Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Meere kommt/ aber die aller niedlichsten Spei-sen auffgesetzt. Bey währender Mahlzeit liessen die um den Fels schwermenden Sirenen sich mit denen lieblichsten Seitenspielen und Ge- sängen hören. Nach vollbrachter Taffel füg- ten sie sich an ein ander Ufer; da sie denn in dem Meere zweyhundert künstliche Schwimmer in Gestalt der Tritonen gegen einander zu einem Kampffe fertig fanden. Das wunderwürdigste war: daß als Neptun auff einer Muschel zwi- schen sie in die Mitte fuhr/ und seinen Drey- zancks Stab in das Meer stach; alsofort an sel- bigem Orte ein kleiner Felß durch Kunst herfür kam; auff welchem sich ein gantz silberner Tri- ton zeigte; welcher in ein Streit Horn bließ/ und denen gegen einander gerüsteten das Zei- chen zum Kampffe gab. Dieser ward mit der vollkommensten Ordnung/ und mit den seltzam- sten Abwechselungen bewerckstelliget/ endlich aber/ als die unter gedrückten Besiegten nicht anders als wie Endten aus dem Wasser wieder empor kamen; und der silberne Triton auff ei- ner Leyer zum Zeichen des Friedens zu spielen anfieng/ dieser Streit ebenfalls in einen Was- ser-Tantz verkehret. Nach dieser Lust ward in einem grossen Wasser-Kefichte ein aus Egy- pten überbrachter Krocodil und ein Wasser- Pferd loß gelassen; auff welche dreyhundert auf schnellen Nachen ankommende Fischer mit ei- sernen Hacken und Wurff-Spiessen loß gien- gen; iedoch ehe sie ihre Thiere erlegten/ vor et- liche Gefärthen dem Rachen des seine Todten vorher beweinenden Krocodils aufopffern mu- sten. Hierüber rückte die Nacht herbey/ der Himmel ward voller Sternen/ das stille Meer ein kristallener Spiegel; also: daß durch den Gegenschein der Himmel eine blaue See/ die See ein gestirnter Himmel zu seyn schien. Am- phitrite nöthigte die versammleten Götter auch auff ihren Wiesen einige Ergötzung zu genüs- sen. Wie denn auff zusammen gefügten Schif- fen ein schwimmendes/ und mit allen nur er- [Spaltenumbruch] sinnlichen See-Kräutern/ Muscheln/ Schne- cken/ Korallen/ Agstein bedecktes Eyland ans Ufer stieß/ und die eingeladenen Gäste auff- nahm. Sie setzte mehr nicht als eine grosse und zwey kleinere Schüsseln aus Perlen-Mutter auff; in der grossen lagen zweytausend Sorten außerlesener Fische/ in der einen kleinen nichts als Milch von Murenen; in der andern lauter Scarus-Lebern; welche ihrer Köstligkeit hal- ber Jupiters Gehirne genennt wurden. Bey dieser Ergetzligkeit ward noch die Farth des Ulysses/ und der sich ins Meer stürtzenden Si- renen fürgebildet. Zuletzt aber diese schwim- mende Jnsel in so viel Theile zerrissen: daß nur zwey und zwey Stüle auff einem Nachen bey- sammen stehen blieben. Worbey es Livia aber- mahls so meisterlich angegeben hatte: daß der Kayser und Asblaste beysammen; und in der Einsamkeit des Meeres schier allein zurücke blieben. Ein einiger auff einem in Gestalt eines Delphins künstlich gefertigtem Nachen sitzender Triton schwermte um sie her/ und sang gegen Asblasten die in nachfolgenden Reymen ausgedrückte Gedancken des Kaysers: Wenn Venus und ihr Kind auff Purper-Muscheln fährt/ Jn einen Tag die düstre Nacht/ Jn's Ruder seinen Pfeil/ Scarlat in's Segel kehrt/ Den Wind mit seinen Flügeln macht; Wenn Meer und Flut Safier und Perlen scheinen/ Wenn Klipp' und Strand gleicht schönsten Edelsteinen; So geht doch dieser Aufzug hier Der Liebes-Götter Schiffarth für. Der Westwind seuffz't/ das Meer steckt sich in Liebes-Glut/ Bon dieser neuen Göttin an. Die Morgenröthe fleucht/ nach dem ihr Haar die Flut Viel herrlicher vergülden kan. Jhr Hals läßt Perl'n/ ihr Rosen-Mund Korallen/ Jhr Athem Musch auff Doris Wiesen fallen; Sie wandelt's Meer in's Himmelreich; Denn sie ist selbst der Sonne gleich. Durch ihren süssen Reitz wird ieder Fisch verliebt. Die Muschel fügt zur Muschel sich; Man sieht: wie ein Delfin dem andern Küsse giebt; Und dieses Feuer quäl't auch mich. Mein
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Meere kommt/ aber die aller niedlichſten Spei-ſen auffgeſetzt. Bey waͤhrender Mahlzeit lieſſen die um den Fels ſchwermenden Sirenen ſich mit denen lieblichſten Seitenſpielen und Ge- ſaͤngen hoͤren. Nach vollbrachter Taffel fuͤg- ten ſie ſich an ein ander Ufer; da ſie denn in dem Meere zweyhundert kuͤnſtliche Schwimmer in Geſtalt der Tritonen gegen einander zu einem Kampffe fertig fanden. Das wunderwuͤrdigſte war: daß als Neptun auff einer Muſchel zwi- ſchen ſie in die Mitte fuhr/ und ſeinen Drey- zancks Stab in das Meer ſtach; alſofort an ſel- bigem Orte ein kleiner Felß durch Kunſt herfuͤr kam; auff welchem ſich ein gantz ſilberner Tri- ton zeigte; welcher in ein Streit Horn bließ/ und denen gegen einander geruͤſteten das Zei- chen zum Kampffe gab. Dieſer ward mit der vollkommenſten Ordnung/ und mit den ſeltzam- ſten Abwechſelungen bewerckſtelliget/ endlich aber/ als die unter gedruͤckten Beſiegten nicht anders als wie Endten aus dem Waſſer wieder empor kamen; und der ſilberne Triton auff ei- ner Leyer zum Zeichen des Friedens zu ſpielen anfieng/ dieſer Streit ebenfalls in einen Waſ- ſer-Tantz verkehret. Nach dieſer Luſt ward in einem groſſen Waſſer-Kefichte ein aus Egy- pten uͤberbrachter Krocodil und ein Waſſer- Pferd loß gelaſſen; auff welche dreyhundert auf ſchnellen Nachen ankommende Fiſcher mit ei- ſernen Hacken und Wurff-Spieſſen loß gien- gen; iedoch ehe ſie ihre Thiere erlegten/ vor et- liche Gefaͤrthen dem Rachen des ſeine Todten vorher beweinenden Krocodils aufopffern mu- ſten. Hieruͤber ruͤckte die Nacht herbey/ der Himmel ward voller Sternen/ das ſtille Meer ein kriſtallener Spiegel; alſo: daß durch den Gegenſchein der Himmel eine blaue See/ die See ein geſtirnter Himmel zu ſeyn ſchien. Am- phitrite noͤthigte die verſammleten Goͤtter auch auff ihren Wieſen einige Ergoͤtzung zu genuͤſ- ſen. Wie denn auff zuſammen gefuͤgten Schif- fen ein ſchwimmendes/ und mit allen nur er- [Spaltenumbruch] ſinnlichen See-Kraͤutern/ Muſcheln/ Schne- cken/ Korallen/ Agſtein bedecktes Eyland ans Ufer ſtieß/ und die eingeladenen Gaͤſte auff- nahm. Sie ſetzte mehr nicht als eine groſſe und zwey kleinere Schuͤſſeln aus Perlen-Mutter auff; in der groſſen lagen zweytauſend Sorten außerleſener Fiſche/ in der einen kleinen nichts als Milch von Murenen; in der andern lauter Scarus-Lebern; welche ihrer Koͤſtligkeit hal- ber Jupiters Gehirne genennt wurden. Bey dieſer Ergetzligkeit ward noch die Farth des Ulyſſes/ und der ſich ins Meer ſtuͤrtzenden Si- renen fuͤrgebildet. Zuletzt aber dieſe ſchwim- mende Jnſel in ſo viel Theile zerriſſen: daß nur zwey und zwey Stuͤle auff einem Nachen bey- ſammen ſtehen blieben. Worbey es Livia aber- mahls ſo meiſterlich angegeben hatte: daß der Kayſer und Asblaſte beyſammen; und in der Einſamkeit des Meeres ſchier allein zuruͤcke blieben. Ein einiger auff einem in Geſtalt eines Delphins kuͤnſtlich gefertigtem Nachen ſitzender Triton ſchwermte um ſie her/ und ſang gegen Asblaſten die in nachfolgenden Reymen ausgedruͤckte Gedancken des Kayſers: Wenn Venus und ihr Kind auff Purper-Muſcheln faͤhrt/ Jn einen Tag die duͤſtre Nacht/ Jn’s Ruder ſeinen Pfeil/ Scarlat in’s Segel kehrt/ Den Wind mit ſeinen Fluͤgeln macht; Wenn Meer und Flut Safier und Perlen ſcheinen/ Wenn Klipp’ und Strand gleicht ſchoͤnſten Edelſteinen; So geht doch dieſer Aufzug hier Der Liebes-Goͤtter Schiffarth fuͤr. Der Weſtwind ſeuffz’t/ das Meer ſteckt ſich in Liebes-Glut/ Bon dieſer neuen Goͤttin an. Die Morgenroͤthe fleucht/ nach dem ihr Haar die Flut Viel herrlicher verguͤlden kan. Jhr Hals laͤßt Perl’n/ ihr Roſen-Mund Korallen/ Jhr Athem Muſch auff Doris Wieſen fallen; Sie wandelt’s Meer in’s Himmelreich; Denn ſie iſt ſelbſt der Sonne gleich. Durch ihren ſuͤſſen Reitz wird ieder Fiſch verliebt. Die Muſchel fuͤgt zur Muſchel ſich; Man ſieht: wie ein Delfin dem andern Kuͤſſe giebt; Und dieſes Feuer quaͤl’t auch mich. Mein
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Arminius und Thußnelda.
Meere kommt/ aber die aller niedlichſten Spei-
ſen auffgeſetzt. Bey waͤhrender Mahlzeit lieſſen
die um den Fels ſchwermenden Sirenen ſich
mit denen lieblichſten Seitenſpielen und Ge-
ſaͤngen hoͤren. Nach vollbrachter Taffel fuͤg-
ten ſie ſich an ein ander Ufer; da ſie denn in dem
Meere zweyhundert kuͤnſtliche Schwimmer in
Geſtalt der Tritonen gegen einander zu einem
Kampffe fertig fanden. Das wunderwuͤrdigſte
war: daß als Neptun auff einer Muſchel zwi-
ſchen ſie in die Mitte fuhr/ und ſeinen Drey-
zancks Stab in das Meer ſtach; alſofort an ſel-
bigem Orte ein kleiner Felß durch Kunſt herfuͤr
kam; auff welchem ſich ein gantz ſilberner Tri-
ton zeigte; welcher in ein Streit Horn bließ/
und denen gegen einander geruͤſteten das Zei-
chen zum Kampffe gab. Dieſer ward mit der
vollkommenſten Ordnung/ und mit den ſeltzam-
ſten Abwechſelungen bewerckſtelliget/ endlich
aber/ als die unter gedruͤckten Beſiegten nicht
anders als wie Endten aus dem Waſſer wieder
