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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer
Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner
und Bataver Schutz lebten/ nunmehr festen
Fuß gesetzt hätten; die des Römischen Jochs
schon überdrüßige Trevirer aber mit denen U-
sipetern und Tencterern verdächtige Handlun-
gen pflegten; ja nunmehr der Cheruskischen
Freundschafft mit entfallendem Glücke ver-
gässen/ und in der Eburoner und Condruser
Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem-
brichs Bruder/ mit Cäsarn sich verglichen hat-
te/ täglich streifften. Hierzu kam: daß Cäsar
fast schleuniger/ als er ihm träumen lassen kon-
te/ die Veneter und die Armorischen Städte
im eussersten Gallien am Britannischen Mee-
re überwand. Daher entschloß er dem ihn
gleichsam mit der Hand leitenden Glücke zu
folgen/ mit sechs Legionen wieder die Usipeter
und Tencterer auffzuziehen/ und sie wieder
über den Rhein zu treiben. Er war nur noch
zwey Tage-Reisen weit von ihren Gräntzen
entfernet; als bey ihm eine Bothschafft ankam/
und fürtrug: Die Deutschen wären zwar
nicht gewohnt bey dem/ der sich an sie nöthigte/
um Friede zu bitten/ am wenigsten aber die U-
sipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit
keinem Volcke/ ausser denen Catten/ was bevor
gäben. Jedoch kämen sie alleine Cäsarn zu
erinnern: daß sie ihn mit nichts beleidiget/ ihre
Freundschafft auch den Römern mehr als der
Krieg vorträglich seyn könte. Denn es wäre
kein festeres Vorgebürge/ als der benachbarten
Fürsten Freundschafft; welche/ wenn sie ein-
mahl zerbrochen/ so wenig als das Glaß zu er-
gäntzen wäre/ sondern allezeit Ritze des Arg-
wohns/ und Narben des Verdachts behielte.
Diese wolten sie sorgfältig unterhalten/ wenn
er sie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches
sie aus Noth als Vertriebene ein- und de-
nen ihm wenig holden Menapiern abgenom-
men hätten. Cäsar aber gab ihnen zur Ant-
[Spaltenumbruch] wort: Es hätte der/ welcher seine Schwäche
schon anderwerts sehen lassen/ wenig Ursache
gegen andere groß zu sprechen. Zwischen den
Römern und ihnen wäre vergebens von
Freundschafft zu reden/ so lange sie in dem
durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff
die Römer schon für längst ein beständiges
Recht erworben hätten/ einen Fuß breit Erde
zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er
sie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Hülffe
wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch-
ten/ und seinen Beystand gegen Einliefferung
gewisser Geißel suchten/ verbitten: daß sie sie in
ihre Gemeinschafft aufnähmen/ auch ihnen
auskommentliche Aecker an dem Taunischen
Gebürge zwischen dem Mayn/ und dem Sie-
ge-Flusse einräumten. Die Gesandten er-
boten sich diesen Vorschlag/ und die Cäsarn
von fremdem Gute zu schencken nicht schwer
ankommende Freygebigkeit denen Usipetern
und Tencterern fürzutragen; ersuchten ihn
auch nur drey Tage stille zu stehen. Alleine
weil Cäsar allen Verzug nicht nur für einen
Verlust der Zeit und des Sieges/ sondern auch
für eine Gefärthin des Zweiffels und der
Furcht; ja für eine Unholdin der Tapfferkeit
hielt/ war keines von Cäsarn zu erbitten; son-
dern er befahl noch selbige Stunde: daß Gal-
ba mit einer Legion und der halben Reuterey
etliche tausend/ die über die Maaß und den De-
mer Fluß gesetzt hatten/ zu verfolgen; er aber
rückte gegen den Rhein gerade zu. Wie er
nun kaum eine halbe Tage-Reise von ihnen
war/ begegnete ihm vorige Bothschafft; und
erklärte sich: daß beyde Völcker erbötig wä-
ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Cä-
sar möchte so lange zurück halten/ biß bey den
Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet wä-
re. Aber Cäsar behielt die weder durch Zwang
noch Arglist auffhaltbaren Gesandten ohne
Antwort bey sich; wiewol er Vertröstung that:

daß

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer
Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner
und Bataver Schutz lebten/ nunmehr feſten
Fuß geſetzt haͤtten; die des Roͤmiſchen Jochs
ſchon uͤberdruͤßige Trevirer aber mit denen U-
ſipetern und Tencterern verdaͤchtige Handlun-
gen pflegten; ja nunmehr der Cheruskiſchen
Freundſchafft mit entfallendem Gluͤcke ver-
gaͤſſen/ und in der Eburoner und Condruſer
Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem-
brichs Bruder/ mit Caͤſarn ſich verglichen hat-
te/ taͤglich ſtreifften. Hierzu kam: daß Caͤſar
faſt ſchleuniger/ als er ihm traͤumen laſſen kon-
te/ die Veneter und die Armoriſchen Staͤdte
im euſſerſten Gallien am Britanniſchen Mee-
re uͤberwand. Daher entſchloß er dem ihn
gleichſam mit der Hand leitenden Gluͤcke zu
folgen/ mit ſechs Legionen wieder die Uſipeter
und Tencterer auffzuziehen/ und ſie wieder
uͤber den Rhein zu treiben. Er war nur noch
zwey Tage-Reiſen weit von ihren Graͤntzen
entfernet; als bey ihm eine Bothſchafft ankam/
und fuͤrtrug: Die Deutſchen waͤren zwar
nicht gewohnt bey dem/ der ſich an ſie noͤthigte/
um Friede zu bitten/ am wenigſten aber die U-
ſipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit
keinem Volcke/ auſſer denen Catten/ was bevor
gaͤben. Jedoch kaͤmen ſie alleine Caͤſarn zu
erinnern: daß ſie ihn mit nichts beleidiget/ ihre
Freundſchafft auch den Roͤmern mehr als der
Krieg vortraͤglich ſeyn koͤnte. Denn es waͤre
kein feſteres Vorgebuͤrge/ als der benachbarten
Fuͤrſten Freundſchafft; welche/ wenn ſie ein-
mahl zerbrochen/ ſo wenig als das Glaß zu er-
gaͤntzen waͤre/ ſondern allezeit Ritze des Arg-
wohns/ und Narben des Verdachts behielte.
Dieſe wolten ſie ſorgfaͤltig unterhalten/ wenn
er ſie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches
ſie aus Noth als Vertriebene ein- und de-
nen ihm wenig holden Menapiern abgenom-
men haͤtten. Caͤſar aber gab ihnen zur Ant-
[Spaltenumbruch] wort: Es haͤtte der/ welcher ſeine Schwaͤche
ſchon anderwerts ſehen laſſen/ wenig Urſache
gegen andere groß zu ſprechen. Zwiſchen den
Roͤmern und ihnen waͤre vergebens von
Freundſchafft zu reden/ ſo lange ſie in dem
durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff
die Roͤmer ſchon fuͤr laͤngſt ein beſtaͤndiges
Recht erworben haͤtten/ einen Fuß breit Erde
zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er
ſie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Huͤlffe
wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch-
ten/ und ſeinen Beyſtand gegen Einliefferung
gewiſſer Geißel ſuchten/ verbitten: daß ſie ſie in
ihre Gemeinſchafft aufnaͤhmen/ auch ihnen
auskommentliche Aecker an dem Tauniſchen
Gebuͤrge zwiſchen dem Mayn/ und dem Sie-
ge-Fluſſe einraͤumten. Die Geſandten er-
boten ſich dieſen Vorſchlag/ und die Caͤſarn
von fremdem Gute zu ſchencken nicht ſchwer
ankommende Freygebigkeit denen Uſipetern
und Tencterern fuͤrzutragen; erſuchten ihn
auch nur drey Tage ſtille zu ſtehen. Alleine
weil Caͤſar allen Verzug nicht nur fuͤr einen
Verluſt der Zeit und des Sieges/ ſondern auch
fuͤr eine Gefaͤrthin des Zweiffels und der
Furcht; ja fuͤr eine Unholdin der Tapfferkeit
hielt/ war keines von Caͤſarn zu erbitten; ſon-
dern er befahl noch ſelbige Stunde: daß Gal-
ba mit einer Legion und der halben Reuterey
etliche tauſend/ die uͤber die Maaß und den De-
mer Fluß geſetzt hatten/ zu verfolgen; er aber
ruͤckte gegen den Rhein gerade zu. Wie er
nun kaum eine halbe Tage-Reiſe von ihnen
war/ begegnete ihm vorige Bothſchafft; und
erklaͤrte ſich: daß beyde Voͤlcker erboͤtig waͤ-
ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Caͤ-
ſar moͤchte ſo lange zuruͤck halten/ biß bey den
Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet waͤ-
re. Aber Caͤſar behielt die weder durch Zwang
noch Argliſt auffhaltbaren Geſandten ohne
