Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
chen vom Könige Philip/ die Sicilier von Rö-mern/ unter dem Scheine der Hülffe/ möchten um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm doch mehr als die öffentlichen Feinde beschwer- lich fallen. Zumahl wie für Alters Athen/ also neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre willfärtige Hülffs-Leistungen so hoch ans Bret kommen waren. Weil nun der Bundsgenos- sen entfernter/ und ausser seinem eignen Lande geleistete Beystand der sicherste ist; Caßibellin aber iederzeit sich an die Catten gehenckt/ und seinem Eydame Arabarn mehrmahls Hülffe geschickt hatte/ hielt der Feldherr für rathsamer/ sonder eigene Gefahr diesen Zugang den Catten abzuschneiden/ und die denen Cheruskern alle- zeit zugethan gewesenen Usipeten Tencterer und Sicambrer aus dem Römischen Kriege zu wickeln/ als mit selbter diesen grössern Abbruch zu thun. Wie nun Cäsar in Gallien alle An- stalt zu einer grossen Schiff-Flotte machte/ die Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten sie nicht allein den König Caßibelin/ sondern stiffteten auch die Moriner und Menapier an/ nach Cäsars Uberfarth den Römern in Galli- en einzufallen. Caßibelin ließ/ so bald er ver- nahm: daß Volusenus mit etlichen Kriegs- Schiffen auf der Britannischen Küsten kreutz- te/ und Gelegenheit zum Anlenden suchte/ den von Cäsarn zu ihm mit grossen Freundschaffts- Vertröstungen abgeschickten Comius/ als ei- nen Kundschaffter/ in Verwahrung nehmen. Cäsar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee- re und dem Winde den ersten Kampff; welche von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe die Helffte zerstreuten/ ein Theil derselben in den Abgrund versenckten/ ein Theil auch auff die Morinischen Sand-Bäncke zurücke trie- ben/ oder auf den Britannischen Klippen zer- schmetterten. Wiewol auch Cäsar mit zwey Legionen anfangs in den Fluß Tamesis einzu- lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can- tische Vorgebürge getrieben ward/ und an einem [Spaltenumbruch] bergichten Meerstrande anzuländen bemüht war/ so rennte doch Boudieea eine Heldenmäs- sige Jungfrau des streitbaren Wakon Tochter und Königin selbigen Gebietes/ (welche/ wegen ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent- haupteten Mutter ein Gelübde gethan hatte/ nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und schoß eine solche Menge Pfeile auf die aussteigenden Rö- mer: daß sie wieder zurücke in die Schiffe lauf- fen/ und Cäsar ausser dem Geschoß Ancker werf- fen muste. Des Nachts segelte er mit der Helffte der Schiff-Flotte und fast aller Mannschafft acht Meilweges ferner gegen West/ an ein fla- ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer Reuterey daselbst hin; und ließ ihr Fuß-Volck gegen die zurück gelassenen und bald dar bald dort blinden Lermen machenden Schiffe stehen. Ob nun gleich die Römer mehr als zehnmahl am Ufer festen Fuß setzten; so schlug sie doch die großmüthige Boudicea allezeit mit grossem Verluste in den Schlam und das Meer zurü- cke; also: daß derer mehr als zwey tausend dar- innen erstickten/ und fast niemand mehr auff Befehl der Krieges-Obersten ansetzen wolte. Dessen ungeachtet wolte Cäsar hier lieber selbst umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen Ruhm verspielen. Daher befahl er dem/ der den güldenen Adler der zehenden Legion führ- te: Er solte mit selbtem aus dem Schiffe sprin- gen; oder da er kein Hertz hätte/ selbten gegen dem Ufer werffen/ um zu schauen: Ob die Rö- mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei- ches den Feinden verrätherisch in Händen las- sen wolten. Wie nun der Fähnrich voran/ Cäsar auch selbst nachsprang/ drang sich alles mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn schon die Vorgänger von Britanniern erlegt wur- den/ traten dennoch die nachfolgenden ver- zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich zwölff mit Reuterey verschlagene Schiffe Cä- sarn zu Hülffe kamen/ muste Boudicea/ nach dem
Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
