Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer
Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner
und Bataver Schutz lebten/ nunmehr festen
Fuß gesetzt hätten; die des Römischen Jochs
schon überdrüßige Trevirer aber mit denen U-
sipetern und Tencterern verdächtige Handlun-
gen pflegten; ja nunmehr der Cheruskischen
Freundschafft mit entfallendem Glücke ver-
gässen/ und in der Eburoner und Condruser
Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem-
brichs Bruder/ mit Cäsarn sich verglichen hat-
te/ täglich streifften. Hierzu kam: daß Cäsar
fast schleuniger/ als er ihm träumen lassen kon-
te/ die Veneter und die Armorischen Städte
im eussersten Gallien am Britannischen Mee-
re überwand. Daher entschloß er dem ihn
gleichsam mit der Hand leitenden Glücke zu
folgen/ mit sechs Legionen wieder die Usipeter
und Tencterer auffzuziehen/ und sie wieder
über den Rhein zu treiben. Er war nur noch
zwey Tage-Reisen weit von ihren Gräntzen
entfernet; als bey ihm eine Bothschafft ankam/
und fürtrug: Die Deutschen wären zwar
nicht gewohnt bey dem/ der sich an sie nöthigte/
um Friede zu bitten/ am wenigsten aber die U-
sipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit
keinem Volcke/ ausser denen Catten/ was bevor
gäben. Jedoch kämen sie alleine Cäsarn zu
erinnern: daß sie ihn mit nichts beleidiget/ ihre
Freundschafft auch den Römern mehr als der
Krieg vorträglich seyn könte. Denn es wäre
kein festeres Vorgebürge/ als der benachbarten
Fürsten Freundschafft; welche/ wenn sie ein-
mahl zerbrochen/ so wenig als das Glaß zu er-
gäntzen wäre/ sondern allezeit Ritze des Arg-
wohns/ und Narben des Verdachts behielte.
Diese wolten sie sorgfältig unterhalten/ wenn
er sie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches
sie aus Noth als Vertriebene ein- und de-
nen ihm wenig holden Menapiern abgenom-
men hätten. Cäsar aber gab ihnen zur Ant-
[Spaltenumbruch] wort: Es hätte der/ welcher seine Schwäche
schon anderwerts sehen lassen/ wenig Ursache
gegen andere groß zu sprechen. Zwischen den
Römern und ihnen wäre vergebens von
Freundschafft zu reden/ so lange sie in dem
durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff
die Römer schon für längst ein beständiges
Recht erworben hätten/ einen Fuß breit Erde
zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er
sie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Hülffe
wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch-
ten/ und seinen Beystand gegen Einliefferung
gewisser Geißel suchten/ verbitten: daß sie sie in
ihre Gemeinschafft aufnähmen/ auch ihnen
auskommentliche Aecker an dem Taunischen
Gebürge zwischen dem Mayn/ und dem Sie-
ge-Flusse einräumten. Die Gesandten er-
boten sich diesen Vorschlag/ und die Cäsarn
von fremdem Gute zu schencken nicht schwer
ankommende Freygebigkeit denen Usipetern
und Tencterern fürzutragen; ersuchten ihn
auch nur drey Tage stille zu stehen. Alleine
weil Cäsar allen Verzug nicht nur für einen
Verlust der Zeit und des Sieges/ sondern auch
für eine Gefärthin des Zweiffels und der
Furcht; ja für eine Unholdin der Tapfferkeit
hielt/ war keines von Cäsarn zu erbitten; son-
dern er befahl noch selbige Stunde: daß Gal-
ba mit einer Legion und der halben Reuterey
etliche tausend/ die über die Maaß und den De-
mer Fluß gesetzt hatten/ zu verfolgen; er aber
rückte gegen den Rhein gerade zu. Wie er
nun kaum eine halbe Tage-Reise von ihnen
war/ begegnete ihm vorige Bothschafft; und
erklärte sich: daß beyde Völcker erbötig wä-
ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Cä-
sar möchte so lange zurück halten/ biß bey den
Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet wä-
re. Aber Cäsar behielt die weder durch Zwang
noch Arglist auffhaltbaren Gesandten ohne
Antwort bey sich; wiewol er Vertröstung that:

daß

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer
Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner
und Bataver Schutz lebten/ nunmehr feſten
Fuß geſetzt haͤtten; die des Roͤmiſchen Jochs
ſchon uͤberdruͤßige Trevirer aber mit denen U-
ſipetern und Tencterern verdaͤchtige Handlun-
gen pflegten; ja nunmehr der Cheruskiſchen
Freundſchafft mit entfallendem Gluͤcke ver-
gaͤſſen/ und in der Eburoner und Condruſer
Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem-
brichs Bruder/ mit Caͤſarn ſich verglichen hat-
te/ taͤglich ſtreifften. Hierzu kam: daß Caͤſar
faſt ſchleuniger/ als er ihm traͤumen laſſen kon-
te/ die Veneter und die Armoriſchen Staͤdte
im euſſerſten Gallien am Britanniſchen Mee-
re uͤberwand. Daher entſchloß er dem ihn
gleichſam mit der Hand leitenden Gluͤcke zu
folgen/ mit ſechs Legionen wieder die Uſipeter
und Tencterer auffzuziehen/ und ſie wieder
uͤber den Rhein zu treiben. Er war nur noch
zwey Tage-Reiſen weit von ihren Graͤntzen
entfernet; als bey ihm eine Bothſchafft ankam/
und fuͤrtrug: Die Deutſchen waͤren zwar
nicht gewohnt bey dem/ der ſich an ſie noͤthigte/
um Friede zu bitten/ am wenigſten aber die U-
ſipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit
keinem Volcke/ auſſer denen Catten/ was bevor
gaͤben. Jedoch kaͤmen ſie alleine Caͤſarn zu
erinnern: daß ſie ihn mit nichts beleidiget/ ihre
Freundſchafft auch den Roͤmern mehr als der
Krieg vortraͤglich ſeyn koͤnte. Denn es waͤre
kein feſteres Vorgebuͤrge/ als der benachbarten
Fuͤrſten Freundſchafft; welche/ wenn ſie ein-
mahl zerbrochen/ ſo wenig als das Glaß zu er-
gaͤntzen waͤre/ ſondern allezeit Ritze des Arg-
wohns/ und Narben des Verdachts behielte.
Dieſe wolten ſie ſorgfaͤltig unterhalten/ wenn
er ſie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches
ſie aus Noth als Vertriebene ein- und de-
nen ihm wenig holden Menapiern abgenom-
men haͤtten. Caͤſar aber gab ihnen zur Ant-
[Spaltenumbruch] wort: Es haͤtte der/ welcher ſeine Schwaͤche
ſchon anderwerts ſehen laſſen/ wenig Urſache
gegen andere groß zu ſprechen. Zwiſchen den
Roͤmern und ihnen waͤre vergebens von
Freundſchafft zu reden/ ſo lange ſie in dem
durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff
die Roͤmer ſchon fuͤr laͤngſt ein beſtaͤndiges
Recht erworben haͤtten/ einen Fuß breit Erde
zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er
ſie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Huͤlffe
wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch-
ten/ und ſeinen Beyſtand gegen Einliefferung
gewiſſer Geißel ſuchten/ verbitten: daß ſie ſie in
ihre Gemeinſchafft aufnaͤhmen/ auch ihnen
auskommentliche Aecker an dem Tauniſchen
Gebuͤrge zwiſchen dem Mayn/ und dem Sie-
ge-Fluſſe einraͤumten. Die Geſandten er-
boten ſich dieſen Vorſchlag/ und die Caͤſarn
von fremdem Gute zu ſchencken nicht ſchwer
ankommende Freygebigkeit denen Uſipetern
und Tencterern fuͤrzutragen; erſuchten ihn
auch nur drey Tage ſtille zu ſtehen. Alleine
weil Caͤſar allen Verzug nicht nur fuͤr einen
Verluſt der Zeit und des Sieges/ ſondern auch
fuͤr eine Gefaͤrthin des Zweiffels und der
Furcht; ja fuͤr eine Unholdin der Tapfferkeit
