Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
wenigsten aber gegen dem Muräna ausschütten/und also ihr Gemüthe erleichtern konte. Denn sie hatte an Octavien eine genaue/ an des Dru- sus Mutter Livia aber eine noch schärffere Auf- seherin/ für denen sie sich nicht rücken dorfte. Alleine höret/ wie die Liebe auch einen hundert- äugichten Argus zu verbländen mächtig sey. Mecenas des Käysers vertrautester Freund bat ihn einmal auf sein an dem Flusse Ania ge- bautes köstliche Lust-Haus/ welches so wohl we- gen seiner Gelegenheit/ in dem man darauf ge- gen die Sabinische Landschafft/ die Pränestini- schen/ Labicanischen/ und Tusculanischen Aecker übersehen konte/ als wegen seiner fürtrefflichen Marmel-Säulen/ ertztenen Bilder/ seltzamen Gewächse/ von welchen ein angefüllter Garten das Gebäue an dreyen Ecken umbgab/ wegen der im ersten Vorhofe stehender drey herrlicher Spring-Brunnen/ und insonderheit wegen der annehmlichen Gesellschafft/ indem Mecenas daselbst die gelehrtesten Leute selbiger Zeit unter- hielt/ für ein irrdisches Paradis von den Rö- mern/ und überdiß vom Käyser wegen der lieb- reitzenden Terentia beliebet ward. Jn der Ge- sellschafft des Käysers war seine Gemahlin Li- via/ ihre Söhne Drusus und Tiberius/ Anto- nia und unter dem Römischen Adel/ die den Au- gustus bedienten/ Lucius Muräna. Nebst viel- fältigen Kurtzweilen stellte Mecenas in dem dar- an gelegenen tieffen Thale eine Fischerey an/ und es muste iede anwesende Person ihm aus den ge- fangenen Fischen eine Art auslesen/ und zu seinen Lobe etwas auf die Bahn bringen. Antonia er- wehlte ihr eine grosse Murene/ und meldete: Es könte kein Frauenzimmer einiger Art Fische nicht holder seyn als dieser/ welche dem weiblichen Geschlechte so zugethan wäre/ daß auch keine männlichen Geschlechtes wäre. Jhre Schlauig- keit gehe allen Fischen für/ und diene zur Lehre dem Frauenzimmer/ daß dieses so sehr dem Ha- men der Wollüste/ als jene dem Garne und Zi- schen der Fischer zu entgehen verschmitzt seyn solle. [Spaltenumbruch] Cajus Hircius wäre aller Flüche werth/ daß er zum ersten zwar für die Murenen dienende Weiher angerichtet/ derer aber auf einmal 6000. zu des Käysers Sieges-Mahle ausgewogen habe. Hingegen habe Hortensius ihre Huld erworben/ daß er eine von ihm lange bewahrte und endlich abgestandene beweinet habe. Nichts weniger hätte sie Lucius Crassus geschätzt/ als er einer ein Halsband von Edelgesteinen angemacht; welche als seine aufgeputzte Buhlschafft ihn an der Stimme eigentlich erkennet/ ihm zugeschwom- men wäre/ aus seiner Hand Speise genommen/ und hierdurch nach ihrem Tode verdienet hätte/ daß er umb sie als seine Tochter in der Trauer gegangen wäre. Der Käyser lächelte über der Antonia freymüthigem Vortrage/ und verehrte ihr des Hortensius vorhin erkaufftes Vorwerg bey Bajä/ das sie mit höchster Dancksagung an- nahm/ und alsofort ihre kostbaren Ohr-Gehän- cke ab- und ihrer ausgelesenen Murene anmach- te; ja hierauf sich in das geschenckte Vorwerg verfügte/ daselbst diese Murene in den Weiher einsetzte/ einen absonderlichen Wärter darzu be- stellte/ umb den Weiher ein kostbares Gesimse von rothem Marmel-Steine fertigen/ und dar- ein graben ließ: Rühmt euern heil' gen Fisch/ die ihr durch Zauberey Und Liebes-Träncke meynt ein freyes Hertz zu rauben. Es mag auch Lycien von seinem Fische glauben/ Daß er zukünftig Ding zu melden fähig sey. Der Jndus-Strom erheb' auch seinen langen Fisch/ Der unausleschlich Oel den Persen gibt zum kriegen; Lucull mag Silber gleich des Scarus Lebern wiegen/ Die Auster mache werth zur Unzeit Crassus Tisch; Arion streich heraus den willigen Delfin/ Und Bajens See den/ der ein Kind trägt auf dem Rücken. Es mag auch Pollio mit Fischen sich erquicken/ Die er mit Menschen-Fleisch pflegt grimmig zu erziehn. Betraure deinen Fisch/ Orata/ wie ein Kind/ Pythagoras verehr ihr angebornes Schweigen. Es mag sich Syrien für zweyen Fischen neigen/ Weil Gatis und ihr Sohn darein verwandelt sind; Es Erster Theil. C c c
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
wenigſten aber gegen dem Muraͤna ausſchuͤttẽ/und alſo ihr Gemuͤthe erleichtern konte. Denn ſie hatte an Octavien eine genaue/ an des Dru- ſus Mutter Livia aber eine noch ſchaͤrffere Auf- ſeherin/ fuͤr denen ſie ſich nicht ruͤcken dorfte. Alleine hoͤret/ wie die Liebe auch einen hundert- aͤugichten Argus zu verblaͤnden maͤchtig ſey. Mecenas des Kaͤyſers vertrauteſter Freund bat ihn einmal auf ſein an dem Fluſſe Ania ge- bautes koͤſtliche Luſt-Haus/ welches ſo wohl we- gen ſeiner Gelegenheit/ in dem man darauf ge- gen die Sabiniſche Landſchafft/ die Praͤneſtini- ſchen/ Labicaniſchen/ und Tuſculaniſchen Aecker uͤberſehen konte/ als wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Marmel-Saͤulen/ ertztenen Bilder/ ſeltzamen Gewaͤchſe/ von welchen ein angefuͤllter Garten das Gebaͤue an dreyen Ecken umbgab/ wegen der im erſten Vorhofe ſtehender drey herrlicher Spring-Brunnen/ und inſonderheit wegen der annehmlichen Geſellſchafft/ indem Mecenas daſelbſt die gelehrteſten Leute ſelbiger Zeit unter- hielt/ fuͤr ein irrdiſches Paradis von den Roͤ- mern/ und uͤberdiß vom Kaͤyſer wegen der lieb- reitzenden Terentia beliebet ward. Jn der Ge- ſellſchafft des Kaͤyſers war ſeine Gemahlin Li- via/ ihre Soͤhne Druſus und Tiberius/ Anto- nia und unter dem Roͤmiſchen Adel/ die den Au- guſtus bedienten/ Lucius Muraͤna. Nebſt viel- faͤltigen Kurtzweilen ſtellte Mecenas in dem dar- an gelegenen tieffen Thale eine Fiſcherey an/ und es muſte iede anweſende Perſon ihm aus den ge- fangenen Fiſchen eine Art ausleſen/ und zu ſeinẽ Lobe etwas auf die Bahn bringen. Antonia er- wehlte ihr eine groſſe Murene/ und meldete: Es koͤnte kein Frauenzimmer einiger Art Fiſche nicht holder ſeyn als dieſer/ welche dem weiblichẽ Geſchlechte ſo zugethan waͤre/ daß auch keine maͤnnlichen Geſchlechtes waͤre. Jhre Schlauig- keit gehe allen Fiſchen fuͤr/ und diene zur Lehre dem Frauenzimmer/ daß dieſes ſo ſehr dem Ha- men der Wolluͤſte/ als jene dem Garne und Zi- ſchen der Fiſcher zu entgehẽ verſchmitzt ſeyn ſolle. [Spaltenumbruch] Cajus