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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] sen gemacht/ daß auf einem dem Käyser zu Eh-
ren aufgerichteten Altare ein Palmbaum auff-
geschossen wäre; hätte er so wohl ihren Aber-
glauben/ als diß Wunderwerck/ welches ein
alberer Fürst vielleicht in der gantzen Welt hät-
te ausruffen lassen/ verlachet; in dem er den
Abgeschickten nichts anders geantwortet/ als/
er sehe wohl/ daß sie ihm auf seinem Altare we-
nig Opffer verbrenneten. Und da ja auch
Menschen durch ihre Tugenden solche Ehre
verdienten; so wäre doch solche nicht den Fein-
den/ am wenigsten aber von den Deutschen ein-
zuräumen. Ein Serischer König eines
neuen Stammes habe seinem Geschlechte für
verkleinerlich geschätzt/ wenn die Nachwelt et-
was älters/ als von seinen Thaten wissen solte/
und daher alle Bücher verbrennt; Wie möch-
ten denn sie Deutschen ohne Spott ihrer Fein-
de Bilder gantz lassen? Die weder dem Tuisco
noch dem Mann ihren eigenen Uhrhebern ei-
niges gemacht/ ja nicht gerne solche den Göt-
tern zu fertigen erlaubten; sondern ihre Hel-
den mit nichts/ als einem Liede verehreten.
Der Feldherr hörte den Catten-Hertzog ge-
dultig aus/ setzte ihm aber entgegen: Es wäre
seine Meinung nie gewest den Ehren-Säulen
das Wort zu reden/ welche vom Aber glauben
oder Heucheley Unwürdigen aufgerichtet wür-
den. Er verlache die Abgötterey der Grie-
chen/ die der Phryne Bild in den Delphischen
Tempel gesetzt; der Alexandriner/ die der schö-
nen Sclavin Balestia Tempel gebauet/ des
Cäcilius Metellus/ der der unzüchtigen Flo-
ra Bildnüß in dem Heiligthume des Castors
aufgestürtzt; insonderheit aber des grossen Ale-
xanders/ der der Pythionice/ welche drey mahl
eine leibeigene Magd/ und eine Hure gewest/
ein prächtiges Grabmahl zu Babylon/ der un-
keuschen Glicera zu Tharsus eine ertztene
Säule/ ihm aber selbst und den Seinigen kein
Gedächtnüß aufgerichtet hat. Auch hätten
[Spaltenumbruch] die Säulen der Boßhafften/ oder die die Ehr-
sucht ihr selbst und zu anderer Verkleinerung
aufgesetzt/ so wenig Bestand/ so wenig das La-
ster durch einen angeschmierten Firnß zur Tu-
gend werden/ oder Eigen-Ruhm zu seiner
Vergrösserung ausschlagen könte. Des De-
metrius Phalereus 360. Säulen hätten die
Ehre nicht gehabt/ daß sie der Schimmel ver-
stellt oder der Rost gefressen hätte; denn sie wä-
ren alle noch bey seinen Lebzeiten abgebrochen
und in stinckende Schachte geworffen worden.
Des Demas ertztene Bilder hätte man zu
Nacht-Scherben umgegossen. Hingegen
hielte er in allewege wohlverdiente Ehren-
Säulen für eine herrliche Belohnung; ja für
einen Saamen der Tugend/ welche man zu-
gleich ausrottete/ wenn man ihr allen Preiß
entzöge. Dieser wäre weder Frembden zu
entziehen/ noch diese Beehrungs-Art für einen
Greuel der Götter zu schelten. Alexander
hätte dem Aristonicus/ einem nach tapfferm
Gefechte in der Schlacht umbgekommenem
Cytherschläger eine Säule aufzusetzen kein Be-
dencken gehabt. Ja der heilige Numa wäre
von den Göttern dem weisen Pythagoras und
dem tapffern Alcibiades zwey Säulen in Rom
aufzurichten befehlicht worden. Ja es diente
zu einer Vertheidigung seines itzigen Begin-
nens/ daß die Römer ihres geschwornen Ertz-
Feindes Hannibals Bild an dreyen Orten ih-
rer Stadt aufgerichtet hätten. Vielen hät-
ten solche Ehren-Bilder den Trieb der Tu-
gend eingepflantzt/ den ihnen weder das Ge-
blüte ihrer Eltern/ noch der Fleiß ihrer Lehr-
meister einflössen können. Dem Theseus hät-
ten die Tempel des Hercules/ dem Themisto-
cles die Säulen des Miltiades den Schlaff
verstört und zu Helden-Thaten angefrischet.
Denn weil das Beyspiel frembder Ehre die
Nahrung und der Zunder der eiversüchtigen
Tugend ist/ werde ein feuriger Hengst von dem

