Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Anderes Buch [Spaltenumbruch]
Julius aber habe mit seinen Geschencken nichtnur das Römische Volck und das Kriegs- Heer/ sondern auch frembde überschwemmet/ Rom und andere Städte mit kostbaren Gebäu- en gezieret/ und ausländischen Königen die Ge- fangenen zu tausenden frey gelassen. Julius hätte zwar mit niemanden so gar vertraute Freundschafft/ wie Alexander mit dem Ephesti- on und dem Craterus gepflogen/ iedoch hätte er mehrmals des Königs Micipsa Wort im Mun- de gehabt/ daß gute Freunde eine sichere Hülffe/ als Heere und Schätze wären/ und daher unter freyem Himmel geschlaffen/ wormit sich Oppius des engen Wirths-Hauses bedienen könte. Seinen Freunden hätte er das gröste Unrecht verziehen; seine Freundschafft wäre niemanden so gefährlich gewest/ als Alexanders/ der dem Clitus und andern vertrautesten das Licht aus- gelescht/ ja aus blossem Verdachte den hoch- verdienten Parmenio und unschuldigen Philo- tas vorher auf die Folter gespannet hätte. Es ist wahr/ sagte Rhemetalces. Aber ist das zu sei- ner Tochter Gedächtnüsse dem Volcke gegebene Mahl/ sind die bey erlangtem Bau-Ambte auffgewendete Unkosten nicht mehr eine Ver- schwendung? Hat er durch seine Begabung den Curio und andere nicht bestochen/ und ihnen die gemeine Freyheit abgekaufft? Alexander hinge- gen schenckte aus einer blossen Großmüthigkeit denen/ von welchen er nichts als eine Dancksa- gung zu gewarten hatte; Mahler/ Bildhauer/ Tichter und Weisen ließ er in den Schätzen des überwundenen Morgenlandes theil haben. Und diß/ was er seinen besiegten Feinden dem Porus und Taxiles gab/ waren grosse Königreiche. Ale- xander hätte im Eifer/ welcher bey den Gütigsten meist am feurigsten wäre/ zuweilen sich überei- let; aber diese Scharte hernach durch gantze Meere voll Wolthaten und Bereuungs-Thrä- nen ausgewetzt; und/ wenn es der weise Ca- listhenes und das seufzende Heer nicht verweh- ret/ sich selbst durch Enthaltung vom Essen zu [Spaltenumbruch] Tode gegrämet. Ja er hätte bey strengem Froste einem halb erfrornen Kriegsknechte seine Königliche Sänfte abgetreten/ und ihn daselbst wieder zu rechte bringen lassen. Den Achilles hätte er bey seiner Säule glückselig gepriesen/ daß er am Patroclus so einen treuen Freund ge- habt hätte. Marcomir brach ein: Er hielte dafür/ daß Julius zu Rom/ und Alexander in Griechenland die Ober-Stelle verdiente/ und daß beyde/ wie die Sonne/ wenn sie mit dem Monden den Kreiß verwechseln solte/ ander- werts nicht so hoch würden kommen seyn. A- lexanders gar zu grosse Freygebigkeit würde sich selbst unzeitig/ ihn bey Zeite dem Römischen Ra- the verdächtig/ sein hoher Geist ihn geschwinde zu einem Catilina oder Manlius gemacht/ seine Empfindligkeit dem Sylla die Stirne zu bie- ten veranlast; der behutsame Julius aber nim- mermehr mit fünff und dreissig