Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] niger Hülffe beyzuspringen. Cäsar wagte sich
nicht aus Beysorge einer Kriegs-List die Bel-
gen zu verfolgen; außer: daß Pedius und Cot-
ta mit der Reuterey ein Theil des Trosses ereil-
te. Wie er aber des gäntzlichen Abzuges ver-
sichert war/ und die einfältigen Trevirer sich
nicht nur vom Jccius den Römern sich zu erge-
ben bereden liessen; sondern auch Cäsarn sechs-
tausend wol ausgerüstete Reuter zu Hülfe schick-
ten/ rückte er über den Fluß Aesia/ welchen des
Galba mit Römischen Golde bestochener
Kriegs-Oberster Sambom mit zehen tausend
Mann zu beschirmen bestellt war/ aber unter
dem Fürwand eines erlangten Befehles schänd-
lich verließ/ in der Svessoner Land für die Stadt
Novidun/ in welcher des Galba zwey tapffere
Söhne sich biß auf den letzten Bluts-Tropffen
zu wehren entschlossen; ungeachtet die Belä-
gerten mit Verwunderung anschauten/ wie die
Römer eine Menge beweglicher und die Stadt-
Mauern weit überhöhender Thürme anscho-
ben. Alleine die von Cäsarn und den Rhemern
entweder bestochene oder verzagte Kriegs-Ober-
sten brachten den furchtsamen Pöfel dahin: daß
sie nicht nur dem Feinde die Thore öffneten/
sondern auch des hertzhaften Galba zwey Söh-
ne in Eisen schlugen/ und sich mit ihnen in die
Dienstbarkeit liefferten. Gleicher Meyneyd
spielte auch die Haupt-Stadt der Bellovaker
Bratuspantium Cäsarn in die Hände. Denn ob
schon dieser Stadt Einwohner den Divitiak
mit seinen Heduern aus dem Felde geschlagen/
und ihn bey Rhotomagus über die Seene zu
weichen gezwungen hatten/ wuste doch der Ver-
räther seines Vaterlandes Torgo die Einwoh-
ner durch seine Künste solcher Gestalt zu bethö-
ren: daß sie Cäsarn zwantzig taufend Schritte
weit die Schlüssel der Stadt entgegen trugen/
die Weiber und aufgeputzten Knaben ihren
Feind mit Streuung Geblümes/ und entgegen
gestreckten Armen gleich als ihren Erlöser be-
willkommten. Also setzet die Heucheley Räubern
[Spaltenumbruch] Kräntze von Lorbern/ wie der Undanck ihren
Wolthätern von Eiben Laube auf. Die Ver-
rätherey aber weiß die Fessel der Dienstbarkeit
so zu vergülden: daß die Bethörten sie ihnen
selbst als köstliche Geschmeide mit Freuden an
den Hals hängen. Auf diese Art ergaben sich
auch die einfältigen Ambianen; welche in Gal-
lien nichts minder die Liebe der Freyheit verler-
net/ als ihren deutschen Uhrsprung vergessen
hatten. Die nichts minder scharffsichtigen/ als
tapfferen Bellovaken aber wolten weder des
knechtischen Divitiaks Schmeichel-Worten
trauen/ noch dem Römischen Joche ihre Achseln
unterwerffen. Daher fiel der gantze Schwall
der Römischen und Gallischen Macht ihnen
auf den Hals. Cäsar grieff sie an dem Flusse
Phradis an. Weil sie nun ein viel zu schwacher
Tamm waren den reissenden Strom der gan-
tzen Römischen Macht aufzuhalten; hielten sie
für besser das gewonnene Land als die Freyheit
einzubüßen/ und daher flüchteten sie sich übers
Meer in Britannien/ und zernichteten alles/
was sie nicht mitnehmen kunten.

