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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nes Volckes wieder versammlet/ und hin und wie-
der gute Anstalt gemacht hatte den Lauff des
Sieges dem Feinde zu hemmen. Dieser Tiri-
dates nahm den Artaxias freundlich auf/ gab
ihm nicht allein ansehnliche Hülffe/ sondern
vermählete ihm auch seine Tochter die wunder-
schöne Olympia. Hiemit kam Artaxias zu
grossen Freuden der bedrängten Armenier in
seinem Reiche wieder an; und weil Antonius
inzwischen alle Römische Kriegs-Völcker wider
den Augustus abgefordert hatte/ wolte er keine
Zeit versäumen/ sondern ging auf den König
der Meden getrost loß. Dieser aber konte für
dem Blitze dieses hurtigen Feindes nicht stehen/
sondern ward nach kaum einstündiger Gegen-
wehre flüchtig. Die Festungen ergaben sich
meist gutwillig dem Artaxias/ und schlugen ihre
frembde Besatzung todt. Artavasdes machte
sich über Hals und Kopf aus Armenien; allei-
ne Artaxias folgte ihm in Meden nach/ ereilte
ihn bey der Stadt Ecbatana. Beyde Heere
traffen hertzhafft auf einander. Die Arme-
nier munterte die Rache/ die Meder ihre für
Augen schwebende äuserste Noth auf/ welche
auch Furchtsamen ein Hertze macht. Alleine
Artaxias drang mit dem Armenischen Adel
auf einer/ und Artaban ein Parthischer Fürst
mit den Parthischen Hülffs-Völckern so ge-
waltig auf die Meden/ daß sie gegen der Stadt
in offentliche Flucht geriethen. Als Artavas-
des nun die Seinigen zurück halten wolte/
traf Artaxias auf ihn/ rennte ihn vom Pferde/
und konte mit genauer Noth verwehren/ daß
er von den hitzigen Armeniern nicht getödtet/
oder von Pferden zertreten ward. Artaxias
kam also mit dem gefangenen Könige für die
Stadt Ecbatana/ welche sich ohne Gegenwehr
der Willkühr des Siegers untergab. Artaxias
konte sich über der Pracht dieser Stadt/ und
insonderheit des Schlosses/ welches billich un-
ter die Wunderwercke der Welt zu rechnen ist/
[Spaltenumbruch] nicht gnungsam verwundern. Dieses hat
der mächtige König der Meden Dejoces von
Grund aus erbauet/ und mit sieben festen
Mauern umgeben. Die äuserste ist von
weissem Marmelsteine/ die andere von schwar-
tzem/ die dritte von rothem/ die vierdte von ei-
nem Himmel-blauen Alabaster; die fünfte ist
von gebackenen Steinen/ welche mit dem aller-
höchsten Zinober und Sandarach übergläset
sind/ die sechste ist gantz übersilbert/ und die sie-
bende vergoldet. Die Königliche Burg inwen-
dig ist von dem köstlichsten Marmel/ und nach
der vollkommensten Bau-Kunst gebauet. Alle
Thore sind von Ertzt/ das Pflaster von vielfär-
bicht durcheinander eingelegten Steinen berei-
tet/ das Dach vergoldet/ daß bey Sonnen-
Scheine niemand selbtes anschauen darff. Die
Wände sind mit güldenen Tapezereyen/ an wel-
chen noch gewisse Bilder mit Perlen und Edel-
gesteinen gestückt zu sehen/ die Bödeme mit Per-
sischem Gewebe bedecket. Jn einem der Son-
ne gewiedmeten Tempel stehet des Medischen
Reichs-Stiffters Arbaces/ wie auch des Dejoces
Bildnüß in Gold/ und nach ihm alle Medische
Könige aus Ertzt in Lebens-Grösse gegossen/
oder aus Alabaster gehauen. An dem Schilde
des Arbaces war Sardanapal eingeetzet/ wie
er mit einer Hand dem Arbaces den Assyrischen
Reichs-Stab überreicht/ mit der andern den un-
ter sich gemachten Holtz-Stoß anzündet/ mit
dieser Uberschrifft:

Jhr Meden lernt von uns: Das Reich sey ein Gewebe/
Zu dem die Klugheit spinnt/ daran die Tugend stückt/
Wozu kein Weiber-Arm/ kein knechtisch Geist sich schiekt/
Daß Wollust Zepter nähm'/ und Tapferkeit sie gebe.
Die krönt nun Arbacen/ stürtzt den Sardauapal/
Setzt Helden auf den Thron/ und Weiber an den Pfal.

