Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
Lehns-Leute die Segusianer zwischen demRhodan und Arar/ die Ambarren zwischen der Arar und Ligeris/ und die Brannovier wieder unter sich brachten; ja weil sie hingegen den Rö- mern in den Alpen gegen ihre Feinde treulich beystanden/ ihre Brüder und Bundsgenossen zu werden verdienten. Noch ärger gieng es denen Eubagen im Aquitanischen Gallien. Die Fürstin der Aquitanier Jrmingardis ma- ste sich daselbst unter ihren dreyen nach einan- der herrschenden Söhnen/ welche nichts min- der ihres Unglücks/ als ihrer Uppigkeit halber beruffen sind/ der Herrschafft an; und ihre Herrschsucht machte sie nichts minder/ als ihrer Kinder Unfähigkeit auch nach ihrer Mündig- keit zu ihrer Vormündin. Anfangs zwar schlug sie sich bald zu ihren Druyden/ bald zu den Bar- den und Eubagen; und ließ bald dieser bald je- ner Wind in die Segel ihrer Ehrsucht wehen. Endlich aber machte die Staatssucht: daß sie mit den Druyden ein Sinn und ein Hertze ward. Daher sie alle Klugheit/ alle Laster/ ja auch die Zauberey selbst zum Verderben der Barden und Eubagen zu Hülffe nahm. Sie reisete mit dreyhundert der schönsten Weiber stets das Land durch; welcher einiges Absehen und Meisterstücke war/ den Adel wie die Spin- nen die Fliegen/ in ihr Gewebe der Wollust und dardurch zu Verleugnung des Divitiakischen Gottesdienstes zu bringen. Ja dieser geschöpff- et Haß verleitete sie so weit: daß sie mit ihrem vorigen Todfeinde Hevinserich einem Fürsten der Mediomatri[k]er sich auffs verträulichste ver- knüpffte; ungeachtet dieser so wol/ als sein er- mordeter Vater das Aquitanische Reich ihm zuzuschantzen bemüht war. Mit diesem mach- ten sie in einem Zimmer/ darinnen Hevinserich aber hernach aus gerechter Rache Gottes wie- der ermordet ward/ einen festen Schluß/ alle Barden und Eubagen mit Giffte/ Feuer und Schwerdt zu vertilgen. Um diß so viel glück- licher zu voll ziehen/ machten sie mit den Barden [Spaltenumbruch] und Eubagen Frieden/ verlobten dem Fürsten der Bigerrionen Rubonor ihrem Haupte in Gallien der Jrmingardis Tochter; und schlach- teten sieben Tage lang viel tausend sich zum Fürstlichen Beylager eingefundene Gallier ab. Ja die säugenden/ oder in Mutterleibe noch athmenden Kinder wurden nicht ver- schonet/ sondern eh ermordet/ als gebohren. Hevinserich führte die Meuchel-Mörder selbst eiffrig an; und war unter seinen Getreuen ei- ner/ der sich in einer Nacht vierhundert Euba- gische Gallier zerfleischt zu haben rühmte. Die wilde Jrmingardis stach selbst einigen/ die in ihrem Schlosse schlieffen/ mit den Fingern die Augen aus; und weidete die Augen an den nackten Leichen der Ermordeten/ die sie Hauf- fen-weise für ihr Burg-Thor brachten. Unter andern ließ sie das abgeschlagene Haupt des tapffern Krieges-Helden Cigolin einbalsamen/ und schickte es dem Obersten Druys in Bri- tannien/ zu einer vermeinten Versicherung: daß mit diesem Kopffe den Eubagen alle Spann-Adern zerschnitten wären. Jrmin- gardis weltzte die Schuld dieser von der gantzen Welt/ ja vielen Druyden selbst verdammten Ver- rätherey zwar auf den Hevinserich; um selbten schwartz zu machen/ sich aber weiß zu brennen. Sie dräuete an dem Uhrheber dieses Blut-Ba- des den Entseelten ein Rach-Opffer zu lieffern/ und die verbitterten Eubagen zu