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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] Dinges Erfindung vielerley leicht muthmas-
sen/ und nach dem Ausschlage auch Träume zur
Wahrheit machen. Jch gläube auch wol/ daß
die Griechischen Weisen ihnen von unbekanten
Ländern in dem Gehirne und auff dem Papiere
mancherley Abrisse gemacht/ gleichwol aber dar-
von keine Gewißheit erlangt/ weniger solche
selbst betreten/ oder nur ins Gesichte bekommen
haben. Der Kömer wegen ist über obiges
noch beyzusetzen/ daß man in der neuen Welt die
Römischen Nahmen Titus und Paulus/ ja in
einer Silber-Gruben eine Müntze des Kaysers
Augustus gefunden. Alleine beydes ist Zwei-
fels-frey von den Britanniern oder Batavern
vorher dahin bracht worden/ und kein einiger
gewisser Fußstapfen von einem Römer daselbst
anzutreffen/ derer keiner auch/ wie ruhmräthig
sie gleich sonst sind/ das minste hiervon zu melden
weiß. Ja ich habe mir selbst zu Rom sagen las-
sen/ daß die Römer zwar nach Anleitung der
vom Hanno verfasseten fünfjährigen Reise-Be-
schreibung etliche Schiffe ausgeschickt/ welche
aber das wenigste gefunden/ weßwegen man her-
nach seinen Ruhm für ein eiteles Getichte ge-
halten hat.

Rhemetalces fing an: Jch bin selbst der Mey-
nung/ daß weder Grieche noch Römer einigen
Fuß in diese andere Welt versetzt habe/ weil bey-
de ruhmräthige Völcker entweder hiervon gantz
stumm sind/ oder allzumässig und zweifelhafft dar-
von reden. Mit was für Sorgfalt haben die
Griechen nicht auffgemerckt/ daß Dedalus die
Sege/ den Hobel/ das Bleymaß/ Theodor von
Samos das Richtscheit/ den Drechsler-Zeug
und den Schlüssel/ Perdix nach Anleitung eines
Kinnbackens von einer Schlange den Zirckel/
Penthasilea die Axt/ die Beotier zu Cope das
Ruder/ Jsis oder Jcarus die Segel/ Dedalus die
Segel-Stange und den Mast-Baum/ Piseus
die Schiffs-Schnautze/ Griphon der Scythe die
eisernen Spitzen/ die Tyrrhener den Ancker/ A-
nacharsis die Schiff-Hacken/ Tiphys das Steu-
[Spaltenumbruch] er-Ruder/ Neptun die Schiffs-Thürme/ Glau-
cus oder vielmehr der erste Schiffer Saturn die
Schiffs-Kunst/ Proteus das Wassertreten/ die
Phönicier die Erkiesung beyder Angel-Sterne/
Hippius Tyrius die Last-Schiffe/ die Phönicier
den Kahn/ die Jllyrier das Both/ die Cyrener
die Renn - die Salaminer die Pferde-
Schiffe erfunden haben. Die Römer wissen
nicht sattsam heraus zu streichen/ daß Duillius
die anfässelnden Schiff - Tröpfen/ Aprippa die
alle Mast-Tauen durchschneidende eiserne Ha-
cken und Sicheln zu seinem Siege erdacht habe.
Wie solten sie denn die Erfindung einer neuen
Welt verschweigen? Wie viel Wesens haben
die Alten nicht von ihren geringen/ oder kaum
mittelmässigen Schiffarthen gemacht? Daß der
Egyptische König Vexoris über das schwartze
Meer biß zu den Scythen/ Tanais der Scy-
then König aus der Meotischen Pfütze biß an den
Nil/ Memnon aus Mohrenland in Phrygien
gesegelt/ wäre ein Wunder-Werck der Vor-
Welt gewest. Dannenhero sie auch die Welt zu
überreden gesucht/ daß Sonne und Mond nicht
auff Wagen/ sondern auff Schiffen ihren Lauff
vollführten/ die Geschöpfe von der Feuchtigkeit
gezeugt und genähret würden. Weßwegen
auch nicht nur in Egypten/ sondern auch zu Rom
der Jsis Schiffe zum Gedächtnüsse ein jährliches
Feyer begangen würde. Das mit einem ge-
flügelten Pferd bezeichnete Schiff des aus Grie-
chenland in Lycien fahrenden Bellerophon hat
verdient/ daß der Aberglaube sein Kenn-Zeichen
nichts minder als das an dem Colchischen Ufer
gewesene Schiff der Argonauten unter die Ge-
stirne versetzt. Nicht nur Jason ihr Haupt er-
warb den Nahmen eines Beschirmers der
Griechen wider die See-Räuber/ und das Vor-
recht/ daß er alleine sich langer Schiffe bedienen
dorfte; sondern das wenige vom Phrixus in ein
Widder-Fell eingehüllte Gold ward für einen
güldnen Widder/ der Steuer-Mann Tiphys
für einen Halb-Gott/ sein Nachfolger Anceus