Wiewol nun so viel Untreue und Verräthe-
rey die Belgen in höchste Verwirrung setzten;
in dem fast niemand mehr einen treuen Lands-
Mann oder Todfeind zu unterscheiden wuste; ließ
doch der tapffere Boduognat weder Hertze noch
Hand sincken; dessen Vor-Eltern aus dem
Fürstlichen Cattischen Geblüte auch die Nervier
aus Deutschland an den Fluß Sabis gebracht/
und wieder die Unterdrückung der Celten und
Britannier mit Darsetzung ihres Blutes ver-
theidigt hatten. Dieser versetzte alle unwehr-
bare Weiber und Kinder zwischen die Sümpfe/
stellte sich mit seinen Nerviern nebst etlichen tau-
send Atrebatern und Veromanduern an den Fluß
Sabis in einen Wald; umzäunete die herum lie-
gende Gegend mit dicken Hecken: daß keine Reu-
terey ihn leicht ausspüren konte. Wie nun Cäsar
nicht weit darvon sich lagerte/ und sein Heer in
Befestigung des Lagers beschäfftiget war/ fiel

Hertzog
L l l l l l 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] niger Huͤlffe beyzuſpringen. Caͤſar wagte ſich
nicht aus Beyſorge einer Kriegs-Liſt die Bel-
gen zu verfolgen; außer: daß Pedius und Cot-
ta mit der Reuterey ein Theil des Troſſes ereil-
te. Wie er aber des gaͤntzlichen Abzuges ver-
ſichert war/ und die einfaͤltigen Trevirer ſich
nicht nur vom Jccius den Roͤmern ſich zu erge-
ben bereden lieſſen; ſondern auch Caͤſarn ſechs-
tauſend wol ausgeruͤſtete Reuter zu Huͤlfe ſchick-
ten/ ruͤckte er uͤber den Fluß Aeſia/ welchen des
Galba mit Roͤmiſchen Golde beſtochener
Kriegs-Oberſter Sambom mit zehen tauſend
Mann zu beſchirmen beſtellt war/ aber unter
dem Fuͤrwand eines erlangten Befehles ſchaͤnd-
lich verließ/ in der Sveſſoner Land fuͤr die Stadt
Novidun/ in welcher des Galba zwey tapffere
Soͤhne ſich biß auf den letzten Bluts-Tropffen
zu wehren entſchloſſen; ungeachtet die Belaͤ-
gerten mit Verwunderung anſchauten/ wie die
Roͤmeꝛ eine Menge beweglicher und die Stadt-
Mauern weit uͤberhoͤhender Thuͤrme anſcho-
ben. Alleine die von Caͤſarn und den Rhemern
entweder beſtochene oder verzagte Kriegs-Ober-
ſten brachten den furchtſamen Poͤfel dahin: daß
ſie nicht nur dem Feinde die Thore oͤffneten/
ſondern auch des hertzhaften Galba zwey Soͤh-
ne in Eiſen ſchlugen/ und ſich mit ihnen in die
Dienſtbarkeit liefferten. Gleicher Meyneyd
ſpielte auch die Haupt-Stadt der Bellovaker
Bratuſpantium Caͤſarn in die Haͤnde. Denn ob
ſchon dieſer Stadt Einwohner den Divitiak
mit ſeinen Heduern aus dem Felde geſchlagen/
und ihn bey Rhotomagus uͤber die Seene zu
weichen gezwungen hatten/ wuſte doch der Ver-
raͤther ſeines Vaterlandes Torgo die Einwoh-
ner durch ſeine Kuͤnſte ſolcher Geſtalt zu bethoͤ-
ren: daß ſie Caͤſarn zwantzig taufend Schritte
weit die Schluͤſſel der Stadt entgegen trugen/
die Weiber und aufgeputzten Knaben ihren
Feind mit Streuung Gebluͤmes/ und entgegen
geſtreckten Armen gleich als ihren Erloͤſer be-
willkom̃ten. Alſo ſetzet die Heucheley Raͤubern
[Spaltenumbruch] Kraͤntze von Lorbern/ wie der Undanck ihren
Wolthaͤtern von Eiben Laube auf. Die Ver-
raͤtherey aber weiß die Feſſel der Dienſtbarkeit
ſo zu verguͤlden: daß die Bethoͤrten ſie ihnen
ſelbſt als koͤſtliche Geſchmeide mit Freuden an
den Hals haͤngen. Auf dieſe Art ergaben ſich
auch die einfaͤltigen Ambianen; welche in Gal-
lien nichts minder die Liebe der Freyheit verler-
net/ als ihren deutſchen Uhrſprung vergeſſen
hatten. Die nichts minder ſcharffſichtigen/ als
tapfferen Bellovaken aber wolten weder des
knechtiſchen Divitiaks Schmeichel-Worten
trauen/ noch dem Roͤmiſchen Joche ihre Achſeln
unterwerffen. Daher fiel der gantze Schwall
der Roͤmiſchen und Galliſchen Macht ihnen
auf den Hals. Caͤſar grieff ſie an dem Fluſſe
Phradis an. Weil ſie nun ein viel zu ſchwacher
Tamm waren den reiſſenden Strom der gan-
tzen Roͤmiſchen Macht aufzuhalten; hielten ſie
fuͤr beſſer das gewonnene Land als die Freyheit
einzubuͤßen/ und daher fluͤchteten ſie ſich uͤbers
Meer in Britannien/ und zernichteten alles/
was ſie nicht mitnehmen kunten.

