Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Anderes Buch [Spaltenumbruch]
recht eigner Ruhm. Diesen wirstu ohnfehl-bar erlangen/ wenn du es so machen wirst/ wie du es wünschetest/ daß es ein Fürst/ der über dich herrschte/ anstellen solte. Das Volck be- schloß diese Rede mit abermahligem Jauch- tzen und Freuden-Feuern. Der Him- mel aber steckte kurtz hierauff der Welt eine Trauer - Fackel durch einen abscheulichen Schwantz-Stern an; von welchem man als- bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein den Tod des Feldherrn/ sondern auch/ weil er dreißig Nächte mit seiner feurigen Ruthe den Kreiß des Himmels durchstrich/ und den Erdkreiß erschreckte/ so vieljährigen Kriegs- Brand bedeutete. Jch höre wohl/ fing Rhe- metalces an: du seyest des Pöfels Meinung/ daß die Schwantz-Sterne allezeit was böses wahrsagen; welches ob es einen Grund habe/ mir sehr zweiffelhafft scheinet. Jch trauete mir ihrer fast mehr auffzubringen die meiner Meinung sind/ daß sie so wohl in natürlichen Dingen nützlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich sind. Sintemal sie nichts minder/ als der Denner/ die Lufft von schädlichen Dünsten reinigen. Als der grosse König Mithridates Eupater gebohren war/ und den Syrischen Thron betrat/ ward seine Grösse durch einen Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit sei- nem Schwantze das vierdte Theil des Him- mels einnahm/ die Sonne verdüsterte/ und siebtzig Tage und Nächte so grosse Feuer-Stra- len von sich warff/ daß es schien/ er würde den Himmel einäschern. Des itzigen Käysers glück- liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja nicht nur Augustus gab für/ daß des ersten Käy- sers Seele in selbigen Schwantz-Stern/ weil er gleich in denen ihm zu Ehren angestellten Schauspielen erschien/ verwandelt worden wä- re; sondern eine grosse Anzahl der tiefsinnigsten Weltweisen hat stets dafür gehalten/ daß die Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und noch unter den Gestirnen siegprangender Hel- [Spaltenumbruch] den wären. Andere hätten sie gar für Göt- ter gehalten und angebetet. Malovend ant- wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht bereden/ diß für ein Glücks-Zeichen zu halten/ für dessen blutigen Stralen/ welche meist eine Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und Spieße abbilden/ das Auge Abscheu hat/ und das menschliche Gemüthe durch einen gehei- men Trieb alsofort in Schrecken versetzt wird. Die tausendfache Erfahrung hat es fürlängst erhärtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er- schienen/ der nicht Veränderung der Reiche und Blutstürtzungen nach sich gezogen. Weßwe- gen auch unterschiedene ihren Untergang be- sorgende Fürsten selbte mit edlem Blute zu ver- sohnen gemeint; gleich als wenn sie so grimmige Götter wären/ welche nicht gemeines Men- schen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die traurigen Ausschläge wären auch weder zu Mithridatens/ noch zu Augustens Zeit aussen blieben. Hätte er diesen zweyen Ehrsüchtigen Menschen gleich Sieg und Freude mitbracht/ so hätten hingegen so viel tausend ins Graß beis- sen oder weinen müssen. Die Boßheit der Welt wäre ein solcher Schadenfroh/ daß sie ins- gemein über andern Thränen lachte. Wenn einer gewinnt/ müste der ander verspielen. Des einen Verlust wäre des andern Vortheil; des einen Schiffbruch des andern Beute. Als das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/ und andere in Asien verschlungen/ wäre zwi- schen der Jnsel Thenamene und Therasia eine neue ans Licht kommen. Welches die War- sager alsofort ausgelegt: das Römische Reich würde das Griechische verschlingen. Des einen Ergetzung aber nehme fremden Un- glücke nicht sein Ubel. Der erwehnte blutige Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den Feldherrn Malorich ins Grab/ sondern die hal- be Welt in ein jämmerliches Blut-Bad gestür- tzet. Und diesen Unstern habe ein kläglicher Einfall eines Rhetischen Berges begleitet/ des- sen
Anderes Buch [Spaltenumbruch]