empor kamen; und der ſilberne Triton auff ei-
ner Leyer zum Zeichen des Friedens zu ſpielen
anfieng/ dieſer Streit ebenfalls in einen Waſ-
ſer-Tantz verkehret. Nach dieſer Luſt ward in
einem groſſen Waſſer-Kefichte ein aus Egy-
pten uͤberbrachter Krocodil und ein Waſſer-
Pferd loß gelaſſen; auff welche dreyhundert auf
ſchnellen Nachen ankommende Fiſcher mit ei-
ſernen Hacken und Wurff-Spieſſen loß gien-
gen; iedoch ehe ſie ihre Thiere erlegten/ vor et-
liche Gefaͤrthen dem Rachen des ſeine Todten
vorher beweinenden Krocodils aufopffern mu-
ſten. Hieruͤber ruͤckte die Nacht herbey/ der
Himmel ward voller Sternen/ das ſtille Meer
ein kriſtallener Spiegel; alſo: daß durch den
Gegenſchein der Himmel eine blaue See/ die
See ein geſtirnter Himmel zu ſeyn ſchien. Am-
phitrite noͤthigte die verſammleten Goͤtter auch
auff ihren Wieſen einige Ergoͤtzung zu genuͤſ-
ſen. Wie denn auff zuſammen gefuͤgten Schif-
fen ein ſchwimmendes/ und mit allen nur er-
ſinnlichen See-Kraͤutern/ Muſcheln/ Schne-
cken/ Korallen/ Agſtein bedecktes Eyland ans
Ufer ſtieß/ und die eingeladenen Gaͤſte auff-
nahm. Sie ſetzte mehr nicht als eine groſſe und
zwey kleinere Schuͤſſeln aus Perlen-Mutter
auff; in der groſſen lagen zweytauſend Sorten
außerleſener Fiſche/ in der einen kleinen nichts
als Milch von Murenen; in der andern lauter
Scarus-Lebern; welche ihrer Koͤſtligkeit hal-
ber Jupiters Gehirne genennt wurden. Bey
dieſer Ergetzligkeit ward noch die Farth des
Ulyſſes/ und der ſich ins Meer ſtuͤrtzenden Si-
renen fuͤrgebildet. Zuletzt aber dieſe ſchwim-
mende Jnſel in ſo viel Theile zerriſſen: daß nur
zwey und zwey Stuͤle auff einem Nachen bey-
ſammen ſtehen blieben. Worbey es Livia aber-
mahls ſo meiſterlich angegeben hatte: daß der
Kayſer und Asblaſte beyſammen; und in der
Einſamkeit des Meeres ſchier allein zuruͤcke
blieben. Ein einiger auff einem in Geſtalt
eines Delphins kuͤnſtlich gefertigtem Nachen
ſitzender Triton ſchwermte um ſie her/ und ſang
gegen Asblaſten die in nachfolgenden Reymen
ausgedruͤckte Gedancken des Kayſers:
Wenn Venus und ihr Kind auff Purper-Muſcheln faͤhrt/
Jn einen Tag die duͤſtre Nacht/
Jn’s Ruder ſeinen Pfeil/ Scarlat in’s Segel kehrt/
Den Wind mit ſeinen Fluͤgeln macht;
Wenn Meer und Flut Safier und Perlen ſcheinen/
Wenn Klipp’ und Strand gleicht ſchoͤnſten Edelſteinen;
So geht doch dieſer Aufzug hier
Der Liebes-Goͤtter Schiffarth fuͤr.
Der Weſtwind ſeuffz’t/ das Meer ſteckt ſich in Liebes-Glut/
Bon dieſer neuen Goͤttin an.
Die Morgenroͤthe fleucht/ nach dem ihr Haar die Flut
Viel herrlicher verguͤlden kan.
Jhr Hals laͤßt Perl’n/ ihr Roſen-Mund Korallen/
Jhr Athem Muſch auff Doris Wieſen fallen;
Sie wandelt’s Meer in’s Himmelreich;
Denn ſie iſt ſelbſt der Sonne gleich.
Durch ihren ſuͤſſen Reitz wird ieder Fiſch verliebt.
Die Muſchel fuͤgt zur Muſchel ſich;
Man ſieht: wie ein Delfin dem andern Kuͤſſe giebt;
Und dieſes Feuer quaͤl’t auch mich.
Mein
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