chen vom Koͤnige Philip/ die Sicilier von Roͤ-mern/ unter dem Scheine der Huͤlffe/ moͤchten um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm doch mehr als die oͤffentlichen Feinde beſchwer- lich fallen. Zumahl wie fuͤr Alters Athen/ alſo neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre willfaͤrtige Huͤlffs-Leiſtungen ſo hoch ans Bret kommen waren. Weil nun der Bundsgenoſ- ſen entfernter/ und auſſer ſeinem eignen Lande geleiſtete Beyſtand der ſicherſte iſt; Caßibellin aber iederzeit ſich an die Catten gehenckt/ und ſeinem Eydame Arabarn mehrmahls Huͤlffe geſchickt hatte/ hielt der Feldherꝛ fuͤr rathſamer/ ſonder eigene Gefahr dieſen Zugang den Catten abzuſchneiden/ und die denen Cheruskern alle- zeit zugethan geweſenen Uſipeten Tencterer und Sicambrer aus dem Roͤmiſchen Kriege zu wickeln/ als mit ſelbter dieſen groͤſſern Abbruch zu thun. Wie nun Caͤſar in Gallien alle An- ſtalt zu einer groſſen Schiff-Flotte machte/ die Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten ſie nicht allein den Koͤnig Caßibelin/ ſondern ſtiffteten auch die Moriner und Menapier an/ nach Caͤſars Uberfarth den Roͤmern in Galli- en einzufallen. Caßibelin ließ/ ſo bald er ver- nahm: daß Voluſenus mit etlichen Kriegs- Schiffen auf der Britanniſchen Kuͤſten kreutz- te/ und Gelegenheit zum Anlenden ſuchte/ den von Caͤſarn zu ihm mit groſſen Freundſchaffts- Vertroͤſtungen abgeſchickten Comius/ als ei- nen Kundſchaffter/ in Verwahrung nehmen. Caͤſar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee- re und dem Winde den erſten Kampff; welche von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe die Helffte zerſtreuten/ ein Theil derſelben in den Abgrund verſenckten/ ein Theil auch auff die Moriniſchen Sand-Baͤncke zuruͤcke trie- ben/ oder auf den Britanniſchen Klippen zer- ſchmetterten. Wiewol auch Caͤſar mit zwey Legionen anfangs in den Fluß Tameſis einzu- lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can- tiſche Vorgebuͤrge getrieben ward/ uñ an einem [Spaltenumbruch] bergichten Meerſtrande anzulaͤnden bemuͤht war/ ſo rennte doch Boudieea eine Heldenmaͤſ- ſige Jungfrau des ſtreitbaren Wakon Tochter und Koͤnigin ſelbigen Gebietes/ (welche/ wegen ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent- haupteten Mutter ein Geluͤbde gethan hatte/ nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und ſchoß eine ſolche Menge Pfeile auf die ausſteigenden Roͤ- mer: daß ſie wieder zuruͤcke in die Schiffe lauf- fen/ und Caͤſaꝛ auſſer dem Geſchoß Ancker werf- fen muſte. Des Nachts ſegelte er mit der Helffte der Schiff-Flotte und faſt aller Mannſchafft acht Meilweges ferner gegen Weſt/ an ein fla- ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer Reuterey daſelbſt hin; und ließ ihr Fuß-Volck gegen die zuruͤck gelaſſenen und bald dar bald dort blinden Lermen machenden Schiffe ſtehen. Ob nun gleich die Roͤmer mehr als zehnmahl am Ufer feſten Fuß ſetzten; ſo ſchlug ſie doch die großmuͤthige Boudicea allezeit mit groſſem Verluſte in den Schlam und das Meer zuruͤ- cke; alſo: daß derer mehr als zwey tauſend dar- innen erſtickten/ und faſt niemand mehr auff Befehl der Krieges-Oberſten anſetzen wolte. Deſſen ungeachtet wolte Caͤſar hier lieber ſelbſt umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen Ruhm verſpielen. Daher befahl er dem/ der den guͤldenen Adler der zehenden Legion fuͤhr- te: Er ſolte mit ſelbtem aus dem Schiffe ſprin- gen; oder da er kein Hertz haͤtte/ ſelbten gegen dem Ufer werffen/ um zu ſchauen: Ob die Roͤ- mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei- ches den Feinden verraͤtheriſch in Haͤnden laſ- ſen wolten. Wie nun der Faͤhnrich voran/ Caͤſar auch ſelbſt nachſprang/ drang ſich alles mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn ſchon die Vorgaͤnger von Britanniern erlegt wur- den/ traten dennoch die nachfolgenden ver- zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich zwoͤlff mit Reuterey verſchlagene Schiffe Caͤ- ſarn zu Huͤlffe kamen/ muſte Boudicea/ nach dem
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Siebendes Buch