recht eigner Ruhm. Dieſen wirſtu ohnfehl-bar erlangen/ wenn du es ſo machen wirſt/ wie du es wuͤnſcheteſt/ daß es ein Fuͤrſt/ der uͤber dich herrſchte/ anſtellen ſolte. Das Volck be- ſchloß dieſe Rede mit abermahligem Jauch- tzen und Freuden-Feuern. Der Him- mel aber ſteckte kurtz hierauff der Welt eine Trauer - Fackel durch einen abſcheulichen Schwantz-Stern an; von welchem man als- bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein den Tod des Feldherrn/ ſondern auch/ weil er dreißig Naͤchte mit ſeiner feurigen Ruthe den Kreiß des Himmels durchſtrich/ und den Erdkreiß erſchreckte/ ſo vieljaͤhrigen Kriegs- Brand bedeutete. Jch hoͤre wohl/ fing Rhe- metalces an: du ſeyeſt des Poͤfels Meinung/ daß die Schwantz-Sterne allezeit was boͤſes wahrſagen; welches ob es einen Grund habe/ mir ſehr zweiffelhafft ſcheinet. Jch trauete mir ihrer faſt mehr auffzubringen die meiner Meinung ſind/ daß ſie ſo wohl in natuͤrlichen Dingen nuͤtzlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich ſind. Sintemal ſie nichts minder/ als der Denner/ die Lufft von ſchaͤdlichen Duͤnſten reinigen. Als der groſſe Koͤnig Mithridates Eupater gebohren war/ und den Syriſchen Thron betrat/ ward ſeine Groͤſſe durch einen Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit ſei- nem Schwantze das vierdte Theil des Him- mels einnahm/ die Sonne verduͤſterte/ und ſiebtzig Tage und Naͤchte ſo groſſe Feuer-Stra- len von ſich warff/ daß es ſchien/ er wuͤrde den Himmel einaͤſchern. Des itzigen Kaͤyſers gluͤck- liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja nicht nur Auguſtus gab fuͤr/ daß des erſten Kaͤy- ſers Seele in ſelbigen Schwantz-Stern/ weil er gleich in denen ihm zu Ehren angeſtellten Schauſpielen erſchien/ verwandelt worden waͤ- re; ſondern eine groſſe Anzahl der tiefſinnigſten Weltweiſen hat ſtets dafuͤr gehalten/ daß die Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und noch unter den Geſtirnen ſiegprangender Hel- [Spaltenumbruch] den waͤren. Andere haͤtten ſie gar fuͤr Goͤt- ter gehalten und angebetet. Malovend ant- wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht bereden/ diß fuͤr ein Gluͤcks-Zeichen zu halten/ fuͤr deſſen blutigen Stralen/ welche meiſt eine Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und Spieße abbilden/ das Auge Abſcheu hat/ und das menſchliche Gemuͤthe durch einen gehei- men Trieb alſofort in Schrecken verſetzt wird. Die tauſendfache Erfahrung hat es fuͤrlaͤngſt erhaͤrtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er- ſchienen/ der nicht Veraͤnderung der Reiche und Blutſtuͤrtzungen nach ſich gezogen. Weßwe- gen auch unterſchiedene ihren Untergang be- ſorgende Fuͤrſten ſelbte mit edlem Blute zu ver- ſohnen gemeint; gleich als wenn ſie ſo grimmige Goͤtter waͤren/ welche nicht gemeines Men- ſchen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die traurigen Ausſchlaͤge waͤren auch weder zu Mithridatens/ noch zu Auguſtens Zeit auſſen blieben. Haͤtte er dieſen zweyen Ehrſuͤchtigen Menſchen gleich Sieg und Freude mitbracht/ ſo haͤtten hingegen ſo viel tauſend ins Graß beiſ- ſen oder weinen muͤſſen. Die Boßheit der Welt waͤre ein ſolcher Schadenfroh/ daß ſie ins- gemein uͤber andern Thraͤnen lachte. Wenn einer gewinnt/ muͤſte der ander verſpielen. Des einen Verluſt waͤre des andern Vortheil; des einen Schiffbruch des andern Beute. Als das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/ und andere in Aſien verſchlungen/ waͤre zwi- ſchen der Jnſel Thenamene und Theraſia eine neue ans Licht kommen. Welches die War- ſager alſofort ausgelegt: das Roͤmiſche Reich wuͤrde das Griechiſche verſchlingen. Des einen Ergetzung aber nehme fremden Un- gluͤcke nicht ſein Ubel. Der erwehnte blutige Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den Feldherrn Malorich ins Grab/ ſondern die hal- be Welt in ein jaͤmmerliches Blut-Bad geſtuͤr- tzet. Und dieſen Unſtern habe ein klaͤglicher Einfall eines Rhetiſchen Berges begleitet/ deſ- ſen
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Anderes Buch