Hircius waͤre aller Fluͤche werth/ daß er zum erſtẽ zwar fuͤr die Murenẽ dienende Weiher angerichtet/ derer aber auf einmal 6000. zu des Kaͤyſers Sieges-Mahle ausgewogen habe. Hingegen habe Hortenſius ihre Huld erworben/ daß er eine von ihm lange bewahrte und endlich abgeſtandene beweinet habe. Nichts weniger haͤtte ſie Lucius Craſſus geſchaͤtzt/ als er einer ein Halsband von Edelgeſteinen angemacht; welche als ſeine aufgeputzte Buhlſchafft ihn an der Stimme eigentlich erkennet/ ihm zugeſchwom- men waͤre/ aus ſeiner Hand Speiſe genommen/ und hierdurch nach ihrem Tode verdienet haͤtte/ daß er umb ſie als ſeine Tochter in der Trauer gegangen waͤre. Der Kaͤyſer laͤchelte uͤber der Antonia freymuͤthigem Vortrage/ und verehrte ihr des Hortenſius vorhin erkaufftes Vorwerg bey Bajaͤ/ das ſie mit hoͤchſter Danckſagung an- nahm/ und alſofort ihre koſtbaren Ohr-Gehaͤn- cke ab- und ihrer ausgeleſenen Murene anmach- te; ja hierauf ſich in das geſchenckte Vorwerg verfuͤgte/ daſelbſt dieſe Murene in den Weiher einſetzte/ einen abſonderlichen Waͤrter darzu be- ſtellte/ umb den Weiher ein koſtbares Geſimſe von rothem Marmel-Steine fertigen/ und dar- ein graben ließ: Ruͤhmt euern heil’ gen Fiſch/ die ihr durch Zauberey Und Liebes-Traͤncke meynt ein freyes Hertz zu rauben. Es mag auch Lycien von ſeinem Fiſche glauben/ Daß er zukuͤnftig Ding zu melden faͤhig ſey. Der Jndus-Strom erheb’ auch ſeinen langen Fiſch/ Der unausleſchlich Oel den Perſen gibt zum kriegen; Lucull mag Silber gleich des Scarus Lebern wiegen/ Die Auſter mache werth zur Unzeit Craſſus Tiſch; Arion ſtreich heraus den willigen Delfin/ Und Bajens See den/ der ein Kind traͤgt auf dem Ruͤcken. Es mag auch Pollio mit Fiſchen ſich erquicken/ Die er mit Menſchen-Fleiſch pflegt grimmig zu erziehn. Betraure deinen Fiſch/ Orata/ wie ein Kind/ Pythagoras verehr ihr angebornes Schweigen. Es mag ſich Syrien fuͤr zweyen Fiſchen neigen/ Weil Gatis und ihr Sohn darein verwandelt ſind; Es Erſter Theil. C c c
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Arminius und Thußnelda.
wenigſten aber gegen dem Muraͤna ausſchuͤttẽ/
und alſo ihr Gemuͤthe erleichtern konte. Denn
ſie hatte an Octavien eine genaue/ an des Dru-
ſus Mutter Livia aber eine noch ſchaͤrffere Auf-
ſeherin/ fuͤr denen ſie ſich nicht ruͤcken dorfte.
Alleine hoͤret/ wie die Liebe auch einen hundert-
aͤugichten Argus zu verblaͤnden maͤchtig ſey.
Mecenas des Kaͤyſers vertrauteſter Freund bat
ihn einmal auf ſein an dem Fluſſe Ania ge-
bautes koͤſtliche Luſt-Haus/ welches ſo wohl we-
gen ſeiner Gelegenheit/ in dem man darauf ge-
gen die Sabiniſche Landſchafft/ die Praͤneſtini-
ſchen/ Labicaniſchen/ und Tuſculaniſchen Aecker
uͤberſehen konte/ als wegen ſeiner fuͤrtrefflichen
Marmel-Saͤulen/ ertztenen Bilder/ ſeltzamen
Gewaͤchſe/ von welchen ein angefuͤllter Garten
das Gebaͤue an dreyen Ecken umbgab/ wegen
der im erſten Vorhofe ſtehender drey herrlicher
Spring-Brunnen/ und inſonderheit wegen der
annehmlichen Geſellſchafft/ indem Mecenas
daſelbſt die gelehrteſten Leute ſelbiger Zeit unter-
