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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] setzte in der Mitte dem Facksariff als ein groß-
müthiger Löwe so hefftig zu: daß seine Glieder
schon hin und her zu wancken anfiengen. Dahe-
ro denn Fack sariff einen Fähnrich/ welcher sich
mit seinem Fahne umwendete/ bey der Gurgel
ergrieff/ und herum drehete/ mit der Hand aber
auf den Britton wieß/ meldende: Hier ist der/
gegen den du dich wenden und fechten solst.
Durch welche scharffe Ermahnung eines eini-
gen Kriegs-Mannes Facksariff eben so rühm-
lich/ als Kayser Julius in der Africanischen
Schlacht wieder den Scipio/ die Zagheit denen
sämtlichen Hauffen benahm/ und die schon halb
Uber wundenen überwinden lehrte. Gleichwol
wäre die Schlacht unzweiffelbar verlohren ge-
west; wenn nicht Marbod mit seinem rechten
Brittons lincken Flügel zertrennet/ und als ein
Blitz allenthalben durchgedrungen/ auch den
Facksariff mit seiner Hülffe entsetzt hätte. Pa-
latin kam hier auff zwar zurücke/ und brachte ei-
ne Weile Brittons Heer wieder zu Stande; ja
beyde waren so abgemattet: daß sie/ gleich als
wenn sie mit einander einen Stillestand abge-
redet hätten/ gegen einander stille hielten/ und
eine gute Weile verbliesen/ hernach aber ihre
Grausamkeit so viel schärffer erneuerten. Allei-
ne das Verhängniß hatte beschlossen diesen Tag
alle Vorsicht und Tapferkeit des Fürstens Brit-
ton durch die Kühnheit und Hartnäckigkeit sei-
ner Unterthanen in Staub zu legen. Dieser
Fürst muste selbst die Tugend dieser seiner Fein-
de rühmen/ als welche mit ihrem Beyspiele dem
gantzen Heere gleichsam ihre Hertzhafftigkeit
einbliessen; und nach dem er sein Heer zu erhal-
ten alles vergebens versucht hatte/ jenen das
Feld und den Sieg enträumen; ja nicht nur
alles Fuß-Volck/ seine Haupt-Fahne mit ei-
nem gekrönten Löwen und Kriegs-Geräthe/
sondern alle heimliche Nachrichten im Stiche
lassen. Welcher letztere Verlust zugleich bey
viel tausenden die noch gegen dem Britton
glimmende Liebe der Hermundurer und Marck-
männer vollends ausleschte; weil aus denen ü-
[Spaltenumbruch] berkommenen Nachrichten erhellete: daß
Britton denen Sedusiern den Gottesdienst der
Druyden bestetiget; von denen Fürsten der Bu-
rier und Lygier fremde Hülffs-Völcker bedun-
gen; die Druyden diese Fürsten wieder den
Reichs-Rath beweglichst verhetzet; Brittons
Gemahlin auch die gäntzliche Ausrottung des
Reichs-Raths eingerathen; hingegen Britton
vorher deßwegen seine Königin hochbetheuer-
lich verredet/ und unterschiedene allhier sich an-
ders befindende Dinge nicht nur dem Reichs-
Rathe/ sondern seinem eigenen Heere fürgebil-
det hatte. Weßwegen sie ihm öffentlich fürrück-
ten: daß wer mit GOtt spielte/ kein Gewissen
haben könte Menschen hinters Licht zu führen.
Wiewol es nun ihm auch bey denen schlimmsten
Zufällen niemahls an Rath und Hertze mangel-
te; er auch bald dar/ bald dort kleine Kriegs-
Heere zusammen raffte; schien doch aller Stern
und Glücke/ welches der Apffel im Auge der
Klugheit und die Hertz-Ader in der Tapferkeit
ist/ verschwunden zu seyn/ und eine Niederlage
der andern die Hand zu bieten. Marbod nahm
gleichsam spielende die festesten Oerter/ und
Facksariff die fast unüberwindliche Stadt Bri-
gobanna ein/ ungeachtet Fürst Patalin solche
selbst vertheidigte/ und wegen der Ubergabe
beym Britton in nicht geringen Verdacht fiel.