Wiewol nun ſo viel Untreue und Verraͤthe-
rey die Belgen in hoͤchſte Verwirrung ſetzten;
in dem faſt niemand mehr einen treuen Lands-
Mañ oder Todfeind zu unteꝛſcheiden wuſte; ließ
doch der tapffere Boduognat weder Hertze noch
Hand ſincken; deſſen Vor-Eltern aus dem
Fuͤrſtlichen Cattiſchen Gebluͤte auch die Nervieꝛ
aus Deutſchland an den Fluß Sabis gebracht/
und wieder die Unterdruͤckung der Celten und
Britannier mit Darſetzung ihres Blutes ver-
theidigt hatten. Dieſer verſetzte alle unwehr-
bare Weiber und Kinder zwiſchen die Suͤmpfe/
ſtellte ſich mit ſeinen Nerviern nebſt etlichen tau-
ſend Atrebatern uñ Veromanduern an den Fluß
Sabis in einen Wald; umzaͤunete die heꝛum lie-
gende Gegend mit dickẽ Hecken: daß keine Reu-
terey ihn leicht ausſpuͤren konte. Wie nun Caͤſar
nicht weit darvon ſich lagerte/ und ſein Heer in
Befeſtigung des Lagers beſchaͤfftiget war/ fiel

Hertzog
L l l l l l 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1069" n="1005[1007]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
niger Hu&#x0364;lffe beyzu&#x017F;pringen. Ca&#x0364;&#x017F;ar wagte &#x017F;ich<lb/>
nicht aus Bey&#x017F;orge einer Kriegs-Li&#x017F;t die Bel-<lb/>
gen zu verfolgen; außer: daß Pedius und Cot-<lb/>
ta mit der Reuterey ein Theil des Tro&#x017F;&#x017F;es ereil-<lb/>
te. Wie er aber des ga&#x0364;ntzlichen Abzuges ver-<lb/>
&#x017F;ichert war/ und die einfa&#x0364;ltigen Trevirer &#x017F;ich<lb/>
nicht nur vom Jccius den Ro&#x0364;mern &#x017F;ich zu erge-<lb/>
ben bereden lie&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ondern auch Ca&#x0364;&#x017F;arn &#x017F;echs-<lb/>
tau&#x017F;end wol ausgeru&#x0364;&#x017F;tete Reuter zu Hu&#x0364;lfe &#x017F;chick-<lb/>
ten/ ru&#x0364;ckte er u&#x0364;ber den Fluß Ae&#x017F;ia/ welchen des<lb/>
Galba mit Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Golde be&#x017F;tochener<lb/>
Kriegs-Ober&#x017F;ter Sambom mit zehen tau&#x017F;end<lb/>
Mann zu be&#x017F;chirmen be&#x017F;tellt war/ aber unter<lb/>
dem Fu&#x0364;rwand eines erlangten Befehles &#x017F;cha&#x0364;nd-<lb/>
lich verließ/ in der Sve&#x017F;&#x017F;oner Land fu&#x0364;r die Stadt<lb/>
Novidun/ in welcher des Galba zwey tapffere<lb/>
So&#x0364;hne &#x017F;ich biß auf den letzten Bluts-Tropffen<lb/>
zu wehren ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; ungeachtet die Bela&#x0364;-<lb/>
gerten mit Verwunderung an&#x017F;chauten/ wie die<lb/>
Ro&#x0364;me&#xA75B; eine Menge beweglicher und die Stadt-<lb/>
Mauern weit u&#x0364;berho&#x0364;hender Thu&#x0364;rme an&#x017F;cho-<lb/>
ben. Alleine die von Ca&#x0364;&#x017F;arn und den Rhemern<lb/>
entweder be&#x017F;tochene oder verzagte Kriegs-Ober-<lb/>
&#x017F;ten brachten den furcht&#x017F;amen Po&#x0364;fel dahin: daß<lb/>
&#x017F;ie nicht nur dem Feinde die Thore o&#x0364;ffneten/<lb/>