hielt/ war keines von Caͤſarn zu erbitten; ſon-
dern er befahl noch ſelbige Stunde: daß Gal-
ba mit einer Legion und der halben Reuterey
etliche tauſend/ die uͤber die Maaß und den De-
mer Fluß geſetzt hatten/ zu verfolgen; er aber
ruͤckte gegen den Rhein gerade zu. Wie er
nun kaum eine halbe Tage-Reiſe von ihnen
war/ begegnete ihm vorige Bothſchafft; und
erklaͤrte ſich: daß beyde Voͤlcker erboͤtig waͤ-
ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Caͤ-
ſar moͤchte ſo lange zuruͤck halten/ biß bey den
Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet waͤ-
re. Aber Caͤſar behielt die weder durch Zwang
noch Argliſt auffhaltbaren Geſandten ohne
Antwort bey ſich; wiewol er Vertroͤſtung that:

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1076" n="1012[1014]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer<lb/>
Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner<lb/>
und Bataver Schutz lebten/ nunmehr fe&#x017F;ten<lb/>
Fuß ge&#x017F;etzt ha&#x0364;tten; die des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Jochs<lb/>
&#x017F;chon u&#x0364;berdru&#x0364;ßige Trevirer aber mit denen U-<lb/>
&#x017F;ipetern und Tencterern verda&#x0364;chtige Handlun-<lb/>
gen pflegten; ja nunmehr der Cheruski&#x017F;chen<lb/>
Freund&#x017F;chafft mit entfallendem Glu&#x0364;cke ver-<lb/>
ga&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und in der Eburoner und Condru&#x017F;er<lb/>
Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem-<lb/>
brichs Bruder/ mit Ca&#x0364;&#x017F;arn &#x017F;ich verglichen hat-<lb/>
te/ ta&#x0364;glich &#x017F;treifften. Hierzu kam: daß Ca&#x0364;&#x017F;ar<lb/>
fa&#x017F;t &#x017F;chleuniger/ als er ihm tra&#x0364;umen la&#x017F;&#x017F;en kon-<lb/>
te/ die Veneter und die Armori&#x017F;chen Sta&#x0364;dte<lb/>
im eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Gallien am Britanni&#x017F;chen Mee-<lb/>
re u&#x0364;berwand. Daher ent&#x017F;chloß er dem ihn<lb/>
gleich&#x017F;am mit der Hand leitenden Glu&#x0364;cke zu<lb/>
folgen/ mit &#x017F;echs Legionen wieder die U&#x017F;ipeter<lb/>
und Tencterer auffzuziehen/ und &#x017F;ie wieder<lb/>
u&#x0364;ber den Rhein zu treiben. Er war nur noch<lb/>
zwey Tage-Rei&#x017F;en weit von ihren Gra&#x0364;ntzen<lb/>
entfernet; als bey ihm eine Both&#x017F;chafft ankam/<lb/>
und fu&#x0364;rtrug: Die Deut&#x017F;chen wa&#x0364;ren zwar<lb/>
nicht gewohnt bey dem/ der &#x017F;ich an &#x017F;ie no&#x0364;thigte/<lb/>
um Friede zu bitten/ am wenig&#x017F;ten aber die U-<lb/>
&#x017F;ipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit<lb/>
keinem Volcke/ au&#x017F;&#x017F;er denen Catten/ was bevor<lb/>
ga&#x0364;ben. Jedoch ka&#x0364;men &#x017F;ie alleine Ca&#x0364;&#x017F;arn zu<lb/>
erinnern: daß &#x017F;ie ihn mit nichts beleidiget/ ihre<lb/>
Freund&#x017F;chafft auch den Ro&#x0364;mern mehr als der<lb/>
Krieg vortra&#x0364;glich &#x017F;eyn ko&#x0364;nte. Denn es wa&#x0364;re<lb/>
kein fe&#x017F;teres Vorgebu&#x0364;rge/ als der benachbarten<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Freund&#x017F;chafft; welche/ wenn &#x017F;ie ein-<lb/>
mahl zerbrochen/ &#x017F;o wenig als das Glaß zu er-<lb/>
ga&#x0364;ntzen wa&#x0364;re/ &#x017F;ondern allezeit Ritze des Arg-<lb/>
wohns/ und Narben des Verdachts behielte.<lb/>
Die&#x017F;e wolten &#x017F;ie &#x017F;orgfa&#x0364;ltig unterhalten/ wenn<lb/>
er &#x017F;ie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches<lb/>
