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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] König/ ein König der Könige; ein Bruder der
Sonne und des Monden/ ein Anverwandter
der Gestirne; ein Sohn des Feuers/ ein Herr
der Welt geheissen ward. Nach dem Könige
folgten abermals zwantzig gantz geharnschte
Persische Fürsten; und hierauf eine Menge
Kamele mit Senften/ darinnen das Königliche
Frauenzimmer eingesperret war. Und endlich
beschlossen hundert in blauen Damast gekleide-
te/ und wie die erstern gerüsteten Perser diesen
Aufzug; welche/ nachdem die Deutschen und
Scythen sich inzwischen auf die breite Nord-
Seite des Schauplatzes gesetzt hatten/ sich auff
das West-Theil der Sud-Seiten den Deut-
schen gleich gegen über in Schlacht-Ordnung
stellten; ieder Perser aber vorher in einen für
dem Könige stehenden Korb einen mit seinem
Nahmen gezeichneten Pfeil warff; welches die-
ses Volck für allen Treffen zu thun pflegte/
umb hernach von denen gebliebenen Gewißheit
zu haben. Unterdessen kam zu dem vierdten
Thore eine Anzahl Jndianischer Heerpäucker;
und derer/ welche in ein gewisses Rohr bliessen.
Hier auf ritten hundert in weisse baumwollene
Leinwand biß auf die Füsse gekleidete Jndia-
ner. Die Häupter waren mit bundten seide-
nen Tüchern umbhüllet; an den Ohren hien-
gen helffenbeinerne Kugeln. Sintemal die
Ohrgehencke nichts minder/ als bey den Grie-
chen/ wie bey den Römern die güldenen Ringe
an Fingern/ und die kleinen Monden auf den
Schuhen ein Merckmal des Adels sind. Etliche
hatten Schuh aus Baum-Rinden/ etliche aus
weissem wiewohl mit andern Farben geputzten
Leder mit hohen Absätzen. Auf dem Rücken
führten sie in einem güldenen Köcher Pfeile
aus Jndischem Schilffe eines Mannes lang;
auf der Seite einen zierlichen Bogen/ den sie mit
den Füssen spannen/ und darmit durch Stahl
und Eisen schüssen. Diesen folgte ein güldener
mit zwey einhörnrichten Thieren gezogener
Wagen/ auf welchem das Riesen-Bild des von
[Spaltenumbruch] ihnen verehrten Hercules zu sehen war. Hier-
auf ritten in den Schauplatz hundert eben so aus-
gerüstete Jndianer/ nur daß ihr Gewand weisse
mit Golde durchzogene Seide/ die Ohrgehencke
Edelgesteine waren/ und sie noch darzu perlene
Halsbänder umbhatten. Diesen folgte ein
von Tiegern gezogener Wagen mit dem Bilde
des Bacchus/ welcher ihnen die ersten Frie-
dens- und Kriegs-Gesetze gegeben/ sie Wein
und Städte zu bauen gelehret haben soll. Und
hierauf abermals eine noch reicher mit Gold
gekleidete Reiterey von hundert Pferden.
Nach diesem erschien ein weisser Elefant von
ungemeiner Grösse mit Goldstücke bedeckt;
welchem seine vergüldete Speise-Gefässe für-
getragen wurden. Diesem folgten zwantzig
Jndianische Fürsten in Goldstücke/ darein aller-
hand seltzame Vögel gewebt waren/ derer Haupt/
Hals und Waffen von Edelgesteinen schimmer-
ten; und auf diese der König (welchen hier
Fürst Jubil vertrat) auf einem grossen gethürm-
ten mit Golde gantz überdeckten Elefanten;
dessen Kleid Purper/ in selbten aber eitel gül-
dene Drachen gestückt; die Hauptbinden über
und über mit grossen Perlen/ die Waffen
mit Diamanten bedeckt waren. Hinter
ihm stand ein Weib/ welche ihm die Haa-
re kämmete. Der Thurm/ in dem er
saß/ war mit frembden Zweigen umbfloch-
ten/ und in selbte redende Papegoyen und
andere singende Vögel angebunden. Umb
den Elefanten rings herumb giengen zwan-
tzig Mohren-Knaben mit silbernen
Rauch-Fässern/ welche von Aloe/ Casi/
Arom und Weyrauche loderten. Nach
dem Könige erschienen abermals zwan-
tzig köstlich-aufgeputzte Fürsten; nach die-
sen fünf Elefanten/ welche Wechsels-weise
bey ihrem Herrn die Wache zu halten
abgerichtet waren; und endlich zwey hun-
dert gerüstete edle Jndianer; die alle
neben denen Persen sich gegen die Scythen in

Schlacht-

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] Koͤnig/ ein Koͤnig der Koͤnige; ein Bruder der
Sonne und des Monden/ ein Anverwandter
der Geſtirne; ein Sohn des Feuers/ ein Herr
der Welt geheiſſen ward. Nach dem Koͤnige
folgten abermals zwantzig gantz geharnſchte
Perſiſche Fuͤrſten; und hierauf eine Menge
Kamele mit Senften/ darinnen das Koͤnigliche
Frauenzimmer eingeſperret war. Und endlich
beſchloſſen hundert in blauen Damaſt gekleide-
te/ und wie die erſtern geruͤſteten Perſer dieſen
Aufzug; welche/ nachdem die Deutſchen und
Scythen ſich inzwiſchen auf die breite Nord-
Seite des Schauplatzes geſetzt hatten/ ſich auff
das Weſt-Theil der Sud-Seiten den Deut-
ſchen gleich gegen uͤber in Schlacht-Ordnung
ſtellten; ieder Perſer aber vorher in einen fuͤr
dem Koͤnige ſtehenden Korb einen mit ſeinem
Nahmen gezeichneten Pfeil warff; welches die-
ſes Volck fuͤr allen Treffen zu thun pflegte/
umb hernach von denen gebliebenen Gewißheit
zu haben. Unterdeſſen kam zu dem vierdten
Thore eine Anzahl Jndianiſcher Heerpaͤucker;
und derer/ welche in ein gewiſſes Rohr blieſſen.