&#x017F;ondern auch des hertzhaften Galba zwey So&#x0364;h-<lb/>
ne in Ei&#x017F;en &#x017F;chlugen/ und &#x017F;ich mit ihnen in die<lb/>
Dien&#x017F;tbarkeit liefferten. Gleicher Meyneyd<lb/>
&#x017F;pielte auch die Haupt-Stadt der Bellovaker<lb/>
Bratu&#x017F;pantium Ca&#x0364;&#x017F;arn in die Ha&#x0364;nde. Denn ob<lb/>
&#x017F;chon die&#x017F;er Stadt Einwohner den Divitiak<lb/>
mit &#x017F;einen Heduern aus dem Felde ge&#x017F;chlagen/<lb/>
und ihn bey Rhotomagus u&#x0364;ber die Seene zu<lb/>
weichen gezwungen hatten/ wu&#x017F;te doch der Ver-<lb/>
ra&#x0364;ther &#x017F;eines Vaterlandes Torgo die Einwoh-<lb/>
ner durch &#x017F;eine Ku&#x0364;n&#x017F;te &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt zu betho&#x0364;-<lb/>
ren: daß &#x017F;ie Ca&#x0364;&#x017F;arn zwantzig taufend Schritte<lb/>
weit die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el der Stadt entgegen trugen/<lb/>
die Weiber und aufgeputzten Knaben ihren<lb/>
Feind mit Streuung Geblu&#x0364;mes/ und entgegen<lb/>
ge&#x017F;treckten Armen gleich als ihren Erlo&#x0364;&#x017F;er be-<lb/>
willkom&#x0303;ten. Al&#x017F;o &#x017F;etzet die Heucheley Ra&#x0364;ubern<lb/><cb/>
Kra&#x0364;ntze von Lorbern/ wie der Undanck ihren<lb/>
Woltha&#x0364;tern von Eiben Laube auf. Die Ver-<lb/>
ra&#x0364;therey aber weiß die Fe&#x017F;&#x017F;el der Dien&#x017F;tbarkeit<lb/>
&#x017F;o zu vergu&#x0364;lden: daß die Betho&#x0364;rten &#x017F;ie ihnen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t als ko&#x0364;&#x017F;tliche Ge&#x017F;chmeide mit Freuden an<lb/>
den Hals ha&#x0364;ngen. Auf die&#x017F;e Art ergaben &#x017F;ich<lb/>
auch die einfa&#x0364;ltigen Ambianen; welche in Gal-<lb/>
lien nichts minder die Liebe der Freyheit verler-<lb/>
net/ als ihren deut&#x017F;chen Uhr&#x017F;prung verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatten. Die nichts minder &#x017F;charff&#x017F;ichtigen/ als<lb/>
tapfferen Bellovaken aber wolten weder des<lb/>
knechti&#x017F;chen Divitiaks Schmeichel-Worten<lb/>
trauen/ noch dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Joche ihre Ach&#x017F;eln<lb/>
unterwerffen. Daher fiel der gantze Schwall<lb/>
der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen und Galli&#x017F;chen Macht ihnen<lb/>
auf den Hals. Ca&#x0364;&#x017F;ar grieff &#x017F;ie an dem Flu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Phradis an. Weil &#x017F;ie nun ein viel zu &#x017F;chwacher<lb/>
Tamm waren den rei&#x017F;&#x017F;enden Strom der gan-<lb/>
tzen Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Macht aufzuhalten; hielten &#x017F;ie<lb/>
fu&#x0364;r be&#x017F;&#x017F;er das gewonnene Land als die Freyheit<lb/>
einzubu&#x0364;ßen/ und daher flu&#x0364;chteten &#x017F;ie &#x017F;ich u&#x0364;bers<lb/>
Meer in Britannien/ und zernichteten alles/<lb/>
