Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
gobarden und andere feindliche Völcker in sei-nen Schutz genommen hätte. Alle Römische Flüchtlinge findeten bey ihm ihren Auffenthalt. Er hätte auch nicht minder das Hertze/ als Kräf- ten den Römern einen gewaltigen Streich zu versetzen; welches er zweiffelsfrey schon längst gewagt hätte/ wenn er nicht vorher gantz Deutschland zu bemeistern im Schilde führte. Erreichte er darinnen nun sein Ziel/ möchten für einem so grossen Haupte die Römer nur Gallien und Pannonien räumen/ und für den Deutschen die Alpen/ als Vormauern Jtaliens/ besetzen. Alles dieses aber wäre zu unvermö- gend gewest des mächtigen Tiberius Vorschlä- gen das Gewichte zu halten; wenn nicht eine mit der Fürstin Thusnelde sich ereignende Be- gebnüs beym Tiberius einen absondern Haß gegen den König Marbod erreget/ und ihn auff Saturnins Meinung gebracht hätte. Hiermit erlangte er: daß ihn Kayser August mit sechs frischen Legionen verstärckte; welche er im Früh-Jahre gegen der Donau führte/ in wil- lens daselbst einzubrechen. Saturninus solte auf der andern Seite mit fünff Legionen/ und dreyßig tausend meist Gallischen Hülffs-Völ- ckern bey den Catten den Durchzug erlangen/ sich durch den Hercinischen Wald hauen/ und in das Hertze der Marckmänner/ nemlich in das den Bojen abgenommene Land einbrechen. König Marbod feyerte inzwischen auch nicht; vereinbarte Rathschläge und Kriegs-Macht mit der Quaden Könige Vannius; und solte dieser gegen der Donau/ er selbst gegen der Saa- le und Elbe den Römern die Spitze bieten. Ja er stellte sich wol selbst an/ bald als wenn er in das Cheruskische/ bald in das Norische/ bald in das Pannonische Gebiete einfallen wolte; um der Römer Macht zu zertheilen. Jnsonderheit aber mühte er sich durch kostbare Bothschafften die Pannonier/ Noricher/ Thracier/ Jllyrier/ Dalmatier wieder die Römer in Harnisch zu bringen; weil ein Fürst doch keinen klügern [Spaltenumbruch] Streich thun kan; als wenn er seinem Feinde einen andern in die Haare schicket; und mit dem nicht leichte anbindet; dessen Stärcke man durch keinen Versuch nicht gemässen/ hernach aber der einmahl überwundene nur ein zittern- des/ die Sieger aber zwey feurige Hertzen ha- ben. Dieser Streich glückte dem Marbod so wol: daß/ als Tiberius mit seiner Krieges- Macht schon zu Carmunt an der Donau/ Sa- turnin nahe an der Saale zum Einbruche fer- tig stand; beyden die unvermuthete Zeitung kam: daß hinter ihnen die Dalmatier und Pan- nonier/ in Hoffnung/ Marbod würde vorwerts den Römern genung zu schaffen geben/ wieder die Römer auffgestanden wären/ achthundert tausend bewehrte Leute auf den Beinen hätten/ und zum Theil gar auf das aller Kriegs-Macht entblöste Jtalien einzudringen Anstalt mach- ten. Diese Zeitung verrückte dem Tiberius alle seine Zirckel; Saturninus muste zurück/ um nur die Deutschen zwischen dem Rheine und der Weser im Zaume zu halten/ Tiberius aber nicht allein/ sondern Germanicus und der junge Drusus wurden gezwungen aus allen Ecken die eussersten Kräfften wieder diese schwermenden Völcker/ für denen man schon zu Rom erzitterte/ zusammen zu ziehen/ und anzu- führen. Kayser August selbst muste den König Marbod mit einer prächtigen Botschafft und herrlichen Geschencken besänfftigen. Also muß die Staats-Klugheit/ welche zuweilen mit tro- tzigen Riesen-Schritten gegen einem hergetre- ten/ die Achseln einziehen/ und mit Kniebeugen den Rücken kehren. Die Dalmatier und Pannonier/ welche den
Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
