Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] mehrere Verzweiffelung gerathen möchte. Jn-
zwischen ward es mit mir/ und weil Dido hier-
von Nachricht kriegte/ mercklich besser; ja wir
geneseten beyde eher als Lucius. Diesemnach
denn der Käyser nicht für rathsam hielt/ mich
länger in Rom zu lassen; wormit er so wol mei-
ner Sicherheit rathen/ als auch dem unbändi-
gen Lucius keinen Stein fernern Anstosses am
Wege liegen lassen möchte. Weil nun mein
Bruder Hertzog Herrmann in Asien sich so ver-
dient machte; gleichwol aber er mich in Deutsch-
land ziehen zu lassen Bedencken trug; stellte er
mir frey/ wohin ich unter dem Römischen Ge-
biete mein Kriegs-Glücke versuchen wolte. Es
machten dazumal gleich die Cantabrer in Hispa-
nien wider die Römer/ und in Africa die Getu-
lier wider den König Juba einen Aufstand. Jch
erkiesete ohn einiges Bedencken dem Könige
Juba zu dienen/ und der vom Käyser ihm zur
Hülffe erkiesete Cornelius Cossus bat mich selbst
aus/ daß ich unter ihm die Waffen führen möch-
te. Dido/ welche bey ihr fest beschlossen hatte/
aus Hasse gegen dem Lucius nicht in Rom zu
bleiben/ und bereit an ihren Vater Juba um Er-
laubnüß nach Hause zu kehren geschrieben hat-
te/ ward über dieser Entschlüssung höchst er-
freuet/ und versicherte mich/ daß sie sich nichts in
der Welt aufhalten lassen wolte mich in Numi-
dien zu umarmen. Nach dreyen Tagen nahm
ich von Rom und der mich mit viel Thränen ge-
segnenden Dido Abschied/ wir wurden aber/ als
wir kaum das Lylibeische Gebürge aus dem Ge-
sichte gebracht/ mit einem heftigen Sturme be-
fallen/ etliche Schiffe auff denen Aegatischen
Steinklippen zerschmettert/ ich selbst strandete
auf dem Eylande Terapsa/ wiewol biß auff fünf
Personen alle Leute gerettet wurden. Deroge-
stalt kam ich wol zehn Tage längsamer als Cor-
nelius Cossus in Numidien an/ welcher mich be-
reit gantz für verlohren geschätzt hatte. Das ü-
brige Römische Heer/ und darunterfünf hundert
mir unter gebene Deutschen und Gallier waren
[Spaltenumbruch] inzwischen in dem Olcachitischem Seebusem an-
gelendet. Cornelius Cossus und die obersten
Befehlhaber/ darunter auch ich war/ reiseten
hierauf nach Cirtha voran/ allwo wir in Abwe-
senheit des Königs Juba von der Königin Cleo-
patra wol bewillkommt wurden. Nach dreyer
Tage Ausruhung/ folgten wir dem nach Getu-
lien auff dem Flusse Pagyda eilenden Heere.