recht eigner Ruhm. Dieſen wirſtu ohnfehl-
bar erlangen/ wenn du es ſo machen wirſt/ wie
du es wuͤnſcheteſt/ daß es ein Fuͤrſt/ der uͤber
dich herrſchte/ anſtellen ſolte. Das Volck be-
ſchloß dieſe Rede mit abermahligem Jauch-
tzen und Freuden-Feuern. Der Him-
mel aber ſteckte kurtz hierauff der Welt eine
Trauer - Fackel durch einen abſcheulichen
Schwantz-Stern an; von welchem man als-
bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein
den Tod des Feldherrn/ ſondern auch/ weil
er dreißig Naͤchte mit ſeiner feurigen Ruthe
den Kreiß des Himmels durchſtrich/ und den
Erdkreiß erſchreckte/ ſo vieljaͤhrigen Kriegs-
Brand bedeutete. Jch hoͤre wohl/ fing Rhe-
metalces an: du ſeyeſt des Poͤfels Meinung/
daß die Schwantz-Sterne allezeit was boͤſes
wahrſagen; welches ob es einen Grund habe/ mir
ſehr zweiffelhafft ſcheinet. Jch trauete mir ihrer
faſt mehr auffzubringen die meiner Meinung
ſind/ daß ſie ſo wohl in natuͤrlichen Dingen
nuͤtzlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich
ſind. Sintemal ſie nichts minder/ als der
Denner/ die Lufft von ſchaͤdlichen Duͤnſten
reinigen. Als der groſſe Koͤnig Mithridates
Eupater gebohren war/ und den Syriſchen
Thron betrat/ ward ſeine Groͤſſe durch einen
Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit ſei-
nem Schwantze das vierdte Theil des Him-
mels einnahm/ die Sonne verduͤſterte/ und
ſiebtzig Tage und Naͤchte ſo groſſe Feuer-Stra-
len von ſich warff/ daß es ſchien/ er wuͤrde den
Himmel einaͤſchern. Des itzigen Kaͤyſers gluͤck-
liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja
nicht nur Auguſtus gab fuͤr/ daß des erſten Kaͤy-
ſers Seele in ſelbigen Schwantz-Stern/ weil
er gleich in denen ihm zu Ehren angeſtellten
Schauſpielen erſchien/ verwandelt worden waͤ-
re; ſondern eine groſſe Anzahl der tiefſinnigſten
Weltweiſen hat ſtets dafuͤr gehalten/ daß die
Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und
noch unter den Geſtirnen ſiegprangender Hel-
den waͤren. Andere haͤtten ſie gar fuͤr Goͤt-
ter gehalten und angebetet. Malovend ant-
wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht
bereden/ diß fuͤr ein Gluͤcks-Zeichen zu halten/
fuͤr deſſen blutigen Stralen/ welche meiſt eine
Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und
Spieße abbilden/ das Auge Abſcheu hat/ und
das menſchliche Gemuͤthe durch einen gehei-
men Trieb alſofort in Schrecken verſetzt wird.
Die tauſendfache Erfahrung hat es fuͤrlaͤngſt
erhaͤrtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er-
ſchienen/ der nicht Veraͤnderung der Reiche und
Blutſtuͤrtzungen nach ſich gezogen. Weßwe-
gen auch unterſchiedene ihren Untergang be-
ſorgende Fuͤrſten ſelbte mit edlem Blute zu ver-
ſohnen gemeint; gleich als wenn ſie ſo grimmige
Goͤtter waͤren/ welche nicht gemeines Men-
ſchen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die
traurigen Ausſchlaͤge waͤren auch weder zu
Mithridatens/ noch zu Auguſtens Zeit auſſen
blieben. Haͤtte er dieſen zweyen Ehrſuͤchtigen
Menſchen gleich Sieg und Freude mitbracht/
ſo haͤtten hingegen ſo viel tauſend ins Graß beiſ-
ſen oder weinen muͤſſen. Die Boßheit der
Welt waͤre ein ſolcher Schadenfroh/ daß ſie ins-
gemein uͤber andern Thraͤnen lachte. Wenn
einer gewinnt/ muͤſte der ander verſpielen.
Des einen Verluſt waͤre des andern Vortheil;
des einen Schiffbruch des andern Beute. Als
das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/
und andere in Aſien verſchlungen/ waͤre zwi-
ſchen der Jnſel Thenamene und Theraſia eine
neue ans Licht kommen. Welches die War-
ſager alſofort ausgelegt: das Roͤmiſche Reich
wuͤrde das Griechiſche verſchlingen. Des
einen Ergetzung aber nehme fremden Un-
gluͤcke nicht ſein Ubel. Der erwehnte blutige
Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den
Feldherrn Malorich ins Grab/ ſondern die hal-
be Welt in ein jaͤmmerliches Blut-Bad geſtuͤr-
tzet. Und dieſen Unſtern habe ein klaͤglicher
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/234>, abgerufen am 16.07.2024. |