besänfftigen. Aber sie trauten nicht mehr auf diese Fallbrü- cke zu treten/ sondern er griffen zu ihrer Be- schirmung die Waffen/ und machten sich bey nahe in gantz Aquitanien zum Meister; brach- ten auch nach der Jrmingardis und ihrer Söh- ne Tode den Bigerrionischen Fürsten zur Herr- schafft. Nach dem aber dieser sich endlich selbst zu den Druyden schlug/ nahm der Barden und Eubagen Macht von Tag zu Tag ab/ biß sie endlich nach vielen Verfolgungen und Blut- stürtzungen in die Haupt-Stadt der Agesinaten verschlossen daselbst mit Hülffe der Veneter die Einfahrt
Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
Lehns-Leute die Seguſianer zwiſchen demRhodan und Arar/ die Ambarren zwiſchen der Arar und Ligeris/ und die Brannovier wieder unter ſich brachten; ja weil ſie hingegen den Roͤ- mern in den Alpen gegen ihre Feinde treulich beyſtanden/ ihre Bruͤder und Bundsgenoſſen zu werden verdienten. Noch aͤrger gieng es denen Eubagen im Aquitaniſchen Gallien. Die Fuͤrſtin der Aquitanier Jrmingardis ma- ſte ſich daſelbſt unter ihren dreyen nach einan- der herrſchenden Soͤhnen/ welche nichts min- der ihres Ungluͤcks/ als ihrer Uppigkeit halber beruffen ſind/ der Herrſchafft an; und ihre Herrſchſucht machte ſie nichts minder/ als ihrer Kinder Unfaͤhigkeit auch nach ihrer Muͤndig- keit zu ihrer Vormuͤndin. Anfangs zwar ſchlug ſie ſich bald zu ihren Druyden/ bald zu den Bar- den und Eubagen; und ließ bald dieſer bald je- ner Wind in die Segel ihrer Ehrſucht wehen. Endlich aber machte die Staatsſucht: daß ſie mit den Druyden ein Sinn und ein Hertze ward. Daher ſie alle Klugheit/ alle Laſter/ ja auch die Zauberey ſelbſt zum Verderben der Barden und Eubagen zu Huͤlffe nahm. Sie reiſete mit dreyhundert der ſchoͤnſten Weiber ſtets das Land durch; welcher einiges Abſehen und Meiſterſtuͤcke war/ den Adel wie die Spin- nen die Fliegen/ in ihr Gewebe der Wolluſt und dardurch zu Verleugnung des Divitiakiſchen Gottesdienſtes zu bringen. Ja dieſer geſchoͤpff- et Haß verleitete ſie ſo weit: daß ſie mit ihrem vorigen Todfeinde Hevinſerich einem Fuͤrſten der Mediomatri[k]er ſich auffs vertraͤulichſte ver- knuͤpffte; ungeachtet dieſer ſo wol/ als ſein er- mordeter Vater das Aquitaniſche Reich ihm zuzuſchantzen bemuͤht war. Mit dieſem mach- ten ſie in einem Zimmer/ darinnen Hevinſerich aber hernach aus gerechter Rache Gottes wie- der ermordet ward/ einen feſten Schluß/ alle Barden und Eubagen mit Giffte/ Feuer und Schwerdt zu vertilgen. Um diß ſo viel gluͤck- licher zu voll ziehen/ machten ſie mit den Barden [Spaltenumbruch] und Eubagen Frieden/ verlobten dem Fuͤrſten der Bigerrionen Rubonor ihrem Haupte in Gallien der Jrmingardis Tochter; und ſchlach- teten ſieben Tage lang viel tauſend ſich zum Fuͤrſtlichen Beylager eingefundene Gallier ab. Ja die ſaͤugenden/ oder in Mutterleibe noch athmenden Kinder wurden nicht ver- ſchonet/ ſondern eh ermordet/ als gebohren. Hevinſerich fuͤhrte die Meuchel-Moͤrder ſelbſt eiffrig an; und war unter ſeinen Getreuen ei- ner/ der ſich in einer Nacht vierhundert Euba- giſche Gallier zerfleiſcht zu haben ruͤhmte. Die wilde Jrmingardis ſtach ſelbſt einigen/ die in ihrem Schloſſe ſchlieffen/ mit den Fingern die Augen aus; und weidete die Augen an den nackten Leichen der Ermordeten/ die ſie Hauf- fen-weiſe fuͤr ihr