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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] fruchtete/ sondern seine Länder und Würden
der Ubier Hertzoge eingeräumet wurden. Die
zwey über gangenen Cattischen Fürsten Nasua
und Cimber zohen Hertzog Aembrichs Begin-
nen nicht für eine Bestraffung des Fürsten A-
rabar/ sondern für eine gäntzliche Unterdru-
ckung des Cattischen Hauses an/ welches ieder-
zeit mit dem Cheruskischen um das Alterthum
und die Hoheit gestritten hätte. Und weil sie
so viel trübe Wolcken sich gegen den Feldherrn
Aembrich zusammen ziehen sahen/ wurden sie
schlüßig ihnen mit dem Degen Recht zu ver-
helffen/ und das Cattische Hauß in den alten
Glantz zu erheben. Sie hatten zeither dem
Spiele in Deutschland mehr zugesehen/ als sich
eingemischt/ und die unter ihren Fahnen ste-
henden Catten zu dem bestimmten Einbruche in
Gallien fertig gehalten. Nunmehr aber schlu-
gen sie loß/ und brachen in Hoffnung der Che-
rusker Macht zu zertheilen und so viel mehr
Anhang zu bekommen/ an zweyen Orten in des
Hertzogen Aembrichs Gebiete ein. Caßibel-
lin der Britannier Hertzog sammlete auch ein
mächtiges Heer/ um selbtes an der Emse dem
Hertzoge Arabar seinem Eydame zu Dienste
wieder die Cherusker auszusetzen. Es verliebte
sich aber des Königs Sohn Segonach zu Her-
tzog Aembrichs grossem Glücke in seines Bru-
ders/ des Eburonischen Hertzogs/ Cativulck
Tochter; welcher denn/ wie wenig Zuneigung
er gleich zum Fürsten Segonach trug; ihn mit
langweiligen Heyraths-Bedingungen auf- und
also den Einfall in Deutschland zurück hielt;
endlich aber/ als Caßibellin die Wiedereinse-
tzung seines Eydams Arabars bey denen Cat-
ten mit einzuschlüssen verlangte/ des Fürsten
Heyraths-Unterhandlung auf einmahl ab-
brach. Weil nun derogestalt Nasua und Cim-
ber auf beyden Seiten bloß standen/ hingegen
Hertzog Aembrich den Nasua/ der Ubier Her-
tzog Cimbern mit grosser Krieges-Macht auff
den Halß drungen; musten sie nach ziemlichem
[Spaltenumbruch] Verlust unverrichteter Sachen zurücke weichen.
König Caßibellin in Britannien/ und Fried-
lev/ der Cimbern Hertzog/ verbanden sich hier-
auf zwar wieder Aembrichen auffs neue; jener/
weil er durch den Cattivulck sich und seinen
Sohn geäffet zu seyn klagte; dieser/ weil Go-
tar der Svioner König wieder die Hirren und
Estier seine Kriegs-Macht übergeschifft hatte.
Alleine der Feldherr verband ihm den Hertzog
der Chautzen/ welche des Caßibellins Anlen-
dung mit tapfferer Gegenwehr verhinderten;
und nach dem er theils durch Sturm/ theils
durch Unerfahrenheit der Schiffs-Leute/ wel-
che mit vielen Schiffen auf den Chauzischen
Sandbäncken bey der Epp sitzen blieben/ einen
grossen Schaden gelitten/ unverrichteter Sache
zurück segeln muste. Der tapffere König Fried-
lev nahm zwar öffentlich nicht die Sache des
Fürsten Arabars auf sich; weil die meisten Für-
sten Deutschlands endlich seine Verstossung ge-
billiget hatten; sondern er beschwerte sich allei-
ne: daß Aembrich Sarmatische Hülffs-Völ-
cker in Deutschland geführet; und ungeachtet
sich wieder ihn kein Feind sehen liesse; Arabar/
Nasua und Cimber auch aus Deutschland ver-
trieben wären/ er dennoch seiner befreundeten
Fürsten der Varinen Angeln/ Cavionen/ Cha-
maver und Angrivarier Länder mit schweren
Besatzungen plagte; derer Treue gegen das
Cheruskische Hauß keine solche Bürde/ ihr
Nothstand aber sein Mitleiden verdiente. Wie
nun Aembrich als Feldherr ihm in Deutschland
in dem/ was er zu Versicherung des Reichs an-
gezielt meinte/ nichts vorschreiben lassen/ also
die Besatzungen nicht abführen wolte/ kam es
zu öffentlichem Kriege. Alleine das Verhäng-
nüß/ oder die abergläubische Ausdeutung zufäl-
liger Dinge wahrsagte dem hertzhafften Fried-
lev einen traurigen Ausgang des Krieges; in
dem er mit seinem Pferde des Nachts in einen
tieffen Graben stürtzte; darinnen das Pferd um/
er aber allererst nach zweyen Tagen wieder zu

seinem