tausend Mann und mit siebentzig Talenten den grossen und reichen König der Persen/ für dessen einigem Land-Vogte Griechenland zitterte/ anzugreif- fen/ und Asiens Eroberung gewagt/ sondern vorher sich seiner zweifelhaften Nachbarn versi- chert; seine Gräntze an dem Flusse Granicus be- hauptet/ seine Sorgfalt in der Nacht für der Schlacht bey Arbelle nicht so feste geschlaffen haben. Sein Kummer eines zweifelhaften Aus- schlages/ welcher dem Pompejus so offt den Frie- den anbot/ hätte des Darius angebotene Tochter mit sechs Ländern unfehlbar angenommen. Und deswegen meynte ich diesen Streit unvorgreiff- lich dergestalt zu entscheiden/ daß Julius ein we- nig mehr Gehirne/ Alexander aber ungleich mehr Hertze gehabt habe. Rhemetalces versetzte: Das letzte ist ausser allem Zweifel. Denn/ in was für Gefährligkeiten hat sich Julius ge- waget? Die Geschwindigkeit der Nervier/ und die Noth bey Alexandria setzten ihn wider seinen Willen in einen zweifelhaften Stand. Und hätte ihn Labienus beym ersten nicht entsetzt/ wäre es umb ihn geschehen gewest. Alexander aber
Anderes Buch [Spaltenumbruch]
Julius aber habe mit ſeinen Geſchencken nichtnur das Roͤmiſche Volck und das Kriegs- Heer/ ſondern auch frembde uͤberſchwemmet/ Rom und andere Staͤdte mit koſtbaren Gebaͤu- en gezieret/ und auslaͤndiſchen Koͤnigen die Ge- fangenen zu tauſenden frey gelaſſen. Julius haͤtte zwar mit niemanden ſo gar vertraute Freundſchafft/ wie Alexander mit dem Epheſti- on und dem Craterus gepflogen/ iedoch haͤtte er mehrmals des Koͤnigs Micipſa Wort im Mun- de gehabt/ daß gute Freunde eine ſichere Huͤlffe/ als Heere und Schaͤtze waͤren/ und daher unter freyem Himmel geſchlaffen/ wormit ſich Oppius des engen Wirths-Hauſes bedienen koͤnte. Seinen Freunden haͤtte er das groͤſte Unrecht verziehen; ſeine Freundſchafft waͤre niemanden ſo gefaͤhrlich geweſt/ als Alexanders/ der dem Clitus und andern vertrauteſten das Licht aus- geleſcht/ ja aus bloſſem Verdachte den hoch- verdienten Parmenio und unſchuldigen Philo- tas vorher auf die Folter geſpannet haͤtte. Es iſt wahr/ ſagte Rhemetalces. Aber iſt das zu ſei- ner Tochter Gedaͤchtnuͤſſe dem Volcke gegebene Mahl/ ſind die bey erlangtem Bau-Ambte auffgewendete Unkoſten nicht mehr eine Ver- ſchwendung? Hat er durch ſeine Begabung den Curio und andere nicht beſtochen/ und ihnen die gemeine Freyheit abgekaufft? Alexander hinge- gen ſchenckte aus einer bloſſen Großmuͤthigkeit denen/ von welchen er nichts als eine Danckſa- gung zu gewarten hatte; Mahler/ Bildhauer/ Tichter und Weiſen ließ er in den Schaͤtzen des uͤberwundenen Morgenlandes theil haben. Und diß/ was er ſeinen beſiegten Feinden dem Porus und Taxiles gab/ waren groſſe Koͤnigreiche. Ale- xander haͤtte im Eifeꝛ/ welcher bey den Guͤtigſten meiſt am feurigſten waͤre/ zuweilen ſich uͤberei- let; aber dieſe Scharte hernach durch