Welch Land aus keiner andern Ursache/ als aus
Andencken der alten Freyheit/ vom Juba abge-
fallen war/ und noch darzu die Lybier über dem
Gebürge Thambes und Mampsarus an sich
gezogen hatten. Sintemal für Zeiten beyde
Völcker keinem Gesetze noch Votmäßigkeit un-
terworffen waren. Wiewol nun Juba aus dem
unfruchtbaren Getulien wenig Einkünften zoh;
ja ihnen die Besetzung der Gräntzfestungen/ und
er zu denen Wartegeldern/ welche er denen zu
seinen Kriegsdiensten bestellten Getuliern jähr-
lich reichte/ noch zubüssen muste; wolte er doch
ehe sein euserstes dran setzen/ als einen Fußbreit
sandichter Erde verlieren. Also vermindert
die Armuth eines Landes gar nicht die Begierde
zu herrschen/ als welche ein Brut der Ehren/
nicht des Geitzes ist. Unterwegens erfuhren
wir/ daß Juba mit seinem gantzen Heere in die
Flucht geschlagen worden/ und er selbst in der
Stadt Vegesela belägert wäre. Dahero eilten
wir so viel mehr gegen den Feind; welcher aber
bey unser ver nommener Ankunfft zurücke gegen
Uciby und von dar zwischen das Gebürge Au-
dus wich. Juba versammlete zwar so denn sei-
ne zerstreuten Numidier grossen Theils wieder
zusammen; aber die flüchtigen Getulier/ welche
ohnediß auser wenigen Festungen keine bestän-
dige Wohnungen hatten/ waren nicht gemeinet
gegen die Römer stand zu halten/ sondern uns
nur müde zu machen. Wie sie denn auch uns
gantzer sechs Monate derogestaltumtrieben und
abmatteten/ daß wir nicht länger in Getulien
stehen konten/ sondern uns in Numidien zurück
ziehen musten. Alleine der Feind lag uns Tag

und

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] mehrere Verzweiffelung gerathen moͤchte. Jn-
zwiſchen ward es mit mir/ und weil Dido hier-
von Nachricht kriegte/ mercklich beſſer; ja wir
geneſeten beyde eher als Lucius. Dieſemnach
denn der Kaͤyſer nicht fuͤr rathſam hielt/ mich
laͤnger in Rom zu laſſen; wormit er ſo wol mei-
ner Sicherheit rathen/ als auch dem unbaͤndi-
gen Lucius keinen Stein fernern Anſtoſſes am
Wege liegen laſſen moͤchte. Weil nun mein
Bruder Hertzog Herrmann in Aſien ſich ſo ver-
dient machte; gleichwol aber er mich in Deutſch-
land ziehen zu laſſen Bedencken trug; ſtellte er
mir frey/ wohin ich unter dem Roͤmiſchen Ge-
biete mein Kriegs-Gluͤcke verſuchen wolte. Es
machten dazumal gleich die Cantabrer in Hiſpa-
nien wider die Roͤmer/ und in Africa die Getu-
lier wider den Koͤnig Juba einen Aufſtand. Jch
erkieſete ohn einiges Bedencken dem Koͤnige
Juba zu dienen/ und der vom Kaͤyſer ihm zur
Huͤlffe erkieſete Cornelius Coſſus bat mich ſelbſt
aus/ daß ich unter ihm die Waffen fuͤhren moͤch-
te. Dido/ welche bey ihr feſt beſchloſſen hatte/
aus Haſſe gegen dem Lucius nicht in Rom zu
bleiben/ und bereit an ihren Vater Juba um Er-
laubnuͤß nach Hauſe zu kehren geſchrieben hat-
te/ ward uͤber dieſer Entſchluͤſſung hoͤchſt er-
freuet/ und verſicherte mich/ daß ſie ſich nichts in
der Welt aufhalten laſſen wolte mich in Numi-
dien zu umarmen. Nach dreyen Tagen nahm
ich von Rom und der mich mit viel Thraͤnen ge-
ſegnenden Dido Abſchied/ wir wurden aber/ als
wir kaum das Lylibeiſche Gebuͤrge aus dem Ge-
ſichte gebracht/ mit einem heftigen Sturme be-
fallen/ etliche Schiffe auff denen Aegatiſchen
Steinklippen zerſchmettert/ ich ſelbſt ſtrandete
auf dem Eylande Terapſa/ wiewol biß auff fuͤnf
Perſonen alle Leute gerettet wurden. Deroge-
ſtalt kam ich wol zehn Tage laͤngſamer als Cor-
nelius Coſſus in Numidien an/ welcher mich be-
reit gantz fuͤr verlohren geſchaͤtzt hatte. Das uͤ-
brige Roͤmiſche Heer/ und darunterfuͤnf hundert
mir unter gebene Deutſchen und Gallier waren
[Spaltenumbruch] inzwiſchen in dem Olcachitiſchem Seebuſem an-
gelendet. Cornelius Coſſus und die oberſten
Befehlhaber/ darunter auch ich war/ reiſeten
hierauf nach Cirtha voran/ allwo wir in Abwe-
ſenheit des Koͤnigs Juba von der Koͤnigin Cleo-
patra wol bewillkommt wurden. Nach dreyer
Tage Ausruhung/ folgten wir dem nach Getu-
lien auff dem Fluſſe Pagyda eilenden Heere.