Burg-Thor brachten. Unter andern ließ ſie das abgeſchlagene Haupt des tapffern Krieges-Helden Cigolin einbalſamen/ und ſchickte es dem Oberſten Druys in Bri- tannien/ zu einer vermeinten Verſicherung: daß mit dieſem Kopffe den Eubagen alle Spann-Adern zerſchnitten waͤren. Jrmin- gardis weltzte die Schuld dieſer von der gantzen Welt/ ja vielen Druyden ſelbſt verdam̃ten Ver- raͤtherey zwar auf den Hevinſerich; um ſelbten ſchwartz zu machen/ ſich aber weiß zu brennen. Sie draͤuete an dem Uhrheber dieſes Blut-Ba- des den Entſeelten ein Rach-Opffer zu lieffern/ und die verbitterten Eubagen zu beſaͤnfftigen. Aber ſie trauten nicht mehr auf dieſe Fallbruͤ- cke zu treten/ ſondern er griffen zu ihrer Be- ſchirmung die Waffen/ und machten ſich bey nahe in gantz Aquitanien zum Meiſter; brach- ten auch nach der Jrmingardis und ihrer Soͤh- ne Tode den Bigerrioniſchen Fuͤrſten zur Herꝛ- ſchafft. Nach dem aber dieſer ſich endlich ſelbſt zu den Druyden ſchlug/ nahm der Barden und Eubagen Macht von Tag zu Tag ab/ biß ſie endlich nach vielen Verfolgungen und Blut- ſtuͤrtzungen in die Haupt-Stadt der Ageſinaten verſchloſſen daſelbſt mit Huͤlffe der Veneter die Einfahrt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1048" n="984[986]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch</hi></fw><lb/><cb/> Lehns-Leute die Seguſianer zwiſchen dem<lb/> Rhodan und Arar/ die Ambarren zwiſchen der<lb/> Arar und Ligeris/ und die Brannovier wieder<lb/> unter ſich brachten; ja weil ſie hingegen den Roͤ-<lb/> mern in den Alpen gegen ihre Feinde treulich<lb/> beyſtanden/ ihre Bruͤder und Bundsgenoſſen<lb/> zu werden verdienten. Noch aͤrger gieng es<lb/> denen Eubagen im Aquitaniſchen Gallien.<lb/> Die Fuͤrſtin der Aquitanier Jrmingardis ma-<lb/> ſte ſich daſelbſt unter ihren dreyen nach einan-<lb/> der herrſchenden Soͤhnen/ welche nichts min-<lb/> der ihres Ungluͤcks/ als ihrer Uppigkeit halber<lb/> beruffen ſind/ der Herrſchafft an; und ihre<lb/> Herrſchſucht machte ſie nichts minder/ als ihrer<lb/> Kinder Unfaͤhigkeit auch nach ihrer Muͤndig-<lb/> keit zu ihrer Vormuͤndin. Anfangs zwar ſchlug<lb/> ſie ſich bald zu ihren Druyden/ bald zu den Bar-<lb/> den und Eubagen; und ließ bald dieſer bald je-<lb/> ner Wind in die Segel ihrer Ehrſucht wehen.<lb/> Endlich aber machte die Staatsſucht: daß ſie<lb/> mit den Druyden ein Sinn und ein Hertze<lb/> ward. Daher ſie alle Klugheit/ alle Laſter/ ja<lb/> auch die Zauberey ſelbſt zum Verderben der<lb/> Barden und Eubagen zu Huͤlffe nahm. Sie<lb/> reiſete mit dreyhundert der ſchoͤnſten Weiber<lb/> ſtets das Land durch; welcher einiges Abſehen<lb/> und Meiſterſtuͤcke war/ den Adel wie die Spin-<lb/> nen die Fliegen/ in ihr Gewebe der Wolluſt und<lb/> dardurch zu Verleugnung des Divitiakiſchen<lb/> Gottesdienſtes zu bringen. Ja dieſer geſchoͤpff-<lb/> et Haß verleitete ſie ſo weit: daß ſie mit ihrem<lb/> vorigen Todfeinde Hevinſerich einem Fuͤrſten<lb/> der Mediomatri<supplied>k</supplied>er ſich auffs vertraͤulichſte ver-<lb/> knuͤpffte; ungeachtet dieſer ſo wol/ als ſein er-<lb/> mordeter Vater das Aquitaniſche Reich ihm<lb/> zuzuſchantzen bemuͤht war. Mit dieſem mach-<lb/> ten ſie in einem Zimmer/ darinnen Hevinſerich<lb/> aber hernach aus gerechter Rache Gottes wie-<lb/> der ermordet ward/ einen feſten