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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] unaufhörlich brennenden Feuer. Mit diesen
zweyen wiedrigen Dingen trat er für Oraden/
und ruffte selbtem mehr Dräuungs-als Bitt-
weise zu: Er möchte die unschuldige Asblasten
der Todes-Straffe entziehen/ oder er wolte
der Parther heiliges Feuer durch das geschöpf-
te Wasser ausleschen. Die umstehenden Per-
sen/ welche zeither nach menschlicher Gewon-
heit mehr zum Mitleiden/ als zu Abbelffung
sich geneigt erwiesen hatten/ billigten nunmehr
mit Augen und Gebehrden seine Hindernüß.
Die zu ihrer Hinrichtung bestellten Hencker
erstarrten und liessen nicht allein alsobald die
Hände sincken/ sondern der grausame Orodes
ward Vermöge der Parthischen Grund-Ge-
setze hierdurch gezwungen die durch das Feuer
geschehene Bitte nicht zu verweigern/ und As-
blasten frey zu sprechen/ aber er befahl diesen
verwegenen alsofort in den tieffsten Kercker zu
werffen; welcher denn auch so geschwinde da-
hin gerissen ward: daß die über ihrer so fremden
Erlösung erstaunende Asblaste nicht einst ihren
Erretter zu Gesichte bekam. Gleichwol war
sie um selbten zu erfahren eusserst bekümmert/
sonderlich da sie erfuhr: Es habe Orodes befoh-
len: daß dieser Verunehrer des Feuers folgen-
den Mittag dem Feuer solte geopffert werden.
Asblaste war folgenden Tag die erste auff dem
Berge/ in dessen Höle das ewige und ihrem
Glauben nach vom Himmel gefallene Feuer
verwahrt/ und auf dessen Gipffel demselben ge-
opffert ward. Jn dem heissesten Mittage ward
der mit Rosen gekräntzte Fürst Segimer auf ei-
nem mit vier schneeweißen Pferden gezogenem
Wagen als das bestimmte Opfer herbey bracht;
und so wol von dem gantzen Hofe/ als vielen tau-
send Menschen begleitet. Die Opfferknechte
schäleten alsbald die Rinde von dem mitge-
brachten Ceder- und Lorber-Holtze/ der oberste
Priester aber verfügte sich in die Höle/ und zün-
dete mit grosser Andacht eine Wachs-Fackel
an; von welcher hernach der zum Opffer berei-
[Spaltenumbruch] tete Holtzstoß angesteckt ward. Die Priester
fasten bereit Segimern/ bunden ihn/ und legten
ihn zur Zertheilung auf den Opffer-Tisch; als
die sich herzu dringende in einen Parthischen
Krieges-Mann verkleidete Asblaste den/ der
geschlachtet werden solte/ für ihren hertzgelieb-
testen Eh-Herrn erkennte; und mit dem ersten
Anblicke rieff: Nicht beflecket euch mit dem
Blute des vollkommensten Fürsten der Welt!
Weil sie aber ihre Wiedersprechung für ein all-
zu schwaches Mittel hielt/ des Königes Willen
zu hintertreiben/ sprang sie zum Opffer-Feuer/
und weil sie diese grausame Opfferung zu stören
so bald nichts unsauberes zur Hand hatte/ nahm
sie ein Messer/ kerbte sich etliche mahl in den
Arm/ und ließ das häufig herfür dringende
Blut ins Feuer lauffen; wormit die gantze Opfe-
rung gehemmet ward. Der hierüber erbit-
terte Orodes schäumete für Zorn/ und befahl
beyden den' grimmigen Nachen-Tod anzuthun.
Die Königin aber brachte nach abgekühletem
ersten Eyver ihn dahin: daß er vorher die Ursa-
che solcher Entweihung erforschen solte. Daher
ward Segimer und Asblaste/ welche inzwischen
einander mit tausend Küssen umarmeten/ für
das Königliche Zelt geführt. Da denn Asblaste
auf erforderte Rechtfertigung antwortete: Jch
bin Asblaste des Surena Tochter/ dieser mein
Eh-Herr/ der um das Persische Reich so hoch
verdiente Fürst Segimer. Dieser hat gestern
mich aus dem Rachen des Todes gerissen; ur-
theilet demnach: Ob ich heute ihn zu retten nicht
euer heiliges Feuer entweihen müssen; wo ich
nicht die viel heiligern Flammen der ehlichen
Liebe in mir habe erstecken sollen. Jch habe
gesündiget; aber gedencket: daß die Liebe keinen
Mäß-Stab/ die Noth kein Gesetze leide. Se-
gimer aber bat alleine: daß das strenge Recht an
ihm/ als einem Fremdlinge aus geübet/ die tu-
gendsame Asblaste aber möchte freygelassen
werden. Worüber Asblaste und Segimer selbst
mit einander zwistig wurden; in dem iedes für