für

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Dinges Erfindung vielerley leicht muthmaſ-
ſen/ und nach dem Ausſchlage auch Traͤume zur
Wahrheit machen. Jch glaͤube auch wol/ daß
die Griechiſchen Weiſen ihnen von unbekanten
Laͤndern in dem Gehirne und auff dem Papiere
mancherley Abriſſe gemacht/ gleichwol aber dar-
von keine Gewißheit erlangt/ weniger ſolche
ſelbſt betreten/ oder nur ins Geſichte bekommen
haben. Der Koͤmer wegen iſt uͤber obiges
noch beyzuſetzen/ daß man in der neuen Welt die
Roͤmiſchen Nahmen Titus und Paulus/ ja in
einer Silber-Gruben eine Muͤntze des Kayſers
Auguſtus gefunden. Alleine beydes iſt Zwei-
fels-frey von den Britanniern oder Batavern
vorher dahin bracht worden/ und kein einiger
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anzutreffen/ derer keiner auch/ wie ruhmraͤthig
ſie gleich ſonſt ſind/ das minſte hiervon zu melden
weiß. Ja ich habe mir ſelbſt zu Rom ſagen laſ-
ſen/ daß die Roͤmer zwar nach Anleitung der
vom Hanno verfaſſeten fuͤnfjaͤhrigen Reiſe-Be-
ſchreibung etliche Schiffe ausgeſchickt/ welche
aber das wenigſte gefunden/ weßwegen man her-
nach ſeinen Ruhm fuͤr ein eiteles Getichte ge-
halten hat.

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nung/ daß weder Grieche noch Roͤmer einigen
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de ruhmraͤthige Voͤlcker entweder hiervon gantz
ſtum̃ ſind/ oder allzumaͤſſig und zweifelhafft dar-
von reden. Mit was fuͤr Sorgfalt haben die
Griechen nicht auffgemerckt/ daß Dedalus die
Sege/ den Hobel/ das Bleymaß/ Theodor von
Samos das Richtſcheit/ den Drechsler-Zeug
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Kinnbackens von einer Schlange den Zirckel/
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die Schiffs-Schnautze/ Griphon der Scythe die
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cus oder vielmehr der erſte Schiffer Saturn die
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Phoͤnicier die Erkieſung beyder Angel-Sterne/
Hippius Tyrius die Laſt-Schiffe/ die Phoͤnicier
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die Renn - die Salaminer die Pferde-
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die anfaͤſſelnden Schiff - Troͤpfen/ Aprippa die
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cken und Sicheln zu ſeinem Siege erdacht habe.
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Welt verſchweigen? Wie viel Weſens haben
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mittelmaͤſſigen Schiffarthen gemacht? Daß der
Egyptiſche Koͤnig Vexoris uͤber das ſchwartze
Meer biß zu den Scythen/ Tanais der Scy-
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Welt geweſt. Dannenhero ſie auch die Welt zu
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auch nicht nur in Egypten/ ſondern auch zu Rom
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Feyer begangen wuͤrde. Das mit einem ge-
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verdient/ daß der Aberglaube ſein Kenn-Zeichen
nichts minder als das an dem Colchiſchen Ufer
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ſtirne verſetzt. Nicht nur Jaſon ihr Haupt er-
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Griechen wider die See-Raͤuber/ und das Vor-
recht/ daß er alleine ſich langer Schiffe bedienen
dorfte; ſondern das wenige vom Phrixus in ein
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fuͤr einen Halb-Gott/ ſein Nachfolger Anceus