&#x017F;ie aus Noth als Vertriebene ein- und de-<lb/>
nen ihm wenig holden Menapiern abgenom-<lb/>
men ha&#x0364;tten. Ca&#x0364;&#x017F;ar aber gab ihnen zur Ant-<lb/><cb/>
wort: Es ha&#x0364;tte der/ welcher &#x017F;eine Schwa&#x0364;che<lb/>
&#x017F;chon anderwerts &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ wenig Ur&#x017F;ache<lb/>
gegen andere groß zu &#x017F;prechen. Zwi&#x017F;chen den<lb/>
Ro&#x0364;mern und ihnen wa&#x0364;re vergebens von<lb/>
Freund&#x017F;chafft zu reden/ &#x017F;o lange &#x017F;ie in dem<lb/>
durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff<lb/>
die Ro&#x0364;mer &#x017F;chon fu&#x0364;r la&#x0364;ng&#x017F;t ein be&#x017F;ta&#x0364;ndiges<lb/>
Recht erworben ha&#x0364;tten/ einen Fuß breit Erde<lb/>
zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er<lb/>
&#x017F;ie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Hu&#x0364;lffe<lb/>
wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch-<lb/>
ten/ und &#x017F;einen Bey&#x017F;tand gegen Einliefferung<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Geißel &#x017F;uchten/ verbitten: daß &#x017F;ie &#x017F;ie in<lb/>
ihre Gemein&#x017F;chafft aufna&#x0364;hmen/ auch ihnen<lb/>
auskommentliche Aecker an dem Tauni&#x017F;chen<lb/>
Gebu&#x0364;rge zwi&#x017F;chen dem Mayn/ und dem Sie-<lb/>
ge-Flu&#x017F;&#x017F;e einra&#x0364;umten. Die Ge&#x017F;andten er-<lb/>
boten &#x017F;ich die&#x017F;en Vor&#x017F;chlag/ und die Ca&#x0364;&#x017F;arn<lb/>
von fremdem Gute zu &#x017F;chencken nicht &#x017F;chwer<lb/>
ankommende Freygebigkeit denen U&#x017F;ipetern<lb/>
und Tencterern fu&#x0364;rzutragen; er&#x017F;uchten ihn<lb/>
auch nur drey Tage &#x017F;tille zu &#x017F;tehen. Alleine<lb/>
weil Ca&#x0364;&#x017F;ar allen Verzug nicht nur fu&#x0364;r einen<lb/>
Verlu&#x017F;t der Zeit und des Sieges/ &#x017F;ondern auch<lb/>
fu&#x0364;r eine Gefa&#x0364;rthin des Zweiffels und der<lb/>
Furcht; ja fu&#x0364;r eine Unholdin der Tapfferkeit<lb/>
hielt/ war keines von Ca&#x0364;&#x017F;arn zu erbitten; &#x017F;on-<lb/>
dern er befahl noch &#x017F;elbige Stunde: daß Gal-<lb/>
ba mit einer Legion und der halben Reuterey<lb/>
etliche tau&#x017F;end/ die u&#x0364;ber die Maaß und den De-<lb/>
mer Fluß ge&#x017F;etzt hatten/ zu verfolgen; er aber<lb/>
ru&#x0364;ckte gegen den Rhein gerade zu. Wie er<lb/>
nun kaum eine halbe Tage-Rei&#x017F;e von ihnen<lb/>
war/ begegnete ihm vorige Both&#x017F;chafft; und<lb/>
erkla&#x0364;rte &#x017F;ich: daß beyde Vo&#x0364;lcker erbo&#x0364;tig wa&#x0364;-<lb/>
ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Ca&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ar mo&#x0364;chte &#x017F;o lange zuru&#x0364;ck halten/ biß bey den<lb/>
Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet wa&#x0364;-<lb/>
re. Aber Ca&#x0364;&#x017F;ar behielt die weder durch Zwang<lb/>
noch Argli&#x017F;t auffhaltbaren Ge&#x017F;andten ohne<lb/>
Antwort bey &#x017F;ich; wiewol er Vertro&#x0364;&#x017F;tung that:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1012[1014]/1076] Siebendes Buch Seiten der Maaß/ wo vorhin nur ein geringer Theil ihrer Landes-Leute unter der Moriner und Bataver Schutz lebten/ nunmehr feſten Fuß geſetzt haͤtten; die des Roͤmiſchen Jochs ſchon uͤberdruͤßige Trevirer aber mit denen U- ſipetern und Tencterern verdaͤchtige Handlun- gen pflegten; ja nunmehr der Cheruskiſchen Freundſchafft mit entfallendem Gluͤcke ver- gaͤſſen/ und in der Eburoner und Condruſer Gebiete/ derer