Schall

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] ſen gemacht/ daß auf einem dem Kaͤyſer zu Eh-
ren aufgerichteten Altare ein Palmbaum auff-
geſchoſſen waͤre; haͤtte er ſo wohl ihren Aber-
glauben/ als diß Wunderwerck/ welches ein
alberer Fuͤrſt vielleicht in der gantzen Welt haͤt-
te ausruffen laſſen/ verlachet; in dem er den
Abgeſchickten nichts anders geantwortet/ als/
er ſehe wohl/ daß ſie ihm auf ſeinem Altare we-
nig Opffer verbrenneten. Und da ja auch
Menſchen durch ihre Tugenden ſolche Ehre
verdienten; ſo waͤre doch ſolche nicht den Fein-
den/ am wenigſten aber von den Deutſchen ein-
zuraͤumen. Ein Seriſcher Koͤnig eines
neuen Stammes habe ſeinem Geſchlechte fuͤr
verkleinerlich geſchaͤtzt/ wenn die Nachwelt et-
was aͤlters/ als von ſeinen Thaten wiſſen ſolte/
und daher alle Buͤcher verbrennt; Wie moͤch-
ten denn ſie Deutſchen ohne Spott ihrer Fein-
de Bilder gantz laſſen? Die weder dem Tuiſco
noch dem Mann ihren eigenen Uhrhebern ei-
niges gemacht/ ja nicht gerne ſolche den Goͤt-
tern zu fertigen erlaubten; ſondern ihre Hel-
den mit nichts/ als einem Liede verehreten.
Der Feldherr hoͤrte den Catten-Hertzog ge-
dultig aus/ ſetzte ihm aber entgegen: Es waͤre
ſeine Meinung nie geweſt den Ehren-Saͤulen
das Wort zu reden/ welche vom Aber glauben
oder Heucheley Unwuͤrdigen aufgerichtet wuͤr-
den. Er verlache die Abgoͤtterey der Grie-
chen/ die der Phryne Bild in den Delphiſchen
Tempel geſetzt; der Alexandriner/ die der ſchoͤ-
nen Sclavin Baleſtia Tempel gebauet/ des
Caͤcilius Metellus/ der der unzuͤchtigen Flo-
ra Bildnuͤß in dem Heiligthume des Caſtors
aufgeſtuͤrtzt; inſonderheit aber des groſſen Ale-
xanders/ der der Pythionice/ welche drey mahl
eine leibeigene Magd/ und eine Hure geweſt/
ein praͤchtiges Grabmahl zu Babylon/ der un-
keuſchen Glicera zu Tharſus eine ertztene
Saͤule/ ihm aber ſelbſt und den Seinigen kein
Gedaͤchtnuͤß aufgerichtet hat. Auch haͤtten
[Spaltenumbruch] die Saͤulen der Boßhafften/ oder die die Ehr-
ſucht ihr ſelbſt und zu anderer Verkleinerung
aufgeſetzt/ ſo wenig Beſtand/ ſo wenig das La-
ſter durch einen angeſchmierten Firnß zur Tu-
gend werden/ oder Eigen-Ruhm zu ſeiner
Vergroͤſſerung ausſchlagen koͤnte. Des De-
metrius Phalereus 360. Saͤulen haͤtten die
Ehre nicht gehabt/ daß ſie der Schimmel ver-
ſtellt oder der Roſt gefreſſen haͤtte; denn ſie waͤ-
ren alle noch bey ſeinen Lebzeiten abgebrochen
und in ſtinckende Schachte geworffen worden.
Des Demas ertztene Bilder haͤtte man zu
Nacht-Scherben umgegoſſen. Hingegen
hielte er in allewege wohlverdiente Ehren-
Saͤulen fuͤr eine herrliche Belohnung; ja fuͤr
einen Saamen der Tugend/ welche man zu-
gleich ausrottete/ wenn man ihr allen Preiß
entzoͤge. Dieſer waͤre weder Frembden zu
entziehen/ noch dieſe Beehrungs-Art fuͤr einen
Greuel der Goͤtter zu ſchelten. Alexander
haͤtte dem Ariſtonicus/ einem nach tapfferm
Gefechte in der Schlacht umbgekommenem
Cytherſchlaͤger eine Saͤule aufzuſetzen kein Be-
dencken gehabt. Ja der heilige Numa waͤre
von den Goͤttern dem weiſen Pythagoras und
dem tapffern Alcibiades zwey Saͤulen in Rom
aufzurichten befehlicht worden. Ja es diente
zu einer Vertheidigung ſeines itzigen Begin-
nens/ daß die Roͤmer ihres geſchwornen Ertz-
Feindes Hannibals Bild an dreyen Orten ih-
rer Stadt aufgerichtet haͤtten. Vielen haͤt-
ten ſolche Ehren-Bilder den Trieb der Tu-
gend eingepflantzt/ den ihnen weder das Ge-
bluͤte ihrer Eltern/ noch der Fleiß ihrer Lehr-
meiſter einfloͤſſen koͤnnen. Dem Theſeus haͤt-
ten die Tempel des Hercules/ dem Themiſto-
cles die Saͤulen des Miltiades den Schlaff
verſtoͤrt und zu Helden-Thaten angefriſchet.
Denn weil das Beyſpiel frembder Ehre die
Nahrung und der Zunder der eiverſuͤchtigen
Tugend iſt/ werde ein feuriger Hengſt von dem

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/394>, abgerufen am 22.11.2024.