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[128/0178] Anderes Buch Dinges Erfindung vielerley leicht muthmaſ- ſen/ und nach dem Ausſchlage auch Traͤume zur Wahrheit machen. Jch glaͤube auch wol/ daß die Griechiſchen Weiſen ihnen von unbekanten Laͤndern in dem Gehirne und auff dem Papiere mancherley Abriſſe gemacht/ gleichwol aber dar- von keine Gewißheit erlangt/ weniger ſolche ſelbſt betreten/ oder nur ins Geſichte bekommen haben. Der Koͤmer wegen iſt uͤber obiges noch beyzuſetzen/ daß man in der neuen Welt die Roͤmiſchen Nahmen Titus und Paulus/ ja in einer Silber-Gruben eine Muͤntze des Kayſers Auguſtus gefunden. Alleine beydes iſt Zwei- fels-frey von den Britanniern oder Batavern vorher dahin bracht worden/ und kein einiger gewiſſer Fußſtapfen von einem Roͤmer daſelbſt anzutreffen/ derer keiner auch/ wie ruhmraͤthig ſie gleich ſonſt ſind/ das minſte hiervon zu melden weiß. Ja ich habe mir ſelbſt zu Rom ſagen laſ- ſen/ daß die Roͤmer zwar nach Anleitung der vom Hanno verfaſſeten fuͤnfjaͤhrigen Reiſe-Be- ſchreibung etliche Schiffe ausgeſchickt/ welche aber das wenigſte gefunden/ weßwegen man her- nach ſeinen Ruhm fuͤr ein eiteles Getichte ge- halten hat. Rhemetalces fing an: Jch bin ſelbſt der Mey- nung/ daß weder Grieche noch Roͤmer einigen Fuß in dieſe andere Welt verſetzt habe/ weil bey- de ruhmraͤthige Voͤlcker entweder hiervon gantz ſtum̃ ſind/ oder allzumaͤſſig und zweifelhafft dar- von reden. Mit was fuͤr Sorgfalt haben die Griechen nicht auffgemerckt/ daß Dedalus die Sege/ den Hobel/ das Bleymaß/ Theodor von Samos das Richtſcheit/ den Drechsler-Zeug und den Schluͤſſel/ Perdix nach Anleitung eines Kinnbackens von einer Schlange den Zirckel/ Penthaſilea die Axt/ die Beotier zu Cope das Ruder/ Jſis oder Jcarus die Segel/ Dedalus die Segel-Stange und den Maſt-Baum/ Piſeus die Schiffs-Schnautze/ Griphon der Scythe die eiſernen Spitzen/ die Tyrrhener den Ancker/ A- nacharſis die Schiff-Hacken/ Tiphys das Steu- er-Ruder/ Neptun die Schiffs-Thuͤrme/ Glau- cus oder vielmehr der erſte Schiffer Saturn die Schiffs-Kunſt/ Proteus das Waſſertreten/ die Phoͤnicier die Erkieſung beyder Angel-Sterne/ Hippius Tyrius die Laſt-Schiffe/ die Phoͤnicier den Kahn/ die Jllyrier das Both/ die Cyrener die Renn - die Salaminer die Pferde- Schiffe erfunden haben. Die Roͤmer wiſſen nicht ſattſam heraus zu ſtreichen/ daß Duillius die anfaͤſſelnden Schiff - Troͤpfen/ Aprippa die alle Maſt-Tauen durchſchneidende eiſerne Ha- cken und Sicheln zu ſeinem Siege erdacht habe. Wie ſolten ſie denn die Erfindung einer neuen Welt verſchweigen? Wie viel Weſens haben die Alten nicht von ihren geringen/ oder kaum mittelmaͤſſigen Schiffarthen gemacht? Daß der Egyptiſche Koͤnig Vexoris uͤber das ſchwartze Meer biß zu den Scythen/ Tanais der Scy- then Koͤnig aus der Meotiſchen Pfuͤtze biß an den Nil/ Memnon aus Mohrenland in Phrygien geſegelt/ waͤre ein Wunder-Werck der Vor- Welt geweſt. Dannenhero ſie auch die Welt zu uͤberreden geſucht/ daß Sonne und Mond nicht auff Wagen/ ſondern auff Schiffen ihren Lauff vollfuͤhrten/ die Geſchoͤpfe von der Feuchtigkeit gezeugt und genaͤhret wuͤrden. Weßwegen auch nicht nur in Egypten/ ſondern auch zu Rom der Jſis Schiffe zum Gedaͤchtnuͤſſe ein jaͤhrliches Feyer begangen wuͤrde. Das mit einem ge- fluͤgelten Pferd bezeichnete Schiff des aus Grie- chenland in Lycien fahrenden Bellerophon hat verdient/ daß der Aberglaube ſein Kenn-Zeichen nichts minder als das an dem Colchiſchen Ufer geweſene Schiff der Argonauten unter die Ge- ſtirne verſetzt. Nicht nur Jaſon ihr Haupt er- warb den Nahmen eines Beſchirmers der Griechen wider die See-Raͤuber/ und das Vor- recht/ daß er alleine ſich langer Schiffe bedienen dorfte; ſondern das wenige vom Phrixus in ein Widder-Fell eingehuͤllte Gold ward fuͤr einen guͤldnen Widder/ der Steuer-Mann Tiphys fuͤr einen Halb-Gott/ ſein Nachfolger Anceus fuͤr

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/178>, abgerufen am 21.11.2024.