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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] Festungen. Also machte ihn das Glücke zum
Meister/ der Staats-Rath aher zum Landvogt
über alle Länder der Sedusier/ ja zum höchsten
Haupte über der Hermundurer Kriegs-Heere/
und hiermit auch über den Staats-Rath selbst.
Denn wer einem andern die Waffen über gie-
bet/ enteussert sich zugleich seiner Herrschafft.
Nach dem aber inzwischen Hertzog Jubil mit
denen Marckmännern völlig verglichen war/
und sie zu ihrer und Jubils Versicherung eine
ziemliche Kriegs-Macht versamlet hatten/ fiel
Marbod mit seinem des Sieges gewohntem
Heere bey den Marckmännern ein; welche er
deßwegen für Feinde der Hermundurer zu er-
klären sich berechtigt hielt; weil sie des alten
Bundes vergessen/ ihren Tod-Feind Jubil in
ihre Schoos aufgenommen/ und denen Her-
munduren aufzuhalsen so viel Waffen versamm-
let hätten. Marbod aber hätte bey nahe durch
seine aus vielem Glücke erwachsene Verwegen-
heit seine gantze Schantze versehen. Denn weil
er zu tieff ins Feindes Land rückte/ ward er in
einem Thale rings um von den Marckmän-
nern umsetzt/ und sein Heer in verzweiffelte
Hungers-Noth gestürtzt. Alleine diese war die
Ursache seiner Wolfarth. Denn es ist kein zum
Siege dienlicher Gewehre/ als die Nothwen-
digkeit zu Siegen. Hingegen war die Sicher-
heit der Marckmänner Verterben. Denn als
diese sich es am wenigsten versahen/ machte
Marbod an der einen Enge des besetzten Ge-
bürges einen blinden Lermen/ fiel aber an der
andern mit so grosser Tapfferkeit an: daß er
nicht alleine mit seinem Heere aus dem Ge-
dränge kam/ sondern auch die Marckmänner
aus dem Felde schlug/ und fast alles Fuß-Volck
mit dem Kriegs-Geräthe in seine Hände be-
kam. Als Marbod nun hierauf mit Einneh-
mung der Städte beschäfftiget war/ zohe der
tapffere Jubil die eussersten Kräften der Marck-
mäuner zusammen. Mit diesen rückte er zwar
dem Marbod entgegen; aber er ließ sich in kein
[Spaltenumbruch] Treffen ein; sondern suchte vielmehr Gelegen-
heit bey ihm vorbey zu gehen/ und bey denen
Hermundurern einzudringen/ in Hoffnung:
daß er daselbst grossen Anhang finden würde.
Alleine ihm begegnete ein frisches Kriegs-Heer/
und Marbod gieng mit seinem ihm in Rücken;
Hingegen verschmeltzte sein Volck wie der
Schnee. Wie er sich nun dergestalt zwischen
Thür und Angel sahe/ muste er dem Feinde ge-
zwungen eine Schlacht lieffern. Welcher
Zwang schon eine Erkäntniß seiner Schwäche/
und eine Wahrsagung des Verspielens ist.
Gleichwol fochte er so tapffer: daß er an seiner
Spitze den Feind zweymahl in Unordnung
brachte/ und den Marbod in Schenckel ver-
wundete. Der Marckmännische Adel that
gleichfals das eusserste; weil nichts minder die
Verzweiffelung als die Tapfferkeit in ihren
Händen die Waffen schärffte. Aber endlich
wurden sie doch übermannet; und wiewol ihrer
wenig von der Wallstatt entkamen/ entrann
doch Hertzog Jubil nach dreyen in der Schlacht
eingebüsten Pferden durch eine wunderseltzame
Flucht und viel Wildnüße in das Gebiete der
Burier. Diesem Hauptverluste folgte auf des
klugen und wachsamen Marbods Seiten die
Uberwältigung des gantzen Marckmännischen
Gebietes; und musten alle grosse Gefangenen
zum grausamen Schrecken der kleinern über
die Klinge springen; Gleich als wenn Mar-
bods Haupt ohne Abhauung aller hohen Köpfe
nicht genung sichtbar seyn könte. Ja diese un-
gemeinen Siege Marbods setzten die Macht
der Hermundurer in so grosses Ansehen: daß/
ob wol Fürsten freyen Herrschafften stets einen
heimlichen Haß nachtragen; und so viel be-
nachbarte Herzog Jubils nechste Bluts-Freun-
de worden/ die Cherusker und Catten auch in-
zwischen dem Drusus einen gewaltigen Streich
versetzt hatten/ keiner doch das Hertze hatte für
ihn einigen Degen zu zücken. Die Alemänner
verehrten den Staats-Raath zum ersten mit

einer

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] Feſtungen. Alſo machte ihn das Gluͤcke zum
Meiſter/ der Staats-Rath aher zum Landvogt
uͤber alle Laͤnder der Seduſier/ ja zum hoͤchſten
Haupte uͤber der Hermundurer Kriegs-Heere/
und hiermit auch uͤber den Staats-Rath ſelbſt.