Unter Dejocens güldenem Bilde war
die Stadt Ecbatana geetzt mit dieser Uber-
schrifft:

Der
F f 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nes Volckes wieder verſam̃let/ und hin und wie-
der gute Anſtalt gemacht hatte den Lauff des
Sieges dem Feinde zu hemmen. Dieſer Tiri-
dates nahm den Artaxias freundlich auf/ gab
ihm nicht allein anſehnliche Huͤlffe/ ſondern
vermaͤhlete ihm auch ſeine Tochter die wunder-
ſchoͤne Olympia. Hiemit kam Artaxias zu
groſſen Freuden der bedraͤngten Armenier in
ſeinem Reiche wieder an; und weil Antonius
inzwiſchen alle Roͤmiſche Kriegs-Voͤlcker wider
den Auguſtus abgefordert hatte/ wolte er keine
Zeit verſaͤumen/ ſondern ging auf den Koͤnig
der Meden getroſt loß. Dieſer aber konte fuͤr
dem Blitze dieſes hurtigen Feindes nicht ſtehen/
ſondern ward nach kaum einſtuͤndiger Gegen-
wehre fluͤchtig. Die Feſtungen ergaben ſich
meiſt gutwillig dem Artaxias/ und ſchlugen ihre
frembde Beſatzung todt. Artavasdes machte
ſich uͤber Hals und Kopf aus Armenien; allei-
ne Artaxias folgte ihm in Meden nach/ ereilte
ihn bey der Stadt Ecbatana. Beyde Heere
traffen hertzhafft auf einander. Die Arme-
nier munterte die Rache/ die Meder ihre fuͤr
Augen ſchwebende aͤuſerſte Noth auf/ welche
auch Furchtſamen ein Hertze macht. Alleine
Artaxias drang mit dem Armeniſchen Adel
auf einer/ und Artaban ein Parthiſcher Fuͤrſt
mit den Parthiſchen Huͤlffs-Voͤlckern ſo ge-
waltig auf die Meden/ daß ſie gegen der Stadt
in offentliche Flucht geriethen. Als Artavas-
des nun die Seinigen zuruͤck halten wolte/
traf Artaxias auf ihn/ rennte ihn vom Pferde/
und konte mit genauer Noth verwehren/ daß
er von den hitzigen Armeniern nicht getoͤdtet/
oder von Pferden zertreten ward. Artaxias
kam alſo mit dem gefangenen Koͤnige fuͤr die
Stadt Ecbatana/ welche ſich ohne Gegenwehr
der Willkuͤhr des Siegers untergab. Artaxias
konte ſich uͤber der Pracht dieſer Stadt/ und
inſonderheit des Schloſſes/ welches billich un-
ter die Wunderwercke der Welt zu rechnen iſt/
[Spaltenumbruch] nicht gnungſam verwundern. Dieſes hat
der maͤchtige Koͤnig der Meden Dejoces von
Grund aus erbauet/ und mit ſieben feſten
Mauern umgeben. Die aͤuſerſte iſt von
weiſſem Marmelſteine/ die andere von ſchwar-
tzem/ die dritte von rothem/ die vierdte von ei-
nem Himmel-blauen Alabaſter; die fuͤnfte iſt
von gebackenen Steinen/ welche mit dem aller-
hoͤchſten Zinober und Sandarach uͤberglaͤſet
ſind/ die ſechſte iſt gantz uͤberſilbert/ und die ſie-
bende vergoldet. Die Koͤnigliche Burg inwen-
dig iſt von dem koͤſtlichſten Marmel/ und nach
der vollkommenſten Bau-Kunſt gebauet. Alle
Thore ſind von Ertzt/ das Pflaſter von vielfaͤr-
bicht durcheinander eingelegten Steinen berei-
tet/ das Dach vergoldet/ daß bey Sonnen-
Scheine niemand ſelbtes anſchauen darff. Die
Waͤnde ſind mit guͤldenen Tapezereyen/ an wel-
chen noch gewiſſe Bilder mit Perlen und Edel-
geſteinen geſtuͤckt zu ſehen/ die Boͤdeme mit Per-
ſiſchem Gewebe bedecket. Jn einem der Son-
ne gewiedmeten Tempel ſtehet des Mediſchen
Reichs-Stiffters Arbaces/ wie auch des Dejoces
Bildnuͤß in Gold/ und nach ihm alle Mediſche
Koͤnige aus Ertzt in Lebens-Groͤſſe gegoſſen/
oder aus Alabaſter gehauen. An dem Schilde
des Arbaces war Sardanapal eingeetzet/ wie
er mit einer Hand dem Arbaces den Aſſyriſchen
Reichs-Stab uͤberreicht/ mit der andern den un-
ter ſich gemachten Holtz-Stoß anzuͤndet/ mit
dieſer Uberſchrifft:

Jhr Meden lernt von uns: Das Reich ſey ein Gewebe/
Zu dem die Klugheit ſpinnt/ daran die Tugend ſtuͤckt/
Wozu kein Weiber-Arm/ kein knechtiſch Geiſt ſich ſchiekt/
Daß Wolluſt Zepter naͤhm’/ und Tapferkeit ſie gebe.
Die kroͤnt nun Arbacen/ ſtuͤrtzt den Sardauapal/
Setzt Helden auf den Thron/ und Weiber an den Pfal.