Schluß/ alle<lb/> Barden und Eubagen mit Giffte/ Feuer und<lb/> Schwerdt zu vertilgen. Um diß ſo viel gluͤck-<lb/> licher zu voll ziehen/ machten ſie mit den Barden<lb/><cb/> und Eubagen Frieden/ verlobten dem Fuͤrſten<lb/> der Bigerrionen Rubonor ihrem Haupte in<lb/> Gallien der Jrmingardis Tochter; und ſchlach-<lb/> teten ſieben Tage lang viel tauſend ſich zum<lb/> Fuͤrſtlichen Beylager eingefundene Gallier<lb/> ab. Ja die ſaͤugenden/ oder in Mutterleibe<lb/> noch athmenden Kinder wurden nicht ver-<lb/> ſchonet/ ſondern eh ermordet/ als gebohren.<lb/> Hevinſerich fuͤhrte die Meuchel-Moͤrder ſelbſt<lb/> eiffrig an; und war unter ſeinen Getreuen ei-<lb/> ner/ der ſich in einer Nacht vierhundert Euba-<lb/> giſche Gallier zerfleiſcht zu haben ruͤhmte. Die<lb/> wilde Jrmingardis ſtach ſelbſt einigen/ die in<lb/> ihrem Schloſſe ſchlieffen/ mit den Fingern die<lb/> Augen aus; und weidete die Augen an den<lb/> nackten Leichen der Ermordeten/ die ſie Hauf-<lb/> fen-weiſe fuͤr ihr Burg-Thor brachten. Unter<lb/> andern ließ ſie das abgeſchlagene Haupt des<lb/> tapffern Krieges-Helden Cigolin einbalſamen/<lb/> und ſchickte es dem Oberſten Druys in Bri-<lb/> tannien/ zu einer vermeinten Verſicherung:<lb/> daß mit dieſem Kopffe den Eubagen alle<lb/> Spann-Adern zerſchnitten waͤren. Jrmin-<lb/> gardis weltzte die Schuld dieſer von der gantzen<lb/> Welt/ ja vielen Druyden ſelbſt verdam̃ten Ver-<lb/> raͤtherey zwar auf den Hevinſerich; um ſelbten<lb/> ſchwartz zu machen/ ſich aber weiß zu brennen.<lb/> Sie draͤuete an dem Uhrheber dieſes Blut-Ba-<lb/> des den Entſeelten ein Rach-Opffer zu lieffern/<lb/> und die verbitterten Eubagen zu beſaͤnfftigen.<lb/> Aber ſie trauten nicht mehr auf dieſe Fallbruͤ-<lb/> cke zu treten/ ſondern er griffen zu ihrer Be-<lb/> ſchirmung die Waffen/ und machten ſich bey<lb/> nahe in gantz Aquitanien zum Meiſter; brach-<lb/> ten auch nach der Jrmingardis und ihrer Soͤh-<lb/> ne Tode den Bigerrioniſchen Fuͤrſten zur Herꝛ-<lb/> ſchafft. Nach dem aber dieſer ſich endlich ſelbſt<lb/> zu den Druyden ſchlug/ nahm der Barden und<lb/> Eubagen Macht von Tag zu Tag ab/ biß ſie<lb/> endlich nach vielen Verfolgungen und Blut-<lb/> ſtuͤrtzungen in die Haupt-Stadt der Ageſinaten<lb/> verſchloſſen daſelbſt mit Huͤlffe der Veneter die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Einfahrt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [984[986]/1048]
Siebendes Buch
Lehns-Leute die Seguſianer zwiſchen dem
Rhodan und Arar/ die Ambarren zwiſchen der
Arar und Ligeris/ und die Brannovier wieder
unter ſich brachten; ja weil ſie hingegen den Roͤ-
mern in den Alpen gegen ihre Feinde treulich
beyſtanden/ ihre Bruͤder und Bundsgenoſſen
zu werden verdienten. Noch aͤrger gieng es
denen Eubagen im Aquitaniſchen Gallien.
Die Fuͤrſtin der Aquitanier Jrmingardis ma-
ſte ſich daſelbſt unter ihren dreyen nach einan-
der herrſchenden Soͤhnen/ welche nichts min-
der ihres Ungluͤcks/ als ihrer Uppigkeit halber
beruffen ſind/ der Herrſchafft an; und ihre
Herrſchſucht machte ſie nichts minder/ als ihrer
Kinder Unfaͤhigkeit auch nach ihrer Muͤndig-
keit zu ihrer Vormuͤndin. Anfangs zwar ſchlug
ſie ſich bald zu ihren Druyden/ bald zu den Bar-
den und Eubagen; und ließ bald dieſer bald je-
ner Wind in die Segel ihrer Ehrſucht wehen.