gobarden und andere feindliche Voͤlcker in ſei-nen Schutz genommen haͤtte. Alle Roͤmiſche Fluͤchtlinge findeten bey ihm ihren Auffenthalt. Er haͤtte auch nicht minder das Hertze/ als Kraͤf- ten den Roͤmern einen gewaltigen Streich zu verſetzen; welches er zweiffelsfrey ſchon laͤngſt gewagt haͤtte/ wenn er nicht vorher gantz Deutſchland zu bemeiſtern im Schilde fuͤhrte. Erreichte er darinnen nun ſein Ziel/ moͤchten fuͤr einem ſo groſſen Haupte die Roͤmer nur Gallien und Pannonien raͤumen/ und fuͤr den Deutſchen die Alpen/ als Vormaueꝛn Jtaliens/ beſetzen. Alles dieſes aber waͤre zu unvermoͤ- gend geweſt des maͤchtigen Tiberius Vorſchlaͤ- gen das Gewichte zu halten; wenn nicht eine mit der Fuͤrſtin Thusnelde ſich ereignende Be- gebnuͤs beym Tiberius einen abſondern Haß gegen den Koͤnig Marbod erreget/ und ihn auff Saturnins Meinung gebracht haͤtte. Hiermit erlangte er: daß ihn Kayſer Auguſt mit ſechs friſchen Legionen verſtaͤrckte; welche er im Fruͤh-Jahre gegen der Donau fuͤhrte/ in wil- lens daſelbſt einzubrechen. Saturninus ſolte auf der andern Seite mit fuͤnff Legionen/ und dreyßig tauſend meiſt Galliſchen Huͤlffs-Voͤl- ckern bey den Catten den Durchzug erlangen/ ſich durch den Herciniſchen Wald hauen/ und in das Hertze der Marckmaͤnner/ nemlich in das den Bojen abgenommene Land einbrechen. Koͤnig Marbod feyerte inzwiſchen auch nicht; vereinbarte Rathſchlaͤge und Kriegs-Macht mit der Quaden Koͤnige Vannius; und ſolte dieſer gegen der Donau/ er ſelbſt gegen der Saa- le und Elbe den Roͤmern die Spitze bieten. Ja er ſtellte ſich wol ſelbſt an/ bald als wenn er in das Cheruskiſche/ bald in das Noriſche/ bald in das Pannoniſche Gebiete einfallen wolte; um der Roͤmer Macht zu zertheilen. Jnſonderheit aber muͤhte er ſich durch koſtbare Bothſchafften die Pannonier/ Noricher/ Thracier/ Jllyrier/ Dalmatier wieder die Roͤmer in Harniſch zu bringen; weil ein Fuͤrſt doch keinen kluͤgern [Spaltenumbruch] Streich thun kan; als wenn er ſeinem Feinde einen andern in die Haare ſchicket; und mit dem nicht leichte anbindet; deſſen Staͤrcke man durch keinen Verſuch nicht gemaͤſſen/ hernach aber der einmahl uͤberwundene nur ein zittern- des/ die Sieger aber zwey feurige Hertzen ha- ben. Dieſer Streich gluͤckte dem Marbod ſo wol: daß/ als Tiberius mit ſeiner Krieges- Macht ſchon zu Carmunt an der Donau/ Sa- turnin nahe an der Saale zum Einbruche fer- tig ſtand; beyden die unvermuthete Zeitung kam: daß hinter ihnen die Dalmatier und Pan- nonier/ in Hoffnung/ Marbod wuͤrde vorwerts den Roͤmern genung zu ſchaffen geben/ wieder die Roͤmer auffgeſtanden waͤren/ achthundert tauſend bewehrte Leute auf den Beinen haͤtten/ und zum Theil gar auf das aller Kriegs-Macht entbloͤſte Jtalien einzudringen Anſtalt mach- ten. Dieſe Zeitung verruͤckte dem Tiberius alle ſeine Zirckel; Saturninus muſte zuruͤck/ um nur die Deutſchen zwiſchen dem Rheine und der Weſer im Zaume zu halten/ Tiberius aber nicht allein/ ſondern Germanicus und der junge Druſus wurden gezwungen aus allen Ecken die euſſerſten Kraͤfften wieder dieſe ſchwermenden Voͤlcker/ fuͤr denen man ſchon zu Rom erzitterte/ zuſammen zu ziehen/ und anzu- fuͤhren. Kayſer Auguſt ſelbſt muſte den Koͤnig Marbod mit einer praͤchtigen Botſchafft und herꝛlichen Geſchencken beſaͤnfftigen. Alſo muß die Staats-Klugheit/ welche zuweilen mit tro- tzigen Rieſen-Schritten gegen einem hergetre- ten/ die Achſeln einziehen/ und mit Kniebeugen den Ruͤcken kehren. Die Dalmatier und Pannonier/ welche den
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Siebendes Buch
gobarden und andere feindliche Voͤlcker in ſei-
nen Schutz genommen haͤtte. Alle Roͤmiſche
Fluͤchtlinge findeten bey ihm ihren Auffenthalt.
Er haͤtte auch nicht minder das Hertze/ als Kraͤf-
ten den Roͤmern einen gewaltigen Streich zu
verſetzen; welches er zweiffelsfrey ſchon laͤngſt
gewagt haͤtte/ wenn er nicht vorher gantz
Deutſchland zu bemeiſtern im Schilde fuͤhrte.