was &#x017F;ie nicht mitnehmen kunten.</p><lb/>
          <p>Wiewol nun &#x017F;o viel Untreue und Verra&#x0364;the-<lb/>
rey die Belgen in ho&#x0364;ch&#x017F;te Verwirrung &#x017F;etzten;<lb/>
in dem fa&#x017F;t niemand mehr einen treuen Lands-<lb/>
Man&#x0303; oder Todfeind zu unte&#xA75B;&#x017F;cheiden wu&#x017F;te; ließ<lb/>
doch der tapffere Boduognat weder Hertze noch<lb/>
Hand &#x017F;incken; de&#x017F;&#x017F;en Vor-Eltern aus dem<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Catti&#x017F;chen Geblu&#x0364;te auch die Nervie&#xA75B;<lb/>
aus Deut&#x017F;chland an den Fluß Sabis gebracht/<lb/>
und wieder die Unterdru&#x0364;ckung der Celten und<lb/>
Britannier mit Dar&#x017F;etzung ihres Blutes ver-<lb/>
theidigt hatten. Die&#x017F;er ver&#x017F;etzte alle unwehr-<lb/>
bare Weiber und Kinder zwi&#x017F;chen die Su&#x0364;mpfe/<lb/>
&#x017F;tellte &#x017F;ich mit &#x017F;einen Nerviern neb&#x017F;t etlichen tau-<lb/>
&#x017F;end Atrebatern un&#x0303; Veromanduern an den Fluß<lb/>
Sabis in einen Wald; umza&#x0364;unete die he&#xA75B;um lie-<lb/>
gende Gegend mit dicke&#x0303; Hecken: daß keine Reu-<lb/>
terey ihn leicht aus&#x017F;pu&#x0364;ren konte. Wie nun Ca&#x0364;&#x017F;ar<lb/>
nicht weit darvon &#x017F;ich lagerte/ und &#x017F;ein Heer in<lb/>
Befe&#x017F;tigung des Lagers be&#x017F;cha&#x0364;fftiget war/ fiel<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l l l l 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Hertzog</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1005[1007]/1069] Arminius und Thußnelda. niger Huͤlffe beyzuſpringen. Caͤſar wagte ſich nicht aus Beyſorge einer Kriegs-Liſt die Bel- gen zu verfolgen; außer: daß Pedius und Cot- ta mit der Reuterey ein Theil des Troſſes ereil- te. Wie er aber des gaͤntzlichen Abzuges ver- ſichert war/ und die einfaͤltigen Trevirer ſich nicht nur vom Jccius den Roͤmern ſich zu erge- ben bereden lieſſen; ſondern auch Caͤſarn ſechs- tauſend wol ausgeruͤſtete Reuter zu Huͤlfe ſchick- ten/ ruͤckte er uͤber den Fluß Aeſia/ welchen des Galba mit Roͤmiſchen Golde beſtochener Kriegs-Oberſter Sambom mit zehen tauſend Mann zu beſchirmen beſtellt war/ aber unter dem Fuͤrwand eines erlangten Befehles ſchaͤnd- lich verließ/ in der Sveſſoner Land fuͤr die Stadt Novidun/ in welcher des Galba zwey tapffere Soͤhne ſich biß auf den letzten Bluts-Tropffen zu wehren entſchloſſen; ungeachtet die Belaͤ- gerten mit Verwunderung anſchauten/ wie die Roͤmeꝛ eine Menge beweglicher und die Stadt- Mauern weit uͤberhoͤhender Thuͤrme anſcho- ben. Alleine die von Caͤſarn und den Rhemern entweder beſtochene oder verzagte Kriegs-Ober- ſten brachten den furchtſamen Poͤfel dahin: daß ſie nicht nur dem Feinde die Thore oͤffneten/ ſondern auch des hertzhaften Galba zwey Soͤh- ne in Eiſen ſchlugen/ und ſich mit ihnen in