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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Achtes Buch
[Spaltenumbruch] feurige Mahlwercke aufgestürtzt; insonderheit
wie die des Servilius Tullus Haupt umge-
bende Flamme ihm die Römische Krone/ die
brennenden Lantzen den Römern den Sieg
wieder die Sabiner/ der opffernden Lavinia
das Feuer die Emporklimmung ihres Ge-
schlechtes wahrgesaget; die dem grossen Ale-
xander auf den Hals dringenden Jndianer er-
schrecket; den die Stadt Syracusa belägern-
den Nicias seine Feuerwercke beschirmet/ und
der vom Demetrius angezündete Wald die
Spartaner gerochen; endlich wie unterschie-
dene Deutsche Frauen-Zimmer nicht anders/
als die Priesterinnen der Persischen Diana
durch unversehrende Betretung glüender
Kohlen/ und Betastung feuriger Brände ihre
Keuschheit bewehret hatten. Die Taffel hatte
sie in einer tunckeln Höle/ theils wegen der ü-
bermäßigen Mittags-Hitze; theils: daß sie den
Nutzen ihres heiligen Feuers angewehren kön-
te/ bestellet. Denn sie ließ ihr/ wie Vestalische
Jungfrauen/ aufgeputztes/ und zu Bedienung
dieser Götter bestelltes Frauen-Zimmer in ei-
nem einwerts geschliffenem Stahl- oder Brenn-
Spiegel/ darinnen sich die Sonnen-Strah-
len zusammen in einen Mittelpunct zwängten/
eine gleichsam himmlische Flamme anstecken.
Diese zündete das mitten in der Höle auffge-
setzte/ und aus eitel wolrüchendem Talcke und
eingeamberten Wachs bereitete Bild der Por-
cia an/ und erleuchtete durch das sie verzehren-
de Licht die Höle. Die auff allen Fall eben so
hertzhafft/ als Porcia zu sterben entschlossene
Fürstin Asblaste hatte nicht ohne Nachdencken
an den Fuß dieses brennenden Bildes schreiben
lassen:

Hier brennet Porcia; doch ist ihr Brand ein Licht
Unglucklichen den Tod/ die Ruhms-Bahn uns zu zeigen/
Wenn unser Geist sich soll für Glück und Siegern neigen;
Wenn jenen thör'chle Gunst gönnt Gifft und Messer nicht;
Weil dem/ der sterben will/ kein Mittel nie gebricht.
Auch jagt ein glüend Brand nur Schrecken ein den Feigen.
Die Thränen/ die hier falln/ die Seuffzer/ die hier steigen/
Sind Wehmuth/ die mehr uns als Porcien anficht.
[Spaltenumbruch]
Die Kohlen/ die sie schlingt/ gebehrn ihr keine Pein.
Denn ihrer Liebe Glut/ ihr sehnliches Verlangen
Des todten Vaters Geist/ den Eh-Herrn zu umfangen
Jst heisser/ als kein Brand um Schmeltz und Grtzt kan seyn.
So plagt und tödtet nun der/ der den Tod uns wehret.
Die aber lebt/ die sich in Asche so verkehret.

Die Taffel verlängerte sich mit allem Fleiße
biß in den sinckenden Abend; Da denn As-
blaste einen Aufzug hundert Jndianischer
Frauen fürstellte; welche in einem künstlichen
Tantze einen Holtzstoß aufbauten/ selbten mit
allerhand wolrüchenden Zunder anfüllten; dar-
auff sich endlich ihre ziemlich lebhafft gebilde-
te Königin setzte/ welche zwischen denen kra-
chenden Flammen ihren Leib dem Geiste ihres
verstorbenen Ehgemahls aufopfferte. Wel-
ches Trauerspiel so artlich eingerichtet war:
daß die meisten Zuschauer diese Verbrennung
für die rechte Warheit aufnahmen. An dem
lodernden Holtz-Stosse stiegen auch allerhand
Lust-Feuer mit nachdencklichen Bildungen
empor; welche sich endlich in einen fenrigen
Regen verwandelten; und das an einem erho-
benen Orte aufgestellte Bild der Semele an-
zündeten; daß es hernach in Asche zerfiel/ zu
einer denckwürdigen Erinnerung: wie gefähr-
lich es sey sich in der Liebe allzuhoch zu verstei-
gen.

Lucius führte den neundten Tag sie auff
das Lust-Hauß des Kriegs-Gottes; welches
zwischen eitel rauen und unfruchtbaren Klip-
pen lag. Seine Zierrathen bestunden in eitel
Stürme/ Brand und Schlachten abbildenden
Gemählden. Die Taffel war auffs köstlichste
bestellt/ aber ohne Brod/ vielleicht/ weil nichts
minder der feurige Kriegs-Stern/ als der
Krieg selbst die Saaten/ ja gleichsam Laub und
Graß versenget. Nach der Taffel erlustigte
er seine Gäste mit einem künstlichen Roß-Tan-
tze; darinnen Jupiter und Mars mit einander
stritten; welcher unter ihnen zu der Hoheit der
Stadt Rom am meisten beygetragen hätte.
Jupiter hatte auff seiner Seite zwantzig Cre-