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[1012[1014]/1076] Siebendes Buch Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner und Bataver Schutz lebten/ nunmehr feſten Fuß geſetzt haͤtten; die des Roͤmiſchen Jochs ſchon uͤberdruͤßige Trevirer aber mit denen U- ſipetern und Tencterern verdaͤchtige Handlun- gen pflegten; ja nunmehr der Cheruskiſchen Freundſchafft mit entfallendem Gluͤcke ver- gaͤſſen/ und in der Eburoner und Condruſer Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem- brichs Bruder/ mit Caͤſarn ſich verglichen hat- te/ taͤglich ſtreifften. Hierzu kam: daß Caͤſar faſt ſchleuniger/ als er ihm traͤumen laſſen kon- te/ die Veneter und die Armoriſchen Staͤdte im euſſerſten Gallien am Britanniſchen Mee- re uͤberwand. Daher entſchloß er dem ihn gleichſam mit der Hand leitenden Gluͤcke zu folgen/ mit ſechs Legionen wieder die Uſipeter und Tencterer auffzuziehen/ und ſie wieder uͤber den Rhein zu treiben. Er war nur noch zwey Tage-Reiſen weit von ihren Graͤntzen entfernet; als bey ihm eine Bothſchafft ankam/ und fuͤrtrug: Die Deutſchen waͤren zwar nicht gewohnt bey dem/ der ſich an ſie noͤthigte/ um Friede zu bitten/ am wenigſten aber die U- ſipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit keinem Volcke/ auſſer denen Catten/ was bevor gaͤben. Jedoch kaͤmen ſie alleine Caͤſarn zu erinnern: daß ſie ihn mit nichts beleidiget/ ihre Freundſchafft auch den Roͤmern mehr als der Krieg vortraͤglich ſeyn koͤnte. Denn es waͤre kein feſteres Vorgebuͤrge/ als der benachbarten Fuͤrſten Freundſchafft; welche/ wenn ſie ein- mahl zerbrochen/ ſo wenig als das Glaß zu er- gaͤntzen waͤre/ ſondern allezeit Ritze des Arg- wohns/ und Narben des Verdachts behielte. Dieſe wolten ſie ſorgfaͤltig unterhalten/ wenn er ſie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches ſie aus Noth als Vertriebene ein- und de- nen ihm wenig holden Menapiern abgenom- men haͤtten. Caͤſar aber gab ihnen zur Ant- wort: Es haͤtte der/ welcher ſeine Schwaͤche ſchon anderwerts ſehen laſſen/ wenig Urſache gegen andere groß zu ſprechen. Zwiſchen den Roͤmern und ihnen waͤre vergebens von Freundſchafft zu reden/ ſo lange ſie in dem durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff die Roͤmer ſchon fuͤr laͤngſt ein beſtaͤndiges Recht erworben haͤtten/ einen Fuß breit Erde zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er ſie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Huͤlffe wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch- ten/ und ſeinen Beyſtand gegen Einliefferung gewiſſer Geißel ſuchten/ verbitten: daß ſie ſie in ihre Gemeinſchafft aufnaͤhmen/ auch ihnen auskommentliche Aecker an dem Tauniſchen Gebuͤrge zwiſchen dem Mayn/ und dem Sie- ge-Fluſſe einraͤumten. Die Geſandten er- boten ſich dieſen Vorſchlag/ und die Caͤſarn von fremdem Gute zu ſchencken nicht ſchwer ankommende Freygebigkeit denen Uſipetern und Tencterern fuͤrzutragen; erſuchten ihn auch nur drey Tage ſtille zu ſtehen. Alleine weil Caͤſar allen Verzug nicht nur fuͤr einen Verluſt der Zeit und des Sieges/ ſondern auch fuͤr eine Gefaͤrthin des Zweiffels und der Furcht; ja fuͤr eine Unholdin der Tapfferkeit hielt/ war keines von Caͤſarn zu erbitten; ſon- dern er befahl noch ſelbige Stunde: daß Gal- ba mit einer Legion und der halben Reuterey etliche tauſend/ die uͤber die Maaß und den De- mer Fluß geſetzt hatten/ zu verfolgen; er aber ruͤckte gegen den Rhein gerade zu. Wie er nun kaum eine halbe Tage-Reiſe von ihnen war/ begegnete ihm vorige Bothſchafft; und erklaͤrte ſich: daß beyde Voͤlcker erboͤtig waͤ- ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Caͤ- ſar moͤchte ſo lange zuruͤck halten/ biß bey den Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet waͤ- re. Aber Caͤſar behielt die weder durch Zwang noch Argliſt auffhaltbaren Geſandten ohne Antwort bey ſich; wiewol er Vertroͤſtung that: daß

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1012[1014]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1076>, abgerufen am 29.06.2024.