Worüber dieser Fürst und sein Bruder nebst
vielen andern tapfern Kriegs-Leuten unwillig
waren/ so wol den Britton/ als seine Länder ver-
liessen; und durch ihr Beyspiel erhärteten/ wie
schwer es sey einem leicht argwöhnischen Für-
sten zu dienen; besonders bey unglücklichen
Läufften; da selbter nach Art der Krancken auch
für denen besten Speisen Eckel kriegt. Ja
Britton verlohr in drey Monaten mehr/ als er
in drey Jahren gewonnen hatte. Denn ob
wol der Ritter Rosenberg bey den Marckmän-
nern unterschiedene Siege für ihn erhielt/
schien doch das Glücke ihn nur zu äffen. Denn
das Blat wendete sich bald wieder; und
Britton selbst entkam mit genauer Noth in das

Na-
Erster Theil. U u u u u u

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſetzte in der Mitte dem Fackſariff als ein groß-
muͤthiger Loͤwe ſo hefftig zu: daß ſeine Glieder
ſchon hin und her zu wancken anfiengen. Dahe-
ro denn Fack ſariff einen Faͤhnrich/ welcher ſich
mit ſeinem Fahne umwendete/ bey der Gurgel
ergrieff/ und herum drehete/ mit der Hand aber
auf den Britton wieß/ meldende: Hier iſt der/
gegen den du dich wenden und fechten ſolſt.
Durch welche ſcharffe Ermahnung eines eini-
gen Kriegs-Mannes Fackſariff eben ſo ruͤhm-
lich/ als Kayſer Julius in der Africaniſchen
Schlacht wieder den Scipio/ die Zagheit denen
ſaͤmtlichen Hauffen benahm/ und die ſchon halb
Uber wundenen uͤberwinden lehrte. Gleichwol
waͤre die Schlacht unzweiffelbar verlohren ge-
weſt; wenn nicht Marbod mit ſeinem rechten
Brittons lincken Fluͤgel zertrennet/ und als ein
Blitz allenthalben durchgedrungen/ auch den
Fackſariff mit ſeiner Huͤlffe entſetzt haͤtte. Pa-
latin kam hier auff zwar zuruͤcke/ und brachte ei-
ne Weile Brittons Heer wieder zu Stande; ja
beyde waren ſo abgemattet: daß ſie/ gleich als
wenn ſie mit einander einen Stilleſtand abge-
redet haͤtten/ gegen einander ſtille hielten/ und
eine gute Weile verblieſen/ hernach aber ihre
Grauſamkeit ſo viel ſchaͤrffer erneuerten. Allei-
ne das Verhaͤngniß hatte beſchloſſen dieſen Tag
alle Vorſicht und Tapferkeit des Fuͤrſtens Brit-
ton durch die Kuͤhnheit und Hartnaͤckigkeit ſei-
ner Unterthanen in Staub zu legen. Dieſer
Fuͤrſt muſte ſelbſt die Tugend dieſer ſeiner Fein-
de ruͤhmen/ als welche mit ihrem Beyſpiele dem
gantzen Heere gleichſam ihre Hertzhafftigkeit
einblieſſen; und nach dem er ſein Heer zu erhal-
ten alles vergebens verſucht hatte/ jenen das
Feld und den Sieg entraͤumen; ja nicht nur
alles Fuß-Volck/ ſeine Haupt-Fahne mit ei-
nem gekroͤnten Loͤwen und Kriegs-Geraͤthe/
ſondern alle heimliche Nachrichten im Stiche
laſſen. Welcher letztere Verluſt zugleich bey
viel tauſenden die noch gegen dem Britton
glim̃ende Liebe der Hermundurer und Marck-
maͤnner vollends ausleſchte; weil aus denen uͤ-
[Spaltenumbruch] berkommenen Nachrichten erhellete: daß
Britton denen Seduſiern den Gottesdienſt der
Druyden beſtetiget; von denen Fuͤrſten der Bu-
rier und Lygier fremde Huͤlffs-Voͤlcker bedun-
gen; die Druyden dieſe Fuͤrſten wieder den
Reichs-Rath beweglichſt verhetzet; Brittons
Gemahlin auch die gaͤntzliche Ausrottung des
Reichs-Raths eingerathen; hingegen Britton
vorher deßwegen ſeine Koͤnigin hochbetheuer-
lich verredet/ und unterſchiedene allhier ſich an-
ders befindende Dinge nicht nur dem Reichs-
Rathe/ ſondern ſeinem eigenen Heere fuͤrgebil-
det hatte. Weßwegen ſie ihm oͤffentlich fuͤrruͤck-
ten: daß wer mit GOtt ſpielte/ kein Gewiſſen
haben koͤnte Menſchen hinters Licht zu fuͤhren.