das

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] unaufhoͤrlich brennenden Feuer. Mit dieſen
zweyen wiedrigen Dingen trat er fuͤr Oraden/
und ruffte ſelbtem mehr Draͤuungs-als Bitt-
weiſe zu: Er moͤchte die unſchuldige Asblaſten
der Todes-Straffe entziehen/ oder er wolte
der Parther heiliges Feuer durch das geſchoͤpf-
te Waſſer ausleſchen. Die umſtehenden Per-
ſen/ welche zeither nach menſchlicher Gewon-
heit mehr zum Mitleiden/ als zu Abbelffung
ſich geneigt erwieſen hatten/ billigten nunmehr
mit Augen und Gebehrden ſeine Hindernuͤß.
Die zu ihrer Hinrichtung beſtellten Hencker
erſtarrten und lieſſen nicht allein alſobald die
Haͤnde ſincken/ ſondern der grauſame Orodes
ward Vermoͤge der Parthiſchen Grund-Ge-
ſetze hierdurch gezwungen die durch das Feuer
geſchehene Bitte nicht zu verweigern/ und As-
blaſten frey zu ſprechen/ aber er befahl dieſen
verwegenen alſofort in den tieffſten Kercker zu
werffen; welcher denn auch ſo geſchwinde da-
hin geriſſen ward: daß die uͤber ihrer ſo fremden
Erloͤſung erſtaunende Asblaſte nicht einſt ihren
Erretter zu Geſichte bekam. Gleichwol war
ſie um ſelbten zu erfahren euſſerſt bekuͤmmert/
ſonderlich da ſie erfuhr: Es habe Orodes befoh-
len: daß dieſer Verunehrer des Feuers folgen-
den Mittag dem Feuer ſolte geopffert werden.
Asblaſte war folgenden Tag die erſte auff dem
Berge/ in deſſen Hoͤle das ewige und ihrem
Glauben nach vom Himmel gefallene Feuer
verwahrt/ und auf deſſen Gipffel demſelben ge-
opffert ward. Jn dem heiſſeſten Mittage ward
der mit Roſen gekraͤntzte Fuͤrſt Segimer auf ei-
nem mit vier ſchneeweißen Pferden gezogenem
Wagen als das beſtimmte Opfer herbey bracht;
und ſo wol von dem gantzen Hofe/ als vielen tau-
ſend Menſchen begleitet. Die Opfferknechte
ſchaͤleten alsbald die Rinde von dem mitge-
brachten Ceder- und Lorber-Holtze/ der oberſte
Prieſter aber verfuͤgte ſich in die Hoͤle/ und zuͤn-
dete mit groſſer Andacht eine Wachs-Fackel
an; von welcher hernach der zum Opffer berei-
[Spaltenumbruch] tete Holtzſtoß angeſteckt ward. Die Prieſter
faſten bereit Segimern/ bunden ihn/ und legten
ihn zur Zertheilung auf den Opffer-Tiſch; als
die ſich herzu dringende in einen Parthiſchen
Krieges-Mann verkleidete Asblaſte den/ der
geſchlachtet werden ſolte/ fuͤr ihren hertzgelieb-
teſten Eh-Herꝛn erkennte; und mit dem erſten
Anblicke rieff: Nicht beflecket euch mit dem
Blute des vollkommenſten Fuͤrſten der Welt!
Weil ſie aber ihre Wiederſprechung fuͤr ein all-
zu ſchwaches Mittel hielt/ des Koͤniges Willen
zu hintertreiben/ ſprang ſie zum Opffer-Feuer/
und weil ſie dieſe grauſame Opfferung zu ſtoͤren
ſo bald nichts unſauberes zur Hand hatte/ nahm
ſie ein Meſſer/ kerbte ſich etliche mahl in den
Arm/ und ließ das haͤufig herfuͤr dringende
Blut ins Feuer lauffen; wormit die gantze Opfe-
rung gehemmet ward. Der hieruͤber erbit-
terte Orodes ſchaͤumete fuͤr Zorn/ und befahl
beyden den’ grim̃igen Nachen-Tod anzuthun.
Die Koͤnigin aber brachte nach abgekuͤhletem
erſten Eyver ihn dahin: daß er vorher die Urſa-
che ſolcher Entweihung erforſchen ſolte. Daher
ward Segimer und Asblaſte/ welche inzwiſchen
einander mit tauſend Kuͤſſen umarmeten/ fuͤr
das Koͤnigliche Zelt gefuͤhrt. Da denn Asblaſte
auf erforderte Rechtfertigung antwortete: Jch
bin Asblaſte des Surena Tochter/ dieſer mein
Eh-Herꝛ/ der um das Perſiſche Reich ſo hoch
verdiente Fuͤrſt Segimer. Dieſer hat geſtern
mich aus dem Rachen des Todes geriſſen; ur-
theilet demnach: Ob ich heute ihn zu retten nicht
euer heiliges Feuer entweihen muͤſſen; wo ich
nicht die viel heiligern Flammen der ehlichen
Liebe in mir habe erſtecken ſollen. Jch habe
geſuͤndiget; aber gedencket: daß die Liebe keinen
Maͤß-Stab/ die Noth kein Geſetze leide. Se-
gimer aber bat alleine: daß das ſtrenge Recht an
ihm/ als einem Fremdlinge aus geuͤbet/ die tu-
gendſame Asblaſte aber moͤchte freygelaſſen
werden. Woruͤber Asblaſte und Segimer ſelbſt
mit einander zwiſtig wurden; in dem iedes fuͤr

das
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1048[1050]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1112>, abgerufen am 23.11.2024.