deiner Seele &#x017F;teckt/ da heiligs Angedencken/<lb/><note place="left">370.</note>Den heiß-ergrim&#x0303;ten Feind kan auf Erbarmnu&#x0364;s lencken;<lb/>
Da &#x017F;ein geku&#x0364;ßtes Bild hier ihm &#x017F;ein Hertze bricht/<lb/>
Ach! &#x017F;o be&#x017F;chimpff&#x2019; Angu&#x017F;t uns wider Wu&#x0364;rde nicht.<lb/>
Zwar Cæ&#x017F;ars Sige &#x017F;ind den Sternen einge&#x017F;chrieben:<lb/>
Daß aber er di/ di vom Reiche war vertrieben/<lb/><note place="left">375.</note>Mit eigenem Verlu&#x017F;t hat auf den Thron ge&#x017F;etzt/<lb/>
Durch un&#x017F;er Feinde Blutt hat Land und Meer gena&#x0364;tzt/<lb/>
Dis hat ihn in di zahl der Go&#x0364;tter einverleibet.<lb/>
Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet/<lb/>
Di zwar der Kei&#x017F;er itzt in &#x017F;einen Ha&#x0364;nden hat/<lb/><note place="left">380.</note>So mehrt Augu&#x017F;t itzt auch der gro&#x017F;&#x017F;en Go&#x0364;tter Rath.<lb/>
Groß-ma&#x0364;chtger Julius! kan ich mit Thra&#x0364;n und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Di ich auf dis dein Bild anda&#x0364;chtig la&#x017F;&#x017F;e flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Ent&#x017F;teinern Hertz und Gei&#x017F;t/ des ma&#x0364;chtig&#x017F;ten Augu&#x017F;t/<lb/>
So &#x017F;chaft auch nach der Gruft uns dein Geda&#x0364;chtnu&#x0364;s Lu&#x017F;t/<lb/><note place="left">385.</note>So &#x017F;ol/ &#x017F;o lange man Cleopatren wird nennen/<lb/>
Jn tau&#x017F;end Tempeln dir Oel/ Weyrauch/ Ambra brennen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#AUG">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> </speaker>
          <p>Be&#x017F;tu&#x0364;rtzte Ko&#x0364;nigin/ &#x017F;i minder ihren Schmertz.<lb/>
Es hat kein Julier/ kein &#x017F;olch erbittert Hertz:<lb/>
Daß er auf Fu&#x0364;r&#x017F;tlich Blutt was knechti&#x017F;ches veru&#x0364;be.<lb/><note place="left">390.</note>Jhr &#x017F;ol kein Leid ge&#x017F;chehn. Das Merckmal un&#x017F;er Libe/<lb/>
Hat mein Thyræus ihr vorla&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon zugebracht;<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd Proculej entdeckt/ wi wir &#x017F;o hoch bedacht/<lb/>
Auf ihre Wolfahrt &#x017F;ein. Reich/ Zepter/ Freiheit/ Leben<lb/>
Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben.</p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">395.</note>
        <sp who="#CLE">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Cleop.</hi> </speaker>
          <p>Wir opfern alles dir dem gro&#x017F;&#x017F;en Kei&#x017F;er dar.<lb/>
Wir &#x017F;chweren Treu und Pflicht auf J&#x017F;is Bund-Altar/<lb/>
Man gibt di Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el hin zu Ptolomæus Scha&#x0364;tzen:<lb/>
Ja! was Eleopatra/ &#x017F;ich nicht wagt beizu&#x017F;etzen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#AUG">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> </speaker>
          <p>Es &#x017F;teht Cleopatren zu wagen alles frei.</p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">400.</note>
        <sp who="#CLE">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Cleopat.</hi> </speaker>
          <p>Ach! daß des Kei&#x017F;ers Bild des Hertzens Redner<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ei!</hi></p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Sol</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0110] CLEOPATRA. Da/ wi kein zweifel iſt/ des groſſen Cæſars Geiſt/ Der aus der Sterbligkeit dich zu den Gottern reiſt/ Jn deiner Seele ſteckt/ da heiligs Angedencken/ Den heiß-ergrim̃ten Feind kan auf Erbarmnuͤs lencken; Da ſein gekuͤßtes Bild hier ihm ſein Hertze bricht/ Ach! ſo beſchimpff’ Anguſt uns wider Wuͤrde nicht. Zwar Cæſars Sige ſind den Sternen eingeſchrieben: Daß aber er di/ di vom Reiche war vertrieben/ Mit eigenem Verluſt hat auf den Thron geſetzt/ Durch unſer Feinde Blutt hat Land und Meer genaͤtzt/ Dis hat ihn in di zahl der Goͤtter einverleibet. Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet/ Di zwar der Keiſer itzt in ſeinen Haͤnden hat/ So mehrt Auguſt itzt auch der groſſen Goͤtter Rath. Groß-maͤchtger Julius! kan ich mit Thraͤn und kuͤſſen/ Di ich auf dis dein Bild andaͤchtig laſſe fluͤſſen/ Entſteinern Hertz und Geiſt/ des maͤchtigſten Auguſt/ So ſchaft auch nach der Gruft uns dein Gedaͤchtnuͤs Luſt/ So ſol/ ſo lange man Cleopatren wird nennen/ Jn tauſend Tempeln dir Oel/ Weyrauch/ Ambra brennen. Auguſt. Beſtuͤrtzte Koͤnigin/ ſi minder ihren Schmertz. Es hat kein Julier/ kein ſolch erbittert Hertz: Daß er auf Fuͤrſtlich Blutt was knechtiſches veruͤbe. Jhr ſol kein Leid geſchehn. Das Merckmal unſer Libe/ Hat mein Thyræus ihr vorlaͤngſt ſchon zugebracht; Und Proculej entdeckt/ wi wir ſo hoch bedacht/ Auf ihre Wolfahrt ſein. Reich/ Zepter/ Freiheit/ Leben Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben. Cleop. Wir opfern alles dir dem groſſen Keiſer dar. Wir ſchweren Treu und Pflicht auf Jſis Bund-Altar/ Man gibt di Schluͤſſel hin zu Ptolomæus Schaͤtzen: Ja! was Eleopatra/ ſich nicht wagt beizuſetzen. Auguſt. Es ſteht Cleopatren zu wagen alles frei. Cleopat. Ach! daß des Keiſers Bild des Hertzens Redner ſei! Sol

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/110
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/110>, abgerufen am 08.05.2024.