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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Der Stadt Eroberung/ so sind wir bochge bessert;
Weil der geschwällte Nil als-denn di Felder wässert:
165.Daß/ wo itzt Saate wächst' und fette Lemmer gehn/
Man siht den kreischen Jäscht der toben Wellen stehn.
Diß zwingt den Kayser denn sein Läger aufzuheben
Und wir bekommen Lufft/ biß uns di Götter geben
Ein Ende dieser Noth.
Sos. Wo man für diese Glutt
170.Nicht beßre Kühlung weiß/ so ist der Rath nicht gutt
Hat Alexander nicht das wüste Meer getämmet/
Thürm' in di Flutt gelegt/ der Wellen Zorn gehemmet/
Di See zu Schiffbruch bracht/ als sie das Heer verdrang
Vnd dieser Blitz der Welt das stoltze Tyrus zwang?
175.Hat Caesar nicht besigt den Ocean der Britten/
Den tiefen Rhein bepfält/ oft schwimmende gestritten/
Di Veneter gezähmt/ di kein gewafnet Fuß
Kein Pferd kein Mast betrat; deß Jbers strengen Fluß
Jn frembdes Ufer bracht/ dem Nilus Gräntzen funden;
180.Ja diese grosse Stadt selbst steghaft überwunden?
Hat der Agrippa nicht/ der täglich seinen Witz
Auf unser Unheil schärfft/ in Cumens Felsen Ritz'/
Und Hafen eingesenckt? Was lassen wir uns träumen:
Augustus werde nicht deß Nilus Auftrit zäumen?
185.Deß Lägers Thämm' erhöhn/ di Grafften säncken ein/
Zumal di Römer ja zu Wasser Meister sein?
Archi. Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil gefället/
Als der erzürnte Strom di Wellen aufgeschwället/
Ob ihm schon Attalus mit Schiffen dienstbar war.
190.
Sos. Perdiccas und August sind kein vergleichlich Paar.
Canid. Man gebe diß auch nach; daß uns der Strom nit rette;
Das Glükke/ das itzt scheint/ geht morgen oft zu Bette.
Wir haben durch Gedult zum vortheil so viel Zeit/
Di alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid
195.Deß Keisers Römisch Blut der Bürger hat gesogen;
So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen/
Di für dem Keiser zwar mit sanfter Zunge spiln;
Doch durch deß Hertzens Gifft di Rach-begirde kühln.
Rom
CLEOPATRA.
Der Stadt Eroberung/ ſo ſind wir bochge beſſert;
Weil der geſchwaͤllte Nil als-denn di Felder waͤſſert:
165.Daß/ wo itzt Saate waͤchſt’ und fette Lemmer gehn/
Man ſiht den kreiſchen Jaͤſcht der toben Wellen ſtehn.
Diß zwingt den Kayſer denn ſein Laͤger aufzuheben
Und wir bekommen Lufft/ biß uns di Goͤtter geben
Ein Ende dieſer Noth.
Soſ. Wo man fuͤr dieſe Glutt
170.Nicht beßre Kuͤhlung weiß/ ſo iſt der Rath nicht gutt
Hat Alexander nicht das wuͤſte Meer getaͤmmet/
Thuͤrm’ in di Flutt gelegt/ der Wellen Zorn gehem̃et/
Di See zu Schiffbruch bracht/ als ſie das Heer verdrang
Vnd dieſer Blitz der Welt das ſtoltze Tyrus zwang?
175.Hat Cæſar nicht beſigt den Ocean der Britten/
Den tiefen Rhein bepfaͤlt/ oft ſchwimmende geſtritten/
Di Veneter gezaͤhmt/ di kein gewafnet Fuß
Kein Pferd kein Maſt betrat; deß Jbers ſtrengen Fluß
Jn frembdes Ufer bracht/ dem Nilus Graͤntzen funden;
180.Ja dieſe groſſe Stadt ſelbſt ſteghaft uͤberwunden?