Wiewol es nun ihm auch bey denen ſchlim̃ſten
Zufaͤllen niemahls an Rath und Hertze mangel-
te; er auch bald dar/ bald dort kleine Kriegs-
Heere zuſammen raffte; ſchien doch aller Stern
und Gluͤcke/ welches der Apffel im Auge der
Klugheit und die Hertz-Ader in der Tapferkeit
iſt/ verſchwunden zu ſeyn/ und eine Niederlage
der andern die Hand zu bieten. Marbod nahm
gleichſam ſpielende die feſteſten Oerter/ und
Fackſariff die faſt unuͤberwindliche Stadt Bri-
gobanna ein/ ungeachtet Fuͤrſt Patalin ſolche
ſelbſt vertheidigte/ und wegen der Ubergabe
beym Britton in nicht geringen Verdacht fiel.
Woruͤber dieſer Fuͤrſt und ſein Bruder nebſt
vielen andern tapfern Kriegs-Leuten unwillig
waren/ ſo wol den Britton/ als ſeine Laͤnder ver-
lieſſen; und durch ihr Beyſpiel erhaͤrteten/ wie
ſchwer es ſey einem leicht argwoͤhniſchen Fuͤr-
ſten zu dienen; beſonders bey ungluͤcklichen
Laͤufften; da ſelbter nach Art der Krancken auch
fuͤr denen beſten Speiſen Eckel kriegt. Ja
Britton verlohr in drey Monaten mehr/ als er
in drey Jahren gewonnen hatte. Denn ob
wol der Ritter Roſenberg bey den Marckmaͤn-
nern unterſchiedene Siege fuͤr ihn erhielt/
ſchien doch das Gluͤcke ihn nur zu aͤffen. Denn
das Blat wendete ſich bald wieder; und
Britton ſelbſt entkam mit genauer Noth in das

Na-
Erſter Theil. U u u u u u
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[1073[1075]/1137] Arminius und Thußnelda. ſetzte in der Mitte dem Fackſariff als ein groß- muͤthiger Loͤwe ſo hefftig zu: daß ſeine Glieder ſchon hin und her zu wancken anfiengen. Dahe- ro denn Fack ſariff einen Faͤhnrich/ welcher ſich mit ſeinem Fahne umwendete/ bey der Gurgel ergrieff/ und herum drehete/ mit der Hand aber auf den Britton wieß/ meldende: Hier iſt der/ gegen den du dich wenden und fechten ſolſt. Durch welche ſcharffe Ermahnung eines eini- gen Kriegs-Mannes Fackſariff eben ſo ruͤhm- lich/ als Kayſer Julius in der Africaniſchen Schlacht wieder den Scipio/ die Zagheit denen ſaͤmtlichen Hauffen benahm/ und die ſchon halb Uber wundenen uͤberwinden lehrte. Gleichwol waͤre die Schlacht unzweiffelbar verlohren ge- weſt; wenn nicht Marbod mit ſeinem rechten Brittons lincken Fluͤgel zertrennet/ und als ein Blitz allenthalben durchgedrungen/ auch den Fackſariff mit ſeiner Huͤlffe entſetzt haͤtte. Pa- latin kam hier auff zwar zuruͤcke/ und brachte ei- ne Weile Brittons Heer wieder zu Stande; ja beyde waren ſo abgemattet: daß ſie/ gleich als wenn ſie mit einander einen Stilleſtand abge- redet haͤtten/ gegen einander ſtille hielten/ und eine gute Weile verblieſen/ hernach aber ihre Grauſamkeit ſo viel ſchaͤrffer erneuerten. Allei- ne das Verhaͤngniß hatte beſchloſſen dieſen Tag alle Vorſicht und Tapferkeit des Fuͤrſtens Brit- ton durch die Kuͤhnheit und Hartnaͤckigkeit ſei- ner