Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; also:daß/ weil die andern Deutschen sich mit dem Gußmann um das mit Golde und Edelgestei- nen reich aufgeputztes Pferd zwisteten/ Pom- pejus gleichsam durch ein Wunderwerck ent- ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri- canus mit grossem Verlust zurücke; also: daß zehntausend Römer sitzen blieben; Er hätte auch früh dem Pompejus sein letztes vollends versetzt; wenn nicht Metellus ihm zu Hülffe kommen wäre. Hierauff hielt sich Sertorius alles ihm bevorstehenden Vortheils ungeach- tet/ in seinem Lager gantz stille; biß seine weiße Hindin/ die sich in die Wälder verlauffen hat- te/ zurück kam. Da er denn/ gleich/ als wenn ihm die Götter durch selbte diß/ was er fürneh- men solte/ andeuteten/ auszoh/ und das Römi- sche Heer an dem Flusse Salo bey Seguntium erreichte; mit selbigem vom Mittage biß in die Nacht schlug/ und sechs tausend Römer dem Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des Metellus Lager stürmte/ und bey nah eroberte. Weil nun die Celtiberier und Deutschen hierin- nen so tapffere Helden-Thaten ausübten; er- kiesete Sertorius ihm solche zur Leib-Wache; die Deutschen aber rückten den Römern für: daß sie bey Stürmung des Metellischen Lä- gers ihre Pflicht nicht gethan hätten. Welches die Römer hoch empfunden; und als sonderlich Pompejus mit zwey frischen Legionen ver- stärckt ward/ hauffenweise zu ihm und dem Me- tellus über giengen. Gleichwol hielt ein Theil nebenst denen Deutschen beym Sertorius stand/ entsetzte die vom Pompejus belägerte Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris abermals drey tausend Römer; ja er brachte den Metellus und Pompejus in solche Furcht: daß keiner ihm mehr Stand hielt/ und so ins Ge- drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/ dieser ins Narbonische Gallien sich verkrichen muste; ja Rom selbst schon für dem ankommen- den Sertorius und den strengen Deutschen zit- terte. Zu eben dieser Zeit starben Nicomedes und [Spaltenumbruch] Appio/ welche das Römische Volck zu Erben ihrer Königreiche Bithynien und Lybien einsetz- te; daher Mithridates mit seinem im Hertzen verborgenen Kriege länger zurück zu halten/ und die Römische Macht sich vergrössern zu lassen nicht rathsam hielt. Derhalben schickte er zwey vertriebene Römer/ nemlich den Fannius und Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel- che/ iedoch weil dieser gleichwol nichts zu Ab- bruch des Römischen Reichs fürnehmen/ sondern nur des grausamen Sylla Uberbleibung/ und die gewaltsamen Herrscher aus dem Sattel he- ben wolte/ mit Noth zu einem Bündnüße be- wegte/ Krafft dessen Mithridates zwar Cappa- docien und Bithynien haben; das übrige Asien aber den Römern bleiben; Sertorius Mithri- daten einen Feldhauptmann mit gewissem Vol- cke/ dieser aber jenem drey tausend Talent und viertzig Schiffe schicken solte. Mithridates brach hierauf alsofort mit den Römern; welcher alleine hundert-sechs- und funffzig tausend Hülffs-völcker von Deutschen/ Scythen/ Sar- matern/ Thraciern/ und insonderheit Bastar- nen/ vierhundert grosse Schiffe/ wie auch hun- dert und funffzig Sichelwagen zusammen brach- te. So bald nun Fannius und Magius mit dem gewesenen Rathsherrn Marcus Varius/ wel- chem Mithridates selbst die Oberstelle gab/ in Asien ankam/ schickte er den Diophantus mit hundert tausend Mann in Cappadocien; er selbst rückte mit anderthalb hundert tausend Fuß- Knechten und zwölff tausend Reutern durch das Timonitidische Paphlagonien und Galatien in Bithynien/ und bemächtigte sich der Stadt He- raclea. Daher beyde Bürgermeister Lucullus und Cotta wieder den Mithridates geschickt wur- den. Alleine der ehrsüchtige Cotta/ welcher dem Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen Bastarnen und andern Deutschen auffs Haupt geschlagen; Lucullus Manlius mit sechstehalb tausend Römern getödtet/ und die Uberbleibung in Chalcedon eingesperrt. Mithridates selbst segelte Erster Theil. D d d d d d
