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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Sintemahl bekandt ist/ daß die Römer gegen
Mitternacht biß ins weiße Meer in das Vor-
gebürge Rubeas/ und biß in die Jnsel Thu-
le/ gegen Mittag um gantz Africa gesegelt. Cä-
lius Antipater ist schon von Ulyßipo biß in das
innerste Mohrenland gefahren; Als noch für
wenig Jahren des Käysers Augustus Enckel
Cajus auf dem rothen Meere zu thun gehabt/
sind daselbst kenntbare Stücke von zerscheiter-
ten Gaditanischen Schiffen/ die um gantz Afri-
ca müssen gelauffen seyn/ angestrandet. Ein
freygelassener des Annius Plocanus/ der den
Zoll auf dem rothen Meere vom Käyser im Be-
stande gehabt/ ist in funfzehn Tagen bis in den
Hafen Hippuros des Eylands Taprobana ge-
segelt. Zum Sertorius in Spanien sind
Schiffleute aus den glückseligen Jnseln kom-
men/ die ihm das Land und desselben Einwoh-
ner dergestalt gelobet/ daß er dahin zu fahren
und sein Leben darauf zu endigen bey sich be-
schlossen. Des itzigen Käysers Landvogt in
Egypten hat noch alle Jahr hundert und zwan-
tzig Schiffe in Jndien geschickt. Ja da Pu-
blius Crassus die viel weiter entlegenen Caßite-
rischen Eylande entdecket; Welche zienreiche
Länder die Carthaginenser so sorgfältig für ih-
nen verbargen/ daß sie einem Phönicischen
Schiffer gerne allen Schaden ersetzten/ der/ um
einem ihm folgenden Römischen Schiffe nicht
den Weg dahin zu weisen/ mit Fleiß an Africa
strandete/ scheinet ungläublich/ daß sie von dar
nicht eben so wol als die Phönicier in die Atlan-
tischen Jnseln solten gedrungen seyn. Zuge-
schweigen/ daß Elianus Selenus/ in seinem Ge-
spräche mit dem Phrygischen Könige Mydas/
ein Eyland von Grösse/ Einwohnern/ Sitten
und Reichthum dergestalt beschreibet/ daß
kein Ey dem andern/ als selbtes dieser neuen
Welt ehnlich seyn kan. Ja weil die Hesperi-
schen Eylande/ der Alten Beschreibung nach/
viertzig Tagereisen entfernet seyn sollen; müs-
sen sie nothschlüßlich dieselben/ welche für dem
[Spaltenumbruch] festen Lande dieser neuen Welt liegen/ nicht a-
ber die glückseligen seyn/ von denen die Gorgo-
nischen nur sieben Tagereisen entfernet sind.
Und ich erinnere mich zweyer in Ertzt geetzter
und in des Mecenas Bücher-Saale befindli-
cher Taffeln/ derer eine der Milesische Amaxi-
mander/ der zum ersten sie erfunden haben soll/
die andere Aristagoras gemacht/ und dem Für-
sten Cleomenes zu Sparta geschenckt/ die dritte
Socrates gefertigt/ und dardurch dem so reich
begüterten Alcibiades den engen Umkreiß
Griechenlands/ und den unsichtbaren Son-
nenstaub seiner engen Landgüter zu Mäßigung
seines Hochmuths eingehalten haben soll. Jn
diesen habe ich gegen Africa über grosse Eylande
und feste Länder/ wiewohl etwas tunckel ver-
merckt gesehen. Malovend brach ein: Sollen
die Landtaffeln/ die ich für gar was neues gehal-
ten/ gleichwohl so alt/ auch diese des Mecenas
nicht etwa neue Nachgemächte seyn? Zeno ant-
wortete: Jch zweiffele weder an einem noch
dem andern. Denn Mecenas ist in Kennt-
nüssen der Alterthümer so erfahren gewest/ daß
er ihm nicht leicht hat etwas auf binden lassen.