hielt/ fuͤr ein irrdiſches Paradis von den Roͤ-
mern/ und uͤberdiß vom Kaͤyſer wegen der lieb-
reitzenden Terentia beliebet ward. Jn der Ge-
ſellſchafft des Kaͤyſers war ſeine Gemahlin Li-
via/ ihre Soͤhne Druſus und Tiberius/ Anto-
nia und unter dem Roͤmiſchen Adel/ die den Au-
guſtus bedienten/ Lucius Muraͤna. Nebſt viel-
faͤltigen Kurtzweilen ſtellte Mecenas in dem dar-
an gelegenen tieffen Thale eine Fiſcherey an/ und
es muſte iede anweſende Perſon ihm aus den ge-
fangenen Fiſchen eine Art ausleſen/ und zu ſeinẽ
Lobe etwas auf die Bahn bringen. Antonia er-
wehlte ihr eine groſſe Murene/ und meldete: Es
koͤnte kein Frauenzimmer einiger Art Fiſche
nicht holder ſeyn als dieſer/ welche dem weiblichẽ
Geſchlechte ſo zugethan waͤre/ daß auch keine
maͤnnlichen Geſchlechtes waͤre. Jhre Schlauig-
keit gehe allen Fiſchen fuͤr/ und diene zur Lehre
dem Frauenzimmer/ daß dieſes ſo ſehr dem Ha-
men der Wolluͤſte/ als jene dem Garne und Zi-
ſchen der Fiſcher zu entgehẽ verſchmitzt ſeyn ſolle.
Cajus Hircius waͤre aller Fluͤche werth/ daß er
zum erſtẽ zwar fuͤr die Murenẽ dienende Weiher
angerichtet/ derer aber auf einmal 6000. zu des
Kaͤyſers Sieges-Mahle ausgewogen habe.
Hingegen habe Hortenſius ihre Huld erworben/
daß er eine von ihm lange bewahrte und endlich
abgeſtandene beweinet habe. Nichts weniger
haͤtte ſie Lucius Craſſus geſchaͤtzt/ als er einer ein
Halsband von Edelgeſteinen angemacht; welche
als ſeine aufgeputzte Buhlſchafft ihn an der
Stimme eigentlich erkennet/ ihm zugeſchwom-
men waͤre/ aus ſeiner Hand Speiſe genommen/
und hierdurch nach ihrem Tode verdienet haͤtte/
daß er umb ſie als ſeine Tochter in der Trauer
gegangen waͤre. Der Kaͤyſer laͤchelte uͤber der
Antonia freymuͤthigem Vortrage/ und verehrte
ihr des Hortenſius vorhin erkaufftes Vorwerg
bey Bajaͤ/ das ſie mit hoͤchſter Danckſagung an-
nahm/ und alſofort ihre koſtbaren Ohr-Gehaͤn-
cke ab- und ihrer ausgeleſenen Murene anmach-
te; ja hierauf ſich in das geſchenckte Vorwerg
verfuͤgte/ daſelbſt dieſe Murene in den Weiher
einſetzte/ einen abſonderlichen Waͤrter darzu be-
ſtellte/ umb den Weiher ein koſtbares Geſimſe
von rothem Marmel-Steine fertigen/ und dar-
ein graben ließ:
Ruͤhmt euern heil’ gen Fiſch/ die ihr durch Zauberey
Und Liebes-Traͤncke meynt ein freyes Hertz zu rauben.
Es mag auch Lycien von ſeinem Fiſche glauben/
Daß er zukuͤnftig Ding zu melden faͤhig ſey.
Der Jndus-Strom erheb’ auch ſeinen langen Fiſch/
Der unausleſchlich Oel den Perſen gibt zum kriegen;
Lucull mag Silber gleich des Scarus Lebern wiegen/
Die Auſter mache werth zur Unzeit Craſſus Tiſch;
Arion ſtreich heraus den willigen Delfin/
Und Bajens See den/ der ein Kind traͤgt auf dem Ruͤcken.
Es mag auch Pollio mit Fiſchen ſich erquicken/
Die er mit Menſchen-Fleiſch pflegt grimmig zu erziehn.
Betraure deinen Fiſch/ Orata/ wie ein Kind/
Pythagoras verehr ihr angebornes Schweigen.
Es mag ſich Syrien fuͤr zweyen Fiſchen neigen/
Weil Gatis und ihr Sohn darein verwandelt ſind;
Es
Erſter Theil. C c c
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