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] fruchtete/ ſondern ſeine Laͤnder und Wuͤrden
der Ubier Hertzoge eingeraͤumet wurden. Die
zwey uͤber gangenen Cattiſchen Fuͤrſten Naſua
und Cimber zohen Hertzog Aembrichs Begin-
nen nicht fuͤr eine Beſtraffung des Fuͤrſten A-
rabar/ ſondern fuͤr eine gaͤntzliche Unterdru-
ckung des Cattiſchen Hauſes an/ welches ieder-
zeit mit dem Cheruskiſchen um das Alterthum
und die Hoheit geſtritten haͤtte. Und weil ſie
ſo viel truͤbe Wolcken ſich gegen den Feldherꝛn
Aembrich zuſammen ziehen ſahen/ wurden ſie
ſchluͤßig ihnen mit dem Degen Recht zu ver-
helffen/ und das Cattiſche Hauß in den alten
Glantz zu erheben. Sie hatten zeither dem
Spiele in Deutſchland mehr zugeſehen/ als ſich
eingemiſcht/ und die unter ihren Fahnen ſte-
henden Catten zu dem beſtim̃ten Einbruche in
Gallien fertig gehalten. Nunmehr aber ſchlu-
gen ſie loß/ und brachen in Hoffnung der Che-
rusker Macht zu zertheilen und ſo viel mehr
Anhang zu bekommen/ an zweyen Orten in des
Hertzogen Aembrichs Gebiete ein. Caßibel-
lin der Britannier Hertzog ſammlete auch ein
maͤchtiges Heer/ um ſelbtes an der Emſe dem
Hertzoge Arabar ſeinem Eydame zu Dienſte
wieder die Cherusker auszuſetzen. Es verliebte
ſich aber des Koͤnigs Sohn Segonach zu Her-
tzog Aembrichs groſſem Gluͤcke in ſeines Bru-
ders/ des Eburoniſchen Hertzogs/ Cativulck
Tochter; welcher denn/ wie wenig Zuneigung
er gleich zum Fuͤrſten Segonach trug; ihn mit
langweiligen Heyraths-Bedingungen auf- und
alſo den Einfall in Deutſchland zuruͤck hielt;
endlich aber/ als Caßibellin die Wiedereinſe-
tzung ſeines Eydams Arabars bey denen Cat-
ten mit einzuſchluͤſſen verlangte/ des Fuͤrſten
Heyraths-Unterhandlung auf einmahl ab-
brach. Weil nun derogeſtalt Naſua und Cim-
ber auf beyden Seiten bloß ſtanden/ hingegen
Hertzog Aembrich den Naſua/ der Ubier Her-
tzog Cimbern mit groſſer Krieges-Macht auff
den Halß drungen; muſten ſie nach ziemlichem
[Spaltenumbruch] Verluſt unverrichteter Sachẽ zuꝛuͤcke weichen.
Koͤnig Caßibellin in Britannien/ und Fried-
lev/ der Cimbern Hertzog/ verbanden ſich hier-
auf zwar wieder Aembrichen auffs neue; jener/
weil er durch den Cattivulck ſich und ſeinen
Sohn geaͤffet zu ſeyn klagte; dieſer/ weil Go-
tar der Svioner Koͤnig wieder die Hirren und
Eſtier ſeine Kriegs-Macht uͤbergeſchifft hatte.
Alleine der Feldherr verband ihm den Hertzog
der Chautzen/ welche des Caßibellins Anlen-
dung mit tapfferer Gegenwehr verhinderten;
und nach dem er theils durch Sturm/ theils
durch Unerfahrenheit der Schiffs-Leute/ wel-
che mit vielen Schiffen auf den Chauziſchen
Sandbaͤncken bey der Epp ſitzen blieben/ einen
groſſen Schaden gelitten/ unverrichteteꝛ Sache
zuruͤck ſegeln muſte. Der tapffere Koͤnig Fried-
lev nahm zwar oͤffentlich nicht die Sache des
Fuͤrſten Arabars auf ſich; weil die meiſten Fuͤr-
ſten Deutſchlands endlich ſeine Verſtoſſung ge-
billiget hatten; ſondern er beſchwerte ſich allei-
ne: daß Aembrich Sarmatiſche Huͤlffs-Voͤl-
cker in Deutſchland gefuͤhret; und ungeachtet
ſich wieder ihn kein Feind ſehen lieſſe; Arabar/
Naſua und Cimber auch aus Deutſchland ver-
trieben waͤren/ er dennoch ſeiner befreundeten
Fuͤrſten der Varinen Angeln/ Cavionen/ Cha-
maver und Angrivarier Laͤnder mit ſchweren
Beſatzungen plagte; derer Treue gegen das
Cheruskiſche Hauß keine ſolche Buͤrde/ ihr
Nothſtand aber ſein Mitleiden verdiente. Wie
nun Aembrich als Feldherꝛ ihm in Deutſchland
in dem/ was er zu Verſicherung des Reichs an-
gezielt meinte/ nichts vorſchreiben laſſen/ alſo
die Beſatzungen nicht abfuͤhren wolte/ kam es
zu oͤffentlichem Kriege. Alleine das Verhaͤng-
nuͤß/ oder die aberglaͤubiſche Ausdeutung zufaͤl-
liger Dinge wahrſagte dem hertzhafften Fried-
lev einen traurigen Ausgang des Krieges; in
dem er mit ſeinem Pferde des Nachts in einen
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1002[1004]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1066>, abgerufen am 22.11.2024.