Griechenland hat auch nichts so seltzames und
werthes besessen/ dessen sie diesen grossen Freund
der gelehrten Welt nicht würdig geschätzt/ oder
zum minsten durch eine gegen ihm ausgeübte
Freygebigkeit ihnen nicht hätten des Käysers
Gnade zuziehen wollen. Zumahl auch die/
welche den Mecenas mit etwas beschenckten/
mehr Wucher trieben als Verlust litten; Weil
der Genüß dessen/ was er besaß/ fast aller Welt
gemein/ und seine Vergeltung stets zweymahl
überwichtig war. Die Landtaffeln aber sind
so alt/ daß man insgemein glaubt/ es sey der
von dem Eolus dem Ulysses verehrte Sack/
darinnen die Winde verschlossen gewesen seyn
sollen/ nichts anders als ein Widderfell gewesen/
darauf der Abriß des Mittelländischen Mee-
res/ seiner Klippen und Winde gestanden. Ma-
lovend begegnete ihm: Es lässet sich nach eines

Din-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Sintemahl bekandt iſt/ daß die Roͤmer gegen
Mitternacht biß ins weiße Meer in das Vor-
gebuͤrge Rubeas/ und biß in die Jnſel Thu-
le/ gegen Mittag um gantz Africa geſegelt. Caͤ-
lius Antipater iſt ſchon von Ulyßipo biß in das
innerſte Mohrenland gefahren; Als noch fuͤr
wenig Jahren des Kaͤyſers Auguſtus Enckel
Cajus auf dem rothen Meere zu thun gehabt/
ſind daſelbſt kenntbare Stuͤcke von zerſcheiter-
ten Gaditaniſchen Schiffen/ die um gantz Afri-
ca muͤſſen gelauffen ſeyn/ angeſtrandet. Ein
freygelaſſener des Annius Plocanus/ der den
Zoll auf dem rothen Meere vom Kaͤyſer im Be-
ſtande gehabt/ iſt in funfzehn Tagen bis in den
Hafen Hippuros des Eylands Taprobana ge-
ſegelt. Zum Sertorius in Spanien ſind
Schiffleute aus den gluͤckſeligen Jnſeln kom-
men/ die ihm das Land und deſſelben Einwoh-
ner dergeſtalt gelobet/ daß er dahin zu fahren
und ſein Leben darauf zu endigen bey ſich be-
ſchloſſen. Des itzigen Kaͤyſers Landvogt in
Egypten hat noch alle Jahr hundert und zwan-
tzig Schiffe in Jndien geſchickt. Ja da Pu-
blius Craſſus die viel weiter entlegenen Caßite-
riſchen Eylande entdecket; Welche zienreiche
Laͤnder die Carthaginenſer ſo ſorgfaͤltig fuͤr ih-
nen verbargen/ daß ſie einem Phoͤniciſchen
Schiffer gerne allen Schaden erſetzten/ der/ um
einem ihm folgenden Roͤmiſchen Schiffe nicht
den Weg dahin zu weiſen/ mit Fleiß an Africa
ſtrandete/ ſcheinet unglaͤublich/ daß ſie von dar
nicht eben ſo wol als die Phoͤnicier in die Atlan-
tiſchen Jnſeln ſolten gedrungen ſeyn. Zuge-
ſchweigen/ daß Elianus Selenus/ in ſeinem Ge-
ſpraͤche mit dem Phrygiſchen Koͤnige Mydas/
ein Eyland von Groͤſſe/ Einwohnern/ Sitten
und Reichthum dergeſtalt beſchreibet/ daß
kein Ey dem andern/ als ſelbtes dieſer neuen
Welt ehnlich ſeyn kan. Ja weil die Heſperi-
ſchen Eylande/ der Alten Beſchreibung nach/
viertzig Tagereiſen entfernet ſeyn ſollen; muͤſ-
ſen ſie nothſchluͤßlich dieſelben/ welche fuͤr dem
[Spaltenumbruch] feſten Lande dieſer neuen Welt liegen/ nicht a-
ber die gluͤckſeligen ſeyn/ von denen die Gorgo-
niſchen nur ſieben Tagereiſen entfernet ſind.
Und ich erinnere mich zweyer in Ertzt geetzter
und in des Mecenas Buͤcher-Saale befindli-
cher Taffeln/ derer eine der Mileſiſche Amaxi-
mander/ der zum erſten ſie erfunden haben ſoll/
die andere Ariſtagoras gemacht/ und dem Fuͤr-
ſten Cleomenes zu Sparta geſchenckt/ die dritte
Socrates gefertigt/ und dardurch dem ſo reich
beguͤterten Alcibiades den engen Umkreiß
Griechenlands/ und den unſichtbaren Son-
nenſtaub ſeiner engen Landguͤter zu Maͤßigung
ſeines Hochmuths eingehalten haben ſoll. Jn
dieſen habe ich gegen Africa uͤber groſſe Eylande
und feſte Laͤnder/ wiewohl etwas tunckel ver-
merckt geſehen. Malovend brach ein: Sollen
die Landtaffeln/ die ich fuͤr gar was neues gehal-
ten/ gleichwohl ſo alt/ auch dieſe des Mecenas
nicht etwa neue Nachgemaͤchte ſeyn? Zeno ant-
wortete: Jch zweiffele weder an einem noch
dem andern. Denn Mecenas iſt in Kennt-
nuͤſſen der Alterthuͤmer ſo erfahren geweſt/ daß
er ihm nicht leicht hat etwas auf binden laſſen.
Griechenland hat auch nichts ſo ſeltzames und
werthes beſeſſen/ deſſen ſie dieſen groſſen Freund
der gelehrten Welt nicht wuͤrdig geſchaͤtzt/ oder
zum minſten durch eine gegen ihm ausgeuͤbte
Freygebigkeit ihnen nicht haͤtten des Kaͤyſers
Gnade zuziehen wollen. Zumahl auch die/
welche den Mecenas mit etwas beſchenckten/
mehr Wucher trieben als Verluſt litten; Weil
der Genuͤß deſſen/ was er beſaß/ faſt aller Welt
gemein/ und ſeine Vergeltung ſtets zweymahl
uͤberwichtig war. Die Landtaffeln aber ſind
ſo alt/ daß man insgemein glaubt/ es ſey der
von dem Eolus dem Ulyſſes verehrte Sack/
darinnen die Winde verſchloſſen geweſen ſeyn
ſollen/ nichts anders als ein Widderfell geweſen/
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/177>, abgerufen am 21.11.2024.