die Dienſtbarkeit liefferten. Gleicher Meyneyd ſpielte auch die Haupt-Stadt der Bellovaker Bratuſpantium Caͤſarn in die Haͤnde. Denn ob ſchon dieſer Stadt Einwohner den Divitiak mit ſeinen Heduern aus dem Felde geſchlagen/ und ihn bey Rhotomagus uͤber die Seene zu weichen gezwungen hatten/ wuſte doch der Ver- raͤther ſeines Vaterlandes Torgo die Einwoh- ner durch ſeine Kuͤnſte ſolcher Geſtalt zu bethoͤ- ren: daß ſie Caͤſarn zwantzig taufend Schritte weit die Schluͤſſel der Stadt entgegen trugen/ die Weiber und aufgeputzten Knaben ihren Feind mit Streuung Gebluͤmes/ und entgegen geſtreckten Armen gleich als ihren Erloͤſer be- willkom̃ten. Alſo ſetzet die Heucheley Raͤubern Kraͤntze von Lorbern/ wie der Undanck ihren Wolthaͤtern von Eiben Laube auf. Die Ver- raͤtherey aber weiß die Feſſel der Dienſtbarkeit ſo zu verguͤlden: daß die Bethoͤrten ſie ihnen ſelbſt als koͤſtliche Geſchmeide mit Freuden an den Hals haͤngen. Auf dieſe Art ergaben ſich auch die einfaͤltigen Ambianen; welche in Gal- lien nichts minder die Liebe der Freyheit verler- net/ als ihren deutſchen Uhrſprung vergeſſen hatten. Die nichts minder ſcharffſichtigen/ als tapfferen Bellovaken aber wolten weder des knechtiſchen Divitiaks Schmeichel-Worten trauen/ noch dem Roͤmiſchen Joche ihre Achſeln unterwerffen. Daher fiel der gantze Schwall der Roͤmiſchen und Galliſchen Macht ihnen auf den Hals. Caͤſar grieff ſie an dem Fluſſe Phradis an. Weil ſie nun ein viel zu ſchwacher Tamm waren den reiſſenden Strom der gan- tzen Roͤmiſchen Macht aufzuhalten; hielten ſie fuͤr beſſer das gewonnene Land als die Freyheit einzubuͤßen/ und daher fluͤchteten ſie ſich uͤbers Meer in Britannien/ und zernichteten alles/ was ſie nicht mitnehmen kunten. Wiewol nun ſo viel Untreue und Verraͤthe- rey die Belgen in hoͤchſte Verwirrung ſetzten; in dem faſt niemand mehr einen treuen Lands- Mañ oder Todfeind zu unteꝛſcheiden wuſte; ließ doch der tapffere Boduognat weder Hertze noch Hand ſincken; deſſen Vor-Eltern aus dem Fuͤrſtlichen Cattiſchen Gebluͤte auch die Nervieꝛ aus Deutſchland an den Fluß Sabis gebracht/ und wieder die Unterdruͤckung der Celten und Britannier mit Darſetzung ihres Blutes ver- theidigt hatten. Dieſer verſetzte alle unwehr- bare Weiber und Kinder zwiſchen die Suͤmpfe/ ſtellte ſich mit ſeinen Nerviern nebſt etlichen tau- ſend Atrebatern uñ Veromanduern an den Fluß Sabis in einen Wald; umzaͤunete die heꝛum lie- gende Gegend mit dickẽ Hecken: daß keine Reu- terey ihn leicht ausſpuͤren konte. Wie nun Caͤſar nicht weit darvon ſich lagerte/ und ſein Heer in Befeſtigung des Lagers beſchaͤfftiget war/ fiel Hertzog L l l l l l 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1069
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1005[1007]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1069>, abgerufen am 22.11.2024.