Welch Land aus keiner andern Urſache/ als aus
Andencken der alten Freyheit/ vom Juba abge-
fallen war/ und noch darzu die Lybier uͤber dem
Gebuͤrge Thambes und Mampſarus an ſich
gezogen hatten. Sintemal fuͤr Zeiten beyde
Voͤlcker keinem Geſetze noch Votmaͤßigkeit un-
terworffen waren. Wiewol nun Juba aus dem
unfruchtbaren Getulien wenig Einkuͤnften zoh;
ja ihnen die Beſetzung der Graͤntzfeſtungen/ und
er zu denen Wartegeldern/ welche er denen zu
ſeinen Kriegsdienſten beſtellten Getuliern jaͤhr-
lich reichte/ noch zubuͤſſen muſte; wolte er doch
ehe ſein euſerſtes dran ſetzen/ als einen Fußbreit
ſandichter Erde verlieren. Alſo vermindert
die Armuth eines Landes gar nicht die Begierde
zu herrſchen/ als welche ein Brut der Ehren/
nicht des Geitzes iſt. Unterwegens erfuhren
wir/ daß Juba mit ſeinem gantzen Heere in die
Flucht geſchlagen worden/ und er ſelbſt in der
Stadt Vegeſela belaͤgert waͤre. Dahero eilten
wir ſo viel mehr gegen den Feind; welcher aber
bey unſer ver nommener Ankunfft zuruͤcke gegen
Uciby und von dar zwiſchen das Gebuͤrge Au-
dus wich. Juba verſammlete zwar ſo denn ſei-
ne zerſtreuten Numidier groſſen Theils wieder
zuſammen; aber die fluͤchtigen Getulier/ welche
ohnediß auſer wenigen Feſtungen keine beſtaͤn-
dige Wohnungen hatten/ waren nicht gemeinet
gegen die Roͤmer ſtand zu halten/ ſondern uns
nur muͤde zu machen. Wie ſie denn auch uns
gantzer ſechs Monate derogeſtaltumtrieben und
abmatteten/ daß wir nicht laͤnger in Getulien
ſtehen konten/ ſondern uns in Numidien zuruͤck
ziehen muſten. Alleine der Feind lag uns Tag

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0528" n="474"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdtes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
mehrere Verzweiffelung gerathen mo&#x0364;chte. Jn-<lb/>
zwi&#x017F;chen ward es mit mir/ und weil Dido hier-<lb/>
von Nachricht kriegte/ mercklich be&#x017F;&#x017F;er; ja wir<lb/>
gene&#x017F;eten beyde eher als Lucius. Die&#x017F;emnach<lb/>
denn der Ka&#x0364;y&#x017F;er nicht fu&#x0364;r rath&#x017F;am hielt/ mich<lb/>
la&#x0364;nger in Rom zu la&#x017F;&#x017F;en; wormit er &#x017F;o wol mei-<lb/>
ner Sicherheit rathen/ als auch dem unba&#x0364;ndi-<lb/>
gen Lucius keinen Stein fernern An&#x017F;to&#x017F;&#x017F;es am<lb/>
Wege liegen la&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte. Weil nun mein<lb/>
Bruder Hertzog Herrmann in A&#x017F;ien &#x017F;ich &#x017F;o ver-<lb/>
dient machte; gleichwol aber er mich in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land ziehen zu la&#x017F;&#x017F;en Bedencken trug; &#x017F;tellte er<lb/>
mir frey/ wohin ich unter dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ge-<lb/>
biete mein Kriegs-Glu&#x0364;cke ver&#x017F;uchen wolte. Es<lb/>
machten dazumal gleich die Cantabrer in Hi&#x017F;pa-<lb/>
nien wider die Ro&#x0364;mer/ und in Africa die Getu-<lb/>