Hertzog Cattivolck/ des Aem- brichs Bruder/ mit Caͤſarn ſich verglichen hat- te/ taͤglich ſtreifften. Hierzu kam: daß Caͤſar faſt ſchleuniger/ als er ihm traͤumen laſſen kon- te/ die Veneter und die Armoriſchen Staͤdte im euſſerſten Gallien am Britanniſchen Mee- re uͤberwand. Daher entſchloß er dem ihn gleichſam mit der Hand leitenden Gluͤcke zu folgen/ mit ſechs Legionen wieder die Uſipeter und Tencterer auffzuziehen/ und ſie wieder uͤber den Rhein zu treiben. Er war nur noch zwey Tage-Reiſen weit von ihren Graͤntzen entfernet; als bey ihm eine Bothſchafft ankam/ und fuͤrtrug: Die Deutſchen waͤren zwar nicht gewohnt bey dem/ der ſich an ſie noͤthigte/ um Friede zu bitten/ am wenigſten aber die U- ſipeter und Tencterer/ welche an Tapfferkeit keinem Volcke/ auſſer denen Catten/ was bevor gaͤben. Jedoch kaͤmen ſie alleine Caͤſarn zu erinnern: daß ſie ihn mit nichts beleidiget/ ihre Freundſchafft auch den Roͤmern mehr als der Krieg vortraͤglich ſeyn koͤnte. Denn es waͤre kein feſteres Vorgebuͤrge/ als der benachbarten Fuͤrſten Freundſchafft; welche/ wenn ſie ein- mahl zerbrochen/ ſo wenig als das Glaß zu er- gaͤntzen waͤre/ ſondern allezeit Ritze des Arg- wohns/ und Narben des Verdachts behielte. Dieſe wolten ſie ſorgfaͤltig unterhalten/ wenn er ſie das Land ruhig bewohnen ließe/ welches ſie aus Noth als Vertriebene ein- und de- nen ihm wenig holden Menapiern abgenom- men haͤtten. Caͤſar aber gab ihnen zur Ant- wort: Es haͤtte der/ welcher ſeine Schwaͤche ſchon anderwerts ſehen laſſen/ wenig Urſache gegen andere groß zu ſprechen. Zwiſchen den Roͤmern und ihnen waͤre vergebens von Freundſchafft zu reden/ ſo lange ſie in dem durch die Waffen eroberten Gallien/ darauff die Roͤmer ſchon fuͤr laͤngſt ein beſtaͤndiges Recht erworben haͤtten/ einen Fuß breit Erde zu behaupten vermeinten. Jedoch wolte er ſie bey denen Ubiern/ welche ohne diß Huͤlffe wieder die Catten/ ihre gemeine Feinde/ brauch- ten/ und ſeinen Beyſtand gegen Einliefferung gewiſſer Geißel ſuchten/ verbitten: daß ſie ſie in ihre Gemeinſchafft aufnaͤhmen/ auch ihnen auskommentliche Aecker an dem Tauniſchen Gebuͤrge zwiſchen dem Mayn/ und dem Sie- ge-Fluſſe einraͤumten. Die Geſandten er- boten ſich dieſen Vorſchlag/ und die Caͤſarn von fremdem Gute zu ſchencken nicht ſchwer ankommende Freygebigkeit denen Uſipetern und Tencterern fuͤrzutragen; erſuchten ihn auch nur drey Tage ſtille zu ſtehen. Alleine weil Caͤſar allen Verzug nicht nur fuͤr einen Verluſt der Zeit und des Sieges/ ſondern auch fuͤr eine Gefaͤrthin des Zweiffels und der Furcht; ja fuͤr eine Unholdin der Tapfferkeit hielt/ war keines von Caͤſarn zu erbitten; ſon- dern er befahl noch ſelbige Stunde: daß Gal- ba mit einer Legion und der halben Reuterey etliche tauſend/ die uͤber die Maaß und den De- mer Fluß geſetzt hatten/ zu verfolgen; er aber ruͤckte gegen den Rhein gerade zu. Wie er nun kaum eine halbe Tage-Reiſe von ihnen war/ begegnete ihm vorige Bothſchafft; und erklaͤrte ſich: daß beyde Voͤlcker erboͤtig waͤ- ren zu den Ubiern zu ziehen; mit Bitte: Caͤ- ſar moͤchte ſo lange zuruͤck halten/ biß bey den Ubiern ihr Unterkommen eingerichtet waͤ- re. Aber Caͤſar behielt die weder durch Zwang noch Argliſt auffhaltbaren Geſandten ohne Antwort bey ſich; wiewol er Vertroͤſtung that: daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1076
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1012[1014]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1076>, abgerufen am 22.11.2024.