Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] recht eigner Ruhm. Diesen wirstu ohnfehl-
bar erlangen/ wenn du es so machen wirst/ wie
du es wünschetest/ daß es ein Fürst/ der über
dich herrschte/ anstellen solte. Das Volck be-
schloß diese Rede mit abermahligem Jauch-
tzen und Freuden-Feuern. Der Him-
mel aber steckte kurtz hierauff der Welt eine
Trauer - Fackel durch einen abscheulichen
Schwantz-Stern an; von welchem man als-
bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein
den Tod des Feldherrn/ sondern auch/ weil
er dreißig Nächte mit seiner feurigen Ruthe
den Kreiß des Himmels durchstrich/ und den
Erdkreiß erschreckte/ so vieljährigen Kriegs-
Brand bedeutete. Jch höre wohl/ fing Rhe-
metalces an: du seyest des Pöfels Meinung/
daß die Schwantz-Sterne allezeit was böses
wahrsagen; welches ob es einen Grund habe/ mir
sehr zweiffelhafft scheinet. Jch trauete mir ihrer
fast mehr auffzubringen die meiner Meinung
sind/ daß sie so wohl in natürlichen Dingen
nützlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich
sind. Sintemal sie nichts minder/ als der
Denner/ die Lufft von schädlichen Dünsten
reinigen. Als der grosse König Mithridates
Eupater gebohren war/ und den Syrischen
Thron betrat/ ward seine Grösse durch einen
Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit sei-
nem Schwantze das vierdte Theil des Him-
mels einnahm/ die Sonne verdüsterte/ und
siebtzig Tage und Nächte so grosse Feuer-Stra-
len von sich warff/ daß es schien/ er würde den
Himmel einäschern. Des itzigen Käysers glück-
liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja
nicht nur Augustus gab für/ daß des ersten Käy-
sers Seele in selbigen Schwantz-Stern/ weil
er gleich in denen ihm zu Ehren angestellten
Schauspielen erschien/ verwandelt worden wä-
re; sondern eine grosse Anzahl der tiefsinnigsten
Weltweisen hat stets dafür gehalten/ daß die
Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und
noch unter den Gestirnen siegprangender Hel-
[Spaltenumbruch] den wären. Andere hätten sie gar für Göt-
ter gehalten und angebetet. Malovend ant-
wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht
bereden/ diß für ein Glücks-Zeichen zu halten/
für dessen blutigen Stralen/ welche meist eine
Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und
Spieße abbilden/ das Auge Abscheu hat/ und
das menschliche Gemüthe durch einen gehei-
men Trieb alsofort in Schrecken versetzt wird.
Die tausendfache Erfahrung hat es fürlängst
erhärtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er-
schienen/ der nicht Veränderung der Reiche und
Blutstürtzungen nach sich gezogen. Weßwe-
gen auch unterschiedene ihren Untergang be-
sorgende Fürsten selbte mit edlem Blute zu ver-
sohnen gemeint; gleich als wenn sie so grimmige
Götter wären/ welche nicht gemeines Men-
schen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die
traurigen Ausschläge wären auch weder zu
Mithridatens/ noch zu Augustens Zeit aussen
blieben. Hätte er diesen zweyen Ehrsüchtigen
Menschen gleich Sieg und Freude mitbracht/
so hätten hingegen so viel tausend ins Graß beis-
sen oder weinen müssen. Die Boßheit der
Welt wäre ein solcher Schadenfroh/ daß sie ins-
gemein über andern Thränen lachte. Wenn
einer gewinnt/ müste der ander verspielen.