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; alſo:daß/ weil die andern Deutſchen ſich mit dem Gußmann um das mit Golde und Edelgeſtei- nen reich aufgeputztes Pferd zwiſteten/ Pom- pejus gleichſam durch ein Wunderwerck ent- ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri- canus mit groſſem Verluſt zuruͤcke; alſo: daß zehntauſend Roͤmer ſitzen blieben; Er haͤtte auch fruͤh dem Pompejus ſein letztes vollends verſetzt; wenn nicht Metellus ihm zu Huͤlffe kommen waͤre. Hierauff hielt ſich Sertorius alles ihm bevorſtehenden Vortheils ungeach- tet/ in ſeinem Lager gantz ſtille; biß ſeine weiße Hindin/ die ſich in die Waͤlder verlauffen hat- te/ zuruͤck kam. Da er denn/ gleich/ als wenn ihm die Goͤtter durch ſelbte diß/ was er fuͤrneh- men ſolte/ andeuteten/ auszoh/ und das Roͤmi- ſche Heer an dem Fluſſe Salo bey Seguntium erreichte; mit ſelbigem vom Mittage biß in die Nacht ſchlug/ und ſechs tauſend Roͤmer dem Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des Metellus Lager ſtuͤrmte/ und bey nah eroberte. Weil nun die Celtiberier und Deutſchen hierin- nen ſo tapffere Helden-Thaten ausuͤbten; er- kieſete Sertorius ihm ſolche zur Leib-Wache; die Deutſchen aber ruͤckten den Roͤmern fuͤr: daß ſie bey Stuͤrmung des Metelliſchen Laͤ- gers ihre Pflicht nicht gethan haͤtten. Welches die Roͤmer hoch empfunden; und als ſonderlich Pompejus mit zwey friſchen Legionen ver- ſtaͤrckt ward/ hauffenweiſe zu ihm und dem Me- tellus uͤber giengen. Gleichwol hielt ein Theil nebenſt denen Deutſchen beym Sertorius ſtand/ entſetzte die vom Pompejus belaͤgerte Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris abermals drey tauſend Roͤmer; ja er brachte den Metellus und Pompejus in ſolche Furcht: daß keiner ihm mehr Stand hielt/ und ſo ins Ge- drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/ dieſer ins Narboniſche Gallien ſich verkrichen muſte; ja Rom ſelbſt ſchon fuͤr dem ankommen- den Sertorius und den ſtrengen Deutſchen zit- terte. Zu eben dieſer Zeit ſtarben Nicomedes und [Spaltenumbruch] Appio/ welche das Roͤmiſche Volck zu Erben ihrer Koͤnigreiche Bithynien und Lybien einſetz- te; daher Mithridates mit ſeinem im Hertzen verborgenen Kriege laͤngeꝛ zuꝛuͤck zu halten/ und die Roͤmiſche Macht ſich vergroͤſſern zu laſſen nicht rathſam hielt. Derhalben ſchickte er zwey vertriebene Roͤmer/ nemlich den Fannius und Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel- che/ iedoch weil dieſer gleichwol nichts zu Ab- bruch des Roͤmiſchen Reichs fuͤꝛnehmen/ ſondeꝛn nur des grauſamen Sylla Uberbleibung/ und die gewaltſamen Herrſcher aus dem Sattel he- ben wolte/ mit Noth zu einem Buͤndnuͤße be- wegte/ Krafft deſſen Mithridates zwar Cappa- docien und Bithynien haben; das uͤbrige Aſien aber den Roͤmern bleiben; Sertorius Mithri- daten einen Feldhauptmañ mit gewiſſem Vol- cke/ dieſer aber jenem drey tauſend Talent und viertzig Schiffe ſchicken ſolte. Mithridates brach hierauf alſofort mit den Roͤmern; welcher alleine hundert-ſechs- und funffzig tauſend Huͤlffs-voͤlcker von Deutſchen/ Scythen/ Sar- matern/ Thraciern/ und inſonderheit Baſtar- nen/ vierhundert groſſe Schiffe/ wie auch hun- dert und funffzig Sichelwagen zuſam̃en brach- te. So bald nun Fannius und Magius mit dem geweſenen Rathsherrn Marcus Varius/ wel- chem Mithridates ſelbſt die Oberſtelle gab/ in Aſien ankam/ ſchickte er den Diophantus mit hundert tauſend Mann in Cappadocien; er ſelbſt ruͤckte mit anderthalb hundert tauſend Fuß- Knechten und zwoͤlff tauſend Reutern durch das Timonitidiſche Paphlagonien und Galatien in Bithynien/ und bemaͤchtigte ſich der Stadt He- raclea. Daher beyde Buͤrgermeiſter Lucullus uñ Cotta wieder den Mithridates geſchickt wur- den. Alleine der ehrſuͤchtige Cotta/ welcher dem Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen Baſtarnen und andern Deutſchen auffs Haupt geſchlagen; Lucullus Manlius mit ſechſtehalb tauſend Roͤmern getoͤdtet/ und die Uberbleibung in Chalcedon eingeſperrt. Mithridates ſelbſt ſegelte Erſter Theil. D d d d d d
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Arminius und Thußnelda.
Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; alſo:
daß/ weil die andern Deutſchen ſich mit dem
Gußmann um das mit Golde und Edelgeſtei-
nen reich aufgeputztes Pferd zwiſteten/ Pom-
pejus gleichſam durch ein Wunderwerck ent-
ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri-
canus mit groſſem Verluſt zuruͤcke; alſo: daß
zehntauſend Roͤmer ſitzen blieben; Er haͤtte
auch fruͤh dem Pompejus ſein letztes vollends
verſetzt; wenn nicht Metellus ihm zu Huͤlffe
kommen waͤre. Hierauff hielt ſich Sertorius
alles ihm bevorſtehenden Vortheils ungeach-
tet/ in ſeinem Lager gantz ſtille; biß ſeine weiße
Hindin/ die ſich in die Waͤlder verlauffen hat-
te/ zuruͤck kam. Da er denn/ gleich/ als wenn
ihm die Goͤtter durch ſelbte diß/ was er fuͤrneh-
men ſolte/ andeuteten/ auszoh/ und das Roͤmi-
ſche Heer an dem Fluſſe Salo bey Seguntium
erreichte; mit ſelbigem vom Mittage biß in die
Nacht ſchlug/ und ſechs tauſend Roͤmer dem
Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des
Metellus Lager ſtuͤrmte/ und bey nah eroberte.
Weil nun die Celtiberier und Deutſchen hierin-
nen ſo tapffere Helden-Thaten ausuͤbten; er-
kieſete Sertorius ihm ſolche zur Leib-Wache;
die Deutſchen aber ruͤckten den Roͤmern fuͤr:
daß ſie bey Stuͤrmung des Metelliſchen Laͤ-
gers ihre Pflicht nicht gethan haͤtten. Welches
die Roͤmer hoch empfunden; und als ſonderlich
Pompejus mit zwey friſchen Legionen ver-
ſtaͤrckt ward/ hauffenweiſe zu ihm und dem Me-
tellus uͤber giengen. Gleichwol hielt ein Theil
nebenſt denen Deutſchen beym Sertorius
ſtand/ entſetzte die vom Pompejus belaͤgerte
Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris
abermals drey tauſend Roͤmer; ja er brachte den
Metellus und Pompejus in ſolche Furcht: daß
keiner ihm mehr Stand hielt/ und ſo ins Ge-
drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/
dieſer ins Narboniſche Gallien ſich verkrichen
muſte; ja Rom ſelbſt ſchon fuͤr dem ankommen-
den Sertorius und den ſtrengen Deutſchen zit-
terte. Zu eben dieſer Zeit ſtarben Nicomedes und
Appio/ welche das Roͤmiſche Volck zu Erben
ihrer Koͤnigreiche Bithynien und Lybien einſetz-
te; daher Mithridates mit ſeinem im Hertzen
verborgenen Kriege laͤngeꝛ zuꝛuͤck zu halten/ und
die Roͤmiſche Macht ſich vergroͤſſern zu laſſen
nicht rathſam hielt. Derhalben ſchickte er zwey
vertriebene Roͤmer/ nemlich den Fannius und
Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel-
che/ iedoch weil dieſer gleichwol nichts zu Ab-
bruch des Roͤmiſchen Reichs fuͤꝛnehmen/ ſondeꝛn
nur des grauſamen Sylla Uberbleibung/ und
die gewaltſamen Herrſcher aus dem Sattel he-
ben wolte/ mit Noth zu einem Buͤndnuͤße be-
wegte/ Krafft deſſen Mithridates zwar Cappa-
docien und Bithynien haben; das uͤbrige Aſien
aber den Roͤmern bleiben; Sertorius Mithri-
daten einen Feldhauptmañ mit gewiſſem Vol-
cke/ dieſer aber jenem drey tauſend Talent und
viertzig Schiffe ſchicken ſolte. Mithridates
brach hierauf alſofort mit den Roͤmern; welcher
alleine hundert-ſechs- und funffzig tauſend
Huͤlffs-voͤlcker von Deutſchen/ Scythen/ Sar-
matern/ Thraciern/ und inſonderheit Baſtar-
nen/ vierhundert groſſe Schiffe/ wie auch hun-
dert und funffzig Sichelwagen zuſam̃en brach-
te. So bald nun Fannius und Magius mit dem
geweſenen Rathsherrn Marcus Varius/ wel-
chem Mithridates ſelbſt die Oberſtelle gab/ in
Aſien ankam/ ſchickte er den Diophantus mit
hundert tauſend Mann in Cappadocien; er ſelbſt
ruͤckte mit anderthalb hundert tauſend Fuß-
Knechten und zwoͤlff tauſend Reutern durch das
Timonitidiſche Paphlagonien und Galatien in
Bithynien/ und bemaͤchtigte ſich der Stadt He-
raclea. Daher beyde Buͤrgermeiſter Lucullus
uñ Cotta wieder den Mithridates geſchickt wur-
den. Alleine der ehrſuͤchtige Cotta/ welcher dem
Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen
wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen
Baſtarnen und andern Deutſchen auffs Haupt
geſchlagen; Lucullus Manlius mit ſechſtehalb
tauſend Roͤmern getoͤdtet/ und die Uberbleibung
in Chalcedon eingeſperrt. Mithridates ſelbſt
ſegelte
Erſter Theil. D d d d d d
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