tensische

Achtes Buch
[Spaltenumbruch] feurige Mahlwercke aufgeſtuͤrtzt; inſonderheit
wie die des Servilius Tullus Haupt umge-
bende Flamme ihm die Roͤmiſche Krone/ die
brennenden Lantzen den Roͤmern den Sieg
wieder die Sabiner/ der opffernden Lavinia
das Feuer die Emporklimmung ihres Ge-
ſchlechtes wahrgeſaget; die dem groſſen Ale-
xander auf den Hals dringenden Jndianer er-
ſchrecket; den die Stadt Syracuſa belaͤgern-
den Nicias ſeine Feuerwercke beſchirmet/ und
der vom Demetrius angezuͤndete Wald die
Spartaner gerochen; endlich wie unterſchie-
dene Deutſche Frauen-Zimmer nicht anders/
als die Prieſterinnen der Perſiſchen Diana
durch unverſehrende Betretung gluͤender
Kohlen/ und Betaſtung feuriger Braͤnde ihre
Keuſchheit bewehret hatten. Die Taffel hatte
ſie in einer tunckeln Hoͤle/ theils wegen der uͤ-
bermaͤßigen Mittags-Hitze; theils: daß ſie den
Nutzen ihres heiligen Feuers angewehren koͤn-
te/ beſtellet. Denn ſie ließ ihr/ wie Veſtaliſche
Jungfrauen/ aufgeputztes/ und zu Bedienung
dieſer Goͤtter beſtelltes Frauen-Zimmer in ei-
nem einwerts geſchliffenem Stahl- oder Breñ-
Spiegel/ darinnen ſich die Sonnen-Strah-
len zuſammen in einen Mittelpunct zwaͤngten/
eine gleichſam himmliſche Flamme anſtecken.
Dieſe zuͤndete das mitten in der Hoͤle auffge-
ſetzte/ und aus eitel wolruͤchendem Talcke und
eingeamberten Wachs bereitete Bild der Por-
cia an/ und erleuchtete durch das ſie verzehren-
de Licht die Hoͤle. Die auff allen Fall eben ſo
hertzhafft/ als Porcia zu ſterben entſchloſſene
Fuͤrſtin Asblaſte hatte nicht ohne Nachdencken
an den Fuß dieſes brennenden Bildes ſchreiben
laſſen:

Hier brennet Porcia; doch iſt ihr Brand ein Licht
Unglůcklichen den Tod/ die Ruhms-Bahn uns zu zeigen/
Wenn unſer Geiſt ſich ſoll fuͤr Gluͤck und Siegern neigen;
Wenn jenen thoͤr’chle Gunſt goͤnnt Gifft und Meſſer nicht;
Weil dem/ der ſterben will/ kein Mittel nie gebricht.
Auch jagt ein gluͤend Brand nur Schrecken ein den Feigen.
Die Thraͤnen/ die hier falln/ die Seuffzer/ die hier ſteigen/
Sind Wehmuth/ die mehr uns als Porcien anficht.
[Spaltenumbruch]
Die Kohlen/ die ſie ſchlingt/ gebehrn ihr keine Pein.
Denn ihrer Liebe Glut/ ihr ſehnliches Verlangen
Des todten Vaters Geiſt/ den Eh-Herrn zu umfangen
Jſt heiſſer/ als kein Brand um Schmeltz und Grtzt kan ſeyn.
So plagt und toͤdtet nun der/ der den Tod uns wehret.
Die aber lebt/ die ſich in Aſche ſo verkehret.

Die Taffel verlaͤngerte ſich mit allem Fleiße
biß in den ſinckenden Abend; Da denn As-
blaſte einen Aufzug hundert Jndianiſcher
Frauen fuͤrſtellte; welche in einem kuͤnſtlichen
Tantze einen Holtzſtoß aufbauten/ ſelbten mit
allerhand wolruͤchenden Zunder anfuͤllten; dar-
auff ſich endlich ihre ziemlich lebhafft gebilde-
te Koͤnigin ſetzte/ welche zwiſchen denen kra-
chenden Flammen ihren Leib dem Geiſte ihres
verſtorbenen Ehgemahls aufopfferte. Wel-
ches Trauerſpiel ſo artlich eingerichtet war:
daß die meiſten Zuſchauer dieſe Verbrennung
fuͤr die rechte Warheit aufnahmen. An dem
lodernden Holtz-Stoſſe ſtiegen auch allerhand
Luſt-Feuer mit nachdencklichen Bildungen
empor; welche ſich endlich in einen fenrigen
Regen verwandelten; und das an einem erho-
benen Orte aufgeſtellte Bild der Semele an-
zuͤndeten; daß es hernach in Aſche zerfiel/ zu
einer denckwuͤrdigen Erinnerung: wie gefaͤhr-
lich es ſey ſich in der Liebe allzuhoch zu verſtei-
gen.

Lucius fuͤhrte den neundten Tag ſie auff
das Luſt-Hauß des Kriegs-Gottes; welches
zwiſchen eitel rauen und unfruchtbaren Klip-
pen lag. Seine Zierrathen beſtunden in eitel
Stuͤrme/ Brand und Schlachten abbildenden
Gemaͤhlden. Die Taffel war auffs koͤſtlichſte
beſtellt/ aber ohne Brod/ vielleicht/ weil nichts
minder der feurige Kriegs-Stern/ als der
Krieg ſelbſt die Saaten/ ja gleichſam Laub und
Graß verſenget. Nach der Taffel erluſtigte
er ſeine Gaͤſte mit einem kuͤnſtlichen Roß-Tan-
tze; darinnen Jupiter und Mars mit einander
ſtritten; welcher unter ihnen zu der Hoheit der
Stadt Rom am meiſten beygetragen haͤtte.
Jupiter hatte auff ſeiner Seite zwantzig Cre-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1204[1206]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1270>, abgerufen am 23.11.2024.