gantze Meere voll Wolthaten und Bereuungs-Thraͤ- nen ausgewetzt; und/ wenn es der weiſe Ca- liſthenes und das ſeufzende Heer nicht verweh- ret/ ſich ſelbſt durch Enthaltung vom Eſſen zu [Spaltenumbruch] Tode gegraͤmet. Ja er haͤtte bey ſtrengem Froſte einem halb erfrornen Kriegsknechte ſeine Koͤnigliche Saͤnfte abgetreten/ und ihn daſelbſt wieder zu rechte bringen laſſen. Den Achilles haͤtte er bey ſeiner Saͤule gluͤckſelig geprieſen/ daß er am Patroclus ſo einen treuen Freund ge- habt haͤtte. Marcomir brach ein: Er hielte dafuͤr/ daß Julius zu Rom/ und Alexander in Griechenland die Ober-Stelle verdiente/ und daß beyde/ wie die Sonne/ wenn ſie mit dem Monden den Kreiß verwechſeln ſolte/ ander- werts nicht ſo hoch wuͤrden kommen ſeyn. A- lexanders gar zu groſſe Freygebigkeit wuͤrde ſich ſelbſt unzeitig/ ihn bey Zeite dem Roͤmiſchen Ra- the verdaͤchtig/ ſein hoher Geiſt ihn geſchwinde zu einem Catilina oder Manlius gemacht/ ſeine Empfindligkeit dem Sylla die Stirne zu bie- ten veranlaſt; der behutſame Julius aber nim- mermehr mit fuͤnff und dreiſſig tauſend Mann und mit ſiebentzig Talenten den groſſen und reichen Koͤnig der Perſen/ fuͤr deſſen einigem Land-Vogte Griechenland zitterte/ anzugreif- fen/ und Aſiens Eroberung gewagt/ ſondern vorher ſich ſeiner zweifelhaften Nachbarn verſi- chert; ſeine Graͤntze an dem Fluſſe Granicus be- hauptet/ ſeine Sorgfalt in der Nacht fuͤr der Schlacht bey Arbelle nicht ſo feſte geſchlaffen haben. Sein Kummer eines zweifelhaften Aus- ſchlages/ welcher dem Pompejus ſo offt den Frie- den anbot/ haͤtte des Darius angebotene Tochter mit ſechs Laͤndern unfehlbar angenommen. Und deswegen meynte ich dieſen Streit unvorgreiff- lich dergeſtalt zu entſcheiden/ daß Julius ein we- nig mehr Gehirne/ Alexander aber ungleich mehr Hertze gehabt habe. Rhemetalces verſetzte: Das letzte iſt auſſer allem Zweifel. Denn/ in was fuͤr Gefaͤhrligkeiten hat ſich Julius ge- waget? Die Geſchwindigkeit der Nervier/ und die Noth bey Alexandria ſetzten ihn wider ſeinen Willen in einen zweifelhaften Stand. Und haͤtte ihn Labienus beym erſten nicht entſetzt/ waͤre es umb ihn geſchehen geweſt. Alexander aber
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Anderes Buch
Julius aber habe mit ſeinen Geſchencken nicht
nur das Roͤmiſche Volck und das Kriegs-
Heer/ ſondern auch frembde uͤberſchwemmet/
Rom und andere Staͤdte mit koſtbaren Gebaͤu-
en gezieret/ und auslaͤndiſchen Koͤnigen die Ge-
fangenen zu tauſenden frey gelaſſen. Julius
haͤtte zwar mit niemanden ſo gar vertraute
Freundſchafft/ wie Alexander mit dem Epheſti-
on und dem Craterus gepflogen/ iedoch haͤtte er
mehrmals des Koͤnigs Micipſa Wort im Mun-
de gehabt/ daß gute Freunde eine ſichere Huͤlffe/
als Heere und Schaͤtze waͤren/ und daher unter
freyem Himmel geſchlaffen/ wormit ſich Oppius
des engen Wirths-Hauſes bedienen koͤnte.