Des einen Verlust wäre des andern Vortheil;
des einen Schiffbruch des andern Beute. Als
das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/
und andere in Asien verschlungen/ wäre zwi-
schen der Jnsel Thenamene und Therasia eine
neue ans Licht kommen. Welches die War-
sager alsofort ausgelegt: das Römische Reich
würde das Griechische verschlingen. Des
einen Ergetzung aber nehme fremden Un-
glücke nicht sein Ubel. Der erwehnte blutige
Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den
Feldherrn Malorich ins Grab/ sondern die hal-
be Welt in ein jämmerliches Blut-Bad gestür-
tzet. Und diesen Unstern habe ein kläglicher
Einfall eines Rhetischen Berges begleitet/ des-

sen

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] recht eigner Ruhm. Dieſen wirſtu ohnfehl-
bar erlangen/ wenn du es ſo machen wirſt/ wie
du es wuͤnſcheteſt/ daß es ein Fuͤrſt/ der uͤber
dich herrſchte/ anſtellen ſolte. Das Volck be-
ſchloß dieſe Rede mit abermahligem Jauch-
tzen und Freuden-Feuern. Der Him-
mel aber ſteckte kurtz hierauff der Welt eine
Trauer - Fackel durch einen abſcheulichen
Schwantz-Stern an; von welchem man als-
bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein
den Tod des Feldherrn/ ſondern auch/ weil
er dreißig Naͤchte mit ſeiner feurigen Ruthe
den Kreiß des Himmels durchſtrich/ und den
Erdkreiß erſchreckte/ ſo vieljaͤhrigen Kriegs-
Brand bedeutete. Jch hoͤre wohl/ fing Rhe-
metalces an: du ſeyeſt des Poͤfels Meinung/
daß die Schwantz-Sterne allezeit was boͤſes
wahrſagen; welches ob es einen Grund habe/ mir
ſehr zweiffelhafft ſcheinet. Jch trauete mir ihrer
faſt mehr auffzubringen die meiner Meinung
ſind/ daß ſie ſo wohl in natuͤrlichen Dingen
nuͤtzlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich
ſind. Sintemal ſie nichts minder/ als der
Denner/ die Lufft von ſchaͤdlichen Duͤnſten
reinigen. Als der groſſe Koͤnig Mithridates
Eupater gebohren war/ und den Syriſchen
Thron betrat/ ward ſeine Groͤſſe durch einen
Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit ſei-
nem Schwantze das vierdte Theil des Him-
mels einnahm/ die Sonne verduͤſterte/ und
ſiebtzig Tage und Naͤchte ſo groſſe Feuer-Stra-
len von ſich warff/ daß es ſchien/ er wuͤrde den
Himmel einaͤſchern. Des itzigen Kaͤyſers gluͤck-
liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja
nicht nur Auguſtus gab fuͤr/ daß des erſten Kaͤy-
ſers Seele in ſelbigen Schwantz-Stern/ weil
er gleich in denen ihm zu Ehren angeſtellten
Schauſpielen erſchien/ verwandelt worden waͤ-
re; ſondern eine groſſe Anzahl der tiefſinnigſten
Weltweiſen hat ſtets dafuͤr gehalten/ daß die
Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und
noch unter den Geſtirnen ſiegprangender Hel-
[Spaltenumbruch] den waͤren. Andere haͤtten ſie gar fuͤr Goͤt-
ter gehalten und angebetet. Malovend ant-
wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht
bereden/ diß fuͤr ein Gluͤcks-Zeichen zu halten/
fuͤr deſſen blutigen Stralen/ welche meiſt eine
Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und
Spieße abbilden/ das Auge Abſcheu hat/ und
das menſchliche Gemuͤthe durch einen gehei-
men Trieb alſofort in Schrecken verſetzt wird.
Die tauſendfache Erfahrung hat es fuͤrlaͤngſt
erhaͤrtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er-
ſchienen/ der nicht Veraͤnderung der Reiche und
Blutſtuͤrtzungen nach ſich gezogen. Weßwe-
gen auch unterſchiedene ihren Untergang be-
ſorgende Fuͤrſten ſelbte mit edlem Blute zu ver-
ſohnen gemeint; gleich als wenn ſie ſo grimmige
Goͤtter waͤren/ welche nicht gemeines Men-
ſchen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die
traurigen Ausſchlaͤge waͤren auch weder zu
Mithridatens/ noch zu Auguſtens Zeit auſſen
blieben. Haͤtte er dieſen zweyen Ehrſuͤchtigen
Menſchen gleich Sieg und Freude mitbracht/
ſo haͤtten hingegen ſo viel tauſend ins Graß beiſ-
ſen oder weinen muͤſſen. Die Boßheit der
Welt waͤre ein ſolcher Schadenfroh/ daß ſie ins-
gemein uͤber andern Thraͤnen lachte. Wenn
einer gewinnt/ muͤſte der ander verſpielen.