Unterthanen in Staub zu legen. Dieſer Fuͤrſt muſte ſelbſt die Tugend dieſer ſeiner Fein- de ruͤhmen/ als welche mit ihrem Beyſpiele dem gantzen Heere gleichſam ihre Hertzhafftigkeit einblieſſen; und nach dem er ſein Heer zu erhal- ten alles vergebens verſucht hatte/ jenen das Feld und den Sieg entraͤumen; ja nicht nur alles Fuß-Volck/ ſeine Haupt-Fahne mit ei- nem gekroͤnten Loͤwen und Kriegs-Geraͤthe/ ſondern alle heimliche Nachrichten im Stiche laſſen. Welcher letztere Verluſt zugleich bey viel tauſenden die noch gegen dem Britton glim̃ende Liebe der Hermundurer und Marck- maͤnner vollends ausleſchte; weil aus denen uͤ- berkommenen Nachrichten erhellete: daß Britton denen Seduſiern den Gottesdienſt der Druyden beſtetiget; von denen Fuͤrſten der Bu- rier und Lygier fremde Huͤlffs-Voͤlcker bedun- gen; die Druyden dieſe Fuͤrſten wieder den Reichs-Rath beweglichſt verhetzet; Brittons Gemahlin auch die gaͤntzliche Ausrottung des Reichs-Raths eingerathen; hingegen Britton vorher deßwegen ſeine Koͤnigin hochbetheuer- lich verredet/ und unterſchiedene allhier ſich an- ders befindende Dinge nicht nur dem Reichs- Rathe/ ſondern ſeinem eigenen Heere fuͤrgebil- det hatte. Weßwegen ſie ihm oͤffentlich fuͤrruͤck- ten: daß wer mit GOtt ſpielte/ kein Gewiſſen haben koͤnte Menſchen hinters Licht zu fuͤhren. Wiewol es nun ihm auch bey denen ſchlim̃ſten Zufaͤllen niemahls an Rath und Hertze mangel- te; er auch bald dar/ bald dort kleine Kriegs- Heere zuſammen raffte; ſchien doch aller Stern und Gluͤcke/ welches der Apffel im Auge der Klugheit und die Hertz-Ader in der Tapferkeit iſt/ verſchwunden zu ſeyn/ und eine Niederlage der andern die Hand zu bieten. Marbod nahm gleichſam ſpielende die feſteſten Oerter/ und Fackſariff die faſt unuͤberwindliche Stadt Bri- gobanna ein/ ungeachtet Fuͤrſt Patalin ſolche ſelbſt vertheidigte/ und wegen der Ubergabe beym Britton in nicht geringen Verdacht fiel. Woruͤber dieſer Fuͤrſt und ſein Bruder nebſt vielen andern tapfern Kriegs-Leuten unwillig waren/ ſo wol den Britton/ als ſeine Laͤnder ver- lieſſen; und durch ihr Beyſpiel erhaͤrteten/ wie ſchwer es ſey einem leicht argwoͤhniſchen Fuͤr- ſten zu dienen; beſonders bey ungluͤcklichen Laͤufften; da ſelbter nach Art der Krancken auch fuͤr denen beſten Speiſen Eckel kriegt. Ja Britton verlohr in drey Monaten mehr/ als er in drey Jahren gewonnen hatte. Denn ob wol der Ritter Roſenberg bey den Marckmaͤn- nern unterſchiedene Siege fuͤr ihn erhielt/ ſchien doch das Gluͤcke ihn nur zu aͤffen. Denn das Blat wendete ſich bald wieder; und Britton ſelbſt entkam mit genauer Noth in das Na- Erſter Theil. U u u u u u

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1073[1075]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1137>, abgerufen am 23.11.2024.