Endlich aber machte die Staatsſucht: daß ſie
mit den Druyden ein Sinn und ein Hertze
ward. Daher ſie alle Klugheit/ alle Laſter/ ja
auch die Zauberey ſelbſt zum Verderben der
Barden und Eubagen zu Huͤlffe nahm. Sie
reiſete mit dreyhundert der ſchoͤnſten Weiber
ſtets das Land durch; welcher einiges Abſehen
und Meiſterſtuͤcke war/ den Adel wie die Spin-
nen die Fliegen/ in ihr Gewebe der Wolluſt und
dardurch zu Verleugnung des Divitiakiſchen
Gottesdienſtes zu bringen. Ja dieſer geſchoͤpff-
et Haß verleitete ſie ſo weit: daß ſie mit ihrem
vorigen Todfeinde Hevinſerich einem Fuͤrſten
der Mediomatriker ſich auffs vertraͤulichſte ver-
knuͤpffte; ungeachtet dieſer ſo wol/ als ſein er-
mordeter Vater das Aquitaniſche Reich ihm
zuzuſchantzen bemuͤht war. Mit dieſem mach-
ten ſie in einem Zimmer/ darinnen Hevinſerich
aber hernach aus gerechter Rache Gottes wie-
der ermordet ward/ einen feſten Schluß/ alle
Barden und Eubagen mit Giffte/ Feuer und
Schwerdt zu vertilgen. Um diß ſo viel gluͤck-
licher zu voll ziehen/ machten ſie mit den Barden
und Eubagen Frieden/ verlobten dem Fuͤrſten
der Bigerrionen Rubonor ihrem Haupte in
Gallien der Jrmingardis Tochter; und ſchlach-
teten ſieben Tage lang viel tauſend ſich zum
Fuͤrſtlichen Beylager eingefundene Gallier
ab. Ja die ſaͤugenden/ oder in Mutterleibe
noch athmenden Kinder wurden nicht ver-
ſchonet/ ſondern eh ermordet/ als gebohren.
Hevinſerich fuͤhrte die Meuchel-Moͤrder ſelbſt
eiffrig an; und war unter ſeinen Getreuen ei-
ner/ der ſich in einer Nacht vierhundert Euba-
giſche Gallier zerfleiſcht zu haben ruͤhmte. Die
wilde Jrmingardis ſtach ſelbſt einigen/ die in
ihrem Schloſſe ſchlieffen/ mit den Fingern die
Augen aus; und weidete die Augen an den
nackten Leichen der Ermordeten/ die ſie Hauf-
fen-weiſe fuͤr ihr Burg-Thor brachten. Unter
andern ließ ſie das abgeſchlagene Haupt des
tapffern Krieges-Helden Cigolin einbalſamen/
und ſchickte es dem Oberſten Druys in Bri-
tannien/ zu einer vermeinten Verſicherung:
daß mit dieſem Kopffe den Eubagen alle
Spann-Adern zerſchnitten waͤren. Jrmin-
gardis weltzte die Schuld dieſer von der gantzen
Welt/ ja vielen Druyden ſelbſt verdam̃ten Ver-
raͤtherey zwar auf den Hevinſerich; um ſelbten
ſchwartz zu machen/ ſich aber weiß zu brennen.
Sie draͤuete an dem Uhrheber dieſes Blut-Ba-
des den Entſeelten ein Rach-Opffer zu lieffern/
und die verbitterten Eubagen zu beſaͤnfftigen.
Aber ſie trauten nicht mehr auf dieſe Fallbruͤ-
cke zu treten/ ſondern er griffen zu ihrer Be-
ſchirmung die Waffen/ und machten ſich bey
nahe in gantz Aquitanien zum Meiſter; brach-
ten auch nach der Jrmingardis und ihrer Soͤh-
ne Tode den Bigerrioniſchen Fuͤrſten zur Herꝛ-
ſchafft. Nach dem aber dieſer ſich endlich ſelbſt
zu den Druyden ſchlug/ nahm der Barden und
Eubagen Macht von Tag zu Tag ab/ biß ſie
endlich nach vielen Verfolgungen und Blut-
ſtuͤrtzungen in die Haupt-Stadt der Ageſinaten
verſchloſſen daſelbſt mit Huͤlffe der Veneter die
Einfahrt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |