Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Vorbericht an den Leser. das Ehren-Lob nachzurühmen sich nicht wiedern werden: daß er die kurtzenJahre seines Lebens/ so wol vor die Stadt/ als die jenigen/ die sich seinem Rath und Beystandes anvertrauet/ treulich und redlich gearbeitet/ seine grö- ste Lust in der Arbeit gesucht/ und gnungsam gewiesen/ ja sein Corpus Ju- ris zeugen wird: daß er so wol ein grosser Rechtsgelehrter und kluger Staats- Mann/ als sinnreicher Poet gewesen; und daß man gar wol in der einen Hand der Astrea Wagschale/ in der andern aber auch des Apollo Leyer führen könne. Denn wo Themis und Minerva in einem Tempel beysammen gestanden/ ha- ben sie allezeit denselben berühmter gemacht/ und einander die beste Handrei- chung thun können. Dahero auch eine Erlauchte Person von unserm Lohenstein artlich zu schertzen Anlaß genommen: Es hätte das Glücke in Austheilung der Ehren-Aempter entweder geirret/ oder ihm unrecht gethan; in dem es ihn zu einem Staats-Diener nicht einer Stadt/ sondern eines gros- sen Königs machen sollen/ weil er zu dergleichen Diensten vor andern fähig/ und gar füglich des Plinius Baum/ der einen gantzen Garten mit allerhand Früchten vorstellte/ oder auch des Ausonius Bacchus-Bilde/ so von allen Göt- tern etwas eigentliches gewiesen/ und er es daher Pantheon/ oder alle Götter genennet/ zu vergleichen gewesen. Dannenhero werden weder Plato/ noch alle die jenigen eigensinnigen bracht
Vorbericht an den Leſer. das Ehren-Lob nachzuruͤhmen ſich nicht wiedern werden: daß er die kurtzenJahre ſeines Lebens/ ſo wol vor die Stadt/ als die jenigen/ die ſich ſeinem Rath und Beyſtandes anvertrauet/ treulich und redlich gearbeitet/ ſeine groͤ- ſte Luſt in der Arbeit geſucht/ und gnungſam gewieſen/ ja ſein Corpus Ju- ris zeugen wird: daß er ſo wol ein groſſer Rechtsgelehrter und kluger Staats- Mann/ als ſinnreicher Poet geweſen; und daß man gar wol in der einen Hand der Aſtrea Wagſchale/ in der andern aber auch des Apollo Leyer fuͤhren koͤnne. Denn wo Themis und Minerva in einem Tempel beyſammen geſtanden/ ha- ben ſie allezeit denſelben beruͤhmter gemacht/ und einander die beſte Handrei- chung thun koͤnnen. Dahero auch eine Erlauchte Perſon von unſerm Lohenſtein artlich zu ſchertzen Anlaß genommen: Es haͤtte das Gluͤcke in Austheilung der Ehren-Aempter entweder geirret/ oder ihm unrecht gethan; in dem es ihn zu einem Staats-Diener nicht einer Stadt/ ſondern eines groſ- ſen Koͤnigs machen ſollen/ weil er zu dergleichen Dienſten vor andern faͤhig/ und gar fuͤglich des Plinius Baum/ der einen gantzen Garten mit allerhand Fruͤchten vorſtellte/ oder auch des Auſonius Bacchus-Bilde/ ſo von allen Goͤt- tern etwas eigentliches gewieſen/ und er es daher Pantheon/ oder alle Goͤtter genennet/ zu vergleichen geweſen. Dannenhero werden weder Plato/ noch alle die jenigen eigenſinnigen bracht
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Vorbericht an den Leſer.
das Ehren-Lob nachzuruͤhmen ſich nicht wiedern werden: daß er die kurtzen
Jahre ſeines Lebens/ ſo wol vor die Stadt/ als die jenigen/ die ſich ſeinem
Rath und Beyſtandes anvertrauet/ treulich und redlich gearbeitet/ ſeine groͤ-
ſte Luſt in der Arbeit geſucht/ und gnungſam gewieſen/ ja ſein Corpus Ju-
ris zeugen wird: daß er ſo wol ein groſſer Rechtsgelehrter und kluger Staats-
Mann/ als ſinnreicher Poet geweſen; und daß man gar wol in der einen Hand
der Aſtrea Wagſchale/ in der andern aber auch des Apollo Leyer fuͤhren koͤnne.
Denn wo Themis und Minerva in einem Tempel beyſammen geſtanden/ ha-
ben ſie allezeit denſelben beruͤhmter gemacht/ und einander die beſte Handrei-
chung thun koͤnnen. Dahero auch eine Erlauchte Perſon von unſerm
Lohenſtein artlich zu ſchertzen Anlaß genommen: Es haͤtte das Gluͤcke in
Austheilung der Ehren-Aempter entweder geirret/ oder ihm unrecht gethan;
in dem es ihn zu einem Staats-Diener nicht einer Stadt/ ſondern eines groſ-
ſen Koͤnigs machen ſollen/ weil er zu dergleichen Dienſten vor andern faͤhig/
und gar fuͤglich des Plinius Baum/ der einen gantzen Garten mit allerhand
Fruͤchten vorſtellte/ oder auch des Auſonius Bacchus-Bilde/ ſo von allen Goͤt-
tern etwas eigentliches gewieſen/ und er es daher Pantheon/ oder alle Goͤtter
genennet/ zu vergleichen geweſen.
Dannenhero werden weder Plato/ noch alle die jenigen eigenſinnigen
Kluͤglinge/ welche der Poeſie/ ſamt allen andern denen Gelehrten mehr ſchoͤ-
nen Zierrath als groſſen Reichthum erwerbenden edlen Kuͤnſten eine Grufft
zu bauen/ oder zum minſten nur ihrem Purpur einen Schandfleck zu machen
bemuͤhet ſind/ einen Schluß abzufaſſen Urſach haben/ keinen Poeten in Rath
oder zu weltlichen Ehren-Aemptern zu nehmen. Da doch Rom und Grichen-
land nie beruͤhmter geweſen ſind/ als da die Poeſie auch bey Burgermeiſtern
und andern Groſſen zu Hauſe war. Daher wird es auch hoffentlich unſerm
Breßlau/ ſo lange nur gute Kuͤnſte und Sitten in der Welt bluͤhen werden/
eben ſo wenig/ als der Stadt Rom/ weil der Burgermeiſter Cicero ein groſſer
Redner daſelbſt geweſen und Buͤcher geſchrieben/ als ſonder welche er in der
Welt vielleicht weniger bekannt ſeyn wuͤrde/ niemals zu einiger Schande und
Verkleinerung ihres Anſehens gereichen/ wenn man gleich ſagen wird: daß
Hofmannswaldau/ Lohenſtein/ und fuͤr ihnen viel andere ihres
gleichen Getichte geſchrieben/ und die Poeſie zur hoͤchſten Vollkommenheit ge-
bracht
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