lier wider den Ko&#x0364;nig Juba einen Auf&#x017F;tand. Jch<lb/>
erkie&#x017F;ete ohn einiges Bedencken dem Ko&#x0364;nige<lb/>
Juba zu dienen/ und der vom Ka&#x0364;y&#x017F;er ihm zur<lb/>
Hu&#x0364;lffe erkie&#x017F;ete Cornelius Co&#x017F;&#x017F;us bat mich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
aus/ daß ich unter ihm die Waffen fu&#x0364;hren mo&#x0364;ch-<lb/>
te. Dido/ welche bey ihr fe&#x017F;t be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte/<lb/>
aus Ha&#x017F;&#x017F;e gegen dem Lucius nicht in Rom zu<lb/>
bleiben/ und bereit an ihren Vater Juba um Er-<lb/>
laubnu&#x0364;ß nach Hau&#x017F;e zu kehren ge&#x017F;chrieben hat-<lb/>
te/ ward u&#x0364;ber die&#x017F;er Ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung ho&#x0364;ch&#x017F;t er-<lb/>
freuet/ und ver&#x017F;icherte mich/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich nichts in<lb/>
der Welt aufhalten la&#x017F;&#x017F;en wolte mich in Numi-<lb/>
dien zu umarmen. Nach dreyen Tagen nahm<lb/>
ich von Rom und der mich mit viel Thra&#x0364;nen ge-<lb/>
&#x017F;egnenden Dido Ab&#x017F;chied/ wir wurden aber/ als<lb/>
wir kaum das Lylibei&#x017F;che Gebu&#x0364;rge aus dem Ge-<lb/>
&#x017F;ichte gebracht/ mit einem heftigen Sturme be-<lb/>
fallen/ etliche Schiffe auff denen Aegati&#x017F;chen<lb/>
Steinklippen zer&#x017F;chmettert/ ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;trandete<lb/>
auf dem Eylande Terap&#x017F;a/ wiewol biß auff fu&#x0364;nf<lb/>
Per&#x017F;onen alle Leute gerettet wurden. Deroge-<lb/>
&#x017F;talt kam ich wol zehn Tage la&#x0364;ng&#x017F;amer als Cor-<lb/>
nelius Co&#x017F;&#x017F;us in Numidien an/ welcher mich be-<lb/>
reit gantz fu&#x0364;r verlohren ge&#x017F;cha&#x0364;tzt hatte. Das u&#x0364;-<lb/>
brige Ro&#x0364;mi&#x017F;che Heer/ und darunterfu&#x0364;nf hundert<lb/>
mir unter gebene Deut&#x017F;chen und Gallier waren<lb/><cb/>
inzwi&#x017F;chen in dem Olcachiti&#x017F;chem Seebu&#x017F;em an-<lb/>
gelendet. Cornelius Co&#x017F;&#x017F;us und die ober&#x017F;ten<lb/>
Befehlhaber/ darunter auch ich war/ rei&#x017F;eten<lb/>
hierauf nach Cirtha voran/ allwo wir in Abwe-<lb/>
&#x017F;enheit des Ko&#x0364;nigs Juba von der Ko&#x0364;nigin Cleo-<lb/>
patra wol bewillkommt wurden. Nach dreyer<lb/>
Tage Ausruhung/ folgten wir dem nach Getu-<lb/>
lien auff dem Flu&#x017F;&#x017F;e Pagyda eilenden Heere.<lb/>
Welch Land aus keiner andern Ur&#x017F;ache/ als aus<lb/>
Andencken der alten Freyheit/ vom Juba abge-<lb/>
fallen war/ und noch darzu die Lybier u&#x0364;ber dem<lb/>
Gebu&#x0364;rge Thambes und Mamp&#x017F;arus an &#x017F;ich<lb/>
gezogen hatten. Sintemal fu&#x0364;r Zeiten beyde<lb/>
Vo&#x0364;lcker keinem Ge&#x017F;etze noch Votma&#x0364;ßigkeit un-<lb/>
terworffen waren. Wiewol nun Juba aus dem<lb/>
unfruchtbaren Getulien wenig Einku&#x0364;nften zoh;<lb/>
ja ihnen die Be&#x017F;etzung der Gra&#x0364;ntzfe&#x017F;tungen/ und<lb/>