Hier auf ritten hundert in weiſſe baumwollene
Leinwand biß auf die Fuͤſſe gekleidete Jndia-
ner. Die Haͤupter waren mit bundten ſeide-
nen Tuͤchern umbhuͤllet; an den Ohren hien-
gen helffenbeinerne Kugeln. Sintemal die
Ohrgehencke nichts minder/ als bey den Grie-
chen/ wie bey den Roͤmern die guͤldenen Ringe
an Fingern/ und die kleinen Monden auf den
Schuhen ein Merckmal des Adels ſind. Etliche
hatten Schuh aus Baum-Rinden/ etliche aus
weiſſem wiewohl mit andern Farben geputzten
Leder mit hohen Abſaͤtzen. Auf dem Ruͤcken
fuͤhrten ſie in einem guͤldenen Koͤcher Pfeile
aus Jndiſchem Schilffe eines Mannes lang;
auf der Seite einen zierlichen Bogen/ den ſie mit
den Fuͤſſen ſpannen/ und darmit durch Stahl
und Eiſen ſchuͤſſen. Dieſen folgte ein guͤldener
mit zwey einhoͤrnrichten Thieren gezogener
Wagen/ auf welchem das Rieſen-Bild des von
[Spaltenumbruch] ihnen verehrten Hercules zu ſehen war. Hier-
auf ꝛitten in den Schauplatz hundeꝛt eben ſo aus-
geruͤſtete Jndianer/ nur daß ihr Gewand weiſſe
mit Golde durchzogene Seide/ die Ohrgehencke
Edelgeſteine waren/ und ſie noch darzu perlene
Halsbaͤnder umbhatten. Dieſen folgte ein
von Tiegern gezogener Wagen mit dem Bilde
des Bacchus/ welcher ihnen die erſten Frie-
dens- und Kriegs-Geſetze gegeben/ ſie Wein
und Staͤdte zu bauen gelehret haben ſoll. Und
hierauf abermals eine noch reicher mit Gold
gekleidete Reiterey von hundert Pferden.
Nach dieſem erſchien ein weiſſer Elefant von
ungemeiner Groͤſſe mit Goldſtuͤcke bedeckt;
welchem ſeine verguͤldete Speiſe-Gefaͤſſe fuͤr-
getragen wurden. Dieſem folgten zwantzig
Jndianiſche Fuͤrſten in Goldſtuͤcke/ darein aller-
hand ſeltzame Voͤgel gewebt waꝛen/ deꝛeꝛ Haupt/
Hals und Waffen von Edelgeſteinen ſchimmer-
ten; und auf dieſe der Koͤnig (welchen hier
Fuͤrſt Jubil vertrat) auf einem groſſen gethuͤrm-
ten mit Golde gantz uͤberdeckten Elefanten;
deſſen Kleid Purper/ in ſelbten aber eitel guͤl-
dene Drachen geſtuͤckt; die Hauptbinden uͤber
und uͤber mit groſſen Perlen/ die Waffen
mit Diamanten bedeckt waren. Hinter
ihm ſtand ein Weib/ welche ihm die Haa-
re kaͤmmete. Der Thurm/ in dem er
ſaß/ war mit frembden Zweigen umbfloch-
ten/ und in ſelbte redende Papegoyen und
andere ſingende Voͤgel angebunden. Umb
den Elefanten rings herumb giengen zwan-
tzig Mohren-Knaben mit ſilbernen
Rauch-Faͤſſern/ welche von Aloe/ Caſi/
Arom und Weyrauche loderten. Nach
dem Koͤnige erſchienen abermals zwan-
tzig koͤſtlich-aufgeputzte Fuͤrſten; nach die-
ſen fuͤnf Elefanten/ welche Wechſels-weiſe
bey ihrem Herrn die Wache zu halten
abgerichtet waren; und endlich zwey hun-
dert geruͤſtete edle Jndianer; die alle
neben denen Perſen ſich gegen die Scythen in

Schlacht-
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[1372[1374]/1440] Neuntes Buch Koͤnig/ ein Koͤnig der Koͤnige; ein Bruder der Sonne und des Monden/ ein Anverwandter der Geſtirne; ein Sohn des Feuers/ ein Herr der Welt geheiſſen ward. Nach dem Koͤnige folgten abermals zwantzig gantz geharnſchte Perſiſche Fuͤrſten; und hierauf eine Menge Kamele mit Senften/ darinnen das Koͤnigliche Frauenzimmer eingeſperret war. Und endlich beſchloſſen hundert in blauen Damaſt gekleide- te/ und wie die erſtern geruͤſteten Perſer dieſen Aufzug; welche/ nachdem die Deutſchen und Scythen ſich inzwiſchen auf die breite Nord- Seite