Hat der Agrippa nicht/ der taͤglich ſeinen Witz
Auf unſer Unheil ſchaͤrfft/ in Cumens Felſen Ritz’/
Und Hafen eingeſenckt? Was laſſen wir uns traͤumen:
Auguſtus werde nicht deß Nilus Auftrit zaͤumen?
185.Deß Laͤgers Thaͤm̃’ erhoͤhn/ di Grafften ſaͤncken ein/
Zumal di Roͤmer ja zu Waſſer Meiſter ſein?
Archi. Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil gefaͤllet/
Als der erzuͤrnte Strom di Wellen aufgeſchwaͤllet/
Ob ihm ſchon Attalus mit Schiffen dienſtbar war.
190.
Soſ. Perdiccas und Auguſt ſind kein vergleichlich Paar.
Canid. Man gebe diß auch nach; daß uns der Strom nit rette;
Das Gluͤkke/ das itzt ſcheint/ geht morgen oft zu Bette.
Wir haben durch Gedult zum vortheil ſo viel Zeit/
Di alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid
195.Deß Keiſers Roͤmiſch Blut der Buͤrger hat geſogen;
So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen/
Di fuͤr dem Keiſer zwar mit ſanfter Zunge ſpiln;
Doch durch deß Hertzens Gifft di Rach-begirde kuͤhln.
Rom
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[0036] CLEOPATRA. Der Stadt Eroberung/ ſo ſind wir bochge beſſert; Weil der geſchwaͤllte Nil als-denn di Felder waͤſſert: Daß/ wo itzt Saate waͤchſt’ und fette Lemmer gehn/ Man ſiht den kreiſchen Jaͤſcht der toben Wellen ſtehn. Diß zwingt den Kayſer denn ſein Laͤger aufzuheben Und wir bekommen Lufft/ biß uns di Goͤtter geben Ein Ende dieſer Noth. Soſ. Wo man fuͤr dieſe Glutt Nicht beßre Kuͤhlung weiß/ ſo iſt der Rath nicht gutt Hat Alexander nicht das wuͤſte Meer getaͤmmet/ Thuͤrm’ in di Flutt gelegt/ der Wellen Zorn gehem̃et/ Di See zu Schiffbruch bracht/ als ſie das Heer verdrang Vnd dieſer Blitz der Welt das ſtoltze Tyrus zwang? Hat Cæſar nicht beſigt den Ocean der Britten/ Den tiefen Rhein bepfaͤlt/ oft ſchwimmende geſtritten/ Di Veneter gezaͤhmt/ di kein gewafnet Fuß Kein Pferd kein Maſt betrat; deß Jbers ſtrengen Fluß Jn frembdes Ufer bracht/ dem Nilus Graͤntzen funden; Ja dieſe groſſe Stadt ſelbſt ſteghaft uͤberwunden? Hat der Agrippa nicht/ der taͤglich ſeinen Witz Auf unſer Unheil ſchaͤrfft/ in Cumens Felſen Ritz’/ Und Hafen eingeſenckt? Was laſſen wir uns traͤumen: Auguſtus werde nicht deß Nilus Auftrit zaͤumen? Deß Laͤgers Thaͤm̃’ erhoͤhn/ di Grafften ſaͤncken ein/ Zumal di Roͤmer ja zu Waſſer Meiſter ſein? Archi. Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil gefaͤllet/ Als der erzuͤrnte Strom di Wellen aufgeſchwaͤllet/ Ob ihm ſchon Attalus mit Schiffen dienſtbar war. Soſ. Perdiccas und Auguſt ſind kein vergleichlich Paar. Canid. Man gebe diß auch nach; daß uns der Strom nit rette; Das Gluͤkke/ das itzt ſcheint/ geht morgen oft zu Bette. Wir haben durch Gedult zum vortheil ſo viel Zeit/ Di alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid Deß Keiſers Roͤmiſch Blut der Buͤrger hat geſogen; So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen/ Di fuͤr dem Keiſer zwar mit ſanfter Zunge ſpiln; Doch durch deß Hertzens Gifft di Rach-begirde kuͤhln. Rom

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/36>, abgerufen am 21.11.2024.