er zu denen Wartegeldern/ welche er denen zu<lb/>
&#x017F;einen Kriegsdien&#x017F;ten be&#x017F;tellten Getuliern ja&#x0364;hr-<lb/>
lich reichte/ noch zubu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te; wolte er doch<lb/>
ehe &#x017F;ein eu&#x017F;er&#x017F;tes dran &#x017F;etzen/ als einen Fußbreit<lb/>
&#x017F;andichter Erde verlieren. Al&#x017F;o vermindert<lb/>
die Armuth eines Landes gar nicht die Begierde<lb/>
zu herr&#x017F;chen/ als welche ein Brut der Ehren/<lb/>
nicht des Geitzes i&#x017F;t. Unterwegens erfuhren<lb/>
wir/ daß Juba mit &#x017F;einem gantzen Heere in die<lb/>
Flucht ge&#x017F;chlagen worden/ und er &#x017F;elb&#x017F;t in der<lb/>
Stadt Vege&#x017F;ela bela&#x0364;gert wa&#x0364;re. Dahero eilten<lb/>
wir &#x017F;o viel mehr gegen den Feind; welcher aber<lb/>
bey un&#x017F;er ver nommener Ankunfft zuru&#x0364;cke gegen<lb/>
Uciby und von dar zwi&#x017F;chen das Gebu&#x0364;rge Au-<lb/>
dus wich. Juba ver&#x017F;ammlete zwar &#x017F;o denn &#x017F;ei-<lb/>
ne zer&#x017F;treuten Numidier gro&#x017F;&#x017F;en Theils wieder<lb/>
zu&#x017F;ammen; aber die flu&#x0364;chtigen Getulier/ welche<lb/>
ohnediß au&#x017F;er wenigen Fe&#x017F;tungen keine be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige Wohnungen hatten/ waren nicht gemeinet<lb/>
gegen die Ro&#x0364;mer &#x017F;tand zu halten/ &#x017F;ondern uns<lb/>
nur mu&#x0364;de zu machen. Wie &#x017F;ie denn auch uns<lb/>
gantzer &#x017F;echs Monate deroge&#x017F;taltumtrieben und<lb/>
abmatteten/ daß wir nicht la&#x0364;nger in Getulien<lb/>
&#x017F;tehen konten/ &#x017F;ondern uns in Numidien zuru&#x0364;ck<lb/>
ziehen mu&#x017F;ten. Alleine der Feind lag uns Tag<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0528] Vierdtes Buch mehrere Verzweiffelung gerathen moͤchte. Jn- zwiſchen ward es mit mir/ und weil Dido hier- von Nachricht kriegte/ mercklich beſſer; ja wir geneſeten beyde eher als Lucius. Dieſemnach denn der Kaͤyſer nicht fuͤr rathſam hielt/ mich laͤnger in Rom zu laſſen; wormit er ſo wol mei- ner Sicherheit rathen/ als auch dem unbaͤndi- gen Lucius keinen Stein fernern Anſtoſſes am Wege liegen laſſen moͤchte. Weil nun mein Bruder Hertzog Herrmann in Aſien ſich ſo ver- dient machte; gleichwol aber er mich in Deutſch- land ziehen zu laſſen Bedencken trug; ſtellte er mir frey/ wohin ich unter dem Roͤmiſchen Ge- biete mein Kriegs-Gluͤcke verſuchen wolte. Es machten dazumal gleich die Cantabrer in Hiſpa- nien wider die Roͤmer/ und in Africa die Getu- lier wider den Koͤnig Juba einen Aufſtand. Jch erkieſete ohn einiges Bedencken dem Koͤnige Juba zu dienen/ und der vom Kaͤyſer ihm zur Huͤlffe erkieſete Cornelius Coſſus bat mich ſelbſt aus/ daß ich unter ihm die Waffen fuͤhren moͤch- te. Dido/ welche bey ihr feſt beſchloſſen hatte/ aus Haſſe gegen dem Lucius nicht in Rom zu bleiben/ und bereit an ihren Vater Juba um Er- laubnuͤß nach