Denn wer einem andern die Waffen uͤber gie-
bet/ enteuſſert ſich zugleich ſeiner Herꝛſchafft.
Nach dem aber inzwiſchen Hertzog Jubil mit
denen Marckmaͤnnern voͤllig verglichen war/
und ſie zu ihrer und Jubils Verſicherung eine
ziemliche Kriegs-Macht verſamlet hatten/ fiel
Marbod mit ſeinem des Sieges gewohntem
Heere bey den Marckmaͤnnern ein; welche er
deßwegen fuͤr Feinde der Hermundurer zu er-
klaͤren ſich berechtigt hielt; weil ſie des alten
Bundes vergeſſen/ ihren Tod-Feind Jubil in
ihre Schoos aufgenommen/ und denen Her-
munduren aufzuhalſen ſo viel Waffen verſam̃-
let haͤtten. Marbod aber haͤtte bey nahe durch
ſeine aus vielem Gluͤcke erwachſene Verwegen-
heit ſeine gantze Schantze verſehen. Denn weil
er zu tieff ins Feindes Land ruͤckte/ ward er in
einem Thale rings um von den Marckmaͤn-
nern umſetzt/ und ſein Heer in verzweiffelte
Hungers-Noth geſtuͤrtzt. Alleine dieſe war die
Urſache ſeiner Wolfarth. Denn es iſt kein zum
Siege dienlicher Gewehre/ als die Nothwen-
digkeit zu Siegen. Hingegen war die Sicher-
heit der Marckmaͤnner Verterben. Denn als
dieſe ſich es am wenigſten verſahen/ machte
Marbod an der einen Enge des beſetzten Ge-
buͤrges einen blinden Lermen/ fiel aber an der
andern mit ſo groſſer Tapfferkeit an: daß er
nicht alleine mit ſeinem Heere aus dem Ge-
draͤnge kam/ ſondern auch die Marckmaͤnner
aus dem Felde ſchlug/ und faſt alles Fuß-Volck
mit dem Kriegs-Geraͤthe in ſeine Haͤnde be-
kam. Als Marbod nun hierauf mit Einneh-
mung der Staͤdte beſchaͤfftiget war/ zohe der
tapffere Jubil die euſſeꝛſten Kraͤften der Marck-
maͤuner zuſammen. Mit dieſen ruͤckte er zwar
dem Marbod entgegen; aber er ließ ſich in kein
[Spaltenumbruch] Treffen ein; ſondern ſuchte vielmehr Gelegen-
heit bey ihm vorbey zu gehen/ und bey denen
Hermundurern einzudringen/ in Hoffnung:
daß er daſelbſt groſſen Anhang finden wuͤrde.
Alleine ihm begegnete ein friſches Kriegs-Heer/
und Marbod gieng mit ſeinem ihm in Ruͤcken;
Hingegen verſchmeltzte ſein Volck wie der
Schnee. Wie er ſich nun dergeſtalt zwiſchen
Thuͤr und Angel ſahe/ muſte er dem Feinde ge-
zwungen eine Schlacht lieffern. Welcher
Zwang ſchon eine Erkaͤntniß ſeiner Schwaͤche/
und eine Wahrſagung des Verſpielens iſt.
Gleichwol fochte er ſo tapffer: daß er an ſeiner
Spitze den Feind zweymahl in Unordnung
brachte/ und den Marbod in Schenckel ver-
wundete. Der Marckmaͤnniſche Adel that
gleichfals das euſſerſte; weil nichts minder die
Verzweiffelung als die Tapfferkeit in ihren
Haͤnden die Waffen ſchaͤrffte. Aber endlich
wurden ſie doch uͤbermannet; und wiewol ihrer
wenig von der Wallſtatt entkamen/ entrann
doch Hertzog Jubil nach dreyen in der Schlacht
eingebuͤſten Pferden durch eine wunderſeltzame
Flucht und viel Wildnuͤße in das Gebiete der
Burier. Dieſem Hauptverluſte folgte auf des
klugen und wachſamen Marbods Seiten die
Uberwaͤltigung des gantzen Marckmaͤnniſchen
Gebietes; und muſten alle groſſe Gefangenen
zum grauſamen Schrecken der kleinern uͤber
die Klinge ſpringen; Gleich als wenn Mar-
bods Haupt ohne Abhauung aller hohen Koͤpfe
nicht genung ſichtbar ſeyn koͤnte. Ja dieſe un-
gemeinen Siege Marbods ſetzten die Macht
der Hermundurer in ſo groſſes Anſehen: daß/
ob wol Fuͤrſten freyen Herꝛſchafften ſtets einen
heimlichen Haß nachtragen; und ſo viel be-
nachbarte Herzog Jubils nechſte Bluts-Fꝛeun-
de worden/ die Cherusker und Catten auch in-
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ihn einigen Degen zu zuͤcken. Die Alemaͤnner
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1088[1090]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1152>, abgerufen am 23.11.2024.