Seinen Freunden haͤtte er das groͤſte Unrecht
verziehen; ſeine Freundſchafft waͤre niemanden
ſo gefaͤhrlich geweſt/ als Alexanders/ der dem
Clitus und andern vertrauteſten das Licht aus-
geleſcht/ ja aus bloſſem Verdachte den hoch-
verdienten Parmenio und unſchuldigen Philo-
tas vorher auf die Folter geſpannet haͤtte. Es iſt
wahr/ ſagte Rhemetalces. Aber iſt das zu ſei-
ner Tochter Gedaͤchtnuͤſſe dem Volcke gegebene
Mahl/ ſind die bey erlangtem Bau-Ambte
auffgewendete Unkoſten nicht mehr eine Ver-
ſchwendung? Hat er durch ſeine Begabung den
Curio und andere nicht beſtochen/ und ihnen die
gemeine Freyheit abgekaufft? Alexander hinge-
gen ſchenckte aus einer bloſſen Großmuͤthigkeit
denen/ von welchen er nichts als eine Danckſa-
gung zu gewarten hatte; Mahler/ Bildhauer/
Tichter und Weiſen ließ er in den Schaͤtzen des
uͤberwundenen Morgenlandes theil haben. Und
diß/ was er ſeinen beſiegten Feinden dem Porus
und Taxiles gab/ waren groſſe Koͤnigreiche. Ale-
xander haͤtte im Eifeꝛ/ welcher bey den Guͤtigſten
meiſt am feurigſten waͤre/ zuweilen ſich uͤberei-
let; aber dieſe Scharte hernach durch gantze
Meere voll Wolthaten und Bereuungs-Thraͤ-
nen ausgewetzt; und/ wenn es der weiſe Ca-
liſthenes und das ſeufzende Heer nicht verweh-
ret/ ſich ſelbſt durch Enthaltung vom Eſſen zu
Tode gegraͤmet. Ja er haͤtte bey ſtrengem
Froſte einem halb erfrornen Kriegsknechte ſeine
Koͤnigliche Saͤnfte abgetreten/ und ihn daſelbſt
wieder zu rechte bringen laſſen. Den Achilles
haͤtte er bey ſeiner Saͤule gluͤckſelig geprieſen/
daß er am Patroclus ſo einen treuen Freund ge-
habt haͤtte. Marcomir brach ein: Er hielte
dafuͤr/ daß Julius zu Rom/ und Alexander in
Griechenland die Ober-Stelle verdiente/ und
daß beyde/ wie die Sonne/ wenn ſie mit dem
Monden den Kreiß verwechſeln ſolte/ ander-
werts nicht ſo hoch wuͤrden kommen ſeyn. A-
lexanders gar zu groſſe Freygebigkeit wuͤrde ſich
ſelbſt unzeitig/ ihn bey Zeite dem Roͤmiſchen Ra-
the verdaͤchtig/ ſein hoher Geiſt ihn geſchwinde
zu einem Catilina oder Manlius gemacht/ ſeine
Empfindligkeit dem Sylla die Stirne zu bie-
ten veranlaſt; der behutſame Julius aber nim-
mermehr mit fuͤnff und dreiſſig tauſend Mann
und mit ſiebentzig Talenten den groſſen und
reichen Koͤnig der Perſen/ fuͤr deſſen einigem
Land-Vogte Griechenland zitterte/ anzugreif-
fen/ und Aſiens Eroberung gewagt/ ſondern
vorher ſich ſeiner zweifelhaften Nachbarn verſi-
chert; ſeine Graͤntze an dem Fluſſe Granicus be-
hauptet/ ſeine Sorgfalt in der Nacht fuͤr der
Schlacht bey Arbelle nicht ſo feſte geſchlaffen
haben. Sein Kummer eines zweifelhaften Aus-
ſchlages/ welcher dem Pompejus ſo offt den Frie-
den anbot/ haͤtte des Darius angebotene Tochter
mit ſechs Laͤndern unfehlbar angenommen. Und
deswegen meynte ich dieſen Streit unvorgreiff-
lich dergeſtalt zu entſcheiden/ daß Julius ein we-
nig mehr Gehirne/ Alexander aber ungleich
mehr Hertze gehabt habe. Rhemetalces verſetzte:
Das letzte iſt auſſer allem Zweifel. Denn/ in
was fuͤr Gefaͤhrligkeiten hat ſich Julius ge-
waget? Die Geſchwindigkeit der Nervier/ und
die Noth bey Alexandria ſetzten ihn wider ſeinen
Willen in einen zweifelhaften Stand. Und
haͤtte ihn Labienus beym erſten nicht entſetzt/
waͤre es umb ihn geſchehen geweſt. Alexander
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/186>, abgerufen am 16.07.2024. |