Des einen Verluſt waͤre des andern Vortheil;
des einen Schiffbruch des andern Beute. Als
das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/
und andere in Aſien verſchlungen/ waͤre zwi-
ſchen der Jnſel Thenamene und Theraſia eine
neue ans Licht kommen. Welches die War-
ſager alſofort ausgelegt: das Roͤmiſche Reich
wuͤrde das Griechiſche verſchlingen. Des
einen Ergetzung aber nehme fremden Un-
gluͤcke nicht ſein Ubel. Der erwehnte blutige
Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den
Feldherrn Malorich ins Grab/ ſondern die hal-
be Welt in ein jaͤmmerliches Blut-Bad geſtuͤr-
tzet. Und dieſen Unſtern habe ein klaͤglicher
Einfall eines Rhetiſchen Berges begleitet/ deſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0234" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
recht eigner Ruhm. Die&#x017F;en wir&#x017F;tu ohnfehl-<lb/>
bar erlangen/ wenn du es &#x017F;o machen wir&#x017F;t/ wie<lb/>
du es wu&#x0364;n&#x017F;chete&#x017F;t/ daß es ein Fu&#x0364;r&#x017F;t/ der u&#x0364;ber<lb/>
dich herr&#x017F;chte/ an&#x017F;tellen &#x017F;olte. Das Volck be-<lb/>
&#x017F;chloß die&#x017F;e Rede mit abermahligem Jauch-<lb/>
tzen und Freuden-Feuern. Der Him-<lb/>
mel aber &#x017F;teckte kurtz hierauff der Welt eine<lb/>
Trauer - Fackel durch einen ab&#x017F;cheulichen<lb/>
Schwantz-Stern an; von welchem man als-<lb/>
bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein<lb/>
den Tod des Feldherrn/ &#x017F;ondern auch/ weil<lb/>
er dreißig Na&#x0364;chte mit &#x017F;einer feurigen Ruthe<lb/>
den Kreiß des Himmels durch&#x017F;trich/ und den<lb/>
Erdkreiß er&#x017F;chreckte/ &#x017F;o vielja&#x0364;hrigen Kriegs-<lb/>
Brand bedeutete. Jch ho&#x0364;re wohl/ fing Rhe-<lb/>
metalces an: du &#x017F;eye&#x017F;t des Po&#x0364;fels Meinung/<lb/>
daß die Schwantz-Sterne allezeit was bo&#x0364;&#x017F;es<lb/>
wahr&#x017F;agen; welches ob es einen Grund habe/ mir<lb/>
&#x017F;ehr zweiffelhafft &#x017F;cheinet. Jch trauete mir ihrer<lb/>
fa&#x017F;t mehr auffzubringen die meiner Meinung<lb/>
&#x017F;ind/ daß &#x017F;ie &#x017F;o wohl in natu&#x0364;rlichen Dingen<lb/>
nu&#x0364;tzlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich<lb/>
&#x017F;ind. Sintemal &#x017F;ie nichts minder/ als der<lb/>
Denner/ die Lufft von &#x017F;cha&#x0364;dlichen Du&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
reinigen. Als der gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nig Mithridates<lb/>
Eupater gebohren war/ und den Syri&#x017F;chen<lb/>
Thron betrat/ ward &#x017F;eine Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e durch einen<lb/>
Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Schwantze das vierdte Theil des Him-<lb/>
mels einnahm/ die Sonne verdu&#x0364;&#x017F;terte/ und<lb/>
&#x017F;iebtzig Tage und Na&#x0364;chte &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Feuer-Stra-<lb/>
len von &#x017F;ich warff/ daß es &#x017F;chien/ er wu&#x0364;rde den<lb/>
Himmel eina&#x0364;&#x017F;chern. Des itzigen Ka&#x0364;y&#x017F;ers glu&#x0364;ck-<lb/>
liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja<lb/>
nicht nur Augu&#x017F;tus gab fu&#x0364;r/ daß des er&#x017F;ten Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;ers Seele in &#x017F;elbigen Schwantz-Stern/ weil<lb/>
er gleich in denen ihm zu Ehren ange&#x017F;tellten<lb/>
Schau&#x017F;pielen er&#x017F;chien/ verwandelt worden wa&#x0364;-<lb/>
re; &#x017F;ondern eine gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl der tief&#x017F;innig&#x017F;ten<lb/>
Weltwei&#x017F;en hat &#x017F;tets dafu&#x0364;r gehalten/ daß die<lb/>
Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und<lb/>
noch unter den Ge&#x017F;tirnen &#x017F;iegprangender Hel-<lb/><cb/>
den wa&#x0364;ren. Andere ha&#x0364;tten &#x017F;ie gar fu&#x0364;r Go&#x0364;t-<lb/>
ter gehalten und angebetet. Malovend ant-<lb/>
wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht<lb/>
bereden/ diß fu&#x0364;r ein Glu&#x0364;cks-Zeichen zu halten/<lb/>
fu&#x0364;r de&#x017F;&#x017F;en blutigen Stralen/ welche mei&#x017F;t eine<lb/>
Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und<lb/>
Spieße abbilden/ das Auge Ab&#x017F;cheu hat/ und<lb/>
das men&#x017F;chliche Gemu&#x0364;the durch einen gehei-<lb/>
men Trieb al&#x017F;ofort in Schrecken ver&#x017F;etzt wird.<lb/>
Die tau&#x017F;endfache Erfahrung hat es fu&#x0364;rla&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
erha&#x0364;rtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er-<lb/>
&#x017F;chienen/ der nicht Vera&#x0364;nderung der Reiche und<lb/>
Blut&#x017F;tu&#x0364;rtzungen nach &#x017F;ich gezogen. Weßwe-<lb/>
gen auch unter&#x017F;chiedene ihren Untergang be-<lb/>
&#x017F;orgende Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;elbte mit edlem Blute zu ver-<lb/>
&#x017F;ohnen gemeint; gleich als wenn &#x017F;ie &#x017F;o grimmige<lb/>
Go&#x0364;tter wa&#x0364;ren/ welche nicht gemeines Men-<lb/>
&#x017F;chen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die<lb/>
traurigen Aus&#x017F;chla&#x0364;ge wa&#x0364;ren auch weder zu<lb/>
Mithridatens/ noch zu Augu&#x017F;tens Zeit au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
blieben. Ha&#x0364;tte er die&#x017F;en zweyen Ehr&#x017F;u&#x0364;chtigen<lb/>
Men&#x017F;chen gleich Sieg und Freude mitbracht/<lb/>
&#x017F;o ha&#x0364;tten hingegen &#x017F;o viel tau&#x017F;end ins Graß bei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en oder weinen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Boßheit der<lb/>
Welt wa&#x0364;re ein &#x017F;olcher Schadenfroh/ daß &#x017F;ie ins-<lb/>
gemein u&#x0364;ber andern Thra&#x0364;nen lachte. Wenn<lb/>
einer gewinnt/ mu&#x0364;&#x017F;te der ander ver&#x017F;pielen.<lb/>
Des einen Verlu&#x017F;t wa&#x0364;re des andern Vortheil;<lb/>
des einen Schiffbruch des andern Beute. Als<lb/>
das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/<lb/>
und andere in A&#x017F;ien ver&#x017F;chlungen/ wa&#x0364;re zwi-<lb/>
&#x017F;chen der Jn&#x017F;el Thenamene und Thera&#x017F;ia eine<lb/>
neue ans Licht kommen. Welches die War-<lb/>
&#x017F;ager al&#x017F;ofort ausgelegt: das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich<lb/>
wu&#x0364;rde das Griechi&#x017F;che ver&#x017F;chlingen. Des<lb/>
einen Ergetzung aber nehme fremden Un-<lb/>
glu&#x0364;cke nicht &#x017F;ein Ubel. Der erwehnte blutige<lb/>
Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den<lb/>
Feldherrn Malorich ins Grab/ &#x017F;ondern die hal-<lb/>
be Welt in ein ja&#x0364;mmerliches Blut-Bad ge&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
tzet. Und die&#x017F;en Un&#x017F;tern habe ein kla&#x0364;glicher<lb/>
Einfall eines Rheti&#x017F;chen Berges begleitet/ de&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0234] Anderes Buch recht eigner Ruhm. Dieſen wirſtu ohnfehl- bar erlangen/ wenn du es ſo machen wirſt/ wie du es wuͤnſcheteſt/ daß es ein Fuͤrſt/ der uͤber dich herrſchte/ anſtellen ſolte. Das Volck be- ſchloß dieſe Rede mit abermahligem Jauch- tzen und Freuden-Feuern. Der Him- mel aber ſteckte kurtz hierauff der Welt eine Trauer - Fackel durch einen abſcheulichen Schwantz-Stern an; von welchem man als- bald die Auslegung machte/ daß er nicht allein den Tod des Feldherrn/ ſondern auch/ weil er dreißig Naͤchte mit ſeiner feurigen Ruthe den Kreiß des Himmels durchſtrich/ und den Erdkreiß erſchreckte/ ſo vieljaͤhrigen Kriegs- Brand bedeutete. Jch hoͤre wohl/ fing Rhe- metalces an: du ſeyeſt des Poͤfels Meinung/ daß die Schwantz-Sterne allezeit was boͤſes wahrſagen; welches ob es einen Grund habe/ mir ſehr zweiffelhafft ſcheinet. Jch trauete mir ihrer faſt mehr auffzubringen die meiner Meinung ſind/ daß ſie ſo wohl in natuͤrlichen Dingen nuͤtzlich/ als in ihren Anzeigungen erfreulich ſind. Sintemal ſie nichts minder/ als der Denner/ die Lufft von ſchaͤdlichen Duͤnſten reinigen. Als der groſſe Koͤnig Mithridates Eupater gebohren war/ und den Syriſchen Thron betrat/ ward ſeine Groͤſſe durch einen Schwantz-Stern angedeutet/ welcher mit ſei- nem Schwantze das vierdte Theil des Him- mels einnahm/ die Sonne verduͤſterte/ und ſiebtzig Tage und Naͤchte ſo groſſe Feuer-Stra- len von ſich warff/ daß es ſchien/ er wuͤrde den Himmel einaͤſchern. Des itzigen Kaͤyſers gluͤck- liche Heyrath ward auch hierdurch bezeichnet/ ja nicht nur Auguſtus gab fuͤr/ daß des erſten Kaͤy- ſers Seele in ſelbigen Schwantz-Stern/ weil er gleich in denen ihm zu Ehren angeſtellten Schauſpielen erſchien/ verwandelt worden waͤ- re; ſondern eine groſſe Anzahl der tiefſinnigſten Weltweiſen hat ſtets dafuͤr gehalten/ daß die Schwantz-Sterne Seelen wohlverdienter und noch unter den Geſtirnen ſiegprangender Hel- den waͤren. Andere haͤtten ſie gar fuͤr Goͤt- ter gehalten und angebetet. Malovend ant- wortete: Anderer Aberglaube wird mich nicht bereden/ diß fuͤr ein Gluͤcks-Zeichen zu halten/ fuͤr deſſen blutigen Stralen/ welche meiſt eine Straff-Ruthe/ zuweilen Schwerdter und Spieße abbilden/ das Auge Abſcheu hat/ und das menſchliche Gemuͤthe durch einen gehei- men Trieb alſofort in Schrecken verſetzt wird. Die tauſendfache Erfahrung hat es fuͤrlaͤngſt erhaͤrtet/ daß kein Schwantz Stern iemahls er- ſchienen/ der nicht Veraͤnderung der Reiche und Blutſtuͤrtzungen nach ſich gezogen. Weßwe- gen auch unterſchiedene ihren Untergang be- ſorgende Fuͤrſten ſelbte mit edlem Blute zu ver- ſohnen gemeint; gleich als wenn ſie ſo grimmige Goͤtter waͤren/ welche nicht gemeines Men- ſchen-Blut zu ihrem Opffer verlangten. Die traurigen Ausſchlaͤge waͤren auch weder zu Mithridatens/ noch zu Auguſtens Zeit auſſen blieben. Haͤtte er dieſen zweyen Ehrſuͤchtigen Menſchen gleich Sieg und Freude mitbracht/ ſo haͤtten hingegen ſo viel tauſend ins Graß beiſ- ſen oder weinen muͤſſen. Die Boßheit der Welt waͤre ein ſolcher Schadenfroh/ daß ſie ins- gemein uͤber andern Thraͤnen lachte. Wenn einer gewinnt/ muͤſte der ander verſpielen. Des einen Verluſt waͤre des andern Vortheil; des einen Schiffbruch des andern Beute. Als das Erdbeben die Stadt Rhodus eingeworffen/ und andere in Aſien verſchlungen/ waͤre zwi- ſchen der Jnſel Thenamene und Theraſia eine neue ans Licht kommen. Welches die War- ſager alſofort ausgelegt: das Roͤmiſche Reich wuͤrde das Griechiſche verſchlingen. Des einen Ergetzung aber nehme fremden Un- gluͤcke nicht ſein Ubel. Der erwehnte blutige Schwantz-Stern habe leider! nicht nur den Feldherrn Malorich ins Grab/ ſondern die hal- be Welt in ein jaͤmmerliches Blut-Bad geſtuͤr- tzet. Und dieſen Unſtern habe ein klaͤglicher Einfall eines Rhetiſchen Berges begleitet/ deſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/234
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/234>, abgerufen am 24.11.2024.