Hauſe zu kehren geſchrieben hat- te/ ward uͤber dieſer Entſchluͤſſung hoͤchſt er- freuet/ und verſicherte mich/ daß ſie ſich nichts in der Welt aufhalten laſſen wolte mich in Numi- dien zu umarmen. Nach dreyen Tagen nahm ich von Rom und der mich mit viel Thraͤnen ge- ſegnenden Dido Abſchied/ wir wurden aber/ als wir kaum das Lylibeiſche Gebuͤrge aus dem Ge- ſichte gebracht/ mit einem heftigen Sturme be- fallen/ etliche Schiffe auff denen Aegatiſchen Steinklippen zerſchmettert/ ich ſelbſt ſtrandete auf dem Eylande Terapſa/ wiewol biß auff fuͤnf Perſonen alle Leute gerettet wurden. Deroge- ſtalt kam ich wol zehn Tage laͤngſamer als Cor- nelius Coſſus in Numidien an/ welcher mich be- reit gantz fuͤr verlohren geſchaͤtzt hatte. Das uͤ- brige Roͤmiſche Heer/ und darunterfuͤnf hundert mir unter gebene Deutſchen und Gallier waren inzwiſchen in dem Olcachitiſchem Seebuſem an- gelendet. Cornelius Coſſus und die oberſten Befehlhaber/ darunter auch ich war/ reiſeten hierauf nach Cirtha voran/ allwo wir in Abwe- ſenheit des Koͤnigs Juba von der Koͤnigin Cleo- patra wol bewillkommt wurden. Nach dreyer Tage Ausruhung/ folgten wir dem nach Getu- lien auff dem Fluſſe Pagyda eilenden Heere. Welch Land aus keiner andern Urſache/ als aus Andencken der alten Freyheit/ vom Juba abge- fallen war/ und noch darzu die Lybier uͤber dem Gebuͤrge Thambes und Mampſarus an ſich gezogen hatten. Sintemal fuͤr Zeiten beyde Voͤlcker keinem Geſetze noch Votmaͤßigkeit un- terworffen waren. Wiewol nun Juba aus dem unfruchtbaren Getulien wenig Einkuͤnften zoh; ja ihnen die Beſetzung der Graͤntzfeſtungen/ und er zu denen Wartegeldern/ welche er denen zu ſeinen Kriegsdienſten beſtellten Getuliern jaͤhr- lich reichte/ noch zubuͤſſen muſte; wolte er doch ehe ſein euſerſtes dran ſetzen/ als einen Fußbreit ſandichter Erde verlieren. Alſo vermindert die Armuth eines Landes gar nicht die Begierde zu herrſchen/ als welche ein Brut der Ehren/ nicht des Geitzes iſt. Unterwegens erfuhren wir/ daß Juba mit ſeinem gantzen Heere in die Flucht geſchlagen worden/ und er ſelbſt in der Stadt Vegeſela belaͤgert waͤre. Dahero eilten wir ſo viel mehr gegen den Feind; welcher aber bey unſer ver nommener Ankunfft zuruͤcke gegen Uciby und von dar zwiſchen das Gebuͤrge Au- dus wich. Juba verſammlete zwar ſo denn ſei- ne zerſtreuten Numidier groſſen Theils wieder zuſammen; aber die fluͤchtigen Getulier/ welche ohnediß auſer wenigen Feſtungen keine beſtaͤn- dige Wohnungen hatten/ waren nicht gemeinet gegen die Roͤmer ſtand zu halten/ ſondern uns nur muͤde zu machen. Wie ſie denn auch uns gantzer ſechs Monate derogeſtaltumtrieben und abmatteten/ daß wir nicht laͤnger in Getulien ſtehen konten/ ſondern uns in Numidien zuruͤck ziehen muſten. Alleine der Feind lag uns Tag und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/528
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/528>, abgerufen am 22.11.2024.