des Schauplatzes geſetzt hatten/ ſich auff das Weſt-Theil der Sud-Seiten den Deut- ſchen gleich gegen uͤber in Schlacht-Ordnung ſtellten; ieder Perſer aber vorher in einen fuͤr dem Koͤnige ſtehenden Korb einen mit ſeinem Nahmen gezeichneten Pfeil warff; welches die- ſes Volck fuͤr allen Treffen zu thun pflegte/ umb hernach von denen gebliebenen Gewißheit zu haben. Unterdeſſen kam zu dem vierdten Thore eine Anzahl Jndianiſcher Heerpaͤucker; und derer/ welche in ein gewiſſes Rohr blieſſen. Hier auf ritten hundert in weiſſe baumwollene Leinwand biß auf die Fuͤſſe gekleidete Jndia- ner. Die Haͤupter waren mit bundten ſeide- nen Tuͤchern umbhuͤllet; an den Ohren hien- gen helffenbeinerne Kugeln. Sintemal die Ohrgehencke nichts minder/ als bey den Grie- chen/ wie bey den Roͤmern die guͤldenen Ringe an Fingern/ und die kleinen Monden auf den Schuhen ein Merckmal des Adels ſind. Etliche hatten Schuh aus Baum-Rinden/ etliche aus weiſſem wiewohl mit andern Farben geputzten Leder mit hohen Abſaͤtzen. Auf dem Ruͤcken fuͤhrten ſie in einem guͤldenen Koͤcher Pfeile aus Jndiſchem Schilffe eines Mannes lang; auf der Seite einen zierlichen Bogen/ den ſie mit den Fuͤſſen ſpannen/ und darmit durch Stahl und Eiſen ſchuͤſſen. Dieſen folgte ein guͤldener mit zwey einhoͤrnrichten Thieren gezogener Wagen/ auf welchem das Rieſen-Bild des von ihnen verehrten Hercules zu ſehen war. Hier- auf ꝛitten in den Schauplatz hundeꝛt eben ſo aus- geruͤſtete Jndianer/ nur daß ihr Gewand weiſſe mit Golde durchzogene Seide/ die Ohrgehencke Edelgeſteine waren/ und ſie noch darzu perlene Halsbaͤnder umbhatten. Dieſen folgte ein von Tiegern gezogener Wagen mit dem Bilde des Bacchus/ welcher ihnen die erſten Frie- dens- und Kriegs-Geſetze gegeben/ ſie Wein und Staͤdte zu bauen gelehret haben ſoll. Und hierauf abermals eine noch reicher mit Gold gekleidete Reiterey von hundert Pferden. Nach dieſem erſchien ein weiſſer Elefant von ungemeiner Groͤſſe mit Goldſtuͤcke bedeckt; welchem ſeine verguͤldete Speiſe-Gefaͤſſe fuͤr- getragen wurden. Dieſem folgten zwantzig Jndianiſche Fuͤrſten in Goldſtuͤcke/ darein aller- hand ſeltzame Voͤgel gewebt waꝛen/ deꝛeꝛ Haupt/ Hals und Waffen von Edelgeſteinen ſchimmer- ten; und auf dieſe der Koͤnig (welchen hier Fuͤrſt Jubil vertrat) auf einem groſſen gethuͤrm- ten mit Golde gantz uͤberdeckten Elefanten; deſſen Kleid Purper/ in ſelbten aber eitel guͤl- dene Drachen geſtuͤckt; die Hauptbinden uͤber und uͤber mit groſſen Perlen/ die Waffen mit Diamanten bedeckt waren. Hinter ihm ſtand ein Weib/ welche ihm die Haa- re kaͤmmete. Der Thurm/ in dem er ſaß/ war mit frembden Zweigen umbfloch- ten/ und in ſelbte redende Papegoyen und andere ſingende Voͤgel angebunden. Umb den Elefanten rings herumb giengen zwan- tzig Mohren-Knaben mit ſilbernen Rauch-Faͤſſern/ welche von Aloe/ Caſi/ Arom und Weyrauche loderten. Nach dem Koͤnige erſchienen abermals zwan- tzig koͤſtlich-aufgeputzte Fuͤrſten; nach die- ſen fuͤnf Elefanten/ welche Wechſels-weiſe bey ihrem Herrn die Wache zu halten abgerichtet waren; und endlich zwey hun- dert geruͤſtete edle Jndianer; die alle neben denen Perſen ſich gegen die Scythen in Schlacht-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1372[1374]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1440>, abgerufen am 23.11.2024.