Erreichte er darinnen nun ſein Ziel/ moͤchten
fuͤr einem ſo groſſen Haupte die Roͤmer nur
Gallien und Pannonien raͤumen/ und fuͤr den
Deutſchen die Alpen/ als Vormaueꝛn Jtaliens/
beſetzen. Alles dieſes aber waͤre zu unvermoͤ-
gend geweſt des maͤchtigen Tiberius Vorſchlaͤ-
gen das Gewichte zu halten; wenn nicht eine
mit der Fuͤrſtin Thusnelde ſich ereignende Be-
gebnuͤs beym Tiberius einen abſondern Haß
gegen den Koͤnig Marbod erreget/ und ihn auff
Saturnins Meinung gebracht haͤtte. Hiermit
erlangte er: daß ihn Kayſer Auguſt mit ſechs
friſchen Legionen verſtaͤrckte; welche er im
Fruͤh-Jahre gegen der Donau fuͤhrte/ in wil-
lens daſelbſt einzubrechen. Saturninus ſolte
auf der andern Seite mit fuͤnff Legionen/ und
dreyßig tauſend meiſt Galliſchen Huͤlffs-Voͤl-
ckern bey den Catten den Durchzug erlangen/
ſich durch den Herciniſchen Wald hauen/ und in
das Hertze der Marckmaͤnner/ nemlich in das
den Bojen abgenommene Land einbrechen.
Koͤnig Marbod feyerte inzwiſchen auch nicht;
vereinbarte Rathſchlaͤge und Kriegs-Macht
mit der Quaden Koͤnige Vannius; und ſolte
dieſer gegen der Donau/ er ſelbſt gegen der Saa-
le und Elbe den Roͤmern die Spitze bieten. Ja
er ſtellte ſich wol ſelbſt an/ bald als wenn er in
das Cheruskiſche/ bald in das Noriſche/ bald in
das Pannoniſche Gebiete einfallen wolte; um
der Roͤmer Macht zu zertheilen. Jnſonderheit
aber muͤhte er ſich durch koſtbare Bothſchafften
die Pannonier/ Noricher/ Thracier/ Jllyrier/
Dalmatier wieder die Roͤmer in Harniſch zu
bringen; weil ein Fuͤrſt doch keinen kluͤgern
Streich thun kan; als wenn er ſeinem Feinde
einen andern in die Haare ſchicket; und mit dem
nicht leichte anbindet; deſſen Staͤrcke man
durch keinen Verſuch nicht gemaͤſſen/ hernach
aber der einmahl uͤberwundene nur ein zittern-
des/ die Sieger aber zwey feurige Hertzen ha-
ben. Dieſer Streich gluͤckte dem Marbod ſo
wol: daß/ als Tiberius mit ſeiner Krieges-
Macht ſchon zu Carmunt an der Donau/ Sa-
turnin nahe an der Saale zum Einbruche fer-
tig ſtand; beyden die unvermuthete Zeitung
kam: daß hinter ihnen die Dalmatier und Pan-
nonier/ in Hoffnung/ Marbod wuͤrde vorwerts
den Roͤmern genung zu ſchaffen geben/ wieder
die Roͤmer auffgeſtanden waͤren/ achthundert
tauſend bewehrte Leute auf den Beinen haͤtten/
und zum Theil gar auf das aller Kriegs-Macht
entbloͤſte Jtalien einzudringen Anſtalt mach-
ten. Dieſe Zeitung verruͤckte dem Tiberius
alle ſeine Zirckel; Saturninus muſte zuruͤck/
um nur die Deutſchen zwiſchen dem Rheine
und der Weſer im Zaume zu halten/ Tiberius
aber nicht allein/ ſondern Germanicus und der
junge Druſus wurden gezwungen aus allen
Ecken die euſſerſten Kraͤfften wieder dieſe
ſchwermenden Voͤlcker/ fuͤr denen man ſchon zu
Rom erzitterte/ zuſammen zu ziehen/ und anzu-
fuͤhren. Kayſer Auguſt ſelbſt muſte den Koͤnig
Marbod mit einer praͤchtigen Botſchafft und
herꝛlichen Geſchencken beſaͤnfftigen. Alſo muß
die Staats-Klugheit/ welche zuweilen mit tro-
tzigen Rieſen-Schritten gegen einem hergetre-
ten/ die Achſeln einziehen/ und mit Kniebeugen
den Ruͤcken kehren.
Die Dalmatier und Pannonier/ welche
nicht verſtunden: daß man ſchlauer Fuͤrſten
Worte offt wie Traͤume nach dem Wiederſpie-
le verſtehen und auslegen muͤſſe/ ſahen ſich uͤber
Hoffen zwar in Krieg eingewickelt/ aber von
Marbod verlaſſen oder betrogen; welcher den
Pfad des Krieges ſelbſt nicht erkieſete/ den er ih-
nen doch fuͤr ſo heilſam angewieſen hatte; und
den
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