Unter Dejocens guͤldenem Bilde war
die Stadt Ecbatana geetzt mit dieſer Uber-
ſchrifft:

Der
F f 2
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[227/0279] Arminius und Thußnelda. nes Volckes wieder verſam̃let/ und hin und wie- der gute Anſtalt gemacht hatte den Lauff des Sieges dem Feinde zu hemmen. Dieſer Tiri- dates nahm den Artaxias freundlich auf/ gab ihm nicht allein anſehnliche Huͤlffe/ ſondern vermaͤhlete ihm auch ſeine Tochter die wunder- ſchoͤne Olympia. Hiemit kam Artaxias zu groſſen Freuden der bedraͤngten Armenier in ſeinem Reiche wieder an; und weil Antonius inzwiſchen alle Roͤmiſche Kriegs-Voͤlcker wider den Auguſtus abgefordert hatte/ wolte er keine Zeit verſaͤumen/ ſondern ging auf den Koͤnig der Meden getroſt loß. Dieſer aber konte fuͤr dem Blitze dieſes hurtigen Feindes nicht ſtehen/ ſondern ward nach kaum einſtuͤndiger Gegen- wehre fluͤchtig. Die Feſtungen ergaben ſich meiſt gutwillig dem Artaxias/ und ſchlugen ihre frembde Beſatzung todt. Artavasdes machte ſich uͤber Hals und Kopf aus Armenien; allei- ne Artaxias folgte ihm in Meden nach/ ereilte ihn bey der Stadt Ecbatana. Beyde Heere traffen hertzhafft auf einander. Die Arme- nier munterte die Rache/ die Meder ihre fuͤr Augen ſchwebende aͤuſerſte Noth auf/ welche auch Furchtſamen ein Hertze macht. Alleine Artaxias drang mit dem Armeniſchen Adel auf einer/ und Artaban ein Parthiſcher Fuͤrſt mit den Parthiſchen Huͤlffs-Voͤlckern ſo ge- waltig auf die Meden/ daß ſie gegen der Stadt in offentliche Flucht geriethen. Als Artavas- des nun die Seinigen zuruͤck halten wolte/ traf Artaxias auf ihn/ rennte ihn vom Pferde/ und konte mit genauer Noth verwehren/ daß er von den hitzigen Armeniern nicht getoͤdtet/ oder von Pferden zertreten ward. Artaxias kam alſo mit dem gefangenen Koͤnige fuͤr die Stadt Ecbatana/ welche ſich ohne Gegenwehr der Willkuͤhr des Siegers untergab. Artaxias konte ſich uͤber der Pracht dieſer Stadt/ und inſonderheit des Schloſſes/ welches billich un- ter die Wunderwercke der Welt zu rechnen iſt/ nicht gnungſam verwundern. Dieſes hat der maͤchtige Koͤnig der Meden Dejoces von Grund aus erbauet/ und mit ſieben feſten Mauern umgeben. Die aͤuſerſte iſt von weiſſem Marmelſteine/ die andere von ſchwar- tzem/ die dritte von rothem/ die vierdte von ei- nem Himmel-blauen Alabaſter; die fuͤnfte iſt von gebackenen Steinen/ welche mit dem aller- hoͤchſten Zinober und Sandarach uͤberglaͤſet ſind/ die ſechſte iſt gantz uͤberſilbert/ und die ſie- bende vergoldet. Die Koͤnigliche Burg inwen- dig iſt von dem koͤſtlichſten Marmel/ und nach der vollkommenſten Bau-Kunſt gebauet. Alle Thore ſind von Ertzt/ das Pflaſter von vielfaͤr- bicht durcheinander eingelegten Steinen berei- tet/ das Dach vergoldet/ daß bey Sonnen- Scheine niemand ſelbtes anſchauen darff. Die Waͤnde ſind mit guͤldenen Tapezereyen/ an wel- chen noch gewiſſe Bilder mit Perlen und Edel- geſteinen geſtuͤckt zu ſehen/ die Boͤdeme mit Per- ſiſchem Gewebe bedecket. Jn einem der Son- ne gewiedmeten Tempel ſtehet des Mediſchen Reichs-Stiffters Arbaces/ wie auch des Dejoces Bildnuͤß in Gold/ und nach ihm alle Mediſche Koͤnige aus Ertzt in Lebens-Groͤſſe gegoſſen/ oder aus Alabaſter gehauen. An dem Schilde des Arbaces war Sardanapal eingeetzet/ wie er mit einer Hand dem Arbaces den Aſſyriſchen Reichs-Stab uͤberreicht/ mit der andern den un- ter ſich gemachten Holtz-Stoß anzuͤndet/ mit dieſer Uberſchrifft: Jhr Meden lernt von uns: Das Reich ſey ein Gewebe/ Zu dem die Klugheit ſpinnt/ daran die Tugend ſtuͤckt/ Wozu kein Weiber-Arm/ kein knechtiſch Geiſt ſich ſchiekt/ Daß Wolluſt Zepter naͤhm’/ und Tapferkeit ſie gebe. Die kroͤnt nun Arbacen/ ſtuͤrtzt den Sardauapal/ Setzt Helden auf den Thron/ und Weiber an den Pfal. Unter Dejocens guͤldenem Bilde war die Stadt Ecbatana geetzt mit dieſer Uber- ſchrifft: Der F f 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/279>, abgerufen am 22.11.2024.