chen vom Koͤnige Philip/ die Sicilier von Roͤ-
mern/ unter dem Scheine der Huͤlffe/ moͤchten
um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm
doch mehr als die oͤffentlichen Feinde beſchwer-
lich fallen. Zumahl wie fuͤr Alters Athen/ alſo
neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre
willfaͤrtige Huͤlffs-Leiſtungen ſo hoch ans Bret
kommen waren. Weil nun der Bundsgenoſ-
ſen entfernter/ und auſſer ſeinem eignen Lande
geleiſtete Beyſtand der ſicherſte iſt; Caßibellin
aber iederzeit ſich an die Catten gehenckt/ und
ſeinem Eydame Arabarn mehrmahls Huͤlffe
geſchickt hatte/ hielt der Feldherꝛ fuͤr rathſamer/
ſonder eigene Gefahr dieſen Zugang den Catten
abzuſchneiden/ und die denen Cheruskern alle-
zeit zugethan geweſenen Uſipeten Tencterer
und Sicambrer aus dem Roͤmiſchen Kriege zu
wickeln/ als mit ſelbter dieſen groͤſſern Abbruch
zu thun. Wie nun Caͤſar in Gallien alle An-
ſtalt zu einer groſſen Schiff-Flotte machte/ die
Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten
ſie nicht allein den Koͤnig Caßibelin/ ſondern
ſtiffteten auch die Moriner und Menapier an/
nach Caͤſars Uberfarth den Roͤmern in Galli-
en einzufallen. Caßibelin ließ/ ſo bald er ver-
nahm: daß Voluſenus mit etlichen Kriegs-
Schiffen auf der Britanniſchen Kuͤſten kreutz-
te/ und Gelegenheit zum Anlenden ſuchte/ den
von Caͤſarn zu ihm mit groſſen Freundſchaffts-
Vertroͤſtungen abgeſchickten Comius/ als ei-
nen Kundſchaffter/ in Verwahrung nehmen.
Caͤſar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee-
re und dem Winde den erſten Kampff; welche
von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe
die Helffte zerſtreuten/ ein Theil derſelben in
den Abgrund verſenckten/ ein Theil auch auff
die Moriniſchen Sand-Baͤncke zuruͤcke trie-
ben/ oder auf den Britanniſchen Klippen zer-
ſchmetterten. Wiewol auch Caͤſar mit zwey
Legionen anfangs in den Fluß Tameſis einzu-
lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can-
tiſche Vorgebuͤrge getrieben ward/ uñ an einem
bergichten Meerſtrande anzulaͤnden bemuͤht
war/ ſo rennte doch Boudieea eine Heldenmaͤſ-
ſige Jungfrau des ſtreitbaren Wakon Tochter
und Koͤnigin ſelbigen Gebietes/ (welche/ wegen
ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent-
haupteten Mutter ein Geluͤbde gethan hatte/
nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und ſchoß eine
ſolche Menge Pfeile auf die ausſteigenden Roͤ-
mer: daß ſie wieder zuruͤcke in die Schiffe lauf-
fen/ und Caͤſaꝛ auſſer dem Geſchoß Ancker werf-
fen muſte. Des Nachts ſegelte er mit der Helffte
der Schiff-Flotte und faſt aller Mannſchafft
acht Meilweges ferner gegen Weſt/ an ein fla-
ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und
vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer
Reuterey daſelbſt hin; und ließ ihr Fuß-Volck
gegen die zuruͤck gelaſſenen und bald dar bald
dort blinden Lermen machenden Schiffe ſtehen.
Ob nun gleich die Roͤmer mehr als zehnmahl
am Ufer feſten Fuß ſetzten; ſo ſchlug ſie doch
die großmuͤthige Boudicea allezeit mit groſſem
Verluſte in den Schlam und das Meer zuruͤ-
cke; alſo: daß derer mehr als zwey tauſend dar-
innen erſtickten/ und faſt niemand mehr auff
Befehl der Krieges-Oberſten anſetzen wolte.
Deſſen ungeachtet wolte Caͤſar hier lieber ſelbſt
umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen
Ruhm verſpielen. Daher befahl er dem/ der
den guͤldenen Adler der zehenden Legion fuͤhr-
te: Er ſolte mit ſelbtem aus dem Schiffe ſprin-
gen; oder da er kein Hertz haͤtte/ ſelbten gegen
dem Ufer werffen/ um zu ſchauen: Ob die Roͤ-
mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei-
ches den Feinden verraͤtheriſch in Haͤnden laſ-
ſen wolten. Wie nun der Faͤhnrich voran/
Caͤſar auch ſelbſt nachſprang/ drang ſich alles
mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn ſchon
die Vorgaͤnger von Britanniern erlegt wur-
den/ traten dennoch die nachfolgenden ver-
zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich
zwoͤlff mit Reuterey verſchlagene Schiffe Caͤ-
ſarn zu Huͤlffe kamen/ muſte Boudicea/ nach
dem
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